Original geschrieben von [LoT]eNiAC
Er hat leider schon etwas mehr gemacht...
Wer mit Sprüchen ala "Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten verhindern" an niedere ausländerfeindliche Instinkte appeliert und damit ernsthaft versucht Wahlkampf zu betreiben, der schießt viel zu weit übers Ziel hinaus und gehört eindeutig abgestraft.
Ist ja mal wieder typisch... In jedem anderen Land hätte man sowas wahrscheinlich ignoriert, weil es nicht zu negativer Presse führt und heimlich als gewieften Schachzug empfunden.
Aber ne, weil wir in Deutschland sind, wird dabei eine Grenze übertreten.
Wie schon gesagt, ich finde es schicklich, so etwas zu kritisieren und bin selbst der Meinung, dass Koch eine solche Rhetorik nicht nötig gehabt hätte, aber man sollte sich auch mal ein bisschen überlegen, ob man nicht etwas "übers Ziel hinaus schießt", wenn man eine Wahl, bei der es um weit mehr als symbolische Gesten im Walhkampf geht, aufgrund einer solchen - und tut mir leid, aber das ist es letztendlich: Lappalie zur Gewissensentscheidung stilisiert.
Es ist ja eine Sache, solch ein Verhalten zu sanktionieren, das heißt öffentlich anzuprangern und meinetwegen auch an der Wahlurne abzustrafen.
Aber dass gerade die SPD es sich nicht nehmen lässt, nun großmäulig etwas von gesellschaftlicher Spaltung zu skandieren, entbehrt nicht einer Portion Zynismus'.
Welche Partei ist denn in den letzten Jahren im Dienste von Populismus und Stimmenfang immer weiter nach links gerückt und lässt, ob in Wahlkämpfen oder außerhalb, keine Gelegenheit aus, mit Klassenkampfrhetorik, Sonderbesteuerungsvorschlägen und wenn es Not tut, auch mal ganz gerne durch Vergleiche mit parasitären Lebensformen einen Keil durch die Mitte der Gesellschaft zu treiben?
Im Gegensatz zu Kochs bescheidenen Ansätzen überdauert diese Kampagne nämlich die Jahre, ist absolut mehrheitsfähig und dazu geeignet, real die Substanz unserer Gesellschaft und unseres Staates abzutragen, wenn man ihr nicht Einhalt gebietet.
Zu solch einer Leistung ist Koch mit seinen gelegentlichen Wahlkampfentgleisungen auf Landesebene nicht mal fähig...
Und noch ein, zwei Töne zu dem von dir so gelobten
Kommentar:
Mit seiner Forderung, auch schon Kinder unter 14 Jahren in den Knast zu stecken, ging er zu weit, keine Frage.
Was Koch in der Bams sagte:
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es eine sehr aggressive Kriminalität einer sehr kleinen Gruppe von Menschen unter 14 Jahren gibt. [...] In Ausnahmefällen könnten Elemente des Jugendstrafrechts für diese Zielgruppe eingesetzt werden.
Man kann es natürlich auch mal eben auf den Nenner bringen, dass Koch jetzt schon Kinder in den Knast stecken will. Alles im Dienste der Wahrheit - oder vielleicht doch des Wahlkampfs?
Was den Vorwurf des einseitigen Einschießens auf ausländische kriminelle Jugendliche angeht, eine kleine Anekdote in puncto moralische Glaubwürdigkeit nicht nur eines berüchtigten Ex-Kanzlers der SPD:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,527449,00.html
Dass das nicht falsch rüberkommt: Ich will Koch hier keine weiße Weste verpassen.
Aber ein bisschen auf dem Boden bleiben und feststellen, dass ganz besonders im Wahlkampf nicht immer alles gold ist, was glänzt, und die meisten Dinge dann doch schneller in Vergessenheit geraten, als man denkt, wenn sie nicht noch künstlich aufgebauscht werden, würde sicher vielen guttun.