Das haben Sie GEZahlt!
OLAF WUNDER
ARD und ZDF: Mit Gebühren finanzieren sie Millionäre / Politiker fordert Stars sollen Gehälter offenlegen
So verschleudern öffentlich-rechtliche Fernsehsender die GEZ-Gebühren: Die Sportmoderatorin Monica Lierhaus (38) ist zwar beim Publikum äußert beliebt und eine Allzweckwaffe der ARD. Ob EM, Olympia oder Vier-Schanzen-Tournee - sie macht immer eine gute Figur. Aber 875 000 Euro, die sie ab 2009 bekommen soll, sind schon ein stolzes Jahresgehalt. Wie gesagt: alles gebührenfinanziert!
Im Vergleich zu Harald Schmidt sind Lierhaus' Bezüge aber immer noch Peanuts. Der kassiert nämlich pro Jahr rund neun Millionen Euro - darin allerdings sind die Produktionskosten für "Schmidt & Pocher" schon enthalten. Bei den derzeitigen GEZ-Gebühren von 204,36 Euro jährlich muss ein Zuschauer 3670 Jahre lang zahlen, um Harald Schmidt auch nur einen einzigen Monat zu finanzieren.
Andere Beispiele, wie "großzügig" öffentlich-rechtliche Sender sind: Thomas Gottschalk bekommt für jede "Wetten, dass..?"-Sendung angeblich 40 000 Euro, Johannes B. Kerner 15000. Weitere Spitzenverdiener bei ARD und ZDF sind Maybrit Illner ("Berlin direkt"), die angeblich jedes Jahr 1,2 Millionen Euro mit nach Hause nimmt, und Anne Will, die für ihre Talkshow jährlich 7,85 Millionen Euro bekommt - inklusive Produktionskosten allerdings. Auch kein armer Schlucker ist der "heute journal"-Anchorman Claus Kleber, der mit einem Jahresgehalt von angeblich 600000 Euro doppelt so hohe Bezüge hat wie ZDF-Intendant Markus Schächter, sein Chef.
Bei solchen Zahlen kommt Neid auf: Laut einer Emnid-Umfrage finden 75 Prozent der Deutschen, dass die TV-Stars zu viel verdienen. Nur 20 Prozent, also jeder fünfte, gönnt den Bildschirm-Lieblingen ihr fettes Einkommen. Robin Meyer-Lucht (35), Medienwissenschaftler und Chef des "Berlin Institute", findet: "Es kann nicht sein, dass mit der GEZ-Gebühr Millionäre finanziert werden." Und weiter: "Wenn ein Harald Schmidt mit 300000 Euro nicht zufrieden ist, dann soll er eben nicht bei der ARD arbeiten. Fertig."
Alle oben genannten Gehälter basieren auf Schätzungen. Denn wieviel die Star-Moderatoren wirklich verdienen (vielleicht noch viel mehr) - darüber schweigen sich die Sender aus. "Das muss anders werden", findet der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhardt. Als im Zuge der Finanzkrise gefordert wurde, Spitzen-Manager sollten ihre Gehälter offen legen, ging Bernhardt soweit, das auch von Showgrößen bei den Öffentlich-Rechtlichen zu fordern. "Der gläserne Gottschalk", so hatte der "Spiegel" seinerzeit seine Berichterstattung zu diesem Thema überschrieben.
Harald Schmidt ARD
9 Millionen
Inklusive der Produktionskosten zahlt ihm die ARD angeblich neun Millionen Euro pro Jahr für "Schmidt & Pocher" - damit gehört Harald Schmidt (51) zu den Top-Verdienern unter den TV-Stars. Sein Partner Oliver Pocher (30) ist übrigens einer der wenigen, die offen darüber sprechen, wie viel sie verdienen: Er verdient eine Million Euro pro Jahr.
Anne Will ARD
7,85 Mio.
2007 trat sie die Nachfolge von Sabine Christiansen als Sonntagabend-Polit-Talkerin an: Anne Will (42). Für 44 Sendungen im Jahr bekam sie 2008 geschätzte 7,85 Millionen Euro - inklusive der Produktionskosten, versteht sich. Zuvor war Anne Will neben Ulrich Wickert bzw. Tom Buhrow Moderatorin der "Tagesthemen".
Johannes B. Kerner ZDF
3 Mio.
Der 44-jährige gelernte Sportjournalist bekommt angeblich für jede seiner Talkshows 15000 Euro. Seit Januar 1998 hat Kerner im ZDF seine eigene, nach ihm benannte Show. Kerner arbeitet für das ZDF als freier Mitarbeiter und moderiert auch Sportsendungen. Ihm gehören die Produktionsfirmen "J.B.K. TV-Production" und "Die Fernsehmacher".
Maybrit Illner ZDF
1,2 Mio.
Die 43-jährige Polit-Talkerin moderiert die ZDF-Sendung "Berlin direkt", die zuvor "Berlin Mitte" hieß. Sie bekommt vom ZDF jährlich angeblich eine Gage in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Die in Ost-Berlin geborene Frau studierte bis 1988 Journalistik an der Karl-Marx-Uni Leipzig ("Rotes Kloster") und war bis 1989 SED-Mitglied.
Reinhold Beckmann ARD
1 Mio.
Der ehemalige Sportchef von Sat.1 kam 1998 zur ARD zurück, wo er Fußballübertragungen, die Unterhaltungssendung "Guinness - die Show der Rekorde" moderierte. Seit 1999 hat er in der ARD seine eigene Talksendung, die den Namen "Beckmann" trägt. Der 52-Jährige verdient angeblich rund eine Million Euro im Jahr.
Monica Lierhaus ARD
875000
Die 38-Jährige ist die erfolgreichste Sportmoderatorin im deutschen Fernsehen. Bei der ARD gilt sie als Allzweckwaffe - ob Fußball, Olympia oder Wintersport, sie macht immer eine gute Figur. Inklusive Produktionskosten soll sie ab 2009 stolze 875 000 Euro erhalten - und würde damit zu den bestbezahltesten TV-Moderatoren gehören.
Claus Kleber ZDF
600000
Der 53-jährige Journalist ist seit Anfang 2003 Leiter des "heute journals". Ende 2007 wurde ihm der Posten des "Spiegel"-Chefredakteurs angeboten. Er lehnte ab und blieb beim ZDF. Dort soll er ein Gehalt von 600000 Euro beziehen - doppelt so viel wie ZDF-Intendant Markus Schächter.
So viel kriegt Jauch
Bei den Privat-Sendern ist er der bestbezahlte Moderator: Günther Jauch, der Mann von "Stern-TV" und "Wer wird Millionär?": ca. 9 Millionen Euro soll er jährlich verdienen. Er ist damit unangefochten der teuerste TV-Mann und reicht als einziger Deutscher an die Gehälter der US-Fernsehstars heran. Beim Publikum ist er so beliebt, dass die Sender sich ihn gerne leisten. "Jauch ist der Einzige, der morgens eine Gagenverdoppelung verlangen könnte und mittags eine Verdreifachung erhalten würde", so der "Spiegel".
Info:
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Deutschland; ab 14 Jahre; 1001 Befragte; Emnid © Statista.org
Drei von vier Deutschen sind der Meinung, die TV-Stars kassieren zu hohe Gagen.