edit: fuck, da schreibt man mal 10 minuten wie ein bescheuerter, und es wird gleich so viel.
sorry für ot und langen post.
Das Problem an Skyrim ist, dass es den Sandbox-Gedanken nicht konsequent zu Ende führt. Ja, man hat mehr Freiheiten als z.B. beim Witcher oder in Mass Effect. Diese Freiheiten sind aber bei weitem nicht so groß, wie einem das Spiel vorzugaukeln versucht. Im Endeffekt bietet das Spiel nur ein wackeliges mechanisches Gerüst für das Open-World-Gameplay.
Das was Cola schreibt, trifft den Kern der Sache. Egal, was man in Skyrim tut: Es hat keine oder nur sehr geringe Auswirkungen auf die Welt. Selbst nach Erfüllung der Hauptquest sind 99% des Spiels noch so wie davor. Gleiches gilt für die Gilden. Man ist Listener der Dark Brotherhood? Drauf geschissen, keinen interessierts. Alles, was man kriegt, ist ne schicke Höhle und zufallsgenerierte Fleißquests.
Skyrim ist ein tolles Spiel, ohne Zweifel. Das liegt primär daran, dass die Welt riesig ist, und man tagelang einfach nur Dinge entdecken kann. Irgendwann merkt man aber, dass man sich nicht in einer "lebendigen Umgebung", sondern einem Puppentheater befindet. Der Witz ist nun, dass die eigene Figur ebenso an nem Faden hängt.
Aber das Gameplay lässt mich doch spielen, wie ich will? Kommt drauf an, wieviel Fantasie man reinsteckt. Ich bin auch rollenspielaffin und habe versucht, mir im Kopf was zusammenzuspinnen, um meine Figur in Skyrim interessanter zu gestalten. (Dunkelelfen-Psychopath aus Morrowind, der nach außen hin nett und hilfsbereit, in Wirklichkeit aber nen Rachefeldzug gegen die Nord führt.) Sowas macht Spaß, aber eben nur so weit das Spiel es erlaubt. Und das ist leider nicht weit. Die eigene Figur tritt nicht in echte Interaktion mit der Umwelt, sie hat keine bedeutenden sozialen Beziehungen, sie ist nicht einmal glaubwürdig eingeführt. (Ja, man ist der "Dragonborn", ole. Nerevarine 2.0, sehr kreativ.)
Ich hab 100 Stunden in Skyrim gesteckt und bereue es nicht. Den größten Spaß hatte ich beim Durchforsten der Welt und beim Blödsinn anstellen. Mein Questlog ist immer noch randvoll, und das wird sich auch nicht mehr ändern. Laut Spiel bin ich Chef der Magiergilde, der Dunklen Bruderschaft, der Diebesgilde und habe fucking Skyrim vor dem bösen Superdrachen gerettet. Nur interesiert das irgendwie niemanden in der Spielwelt, und es hat auch keine wirklichen Auswirkungen aufs Gameplay.
Der Witcher wird deshalb gehypt, weil er glaubwürdige soziale Interaktionen auf den Bildschirm bringt. In einer Witcher-Nebenquest ist mehr Seele als in der ganzen Skyrim-Hauptquest. Das, was Skyrim hätte machen müssen, ist, den ganzen Storyquatsch rauszuwerfen und stattdessen das emergent gameplay in den Vordergrund zu rücken. Mehr Sandbox, weniger Questbaukasten. Mehr Fokus auf kleine, dafür glaubwürdige Geschichten, als auf große und unglaubwürdige. Fairerweise muss man sagen, dass Skyrim auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, die technischen Möglichkeiten haben sich seitdem nochmal stark verändert. Ich denke, dass in Zukunft Spiele wie Skyrim weiterhin riesige Erfolge feiern werden. Der Witcher hat aber offenkundig gemacht, dass Rollenspiele am besten funktionieren, wenn sie einen auch emotional treffen.
Es gab ja schon früher RPGs, die diesen Weg gingen. Man erinnere sich an die ganzen alten DnD-Dinger, wobei die noch weitaus mechanischer waren.
In einer Hinsicht hat Outsider aber Recht: Da der Witcher im Endeffekt ne Literaturumsetzung ist, ist der Handlungsspielraum der eigenen Figur natürlich eingeschränkt. Dadurch werden die komplexen Beziehungen zu anderen Figuren aber erst möglich. Ich mag beide Ansätze, wobei der Bethesda-Ansatz viel schwieriger in eine glaubhafte Welt zu überführen ist. Je weniger Charakter der Spieler "von Haus aus" hat, desto indifferenter muss die Spielwelt sein, sofern eine Geschichte erzählt werden soll. Womit wir wieder bei meinem Punkt sind: Open world ist dann am besten, wenn Geschichten nicht aufgezwungen werden, sondern aus dem Spiel heraus entstehen.
@Star-Lord: Ja, man konnte auch in den alten Titel Katzen spielen. Aber stell dir vor, das ganze Spiel spielt im Katzenland! (Verkauft sich halt scheiße, aber hey.)