Du musst aber über Ethik sprechen. Sobald du nämlich einen Staat hast, der ein Gewaltmonopol ausübt, stellt sich die Frage, wie er das tun soll. Da kommst du um wertende Prämisse, um Ideale nicht herum.
Andernfalls wäre der Staat nichts weiter als das Instrument einer Gruppe (der politischen Macht-Mehrheit), unrechtmäßige Gewalt über andere auszuüben.
Ich stimme dir völlig darin zu, dass Freiheit ohne reale Macht, die sie stützt (staatliches Gewaltmonopol), nicht
real existiert.
Aus der Forderung nach Freiheit folgt auch Enteignung, Mord und Verträge zu brechen.
Dennoch ist das ein krasser Fehlschluss.
Es geht nicht um reale Freiheit, um das, was ich tun
kann. Es geht um das, was mir die Rechtsordnung gewähren sollte, was ich vom Standpunkt der
Gerechtigkeit aus tun
darf.
Der Staat ist doch ein Konstrukt, ein Instrument, um bestimmte Ideale umzusetzen. Real gesehen, ist der Staat nichts als ein übermächtiges Monopolunternehmen.
Wenn wir so einen Staat haben mit der unbeschränkten Möglichkeit, die Freiheit des Einzelnen einzuschränken, fragen wir uns, wo dessen Grenzen sein
sollten. Wo sie sind, ist davon zunächst unabhängig. (Im Sinne einer Realpolitik wird es später sehr zweckmäßig, auf die Realität in hohem Maße Rücksicht zu nehmen, aber das interessiert uns vorerst nicht. Erstmal konstruieren wir ein Ideal davon, wie der Staat seine Macht gebrauchen
sollte.)
Und das ordentliche Maß, wie weit er die Freiheit des Einzelnen beschränken sollte, ist relativ einfach zu finden.
Wenn wir die Freiheit der Individuen grenzenlos setzen, heben sie sich gegenseitig auf: Selbstwiderspruch.
Wir brauchen also eine Grenze, an der die Freiheit des einen endet, damit die Freiheit des anderen gewahrt bleibt.
Wo liegt logischerweise diese Grenze? Natürlich genau da, wo die Freiheit des anderen anfängt, womit wir das Mill-Limit hergeleitet hätten, das besagt: „[…] dass der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumischen befugt ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf: die Schädigung anderer zu verhüten.“
(Die Herleitung ist übrigens falsch oder unvollständig. Vielleicht siehst du ja, warum. Ich kann hier aus Zeitmangel leider nicht weiter drauf eingehen.)
Original geschrieben von Amad3us
Da ein Modell mit den Annahmen steht und fällt ist es sozusagen Kritik am "Fundament":
- vollkommene Markttransparenz
- lineare Nutzenfunktionen
Auf solche Modelle habe ich mich nie berufen.
Es ist ja nicht so, dass Ökonomen diese Tatsache unbekannt wäre. Es gibt auch verschiedene Auffassungen dazu.
Wenn ich dich da abgewürgt habe, verzeih, ich wollte nicht schulmeistern.
Original geschrieben von Amad3us
- Modelle können quasi nicht (im strengen Sinn) geprüft werden, da
die Zeit nie zurückdrehbar ist. Deshalb kann man Kausalitätsnachweise schon mal vergessen.
- Da man weitere Variablen(z.B. Wirtschaftsmaßnahmen anderer Länder) nie konstant halten kann lassen sich Änderung auch nicht unmittelbar auf eigene Maßnahmen zurückführen.
Das Problem hat jede empirische Wissenschaft.
Für die Wirtschaftswissenschaft ist es natürlich in der Tat besonders gravierend, weil ihr Gegenstand derart komplex ist, dass er sich reproduzierbaren Experimenten weitgehend entzieht.
Original geschrieben von Amad3us
- Die Sachen über die wir hier reden haben einen enormen Komplexitätsgrad vergleichbar mit dem Komplexitätsgrad in den Sozialwissenschaften. Wenn du dich mit Sozio/Psycho-logie etwas auskennst weisst du, dass es hier keine zufriedenstellenden erklärenden Modelle gibt. Wieso sollte es in den Wirtschaftswissenschaften anders sein? Oder würdest du behaupten das gesamtwirtschaftliche System sei nicht komplex?
Natürlich ist es das. Wie gesagt, ich habe auch nie behauptet, dass man sich allein auf Modelle stützen kann.
(Ich würde hier gern fortsetzen, muss das jetzt aber wirklich auf morgen verschieben.)