Den besten Vergleichen gab es im eigenen Land. Wie ist der Westen bitte in 40 Jahren Teilung am Osten vorbeigezogen. Und das liegt offensichtlich zum Großteil an den verschiedenen Gesellschaftsformen.
Wir leben gerade in Zeiten maximalen Wohlstands, ohne Wenn und Aber.
Es gibt kaum Hunger in Deutschland, ein Sozialsystem, um das uns die Welt beneidet, globale Güter nahezu jeder Zeit verfügbar, Energie, Wasserversorgung in praktisch jedem Haushalt.
Allein was der Kapitalismus mit der Kleidungsindustrie angestellt hat. Wer gibt seine kaputte Jeans denn bitte noch zum Flicken oder lässt seine Socken von Mama stopfen?
Junge Menschen können sich teilweise komplett einmal im Jahr einkleiden, ohne wirklich eigenes Geld zu verdienen. Dass dies komplett zu Lasten armer Länder geht, ist klar. Aber der Wohlstand hier ist maximal. Was hab ich damals für mein 1. Handy gespart. Heute bekommt jeder Teenager alle 2 Jahre ein neues iPhone aus dem Vertrag. Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass junge Menschen diesen Luxus und die Verfügbarkeit von Gütern gar nicht wertschätzen können.
Wie wir bspw. nie wertschätzen konnten mehrmals die Woche Fleisch zu haben und uns über Essen keine Gedanken machen zu müssen. Die meisten Eltern können davon noch ein Liedchen trällern.
Ich frage mich ernsthaft warum das kapitalistische System in den nächsten Jahrzehnten ein Ende finden sollte. Wie sollen Länder wie China, Indien oder Bangladesch denn gegen die Globalisierung aufbegehren?
ich verstehe deine Argumentation, sehe darin aber auch den Fehler des ganzen Systems. Ja du hast recht, durch die Globalisierung, die internationale Arbeitsteilung, die Effizienzsteigerung in der Produktion und, machen wir uns nichts vor, die sklavenhafte Ausbeutung der Arbeitskräfte in anderen Ländern, kann man sich in Deutschland, was externe Konsumgüter (vornehmlich aus China/Bangladesch und co) angeht nicht beschweren und sich für vergleichsweise kleines Geld nahezu jeden Dreck kaufen den man will. Primark und co machen es möglich, dass jedes Konsumgut für nahezu jeden Geldbeutel existiert - Qualität lass ich jetzt mal außen vor, )weil gerade im Food-Bereich ist es oft der letzte Dreck, aber das weißt du höchstwahrscheinlich selbst).
Durch diese Tatsache (man kann sich ja alles kaufen) entsteht der Eindruck uns geht es besser als je zuvor. Die Wahrheit ist aber: Es gibt einfach nur viel viel mehr internationale Produkte die aus den obigen Gründen in Preissegmenten zu haben sind, welche es vorher nicht gab. Luxusgüter von früher (Fleisch) wurden durch Ausbeutung und Effizienzsteigerung (massentierhaltung und co..) einfach für die Masse erschwinglich gemacht, sie sind aber nicht qualitativ besser oder gleichwertig (Formpressanaloghinterschinkenkonzentrat kann sich jeder Hartzi kaufen, "echtes" fleisch ist nach wie vor teuer und nicht für jede deutsche Familie erschwinglich). Bei technischen Spielereien das gleiche Spiel: Dein Grundigfernseher wurde früher in Deutschland gefertigt, heute schrauben deinen LCD ein paar Chinesen zusammen, die dafür eine Handvoll Reis bekommen und nen Arschtritt - natürlich ist der billiger.
Dadurch hat die Masse aber nicht mehr Geld, sie kann sich für ihr Geld einfach nur mehr (mehr oder minder wichtige) Konsumgüter kaufen und das ist der springende Punkt, denn der "maximale Wohlstand" den du hier deklarierst, kann man nicht an, von kinderhändenzusammengeschraubten, Konsumgütern festmachen, sondern an dem was Familie X am Ende des Monats noch zur Verfügung hat. Und da wirds düster. Inländische Ausgaben um zu überleben (Strom, Miete, Benzin etc.) werden teurer, inländische Konsumgüter sind für deutsche Bürger nicht mehr erschwinglich, der Discountbereich (egal ob Kik, Primark, Aldi usw.) erfährt starke Wachstumsraten - ganz einfach weil die Leute sich inländische Qualitätsware auch nicht mehr leisten können (der Golf war früher ein echter Volkswagen, weißt du was heute ein neuer Golf kostet? Dacia, eine rumänische Billigautomarke von Renault kommt aus dem nichts..warum? weil die Leute einfach kein Geld haben für nen VW, Mercedes, BMW). Die Lebenshaltungskosten und die notwendigen inländischen Ausgaben steigen anteilig absolut und prozentual im verfügbaren Nettoeinkommen an.
Das heißt der Kapitalismus, bzw. die kapitalistische Globalisierung kaschiert durch Produkte im Überfluß die schwindende inländische Bezahlfähigkeit der Bürger. Es bringt nichts, wenn Familie X sich jetzt einen Fernseher Y leisten kann, weil dieser ohne ernstzunehmende Lohnkosten am anderen Ende der Welt zusammengeschraubt wurde, wenn man sich in Deutschland selbst nichtmal mehr eine Wohnung leisten kann.
Vom Zerfall des öffentlichen Sektors (Schulen, Infrastruktur) will ich garnicht sprechen, aber das ist ein anderes Thema.
Aber Fakt ist: Uns geht es nicht maximal gut, weil wir alle viel mehr Kohle in der Tasche haben, uns geht es "maximal gut" (ich bezweifel das), weil das was wir kaufen aus unterschiedlichen Gründen (meist Globalisierung) immer billiger wird.
Deutschland ist schon über die Reife hinweg. Früher konnte sich ein Arbeiter mit Hausfrau ein Haus hinklatschen, heute braucht es da schon 2 Vollverdiener.