@tic0r -- ja, ich finde es auch sehr bedauernswert, dass die Standards an Integrität aufgeweicht werden bzw dann bei "beliebten" Politikern nicht konsequent angewendet werden (sei es durch Gesellschaft, Poltik oder Medien).
Aber ich kann doch nicht mit einem Übel ein anderes rechtfertigen?
Wenn ein Teil der Integritäts-Übel verfolgt wird, so finde ich das immer noch besser, als wenn man bei allem wegschaut.
Und auch für eine Änderung (bspw, dass auch Olafs Verfehlungen mehr im Rampenlicht stünden) ist es gut, wenn in einem anderen Bereich die Standards höher sind. Sonst kommt doch gleich da der nächste mit dem umgekehrten Argument "bei Olaf nichtmal nachweisbar. Und die Giffey habt ihr trotz nachgewiesenem Plagiierens ja auch gelassen!"
Infantil ist das Essenzialisieren (wer in einem völlig anderen Kontext "betrügt" ist ein "Betrüger"). Infantil ist die totale Überschätzung von Formalismus* in einer sowieso schon butterweichen Wissenschaft (wobei du es ja sogar aufs ABITUR ausweiten willst).
Häh? Wo habe ich mich auf den Formalismus in der Wissenschaft bezogen?
Mir wäre es relativ egal, wenn jemand schlampig mal die Fußnote vergisst.
Wenn aber Copy & Paste so konsequent gemacht wird, dass man aus Faulheit und Inkompetenz die geistige Leistung gezielt anderer als eigene Leistung ausgibt, um davon handfeste Vorteile zu haben, so finde ich das nicht ausreichend integer für ein hohes politisches Amt.
Und auch beim Abitur legst du mir wieder Worte in den Mund.
Ich habe explizit gesagt, dass ich
bei Giffey, also einer erwisenen Plagiatorin, auch gern sehen würde, wenn jemand in die Abi-Arbeiten schaut.
Nicht, weil mir generell die Standards von Abi-Arbeiten wichtig wäre -- sondern, weil es helfen würde, den bestehenden Eindruck der gewohnheitsmäßigen Betrügerin zu bestätigen. Das Muster würde auch bestätigt wenn sie zB als 16-jährige regelmäßig Ladendiebstahl begangen hätte etc.pp.
Man sieht ja, dass selbst intelligente Leute wie du selbst beim Maß der bereits bekannten Verfehlungen immer noch Giffey verteidigen bzw ihren Verbleib in der Politik verteidiigen.
Und EXTREM infantil finde ich den Gedanken, dass "Integrität" ein entscheidender Faktor in der Politik ist und durch die persönliche Integrität der Akteure zustande kommt und nicht durch die institutionellen Strukturen, in denen sie agieren müssen.
Wow.
Du meinst also ernsthaft, dass die Integrität eines Gesamtsystems nur von den Institutionen abhängt, und nicht von den Individuen?
Erinnert mich an die naive Vorstellung, dass bspw. das niedrige Maß an Gewaltkriminalität in Deutschland v.a. an Polizei & Justiz liege -- nicht aber an der anderen Verhaltensweise, die letztlich auf Erziehung und Vorbild durch Eltern, Kindergarten, Schule, Peers etc. beruht.
mMn ist evident, dass sowohl die Compliance / Integrität der Individuen, als auch die der Institutionen, wesentlich ist, dass eine Gesellschaft dann insgesamt (vergliechsweise mit anderen Gesellschaften) fair, gerecht, wenig korrupt, sicher ist.
Im Übrigen halte ich "wehret den Anfängen" für ein Argument, das regelmäßig nur aufgemacht wird, wenn man auf seinem eigenen Steckenpferd rumreiten will, ohne inhaltlich echte Gründe vorbringen zu können.
Totale Überraschung, dass sich Menschen mehr mit den ihnen wichtigen Themen ("Steckenpferde") beschäftigen & dazu äußern, als mit anderen Themen.
Totale Überraschung daher auch, dass Konzepte wie "Wehret den Anfängen" daher zu hören sind, wenn den Leuten ein Thema wichtig ist.
Deine Replik hier ist in etwa auf dem Niveau von "Nur weil dir Klimawandel so wichtig ist, möchtest du da jetzt wieder Gesetze und Regeln einführen" -- einfach unsachliche Ablenkung.
Ja, ich halte "Wehret den Anfängen" bei Themen, die auch mit Vorbildfunktion und sich positiv/negativ verstärkenden Netzwerkeffekten zu tun haben, für einen sinnvollen Gedankengang.
Ja, mir ist die Integrität der Politik wichtig.
Bleibt dir alles unbenommen. Aber ich gehe mal davon aus, dass du, weil du denkst sie sei nicht zurückgetreten, willst dass sie auch nicht mehr Spitzenkandidatin der SPD bleibt. Dafür habe ich aber noch keinen vernünftigen Grund gehört, der sich verallgemeinern ließe, schließlich können andere Wähler ja andere Ansichten bzgl. Integrität haben als du (geht mir bspw. so).
Es gibt auch viele Russen, die möchten, dass Putin bleibt.
Die pure Existenz von unterschiedlichen Standards zur Integrität von Politikern ist also kein Argument, mich nicht für meine Standards argumentativ einzusetzen.
Totales Nicht-Argument.
Wenn dir das was du unter "Integrität" verstehst so wichtig ist, stünde es dir (wärst du Berliner) ja frei, die SPD wegen ihrer Spitzenkandidatin nicht zu wählen.
Noch so ein geiles Argument.
Dann lass uns doch alle Debatten über die Qualifikation und Geeignetheit von Politikern einstellen.
Denn der Wähler kann ja immer an der Urne entscheiden!
Ich habe übrigens nirgendwo gefordert, dass sie juristisch an ihrer Kandidatur gehindert werden müsste.
Sondern nur geäußert, dass (a) ich sie untragbar finden und (b) ich es gut finde, wenn mehr über ihre Verfehlungen berichtet wird, eben damit der Druck der Wähler (inkl. der Wähler bei der Nominierung innerhab der SPD) die Informationen haben.
Du bist hingegen derjenige, der sich scheinbar dafür einsetzt, dass da gar nicht berichtet und nachgeforscht wird, damit die Wähler diese Information nicht zur Verfügung haben -- weil das ja laut Dr. Dr. G. nicht relevant ist, und der Wähler daher vor solch irrelevanten Informatioinen geschützt werden muss?
Mit dem gleichen Recht, mit dem dir "Betrug" im akademischen Betrieb als Integritätstest für so wichtig erscheint, könnte jemand anders kommen und sagen, dass er oder sie denselben Maßstab stattdessen im privaten Bereich anlegt. Und voila: Schon ist jeder, der seinen Partner betrügt, ebenfalls ein "Betrüger" und für den politischen Betrieb nicht mehr qualifiziert, weil nicht "integer"*.
Kann ich zu einem gewissen Grade nachvollziehen.
Auch Betrug des Ehepartners kann ein Indikator für die generelle Integrität sein.
Indikator heißt übrigens nicht, dass JEDER Plagiator und JEDER Fremdgänger in anderen Bereichen nicht integer sein müsste.
Sondern, dass gerade in Ermangelung vollständiger Informationen (man kann den Leuten nicht in den Kopf schauen, und auch nicht in die Zukunft), man eben auf solchen Indikatoren seine Meinung über eine Person bilden muss.
Das trifft dann Leute, um die es nicht schade ist (Horst Seehofer bspw.) genau wie Leute, die ansonsten für ihre "Integrität" hochgeschätzt wurden (Willy Brandt, Helmut Schmidt).
Dabei lässt sich das Dilemma eigentlich ganz leicht auflösen: Man lässt die Bürger entscheiden, ob ihnen das so wichtig ist. Wenn Giffeys Werte hart einbrechen würden, weil die Wähler die Plagiate scheiße finden, dann würde die SPD sie schon austauschen. Offensichtlich erwarten sie das nicht, insofern sehe ich dafür auch keine Notwendigkeit.
Du kämpfst da weiter gegen Windmühlen.
Nochmal: Nirgendwo habe ich gefordert, dass Giffey erschossen werden oder ihr passives Wahlrecht entzogen werden muss.
Ich wünsche mir lediglch, dass diese Verfehlungen aufgedeckt und medial gecovert werden, damit die Wähler diese Informationen haben, während sie ihre Entscheidung treffen.
Und in meinem bescheidenen Rahmen argumentiere ich privat oder hier im Forum mit Reichweite n=10 (oder so), dass der Wähler u.a. aufgrund dieser Informationen sich gegen Giffey entscheiden sollte.