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Und dude, ich hab ne ganze Vorlesung zu Sensorik in Fahrzeugsystemen gehört, du musst mir nicht erklären was da verbaut ist. Letztlich wollte ich das Argument nicht genauer ausführen, mit Satelliten hat das allerdings erstmal weniger zu tun, da hast du Recht. Warum du in deinem autonomen Fahrzeug nicht unsichtbar fahren kannst liegt an ein paar Punkten:
1. Wie Tür sagt, ich sehe kein massives pushen von autonomem Fahren, wenn die Fahrzeuge nicht auch untereinander kommunizieren. All diese Sensorik ist toll, hat aber alles in Spezialfällen extreme Schwächen. Die Lidars haben momentan afaik eine Reichweite von 200m, Kameras sind abhängig von Markierungs- und Witterungsverhältnissen. Wir brauchen extremst ausfallsichere Systeme und das lässt sich nur durch grundsätzliche Prinzipien bearbeiten. Das ganze hat sogar schon Namen, nennt sich: CartoX, XtoCar oder CartoCar. Wir sitzen in nem Entwicklungsprojekt mit Volvo und BMW zum Thema CarToX. Da geht es darum, was autonome Fahrzeuge an die Infrastruktur an Informationen abstrahlen können, die anschließend an andere Verkehrsteilnehmer weitergegeben werden.
2. Was passiert bei Unfällen? Was passiert, wenn die Person im Fahrzeug einfach geschlafen hat? Es wird eine entsprechende Technik geben müssen, die das Verkehrsgeschehen monitort - wahrscheinlich sowohl auf der Infrastruktur als auch im Fahrzeug selber.
3. Ich kann natürlich nicht in die Zukunft gucken aber ich persönlich sehe keine Welt wo alle autonom fahren und das ganze nicht genauestens überwacht wird? Ich habe eher das Gefühl, du weißt zwar wie diese Sensorik funktioniert, hast aber noch nicht viel praktisch damit gearbeitet.
Ich habe in meinem Studium (E-Technik mit Fachrichtung Automatisierungstechnik) ebenfalls 2 Semester Sensorik gehört und glaube daher mich mit den Grundzügen der Sensorik durchaus aus zu kennen. Wir haben im Praktikum zur Sensorik ebenfalls einen Radarsensor (glaube von Fa. Hella damals, ist halt 11-12 Jahre her) gehabt, der damals schon mehrere Objekte erfassen konnte etc. Aber ansonsten hatte ich "nur" allgemein die Sensorik. Da sich die Physik die hinter der Sensorik steht nicht ändert gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass wir beide wohl wissen über was wir reden. Auch wenn ich nicht speziell mit Fahrzeugsensorik zu tun habe - mit Sensoren allgemein habe ich quasi täglich zu tun, da wir halt verschiedene Sensoren in unseren Anlagen nutzen. Und da geht es ja nicht nur um das Signal an sich sondern vor allem auch darum, wie das Signal übertragen wird (Analog 4-20mA oder über einen Bus (und wenn dieses - über welchen Bus) etc.) Wie wird das Signal eingelesen (bei unseren Anlagen meist analoge Eingangskarten der SPS)? Welche Durchlaufzeiten ergeben sich dadurch? Wie schnell können Änderungen erkannt werden?
Alle diese Probleme wird es bei der Fahrzeugtechnik ebenfalls mehr oder weniger geben. Falls nicht lasse ich mich gerne eines besseren belehren.
Ich denke dass wir scheinbar etwas aneinander vorbei geredet haben, daher sollten wir vielleicht 2-3 Punkte klären:
- Im Moment werden die Fortschritte so wie ich dass verstanden habe ja eher in der Software gemacht - in der Vernetzung der einzelnen Sensoren, Videokameras etc. zu einem Gesamtbild. Siehst Du das auch so?
- Ein Teil dieses Gesamtbildes siehst Du neben der Fahrzeugsensorik auch bei "externer" Sensorik, sprich Infrastruktur + andere Fahrzeuge die Daten übermitteln. Richtig so?
Was ich oben ausdrücken wollte war, dass ein selbstständig fahrendes Auto auch ohne diese Infrastruktur in der Lage ist, autonom (= ohne Fahrer) zu fahren. Ich denke das ergibt sich schon aus 2 Punkten:
1. Autos fahren ja nicht nur da, wo Infrastruktur existiert, sondern auch mal im Sauerland (oder fränkische Schweiz, oder oder oder) auf schmalen Straßen durch Hügel, Serpentienen, Täler... Da gibt es schlichtweg nichts, keine anderen Autos 10 Minuten vor oder hinter einem und sicher in den nächsten 20-30 Jahren keine flächendeckende Infrastruktur die Daten aufnehmen / weitergeben könnte.
2. Gerade in der Anfangszeit wird es noch nicht so viele selbstfahrende bzw. intelligent kommunizierende Autos geben und Abseits der Autobahn auch keine Infrastruktur dafür.
Ich glaube dass diese Daten von außen als Teil des oben beschriebenen Gesamtbildes durchaus nützlich sein können - aber sie werden nicht notwendig sein um selbstfahrende Autos zu bekommen.
Und mit dieser Prämisse muss auch nicht zwangsläufig jedes Auto durchgehend Daten abstrahlen oder monitoren + regelmäßig weitergeben (!) wo er wann mir welcher Geschwindigkeit her fährt.
Bestimmt wird es irgendwann eine Art Black-Box geben, aus der man dann Daten nehmen kann wenn es zu einem Unfall kommt. Ich sehe nicht, dass das von einer Infrastruktur übernommen werden könnte - da ist es doch viel effektiver (und gleichzeitig dem Datenschutz + dem "nicht ständig Überwacht werden" zuträglicher) wenn jedes Auto das übernimmt und die Daten im Schadensfall ausgelesen werden können.
Infrastruktur kann man im Laufe der Zeit auf Autobahnen alle xx km installieren und die können von dort aus dann auch Daten empfangen / verteilen, also ich denke da gerade an sowas wie Verkehrsfluss, Geschwindigkeit, Warnmeldungen anderer Fahrzeuge (Glatteis, Nebel), priorisiert Alarmmeldungen anderer Fahrzeuge (Unfälle, Stau). Wenn Du noch mehr Punkte hast - gerne hier anfügen, ist ja ein interessantes Thema.
Zuletzt noch eine Frage: Du sagst Ihr sitzt mit Volvo und BMW in einem Entwicklungsprojekt für Car_to_X. Gibt es da schon einheitliche Kommunikationsprotokolle die zwischen allen Fahrzeugherstellern (also neben Volvo und BMW z.B. VW, Toyota, GM, Mercedes...) abgestimmt sind, oder kocht dort jeder sein eigenes Süppchen? Wenn letzteres wird der Aufbau einer für alle Fahrzeuge funktionierenden Infrastruktur doch noch Jahrzehnte dauern, oder?