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Interessanter Artikel, liest sich etwas flapsig und die Herangehensweise ist durchaus etwas naiv, aber interessant. Dummerweise konzentriert man sich dort auf die unterjährige Speicherung, d.h. die Schwankungen zwischen Sommer und Winter. Diese sind durchaus problematisch, aber das kleinere Problem.Du musst hier von der Vorstellung wegkommen, dass Speicherung zwangsweise durch eine physische Einheit mit Umwandlungsverlusten erfolgen muss. Entscheidend ist der SpeicherEFFEKT bzw. die Verstetigung der volatilen EE. Ein Großteil davon kann nämlich bereits erzielt werden indem man Solar- und Wind geeignet kombiniert und durch intelligente Netze, die die Last verteilen. D.h. es gibt bereits einen Speichereffekt, ohne dass auch nur ein physischer Speicher gebaut werden muss.
Hier gibts einen Artikel dazu, ist recht interessant: https://www.sma-sunny.com/wie-viel-speicher-braucht-die-energiewende/
Viel schwerwiegender sind die untertäglichen Schwankungen: Wir haben einen enormen Peak beim Stromverbrauch abends, wenn die Leute von der Arbeit kommen und dann Herd, Mikrowelle, TV, Computer etc. einschalten. Dieser Peak setzt genau dann ein, wenn die niedrig steht bzw. untergeht. Und ob ausgerechnet dann ausreichend viel Wind weht ist reiner Zufallen.
Damit braucht man, um EE zuverlässig zu machen, entweder ausreichend viel Energie aus zuverlässigen Quellen, um den Peak abzufangen. Dann stellt sich aber die Frage, wozu man EE überhaupt aufstellt, wenn sie nur "irrelevante" Energie liefern und der "relevante" Teil dann von AKWs oder Gas abgedeckt wird. Insb. da man AKWs nicht mal eben so untertägig rauf und runter fahren kann, d.h. deckt man den Peak mit AKWs ab sind EEs komplett sinnfrei. Gaskraftwerke dagegen können schneller rauf und runter gefahren werden, d.h. hier ist sogar eine Peak-Abdeckung denkbar, aber dann hat man eben weiterhin die CO2-Belastung die man ja eigentlich loswerden will.
Die Alternative wären Energiespeicher. Echte Energiespeicher, denn ein ominöser "Speicher-Effekt" kann den Abend-Peak nicht zuverlässig abdecken. Aber Energiespeicher zu bauen, die tagsüber ausreichend viel Energie speichern, um den gesamten Abend-Peak abzudecken ist alles andere als einfach und kommt auch wieder mit signifikanten Problemen für die Umwelt.
Noch viel, viel schlimmer wird es, wenn wirklich die Elektromobilität auf Batterie-Basis kommt. Dann werden auch noch alle Autos abends an die Ladestation gesteckt. Natürlich kann man das entschärfen, indem man hier intelligente Ladezyklen nutzt und die Autos nicht sofort läd wenn sie eingesteckt werden sondern erst später in der Nacht, wenn der Abend-Peak vorbei ist. Doof nur, wenn dann der Berufspendler nach einer Stunde zu Hause abendessen nochmal in die Stadt (ins Kino o.ä.) fahren will. Selbst mit intelligenten Netzen wird der Abend-Peak durch die E-Mobilität eher schlimmer als besser, was besonders für die EE ein signifikantes Problem ist.
Ja, insb. die impliziten Subventionen sind ein Problem. Aber das sind sie ja auch für Gas/Kohle, das ebenso implizit subventioniert wird indem sie ihre Giftstoffe kostenlos herauspusten dürfen und die Subventionen für die EE, insb. da die meiste durch EE generierte Energie komplett nutzlos (da nicht am Abend-Peak generiert) ist, sind auch viel zu massiv.Ist halt noch kein Atomkraftwerk ohne massive staatliche Subventionen betrieben worden. [...]
Wie weiter oben diskutiert gibt es keinen Königsweg aber einen Tod müssen wir nunmal sterben. Da ist der von wutvolta beschriebene Weg, eine zuverlässige Basis von AKWs in Kombination mit EEs plus Speichertechnologie, um Spitzen abzufangen, wohl der beste. Wie dann genau das Verhältnis aus AKW und EE+Speicher aussehen sollte kann man durchaus diskutieren, aber hauptsache wir werden erst mal Kohle und Gas los. Mit "hey, nur EE, AKWs böse!" schaffen wir das nicht.
Im Soonish-Kapitel wird das kurz angerissen: AKWs können verhältnismäßig einfach sog. "process steam" produzieren, mit dessen Hilfe dann Brennstoffzellen einigermaßen effizient befüllt werden können. Einigermaßen effizient denn die Technologie ist natürlich nicht perfekt, aber das ganze mit EEs zu versuchen ist nochmal um einiges schwerer bzw. ineffizienter.Das betrifft aber nur den Status Quo. Dass gegenwärtig die Batterien in der Elektromobilität nicht besonders ökologisch sind stimmt schon, deshalb muss man ja auch an besseren Lösungen forschen. Ich habe aber auch nichts gegen Brennstoffzellen, auch wenn diese soweit ich weiß durchaus auch noch ihre Probleme haben v.a. in punkto Sicherheit. Hab mich da aber noch nicht so eingelesen und lasse mich da auch gern belehren. Bitte auch erläutern warum AKWs da in besonderem Maße gut zusammenspielen.
Dass Batterien sehr problematisch sind liegt imo nicht am aktuellen status quo (im Sinne von: einfach das bestehende etwas verbessern und das wird schon) sondern wird auf absehbare Zeit, und zwar exakt so lange es nicht eine absolute Revolution bei der Batterie-Technologie gibt, die die Energiedichte mindestens verzehnfacht, so bleiben.
Dass der Strom für Batterien irgendwo herkommen muss und dass die Prodktion von Batterien alles andere als sauber und umweltfreundlich ist können wir sogar erst mal ausblenden. Das heißt nicht, dass das nicht relevant wäre, es sind gravierende Nachteile, aber viel schlimmer ist ein ganz anderes Problem:
Du hast doch sicher mitbekommen, dass Handyakkus vor einer Weile mal Feuer gefangen haben und zurückgerufen werden mussten? Akkus, insb. die effizienteren die wir haben, explodieren sehr gerne, insb. wenn man sie sehr hart mit einem spitzen Gegenstand bearbeitet. Dass jemand mit dem Messer wiederholt auf sein Handy einhackt mag nun eher unwahrscheinlich sein, aber bei einem Autounfall ist so eine Belastung durchaus denkbar und niemand kann ein Auto verkaufen, das bei einem Unfall wahrscheinlich in Flammen aufgeht.
Was ist die Lösung? Die sowieso schon riesengroße und schwere Batterie im Auto muss gepanzert werden. Das ist keine Übertreibung, die Dinge haben eine ganz massive Panzerung drumherum und sind dadurch zwangsweise fest mit der Karosserie verbunden, denn alles andere wäre sicherheitstechnisch absolut verantwortungslos.
Das führt dazu, dass man die Batterie von so einem Elektroauto nicht austauschen kann. Und genau wie bei deinem Smartphone lässt sich auch die Batterie im E-Auto nicht beliebig oft laden, bevor sie anfängt, an Kapazität zu verlieren. Während Smartphone-Akkus meist nur grob 2 Jahre halten bevor ihre Kapazität aufgrund der Abnutzung einbricht kann man beim E-Auto durchaus auch auf 10 gute, nutzbare Jahre kommen. Aber danach ist das Ding kaum mehr zu gebrauchen, schrottreif. Vergleich das mal mit einem Benziner, die auch gut und gerne 50 Jahre oder länger laufen können, gute Wartung vorausgesetzt.
Nun magst du vielleicht kein 50 Jahre altes Auto fahren, aber weltweit werden "unsere" alten Autos noch intensiv genutzt. Die Produktion eines Autos ist alles andere als umweltfreundlich und wenn das E-Auto die realistische Nutzungsdauer eines Fahrzeugs mal mindestens halbiert dann bedeutet das, dass die ganzen schönen Vorteile, die man dadurch hat, dass man kein Benzin mehr verbrennt, dadurch aufgefressen werden, dass man sich doppelt so oft ein neu (und umweltschädlich) gebautes Auto kaufen darf.
Natürlich kann man jetzt mit kleineren Wechselakkus statt dem großen Akkublock kommen, aber auch die haben dann wieder ihre Probleme, insb. bei der Reichweite. Bei einem "traditionellen" Auto wird das also eher nichts, wenn dann ist so etwas für ein Auto der Größenordnung Google Car denkbar, das auch nur auf den Stadtbetrieb ausgelegt ist.
Die Wasserstoffzelle hat viele Nachteile gegenüber der Batterie und etwas mit dieser Sprengkraft jedem Autofahrer zur Verfügung zu stellen ist auch alles andere als unproblematisch, aber da die Energiedichte so viel höher ist als bei einer Batterie kann man die Panzerung wenigstens klein genug halten, so dass man sie austauschen kann ohne gleich das ganze Auto mit wegwerfen zu müssen. Und ja, wenn es tatsächlich mal eine echte Revolution in der Batterietechnologie geben sollte dann würde das auch mit Batterien gehen und dann würde ich auch die E-Mobilität auf Batteriebasis weniger kritisch sehen, aber eine einfache reguläre Evolution der Technologie bringt und nicht zu diesem Punkt. Deshalb ist die aktuell geführte Debatte und die Förderung der E-Autos auch so eine behinderte Geldverschwendung, die (oh Wunder, mal wieder, das EEG lässt grüßen) mehr Schaden anrichtet als sie nützt, insb. in Sachen Umweltbelastung.
Wenn aber absehbar ist, dass wir in 50 Jahren sowieso wieder Atommeiler (mit Fusion statt Spaltung) hochziehen dann müssen wir nicht jetzt eine teure Technologie mit Verfallsdatum pushen, dann können wir in der Zwischenzeit auch die bereits etablierten Energiequellen (auch wenn sie diesen Status "nur" aufgrund unfairer Subventionen haben, die man natürlich kritisieren kann) nutzen.Ich finde Kernfusion selber spannend und ich bin der letzte der sich gegen eine Transition zur Kernfusion wehren würde, so sie denn wirklich kommt und die Erwartungen erfüllen kann. Aber für die Tonne sind die 50 Jahre deshalb ja nicht. Wir hätten dann 50 Jahre saubere Energie und dann mit Kernfusion (o. ggf. anderen Lösungen) eben noch effizientere und noch sauberere Energie. Genauso waren ja Öl und Kohle nicht für die Tonne, die haben erst die Industrialisierung ermöglicht.
Und ganz direkt als Beispiel, wir können uns mal mit Frankreich vergleichen, denn das nutzt AKWs und macht nicht so einen nutzlosen EEG-Firlefanz wie Deutschland. Da haben wir konkrete Zahlen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste...ssion#Länderliste_der_CO2-Emissionen_pro_Kopf
Der CO2-Ausstoß pro Kopf in Frankreich ist - bei vergleichbarem Lebensstandard! - in etwa halb so hoch wie in Deutschland. Primär aufgrund der AKWs. Oder anders ausgedrückt: Wenn wir AKWs gefördert hätten statt das EEG zu verabschieden dann hätten wir unseren CO2-Ausstoß halbiert. Danke, Grüne!
Sehe ich anders. Die Ökobilanz hängt sehr stark von der Qualität und der Lebensdauer der resultierenden Solarmodule ab. Die Hauptkritikpunkte hinsichtlich Nachhaltigkeit bei der Produktion sehe ich im Energieaufwand und der Treibhausgasemission, da die Chemikalien zur Reinigung ja in geschlossenen Kreisläufen genutzt werden.
Das mag nicht immer ideal sein, aber die perfekte Lösung gibt es halt nicht und wird auch nicht vom Himmel fallen. Daher: forschen, verbessern, durchziehen.
Das stimmt: Forschen, verbessern, durchziehen ist absolut perfekt. Aber auch bitte in genau dieser Reinfolge, nicht mit dem "durchziehen" anfangen, wenn man mit dem forschen und verbessern noch lange nicht weit genug ist und das durchziehen letztendlich mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Genau das machen wir nämlich leider - auch evident durch den weiter oben beschriebenen direkten Vergleich mit Frankreich.
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