wie ihr brauch
Was hat die Wissenschaft zum Thema Gott zu sagen?
Gehen wir zunächst kurz darauf ein, weil das ja angesprochen wurde. Die Antwort lautet: nicht viel bis gar nichts. Die Wissenschaft beschäftigt sich bekannterweise mit der "objektiven natürlichen" Welt und schließt entsprechend per Definition alles Metaphysische aus, da es nicht empirisch greifbar ist. Gott befindet sich definitiv in der metaphysischen Sparte. Siehe die "Crackers in the pantry fallacy" als anschauliches Gedankenexperiment zu diesem Thema:
"We might ask , “Is there a box of crackers in the pantry?” And we know how we would go about answering that question. But that is a far, far cry from the way we go about answering questions determining the reality of say, barometric pressure, quasars, gravitational attraction, elasticity, radio activity, natural laws, names, grammar, numbers, the university itself that you’re now at, past events, categories, future contingencies, laws of thought, political obligations, individual identity over time, causation, memories, dreams, or even love or beauty. In such cases, one does not do anything like walk to the pantry and look inside for the crackers. There are thousands of existence or factual questions, and they are not at all answered in the same way in each case."
Das transzendentale Argument für die Existenz Gottes
Ok, here we go. Das erste bekannte transzendentale Argument ist wohl auf Aristoteles zurückzuführen, der eines Tages von einem Haufen Sophisten (die Relativierer seiner Zeit) dazu herausgefordert worden ist, den Satz vom Widerspruch zu beweisen. Der Satz vom Widerspruch ist der Grundbaustein der Logik und besagt grob gesagt, dass A nicht gleichzeitig das Gegenteil von A sein kann. Jetzt haben die Sophisten ihre sprichwörtliche Fedora getippt und gesagt "Wir akzeptieren das nicht, das A nicht gleichzeitig das Gegenteil von A sein kann. Wie willst du das verteidigen?" Die Antwort von Aristoteles war, dass die Sophisten den Satz automatisch als wahr annehmen noch während sie ihn abzulehnen versuchen. Wenn du sagst "Ich lehne den Satz vom Widerspruch ab!", dann führt deine Ablehnung unweigerlich dazu, dass du den Satz gleichzeitig NICHT ablehnst, weil das ist ja was der Satz besagt, dass das Gegenteil nicht gleichzeitig zutreffen kann. Du kannst ihn also nicht ablehnen.
Das transzendentale Argument wurde später auch von Kant benutzt in dem Versuch, die Metaphysik zu retten nach Humes vernichtender Kritik am Empirismus, ich glaub er hat versucht auf diese Weise das Bewusstsein zu beweisen oder so.
Wie sieht das jetzt bezogen auf Gott aus? Hier kommen die ganzen gestern angesprochenen Phänomene ins Spiel: Wahrscheinlichkeit, Induktion, Fortschritt, Bedeutung/Sinn, Vergangenheit, Aufteilung von Prozessen in Anfang, Mitte und Ende, Kausalität, Raum und Zeit, Mathematik/Zahlen, (Menschen-)Rechte, Aufteilung der Welt in Einzelobjekte, das Selbst/Bewusstsein, dass Identitäten von Objekten über Zeit und Raum hinweg gleichbleiben. Die einzige Erklärung für diese Dinge im Einzelnen und ihr Zusammenspiel in der Welt lautet: Gott hat es so gewollt und hat die Welt entsprechend erschaffen. Da niemand von euch diese Dinge ernsthaft anzweifeln kann, ohne auf eine Stufe mit den dümmlichen Sophisten gestellt zu werden, denen Aristoteles gezeigt hat wer die Hosen anhat, glaubt ihr letztendlich bereits an Gott. Na gut, das geht vielleicht etwas zu weit, aber jedenfalls macht ihr tagtäglich Gebrauch von Seinen Werken und lebt als wären sie absolut gegeben und selbstverständlich, lehnt aber gleichzeitig das Einzige ab, was ihre Ursache erklären kann.
Vergesst also die ganzen kosmologischen, teleologischen und sonstigen Argumente, die etwa von Kausalität als dem obersten Prinzip ausgehen und dadurch unweigerlich zu sowas wie "Haha und wer hat dann Gott erschaffen? Schachmatt, Gläubiger!" führen. Logik, Kausalität und sonstige abstrakte Konzepte stehen nicht über Gott. Ohne Ihn wären sie gar nicht erst gegeben. Was spricht dagegen, dass die Welt nach dem Motto "Turtles all the way down" aufgebaut ist? Das als unsinnig abzutun setzt bereits Rationalität voraus. Gott hat die Welt, Rationalität, Kausalität und alles andere ex nihilo erschaffen.
Warum nicht Platon?
Der fortschrittliche Atheist, der z.B. mit der Zahlentheorie ansatzweise vertraut ist, wird als letzten Ausweg auf platonische Formen o.ä. zurückgreifen müssen, da er kaum behaupten kann, dass zeitlose absolute Konzepte wie die Mathematik in einem endlichen Verstand, der sich ja dazu noch in einem ständigen Evolutionsfluss befindet, existieren können (zumindest nicht ohne sich lächerlich zu machen). Oder googlet mal"Mandelbrot-Menge" oder "Chiliagonum"; das sind reale Objekte, die mit keinem menschlichen, d.h. endlichen Verstand greifbar sind. Sie existieren in einem unendlichen Verstand, in Gottes Verstand. Menschen wurden als Abbild Gottes geschaffen und haben deswegen Zugriff auf Konzepte, die in Seinem Verstand existieren. Gottes Logos hält sie zusammen. In Platons Weltbild existieren diese Konzepte zwar auf abstrakter Ebene, treiben dort aber lose und für den Menschen unzugänglich umher. Deswegen ist der Platonismus ebenfalls keine zufriedenstellende Antwort.
Gottes Physis, also seine Essenz, sein Wesen, ist nicht gleichzusetzen mit Gottes Akt, so wie euer Wesen nicht gleichzusetzen ist mit euren Handlungen. Wenn ich ein Haus baue, ist meine Identität nicht gleichzusetzen mit der Handlung "Haus bauen", auch wenn sie durchaus etwas über mich als Person aussagt. Wir erfahren Gott nur durch seinen Akt (die Erschaffung der Welt, der Logik, der Sinneserfahrungen etc.), auf seine Physis haben wir jedoch keinen Zugriff (Ich schätze das hat was mit diesem "Die Wege des Herrn sind unergründlich." zu tun). Wir nehmen also Teil an Gottes Welt und haben dadurch eine absolut persönliche und direkte Verbindung zu ihm (Theosis). Es handelt sich nicht um irgendeine abstrakte generische Gottheit oder Zeus oder was weiß ich, sondern es ist einzig und allein der Vater, der sich uns als Sohn und als Heiliger Geist offenbart. Nur mittels Seiner Hilfe können wir überhaupt die Brücke zwischen mentalen Prozessen und äußerer Welt schlagen. Selbst Pragmatismus setzt voraus, dass Dinge in der echten Welt deinem gedachten Zweck entsprechen. Logos muss in der Welt existieren, damit man überhaupt etwas machen kann. Mit unserem gottgegebenen Nous können wir die Essenz der Dinge um uns herum erkennen und handeln.
Und nu?
Warum sollte uns das jetzt alles kümmern? Nun, wie ich bereits weiter oben geschrieben habe, hat jeder Mensch ein bestimmtes Weltbild, das er mit sich herumträgt und das sich auf ganz direkte Weise in seinen Handlungen widerspiegelt. Der Atheismus hat eine lange Tradition und ist eng verbunden mit dem Nominalismus und Empirismus. Diese Weltbilder lehnen alles transzendentale ab und gehen nur vom Hier-und-Jetzt und vom Menschen als Tabula Rasa aus. Dass das völlig inkohärent ist, scheint die Anhänger dieser Philosophien irgendwie nicht zu jucken. Am Ende macht das den Menschen letztendlich zu nem Zombie oder zu einer Ware, die man gewinnbringend ausschlachten kann. Die Natur des Menschen ist nicht existent und beliebig formbar, deswegen unternehmen wir gerade auch den geilen Versuch, biologische Geschlechter zu überwinden und werden in der Zukunft versuchen, unser Bewusstsein auf ne Festplatte hochzuladen. Transhumanismus etc. warum auch nicht? Menschen, die das vorantreiben, glauben nicht an eine absolute Wahrheit, an eine wahre Realität.
Sämtliche traditionellen Werte werden in der Zukunft als überholt gelten (tun sie ja jetzt größtenteils schon). An ihre Stelle wird eine amorphe "Toleranz" treten, die als logische Konsequenz nichts anderes als absoluten Relativismus verheißt und ihn auch als Ziel hat. Die Familie wird zerstört, die Nationen mit ihren spezifischen Kulturen werden zerstört und gleichgeschaltet. Wir werden unser Dasein in voll überwachten (Gedanken inklusive) "Smart Cities" fristen, uns wahlweise von irgendeiner Pflanzenjauche ernähren (Hallo Veganer) bzw. von künstlich hergestelltem Menschenfleisch. Hier kann man sich die geistigen Ergüsse eines der respektabelsten atheistischen Denkers unserer Zeit zu diesem Thema reinziehen, guten Appetit!:
https://www.cnsnews.com/blog/michae...-human-meat-grown-could-we-overcome-our-taboo. Die sardinendosengroßen Appartements der Zukunft werden zwar kinderreiche Familien nicht mehr zulassen, aber die stehen ja wie gesagt auch gar nicht mehr auf dem Plan. Vielleicht verbringen wir die meiste Zeit aber eh in VR-Welten oder sowas. Willkommen im Globalismus, eurer brandneuen Religion!