wer sehen will wie Merkel mit hoffnungslosen Naivlingen (Ukraine kann den Krieg gewinnen, ja ne ist klar...) den Boden aufwischt, sollte sich Lanz anschauen. Lohnenswert.
Zu Gast: Politiker Kevin Kühnert, Journalist Robin Alexander, Rechtsphilosoph Reinhard Merkel und Politologin Jana Puglierin
www.zdf.de
Man sieht richtig wie er einfach nur denkt, wann begreifen die es endlich. Wahrscheinlich erst nach Jahren.
Sein Mindest scheint mir quasi eins zu eins dem Juli Zehs zu entsprechen, wie man hier nachlesen kann:
Die Schriftstellerin Juli Zeh hat den offenen Brief unterzeichnet, der Olaf Scholz auffordert, keine schweren Waffen in die Ukraine zu liefern. Hier erklärt sie, warum.
www.zeit.de
Ich gebe mich aufrichtige Mühe diese Leute zu verstehen. Aber ich kann da beim besten Wellen keine realistische Haltung erkennen.
Mein erstes Problem ist mal, dass diese Leute sich sehr sicher zu sein scheinen, dass sie die militärisch-strategischen Outcomes dieses Krieges gut schätzen können. Welche Kompetenz haben sie dazu? Da wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Ukraine diesen Krieg wirklich gewinnt und Russland am Ende am Boden liegt, einfach mal mit null angesetzt, weil die eigene Haltung darauf aufbaut. Auf welcher Grundlage passiert das?
Unzweifelhaft ist, dass das noch sehr viele Opfer und Zerstörung mit sich bringen würde, aber über den Preis des Sieges zu diskutieren ist etwas anderes als den Preis eines Patts.
Mir jedenfalls ist überhaupt nicht klar, dass dieser Krieg zwingend auf ein strategisches Patt hinausläuft.
Mein größtes Problem ist allerdings das Verständnis dessen, was machbar bzw. realistisch ist. Zeh bspw. sagt: Dass die Ukraine gewinnt, ist nicht machbar, darum bitte Waffenstillstand. Wie in aller Welt man einen Waffenstillstand machen soll, bleibt aber ihr Geheimnis.
Herr Merkel ist sich (genau wie Precht, btw) vollkommen sicher, dass es in der besetzten Teilukraine niemals zu Verhältnissen wie in Tschetschenien kommen könnte, weil das "völlig irrational" sei. Da sind wir wieder beim Doppeldenk: Mutually assured destruction ist eine Irrationalität, die man Putin jederzeit gerne zugesteht, aber das ukrainische Volk als Strafe für die erlittene Schmach bluten zu lassen, das geht zu weit. Logik?
Auf die Spitze treibt Merkel es dann mit dem rosigen Ausblick, die russischen Besatzungstruppen könnten/würden doch nach einem Waffenstillstand nicht weiter die Zivilbevölkerung drangsalieren oder sogar vergewaltigen, weil der doch durch internationale Kontrolle und internationale Truppen abgesichert wäre - sorry, aber einen Sieg der Ukraine für unrealistisch halten, aber einen Waffenstillstand, bei dem internationale Truppen im russisch besetzten Teil der Ukraine für Ruhe und Ordnung sorgen für realistisch? Wtf?
Putins erste Amtshandlung bei halbwegs stabilem Frontverlauf wird es sein, die besetzten Gebiete Russland einzuverleiben - angeblich wird er das demnächst ohnehin versuchen. Durch wechen Zauber wollen Frau Zeh und Herr Merkel ihn denn bitte dazu bringen, dort eine effektive internationale Kontrolle zu akzeptieren?
Ich halte im Übrigen auch Herrn Merkels Auffassung für einigermaßen waghalsig, dass Putin und seine Schergen doch längst begriffen hätten, was passiert. So als seien die längst zu großen Zugeständnissen bereit und würden quasi nur noch weiterkämpfen, um ihr Gesicht zu wahren. Das ist einfach ein Zwitter aus einerseits Putin völligen Wahnsinn zutrauen (Nukes, weil der Westen Waffen liefert) und andererseits weitgehende Rationalität und Objektivität bei der Beurteilung der strategischen Lage.
Wenn Putin diesen Krieg beenden will, weil er einsieht, dass er ihn eigentlich schon verloren hat, dann kann er ihn sofort beenden. Macht er aber nicht, also scheint am Merkelschen Narrativ irgendwas ziemlich im Argen zu liegen.
Die deutlich realistischere Auffassung, die afaik von vielen Experten vertreten wird, scheint mir da doch zu sein, dass Putin sich erst dann überhaupt auf Kompromisse einlassen wird, wenn er absolut sicher ist, anders nichts mehr zu erreichen oder sogar etwas zu verlieren. Wenn bspw. die Ukraine es nicht nur schafft die russische Offensive erfolgreich abzuwehren, sondern sogar langsam, aber stetig auf eine militärische Überlegenheit zusteuert und den Russen Gebiete abtrotzt. Wenn Putin berechtigte Angst hat, nicht nur sämtliche Eroberungen in der Ukraine, sondern auch die Kontrolle über sein ausblutendes Land zu verlieren, dann halte ich für realistisch, dass er zu echten Kompromissen bereit wäre. Aber doch nicht, wenn der Westen jetzt mal schön aufhört schwere Waffen zu liefern und sich ganz doll wünscht, dass bitte endlich die Waffen schweigen.
Unterm Strich halte ich es einfach für völlig naiv, dass man Verhandlungen näher kommt, indem man die Ukraine schwächt - und ein Verzicht auf effektive Bewaffnung wäre eine massive Schwächung. Denn zum verhandeln gehören immer zwei und Putin wird sich nicht aus Großherzigkeit mit an den Tisch setzen.