Why Nations Fail: The Origins of Power, Prosperity, and Poverty (2012)
von Daron Acemoglu und James Robinson.
Wie der Titel vermuten lässt, behandeln die Autoren die Frage, warum einige "erfolgreiche" Staaten langfristiges Wirtschaftswachstum, Rechtssicherheit und allgemeine Stabilität aufweisen und warum andere Staaten immer wieder durch verschiedene oder immergleiche Krisen ins Chaos gezogen werden.
In diesem Buch werden die Institutionen, die im Laufe der jüngeren und auch älteren Geschichte gewachsen sind, als Hauptgrund für Erfolg oder Scheitern identifiziert. Anhand einer Vielzahl spannender geschichtlicher Beispiele. Sehr interessant fand ich die (Erfolgs-)Geschichte Botswanas, wo sich die Führer einiger Vöker im 19. Jahrhundert direkt dem British Empire unterwarfen und nicht den ausbeutenden Institutionen von Cecil Rhodes und Konsorten ausgesetzt waren. Dadurch und durch die glückliche Machtübergabe ohne kleptokratische Führer nach dem Ende des Kolonialismus konnte sich Botswana Dank der Diamantenvorkommen wirtschaftlich super entwickeln, obwohl es dort 1966 nur vier Schulen und ein paar Kilometer geteerte Straßen besaß. In Sierra Leone hingegen haben schlechte Institutionen dafür gesorgt, dass der Reichtum durch Diamanten äußerst ungleich verteilt wurde und in Unterdrückung und Gewalt resultierte.
Wem derartige geschichtliche Fallbeispiele gefallen, der wird mit diesem Buch seine Freude haben. Ich persönlich empfinde die vorgestellten Theorien recht plausibel und anschaulich erklärt, wobei es eben meist Fallbeispiele bleiben. Manchmal wirkt es ein wenig repetitiv, da die Institutionen nicht immer scharf zu trennen sind, aber insgesamt ein informatives Buch.
Danke an den Oberlurker für diesen Tipp.
Guns, Germs And Steel: The Fates of Human Societies (1997)
von Jared Diamond.
Jared Diamond ist Umwelthistoriker, Biologe und Anthropologe, der der Frage nachgeht, warum einige Regionen der Welt dazu in der Lage waren in den letzten paar Jahrhudnerten die Welt zu beherrschen, während andere beherrscht wurden. Im Gegensatz zu Acemoglu und Robinson (Why Nations Fail) geht es dabei eher nicht um kontemporäre Unterschiede, sondern um die historische Betrachtungsweise. Obwohl Institutionen keinesfalls ignoriert werden, betrachtet er die Entwicklung der Menschheitsgeschichte eher aus einer geodeterministischen Perspektive.
Als Erklärungen für völlig unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten bis ~1500 werden dabei geographische Unterschiede herangezogen. Die Umwelt prägt also nicht nur den Menschen, sondern auch seine technologische und soziale Entwicklung. Ein paar Beispiele:
- Kulturpflanzen (und in geringerem Maße auch Nutztiere) breiteten sich in Ost-West-Richtung wesentlich schneller aus, als in Nord-Süd-Richtung, in der sich die Klimazonen viel stärker voneinander unterscheiden.
- Eurasien hatte einfach viel mehr geile Nutztiere zum Domestizieren als Amerika, Subsahara-Afrika und Australien.
- Nutztiere sind der Ursprung vieler tödlicher Krankheiten und Leute in Erasien waren diesen länger ausgesetzt, sodass sie zu Beginn der Globalisierungswelle von 1492 weitaus bessere Resistenzen dagegen hatten. Ein großer Vorteil in der Eroberung Amerikas.
Diamond arbeitet dabei mit den Ergebnissen vieler Disziplinen wie z.B. der Biologie, Archäologie und Linguistik mit einer Vielzahl anschaulicher Beispiele von Polynesien über die Bantu-Expansion, die frühe (kulturelle) chinesische Einigung, umzähmbare Tierarten, die Ausbreitung der Schrift und viele mehr. Ein ziemlich monumentales Werk, das jeder White Supremacist einmal gelesen haben sollte.
Ich weiß, dass Jared Diamond die Thesen und mangelnden Belege aus Why Nations Fail kritisiert hat, aber ich denke, dass die Erklärungsversuche beider Bücher zusammen ein recht gutes Bild ergeben, warum verschiedene Regionen, Kulturen und Länder derartige Entwicklungsunterschiede aufweisen. Germs, Guns, and Steel ist im Vergleich aber das stärkere Buch.
Leviathan (2012)
von Paul Auster.
Ich habe seit Moon Palace vor über 10 Jahren keinen Roman mehr von Auster gelesen, aber vom Lesegefühl ähneln sich die Bücher sehr. Es geht wieder einmal um New York, das Scheitern und um (verlorene) Liebe. Das Buch startet wirklich richtig stark und hatte mich sofort gefesselt. Alles rund ums Scheitern hat mich aufgeregt, da ich den Protagonisten (nicht den Erzähler) absolut nicht nachvollziehen konnte. Dann nimmt das Buch eine krasse Wendung un eine völlig unerwartete Richtung und hat mich wieder in seinen Bann gezogen, auch wenn mich der Protagonist noch immer fertig machte.
Habe es als Hörbuch gehört und bin begeistert vom (engischen) Sprecher. Trotz des Mittelteils empfehlenswert.
Der abenteuerliche Simplicissimus (1668)
von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Zum Teil autobiografische Narrengeschichte aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Dabei schwankt die Qualität von Kapitel zu Kapitel enorm. Manchmal wird nur irgendein pseudohistorischer Scheiß gelabert, manchmal die Zustände im Reich kritisiert, manchmal ist der Humor echtgroßartig, manchmal geht es nur darum, dass seine Fürze widerlich stinken.
Ich stecke noch mittendrin, weil das Lesen der ellenlangen Sätze besonders in langweiligen Kapiteln echt zäh ist. Die Sprache ist dennoch super. Sowohl veraltete Worte deutschen Ursprungs, als auch sehr viele Lehnworte aus dem Französischen bzw. Latein erfreuen mich. Mehr Gallizismen braucht das Land!