Original geschrieben von Cicatriz
milch ist das mit abstand dümmste beispiel, dass man wählen kann.
da durch die SUBVENTIONEN eine ÜBERPRODUKTION (hohes angebot - geringer preis, gesetz der marktwirtschaft) entsteht, die dazu führt, dass der preis fällt, milch ist nach diesen gesichtspunkten immer noch viel zu teuer, die quotenreglung sorgt dafür, dass nicht nach bedarf produziert wird, sondern nach quote, denn es wird alles subventioniert und abgenommen. dank der subventionen findet auch kein verdrängungswettbewerb statt, der dafür sorgen würde, dass der preis auf ein niveau steigt, bei dem sich die produktion evntl. auch ohne oder mit weniger subventionen lohnen würde.
es ist völlig egal, welchen markt man als beispiel nimmt. der milchmarkt ist hier in der eu etwas anders aufgebaut als andere märkte. das ändert aber an einigen grundlegenden dingen am deutschen lebensmittelmarkt nichts.
der großteil des lebensmittelhandels in deutschland wird nur von wenigen großen unternehmen gebildet. und das ist relativ "gefährlich"; wenn es wenige unternehmen gibt, die jeder für sich einen großen anteil des marktes ausmacht, dann besitzen diese unternehmen macht auf dem markt (sowohl in richtung lieferanten, als auch in richtung kunden).
da im lebensmitteleinzelhandel eine steigerung der umgesetzten menge an produkten nur bis zu einem gewissen grad möglich ist (wir können ja nur bis zu einem gewissen grad "mehr essen") entsteht ein erbitterter wettbewerb um die gegebenen anteile. die mittel im wettkampf um diese anteile wären innovation, qualität (und/oder auch andere unterschiede zwischen den produkten) und schlussendlich der preis. innovationen spielen hier in deutschland so gut wie keine rolle (bei dem "produkt" lebensmittel auch nicht weiter verwunderlich). die qualität hat durch die einstellung der deutschen (und dem qualitativen angleichen der sortimente) im vergleich zum preis kaum mehr bedeutung. schlussendlich bleibt noch der preis mit dem sich die lebensmittelketten von der konkurrenz abheben können, um ihren anteil am gesamtmarkt zu vergrößern.
das prinzip des discounts ist es, den verbrauchern einen "fairen" preis zu bieten. dh, dass die marge des discounters pro produkt gering ausfällt. durch diese "politik" fällt dem discounter zwar auf den ersten blick gewinn weg, aber durch den billigen preis setzt er einfach mehr produkte um (die ein andrer dafür nicht umsetzt!)und kommt so letztendlich doch zu seinem gewinn. da dieses prinzip in deutschland so gut funktioniert, weil der (billig-)preis so gut wie das einzige auswahlkriterium der deutschen beim lebensmitteleinkauf ist, bekommen die discounter einen immer größeren marktanteil. der rest der lebensmittelketten ist gezwungen auf den discount-zug aufzuspringen, um nicht weiter an marktanteilen einzubüßen.
so tobt ein erbitterter wettbewerb zwischen den handelsriesen. jeder will nunmal seine anteile/seinen umsatz behalten oder erweitern. das geht hier in deutschland, wie oben erklärt, fast ausschließlich über den preis. wenn sich also die discounter/ supermärkte alle beim einkauf an die aktuellen durch angebot und nachfrage entstandenen preise halten würden, würde ihnen das einzige mittel im wettbewerb um marktanteile (die ja essentiell für das funktionieren des discounts sind) abhanden kommen. die internen strukturen zu optimieren bringt bis zu einem gewissen punkt etwas; danach gibt es nur noch die möglichkeit, die produkte günstiger einzukaufen, als die konkurrenz. eigentlich wäre das produkt mehr wert und eigentlich bräuchten die einzelnen parteien in der erzeuger- und lieferkette mehr geld, um ihre kosten zu decken und selbst noch was davon zu haben. aber aldi kann es sich leisten, wenn ein lieferant mehr haben will, als aldi zahlen will, einmal woanders zu schlechteren konditionen einzukaufen (oder mal gar nicht einzukaufen). alleine durch die größe und den marktanteil des unternehmens. wohingegen die "vorgeschalteten" betriebe meistens eben nicht in der lage sind, mal eben auf den umsatz mit aldi zu verzichten. dann verkauft man die ware eben doch günstiger, bevor man ganz auf den umsatz verzichten muss. daran sieht man, wie die discounter ihre marktmacht nutzen.
der lebensmittelhandel gehört zum markt und bestimmt diesen mit. dadurch, dass sich der wettbewerb nur noch auf den preis konzentriert, und sich der markt nur unter wenigen großen unternehmen aufteilt, spielen die handelsketten eben auch eine große rolle bei der bildung des "marktpreises".
die discounter spielen nicht nur vermittler zwischen anbieter und nachfrager und halten sich nicht nur an den preis, der durch angebot und nachfrage zustande kommt. jedes unternehmen muss sehen wo es bleibt (und ein zuwachs an marktanteilen ist für die discount-politik nunmal nötig). und da die discounter nur den preis als wettbewerbsmittel haben, versuchen sie ihn logischerweise auch zu beeinflussen. durch ihre größe und ihre großen anteile am gesamtmarkt, haben sie die möglichkeit, druck auf die vorgeschalteten parteien auszuüben.
es ist also in der argumentation irrelevant, durch welche anderen faktoren ein marktpreis gebildet wird (ob subventionen, oder nicht; ob quotenregelung, oder nicht). die discounter spielen ihre marktmacht aus, um sich an der preisbildung zu beteiligen. sind also sehr wohl mitverantwortlich für die situation auf dem milchmarkt.
Original geschrieben von Cicatriz
du bist nicht nur weltfremd und naiv, nein du hast scheinbar auch keien plan, warum du dir deine bio produkte überhaupt leisten kannst (stichwort subventionen für bio bauern), ..
zum stichwort subventionen für bio bauern: bio wird subventioniert. zb damit bis dato konventionell anbauende betriebe die umstellungszeit überstehen können und weil die bio-produktion, da noch in den kinderschuhen steckend, produkte noch nicht annähernd zu preisen anbieten kann, wie es der "billig"-verwöhnte deutsche bereit wäre zu zahlen. solange die "billig"-mentalität weiter geht, solang wird auch bio subventioniert werden müssen. weil ohne subventionen die preisdifferenzen zwischen discountware und bioprodukten so extrem wären, dass selbst eigentlich bio-befürwortende menschen sich dazu veranlasst sehen würden, das wesentlich günstigere zu kaufen. aber was ist schlecht daran, mit subventionen "zukunftsweisende" prinzipien zu unterstützen, bis diese von alleine laufen? dafür sollten subventionen doch eigentlich da sein.