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Verstehe echt nicht das Bedürfnis den absolut größten Abschaum der momentan auf der Welt existiert in Schutz zu nehmen, außer latenter Streitsucht.
Meine Güte, drücke ich mich tatsächlich so unklar aus? Was hat das mit "in Schutz nehmen" zu tun? Ich sage lediglich folgendes:
Wie man die Entscheidungen in der Flüchtlingskrise bewertet, hängt, wie so ziemlich alles in der Politik, mit einer Kosten-Nutzen-Kalkulation zusammen. Die kann höchst komplex sein oder extrem simpel. Manche bspw. diskontieren den Nutzen für Flüchtlinge quasi vollständig und fragen nur "was nützt/schadet es uns", andere nicht. Das führt dazu, dass man dann eben die (Netto-)Kosten der aufnehmenden Gesellschaft neben den (Netto-)Nutzen der Flüchtlinge stellt und vergleicht, ob man denkt, was die vertretbarere Position ist. Ich habe hier nie den Standpunkt vertreten, dass der Zuzug Deutschland effektiv keine Nettokosten verursacht. Ich habe auch nie vertreten, dass unser Handeln in der Flüchtlingskrise die beste denkmögliche Handlungsmöglichkeit war oder sowas in der Art. Aber ich habe gesagt, damals wie heute, dass von den Optionen, die
realistisch erwogen wurden, mir diejenige, die Merkel letztendlich gewählt hat, lieber war als die andere häufig diskutierte, nämlich frühzeitig die Grenzen schließen.
Diese Entscheidung führt zu Kosten für die aufnehmende Gesellschaft: Finanziell, gesellschaftlich, international etc. Das habe ich nicht bestritten, damals oder heute. Es führt auf der Seite der Flüchtlinge auch zu Nutzen, auch das bestreitet damals wie heute glaube ich niemand. Ob die Kosten der hiesigen Bevölkerung durch den Nutzen der Flüchtlinge aufgewogen werden ist meistens eine komplexe Abwägung: Wie sehr diskontiert man den Nutzen der Flüchtlinge, wo sind die Mittelwerte bzgl. der zu erwartenden Kosten nach Sektor, wie groß ist die Varianz usw. usf. Xantos und ich haben damals hier lange und breit über die "Kosten" eines Teilaspekts gesprochen, nämlich die Kosten der marginalen Kriminalität, gesellschaftlich wie finanziell, die durch die ankommenden Flüchtlinge zusätzlich entsteht. Das ist ein Feld, wo letztendlich quasi NUR Kosten anfallen: Kein Flüchtling verhindert Straftaten, aber manche begehen sie. Unser Dissens damals war*, dass er glaubte dass sie so viel mehr Kriminalität verursachen, dass es zu eine, spürbaren Verlust an Sicherheit für die angestammte Bevölkerung kommen wird, ich war anderer Meinung.
Jetzt der springende Punkt: Da war Antisemitismus längst eingepreist. Das heißt nicht, dass ich den Antisemitismus gut finde, genau wie ich die Kriminalität nicht gut finde. Ich sagte nur damals und ich sage heute, dass ich es für unsinnig halte, wenn man eine Million plus Leute nicht aufnimmt, weil einige mit Straftaten auffallen. Das galt und gilt nicht absolut: Wenn Xantos recht gehabt hätte und die Sicherheitslage sich wirklich merklich in der Größenordnung verschlechtert hätte, die er sich damals vorstellte, hätte das in meiner Kosten-Nutzen-Rechnung wohl den Ausschlag gegeben, die Flüchtlingspolitik für einen Fehler zu halten, weil ich die Rechnung eben damals keinesfalls für so eindeutig positiv hielt. Anschauliches Beispiel: Wenn Szenen wie vor dem Kölner Dom Silvester 2015/16 ein Stück weit Normalität geworden wären, hätte das für mich erwiesen, dass die Flüchtlingspolitik ein Fehler war. Ich hätte sowas vorher nicht für möglich gehalten, andere haben direkt gesagt "haben wir doch schon immer gesagt", aber letztendlich hatten beide Seiten Unrecht: Doch, es kann passieren, aber nein, es wurde auch nicht Normalität.
Konsequenterweise finde ich es albern, wegen einer vergleichsweise kleinen Zahl größtenteils Propagandadelikten, die zudem absolut vorauszusehen war und auch vorausgesehen wurde (ich hatte ehrlich gesagt sogar mit mehr gerechnet) jetzt so zu tun als wäre es völlig offensichtlich, dass die Rechnung DESHALB negativ ausfallen muss. Das ist ein winziger, nicht wirklich nennenswerter Teilaspekt der Rechnung. Wäre ich Politiker müsste ich natürlich sagen, dass es ganz schlimm ist und Antisemitismus "nie wieder" passieren darf, aber weil ich das halt nicht bin, kann ich sagen was ich denke: Antisemitismus ist schlimm, aber eben nicht so viel schlimmer oder weniger schlimm als andere Arten von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Antisemitismus wird in diesem Land nicht deshalb so geächtet, weil es anders wäre, sondern weil wir alle wissen zu was unsere Gesellschaft zu einem Zeitpunkt mal durch Antisemitismus fähig war. Aber realistischerweise gibt es nun mal keine neue Gefahr staatlicher Verfolgung von Juden in Deutschland und der Antisemitismus mancher Muslime im Land ist unschön, aber letztendlich nichts, woran man seine gesamte Flüchtlings- und Migrationspolitik ausrichtet, insofern es Muslime betrifft. Dass manche das anders sehen liegt ganz offensichtlich NICHT daran, dass sie Antisemitismus für so schlimm halten, zumindest hat mir bisher niemand erklären können warum er das so sieht, sondern daran dass er schlicht und ergreifend mit der Gesamtheit der Entscheidungen, die dieser Politik zugrunde liegen, nicht einverstanden ist. Das ist das gute Recht von jedem hier, aber dann soll man sich halt nicht hinter bundesweit 50 Körperverletzungen verstecken, sondern mit dem tatsächlichen Grund rausrücken. Das ist imho an intellektueller Ehrlichkeit nicht zu viel verlangt, trotzdem scheitern hier reihenweise Leute daran. Ich würde Dollars gegen Donuts wetten, dass exakt dieselbe Fraktion das Argument, Ostdeutschland sei "Dunkeldeutschland" und eine "No-Go-Zone" für Ausländer, rundheraus ablehnen würde und sie hätten damit auch einfach Recht.
*zumindest war das, worauf man kam, wenn man seine Modellannahmen durchrechnete, auch wenn er das explizit so nicht gesagt hat
€dit:
Und trotzdem fließen die Delikte als genau das in deine Studien ein. Bist wieder voll in deinem Modus, oder? Ein Aal ist nichts gegen dich
Und zu deiner Impfquote: Haben wir bereits deine 70% erreicht? Nein? Ok.
Na, wenn dich der Unterschied zwischen "Delikt" und "Anschlag" schon überfordert, dann verstehe ich wohl, dass sowas wie Extrapolationen in die Zukunft dich offensichtlich überfordern, insofern gibt es hier wohl nichts zu sehen.
€dit:
Nichts für ungut, aber darauf zu antworten kommt selbst mir vor wie Zeitverschwendung. Du bleibst schön weiter in deiner von Fakten gänzlich unbeleckten Welt, wo Youtube-Links Argumente sind und wo du für deinen Stammtischzinnober deine Behauptung genügen und ich bleibe in meiner, wo ich mich mit Leuten unterhalte, die ihre Argumente nicht zusammengoogeln und Statistiken anführen, die sie selbst nicht verstehen und vermutlich nicht mal lesen können. Damit ist uns allen geholfen.