Was genau löst denn bitte eine Debatte über irgendwas? Es tourt immer noch kein Politiker mit Flyern durch die Fluchtländer und karrt die dann mit dem zweier Golf über die Balkanroute nach Leipzig oder sonstwohin. Die Debatte um Sogeffekte ist auf so vielen Leveln mühselig: Wenn hier jemand einen Status erhält, dann hat er juristisch das Recht Leistungen zu beziehen, egal wie und wo er kommt, daher wird der Sogeffekt selbst bei ausgelagerter Vorselektion bestehen. Außen vorgelassen, dass jedes Land der EU für Hungernde und Kriegsopfer ein Land ist, in dem Honig fließt und Jobs an Bäumen wachsen. Es hilft nicht so zu tun, als ob in den Fluchtländern über Nacht die Berichtserstattung negativ wird und die Leute sich mit einem "okay" zufrieden geben, wenn die ersten Tausend wieder Heim geschickt werden.
Eine Debatte würde primär der Meinungsspaltung in diesem Land vorbeugen, aber selbst das ist weit hergeholt, denn dann müssten sich beide Lager immens bewegen, nicht begrenzt auf die Diskussion um die Flüchtlinge, vielmehr um die klaffende Schere zwischen den einzelnen Subgruppen des Landes bezüglich der Sozialsysteme.
Abseits dessen unterstellst du schon sehr subtil und indirekt, die Politiker wüssten nicht was sie tun, da es eine Lösung "des" Problems gäbe. Ich nehme mal stark an, dass bei Grenzeröffnung nicht allein die Moral die Entscheidung herbeiführte, dafür ist Merkel zu emotionslos. Flüchtlingsdruck auf die wirtschaftlich schwankenden EU-Staaten und Ländern der Türkei würde ohne irgendeine Form des Handelns wahrscheinlich auch negative Konsequenzen mit sich bringen. EU-weite Lösungen wären wünschenswert gewesen, aber das Staatengebilde ist halt leider in der Hinsicht zu egoistisch.
Schnelle Abschiebungen wären natürlich das Optimum, nur ist da die Umsetzung extrem kompliziert, ohne dass du entweder Prinzipien des demokratischen Sozialstaats aussetzt, oder die Verwaltung mit einem Gewaltakt umbauen musst. Gerade die konservativen und liberalen Parteien sehe ich hier schon einige Versuche unternehmen, die eigentlich erstaunlich wenig blockiert werden, nur ist die Verwaltung (ganz voran die BA / das BAMF) einfach festgefahren und eine effektive Koordination zwischen Agentur, BAMF, BND, Polizei und auswärtigem Amt ist ein Herkulesakt.
Du müsstest dich mal jenseits von Papern mit dem Prozeß der Integration eines Flüchtlings auseinandersetzen, damit kein "so einfach ist das" mehr rauskommt. Die Person kommt hier an, wird hier erfasst, wird von Lager zu Lager geschoben, kommt in einen Sprachkurs, wird mit Formularen bombardiert, muss evtl. medizinisch und wahrscheinlich juristisch betreut werden, dann einen Arbeitsplatz und eine Wohnung finden, bis hier alles fertig ist. Für die Ämter heißt das zu Anfang, dass wahrscheinlich wenig geschulte Leute (woher auch, zieht sich jetzt durch) Personalien in Fremdsprache bewerten müssen, Personalien archiviert werden, Plätze für Heime gesucht werden (in Austausch mit sozialen Vereinen und der Wirtschaft), die Heime finanziell geprüft werden müssen, die Anträge bearbeitet werden müssen (nochmal, ungeschult und dauernd in Änderung, da Herkunftsländer im Wechsel bewertet werden), Gutachten eingesehen werden, die Unterlagen doppelt geprüft (da auf jeden geschulten zwanzig ungeschulte Sachbearbeiter kommen), und erst dann die 0815 Behandlung durch die Agenturen und Jobcenter erfolgt, mit Glück wird dabei nichtmal die FamKa oder die GKV mit einbezogen, in der Realität aber mindestens eines dieser beiden Institute. Dass es 1-3 Jahre dauern kann, bis irgendwas feststeht ist kein Wunder.
Irgendwo dazwischen bereits abbrechen, weil Personalien nicht korrekt übersetzt werden können, Unterlagen fehlen (was durchaus ohne Betrug vorkommen kann), oder die externen Sachverständigen überlastet sind geht nicht, ohne in gefährliches Gewässer abzudriften, entweder weil <Dammbruchargument>, oder es juristische Folgen für Deutsche haben könnte (ALG II / Wohngeld vma. als Beispiel).
Bei Abschiebungen geht dann der Prozeß wahrscheinlich andersrum los, auch hier wird eine riesige Papierlawine losgetreten, die leider aber sein muss, sollte man nicht auf das Prinzip <jeder Mensch ist vor dem Gesetz gleich> aufgeben.
Ich sehe hier im Forum keine Lösungsvorschläge außer "hätte man mal (inkl. Selektivbetrachtung)" und "würde man mal im Ausland", sowie "mal diskutieren" - oder halt tzuis gesammelte Arroganz.
Dabei stimme ich sogar mit der Kritik überein: Die GroKo ist so ziemlich der undynamischte Manager der ganzen Sache und die Öffnung der Grenzen erfolgte mindestens mal ein halbes Jahr zu früh und unter der maximal dümmsten Maxime: Der schwarzen Null.
Generell wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, würde mehr Geld in die Hand genommen werden, und am besten nicht Personen wie Weise eine Doppelführung der wichtigsten Institutionen übergeben - dieses Arschloch gehört sofort auf den Mond geschossen, seine internen Reden waren wohl legendär². Das größte Problem dürfte wohl sein, direkt kurz- bis mittelfristige Verträge mit potentiellen Rückführländern zu schließen, damit Abschiebungen auch schneller vom Tisch sind, gerne mit mehr Druck auf die EU als Ganzes, ein isoliertes Deutschland wird da wohl wenig Macht haben. Sollte man erstmal den Status festsetzen, aber sonst nix in der Hand haben, wird's ganz dumm, dann bleiben entweder Internierungslager mit fadem Beigeschmack und hohem Gewaltpotenzial, oder reihenweise untergetauchte Flüchtlinge über.