Die kapitalistische Soziologie

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So meint er das sicher nicht, aber so gesehen sind das "Luxusprobleme", die es früher in der Masse der Bevölkerung nicht gab, weil die mit ernsthaften Problemen konfrontiert war.
 

[fN]Leichnam

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da kommt halt die langeweile in spiel. leben als schwanken zwischen not und langeweile.
 

Gelöscht

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Hälst du es für etwas Schlechtes, dass sich Menschen nun mehr mit sich selbst auseinandersetzen können, weil Sie nicht mehr um die bloße Existenz kämpfen müssen?

ein zustand, den es in europa seit vielleicht 50 jahren gibt, in amerika vielleicht etwas länger. wenn wir über zufriedenheit reden, kann man schon festhalten, das wir eine generation des überflusses sind: beste medizinische versorgung aller vorangegangen generationen, freiste berufswahl, beste bildungschancen, beste selbstverwirklichungs- und aufstiegschancen, and go on. und trotzdem gleichzeitig die generation mit der höchsten burnout-, depression-, und unzufriedenheitsstatistik. ausgenommen stalingrad 44. spot the point.
 
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Diese Entwicklung muss man sich erstmal verdeutlichen, bevor man anfängt sich Gedanken zu machen, in was für einem "repressiven kapitalistischen System" wir leben.

Es ist nicht repressiv. Höchstens passiv. Nichtsdestotrotz, die Lebensqualität als solche setzt Standards. Da hast Du völlig Recht! Um unser Sozialsystem beneidet uns die Welt!

Jedoch meine ich, die allgemeine Alltagsbelastung im Verhältnis zu "anno domini" ist wenig anders. Eine Gesellschaft läuft immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten am Limit. Epochenunabhängig. Wir sind äußerst effizient geworden, ja.Plagen uns aber trotzdem mit Brainfucks herum. So wie YNC ja bereits ausgeführt hat.
 
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TheGreatEisen

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und trotzdem gleichzeitig die generation mit der höchsten burnout-, depression-, und unzufriedenheitsstatistik. ausgenommen stalingrad 44. spot the point.

Mag vllt. auch daran liegen, dass derartige Statistiken erst seit den letzten Jahrzehnten überhaupt erst erhoben werden. Burnout, wie er heute definiert wird, trat sicher bereits vor seiner "Erfindung" und "Anerkennung" auf, wurde nur nicht klassifiziert. Wie auch die übrige Psychiatrie/Psychologie noch meilenweit von heutigen Erkenntnissen entfernt war.

Auch die Glücksforschung gibt es doch noch nicht lange. Und wenn ich daran denke, dass meine Großmutter noch 40 Jahre nach dem WW2 nach Aussagen meines Großvaters immer noch hin und wieder im Schlaf schrie (sie wurde mal mit dem Fahrrad von Tieffliegern "attackiert"), dann weiß ich nicht, ob diese Vorgenerationen tatsächlich zufriedener waren oder ob sich einfach nur niemand einen scheiß dafür interessiert hat, ob diese Menschen zufrieden sind oder nicht. Wie bereits gesagt, man hatte andere Sorgen. Dass die meisten Menschen aus diesen Kriegsgenerationen nach heutigen Maßstäben mehrjährige Therapien benötigen würden, sollte außer Zweifel stehen.

Dass wir heute über Burnout reden und allg. die psychischen Probleme ins Zentrum der Aufmeraksamkeit rücken ist letztlich nur ein Zeichen dafür, dass es den (meisten) Menschen (in D) materiell an nichts mangelt. Die Frage, wie man sein Leben "proaktiv" gestalten will, hat sich früher einfach nicht gestellt. Jeder wusste, wo sein Platz war.
 
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Sehe ich genauso.

Ich weiß nicht wer von euch ein Familienalbum rumliegen hat, wo Bilder aus der Zeit deutlich vor 1950 drin sind. Wenn möglich gebt euch mal die Familenphotos von 1910 und vorher. Die Leute sehen zu einem großen Teil richtig fertig aus, besonders die Frauen. Ich glaube nicht, dass die irgendwie glücklicher oder zufriedener waren, eher das Gegenteil. Damals wurde aber nicht gejammert und so lange man 2 Arme und Beine hatte galt man als gesund und hatte sich nicht zu beklagen. Erst der gestiegene Wohlstand hat es uns (als Masse der Bevölkerung) ermöglicht überhaupt über Dinge wie burnout/boreout und den Sinn des Lebens im größeren Stil nachzudenken. Das war vorher einer kleiner Oberschicht vorbehalten.
 

Gelöscht

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@eisen: ich seh das eher als bestätigung meiner brainfuckness-argumentation. uns gehts besser als jemals zuvor und gleichzeitig jammern wir mehr, als jemals zuvor. der mensch ist nicht für den überfluss geschaffen. wir streben nach einem zustand absoluten glücks. glücklichsein ist aber ein ausnahmezustand. selbstverwirklichung wird bis zu einem punkt getrieben, das es absurd wirkt. anstatt zu akzeptieren, dass man eben nur ein kleines zahnrädchen ist und nicht jeden tag die sonne scheint und das völlig okay ist.
 
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Gelöschtes Mitglied 683020

Guest
@eisen: ich seh das eher als bestätigung meiner brainfuckness-argumentation. uns gehts besser als jemals zuvor und gleichzeitig jammern wir mehr, als jemals zuvor.

Man jammert immer, das ist kontextabhängig. Siehe "Die Generation heute, ...". Solche Phänomene sind meist relativ zeitresistent.
 

Scorn4

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Sehe ich genauso.

Ich weiß nicht wer von euch ein Familienalbum rumliegen hat, wo Bilder aus der Zeit deutlich vor 1950 drin sind. Wenn möglich gebt euch mal die Familenphotos von 1910 und vorher. Die Leute sehen zu einem großen Teil richtig fertig aus, besonders die Frauen. Ich glaube nicht, dass die irgendwie glücklicher oder zufriedener waren, eher das Gegenteil. Damals wurde aber nicht gejammert und so lange man 2 Arme und Beine hatte galt man als gesund und hatte sich nicht zu beklagen. Erst der gestiegene Wohlstand hat es uns (als Masse der Bevölkerung) ermöglicht überhaupt über Dinge wie burnout/boreout und den Sinn des Lebens im größeren Stil nachzudenken. Das war vorher einer kleiner Oberschicht vorbehalten.

Als ich klein war, haben mir diese Leute Angst gemacht :D
Die sahen immer so böse und streng aus. :(

Genauso: wenn ich mir anschaue, wie die Mächtigen und Superreichen vor ~200 Jahren gelebt haben, erschrecke ich mich immer über die Bescheidenheit der Umstände.

Hieru nochmal kurz der Verweis aufMalthus, der früher im Thread untergegangen ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Malthusianische_Katastrophe
 
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An die "es geht uns so gut wie nie, Leute":
Findet ihr nicht, dass wir den Scheitelpunkt des: "es geht uns so gut wie nie" schon überschritten haben. Zum Einen ist diese Verallgemeinerung ja ohnehin eine Frage des Standpunkts (wer ist "uns"). Zum Anderen denke ich, dass der Kapitalismus in Deutschland, angesichts einer quasi nicht mehr vorhandenen sozialen Marktwirtschaft und Entscheider im Staat, die offenbar stark von Lobbyismums unterwandert sind, so langsam anfängt seine hässliche Fratze zu zeigen (immere stärkere Umverteilung nach oben, Risikominimierung für Unternehmen, abwälzen von Risiken auf die Allgemeinheit, undundund).

Ich weiß nicht mehr von wem es war, aber jemand postete mal einen Link im Forum, der eine Statistik zeigte, die nachkriegsgeschichtlich betrachtet die homogenste Gesellschaft der BRD in den 70ern zeichnet.

Meiner Meinung nach ist es wichtig die Form des gebändigten Kapitalismus, den unsere Gründerväter für die BRD auch vorgesehen haben, wieder zu stärken. Oder zumindest noch zu retten was zu retten ist.
Welche Partei käme hierfür am ehesten in Frage?
 
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ElBollo, die Frage welche Partei zu wählen ist, kannst du erst stellen, wenn du weißt, welche Maßnahmen überhaupt geeignet sind, um den gegenwärtigen Zustand zu verbessern.
Reflexartig schreien die Leute ja nach mehr Staat, aber meiner Meinung nach geht das komplett in die falsche Richtung. Mehr Eigenverantwortung, weniger komplizierte Regeln und größeres Verantwortungsbewußtsein sind meiner Meinung nach die Dinge, die unsere Gesellschaft verbessern würden.
 
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Zum Anderen denke ich, dass der Kapitalismus in Deutschland, angesichts einer quasi nicht mehr vorhandenen sozialen Marktwirtschaft und Entscheider im Staat, die offenbar stark von Lobbyismums unterwandert sind, so langsam anfängt seine hässliche Fratze zu zeigen (immere stärkere Umverteilung nach oben, Risikominimierung für Unternehmen, abwälzen von Risiken auf die Allgemeinheit, undundund).

Das verstehe ich nicht ganz. Erst erzählst du etwas von "zu viel Kapitalismus, zu wenig Staat" und dann zählst du Negativbeispiele auf, die allesamt durch mehr Kapitalismus und weniger Staat gelöst werden könnten.
Gerade Punkte wie Risikominimierung für Unternehmen und Umwälzung auf die Allgemeinheit entstehen doch dadurch, dass der Staat ganz massiv in die Märkte eingreift, was im "echten" Kapitalismus nicht möglich wäre.
Es ist genau das Gegenteil der Fall, es ist nicht so dass wir zu wenig soziale Marktwirtschaft hätten, wir haben zu viel davon. Der Staat ist so aktiv am Markt wie noch nie zuvor (ausgenommen im Kommunismus) und selbstverständlich hat das ganz massive negative Auswirkungen. Aber anstatt anzuerkennen, dass diese zum größten Teil von Staaten verursacht werden schafft es die linke Propaganda, die Schuld dem "bösen Kapitalismus" zuzuschieben, obwohl Kapitalismus damit nun wirklich gar nichts zu tun hat.

Mehr Freiheit wagen, mehr Eigenverantwortung und weniger staatliche Einmischung (incl. weniger Bevorzugung von Unternehmen), das sind grundkapitalistische Gedanken und das brauchen wir.
Starke staatliche Eingriffe sind sozialistische Gedanken und genau die kritisierst du doch (mit Recht).
 

Moranthir

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Das verstehe ich nicht ganz. Erst erzählst du etwas von "zu viel Kapitalismus, zu wenig Staat" und dann zählst du Negativbeispiele auf, die allesamt durch mehr Kapitalismus und weniger Staat gelöst werden könnten.
Digga, das ist auch nur deine Meinung/Ideologie. Das wurde hier schon 100x durchgekaut. Mangels kontrollierter Variation wird man das nicht testen können. Vielleicht kann man es auch durch mehr Staat und weniger Kapitalismus lösen. Das als Fakt darzustellen ist ziemlicher Rotz.
 
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Digga, das ist auch nur deine Meinung/Ideologie. Das wurde hier schon 100x durchgekaut. Mangels kontrollierter Variation wird man das nicht testen können. Vielleicht kann man es auch durch mehr Staat und weniger Kapitalismus lösen. Das als Fakt darzustellen ist ziemlicher Rotz.

Naja dass die Vergemeinschaftung von Risiken eine 100% rein staatliche Sache ist lässt sich ja wohl kaum bestreiten. Ohne Staat wären die Banken halt pleite und ohne Staat hätte man keine steuergeldfinanzierte Rettung.
Dass so etwas genau das Gegenteil von Kapitalismus (-> freier Markt, eben keine staatlichen Eingriffe) ist dürfte auch offensichtlich sein.
 

Moranthir

GröBaZ
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Die Behauptung, dass man durch mehr Kapitalismus eine Umverteilung nach Oben verringert werden würde, ist wohl nicht haltbar. Dass umgekehrt weniger Kapitalismus ebenfalls zu einer Ungleichverteilung führen kann, hat der Ostblock natürlich schön gezeigt...
 
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Hier wurde doch letztens eine schöne Grafik gepostet die zeigte, dass weltweit gesehen die Reichtumsverteilung nicht auseinandergewandert ist und die ganze Welt (bei mehr Kapitalismus) reicher wurde.
Klar, gerade bei Vermögensverteilungen lässt sich der Einfluss des Kapitalismus nicht wirklich präzise festmachen aber bei Dingen wie Risikovergemeinschaftung wie gesagt schon. Und das hat Bollo ja auch dem Kapitalismus angelastet, obwohl genau dieser das Problem lösen würde.
 

Scorn4

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Ich habe nicht das Gefühl, dass alle das Gleiche meinen, wenn sie "Kapitalismus" sagen.
Und ich habe das Gefühl, dass diejenigen, die "weniger Kapitalismus, mehr Staat" sagen, selbst nicht genau wissen, was sie mit "Kapitalismus" meinen. Vielleicht wissen sie nicht einmal wirklich, was sie mit "Staat" meinen.

Beispiel:

Die Behauptung, dass man durch mehr Kapitalismus eine Umverteilung nach Oben verringert werden würde, ist wohl nicht haltbar. Dass umgekehrt weniger Kapitalismus ebenfalls zu einer Ungleichverteilung führen kann, hat der Ostblock natürlich schön gezeigt...
Dieses Statement macht mich echt fassungslos. Ich fühle mich erinnert an das Spiel Democracy 3. Brauchen wir mehr Kapitalismus? Dann schieben wir doch den Regler von 63% nach 85%. Mal schauen, was das nächste Jahr bringt.

Schon die Frage, ob wir mehr oder weniger Kapitalismus brauchen, missversteht die Komplexität des Problems. Und wer dann antwortet, dass wir "mehr Staat" brauchen, verkennt, dass der Staat selbst Kapitalist ist.
Die DDR (böser sozialistischer Staat) wurde von IKEA für billige Arbeiter bezahlt. Nordkorea (böser stalinistischer Staat) least seine Arbeiter zum Holzhacken an Russland. Beide sind extrem dumme (weil ungebildete) Kapitalisten, aber trotzdem.

Zum Thema Vermögensverteilung: der Kapitalismus hat sich als effizients System zur Vervielfältung von Reichtum bewiesen. Dass dadurch die Reichen reicher werden, wissen wir alle. Und das ist auch gut so. Wäre das nicht der Fall, ginge es auch der Bevölkerung nicht gut.
Was aber, wenn die Reichen reicher werden, ohne dss Bevölkerung ausreichend (also Schulnote 4) daran partizipiert? Ist die Lösung dann, dass der Staat mehr Macht braucht? Man zeige mir bitte ein aktuelles Beispiel, wo das der Fall wäre.
 
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Es ist ziemlich offensichtlich dass in diesem Kontext "mehr Kapitalismus" gleichzusetzen ist mit "weniger Einflussnahme am Markt durch Bundes-/Landesregierungen". Man muss sich schon ziemlich dumm stellen, oder es sein, um den Zusammenhang nicht selbst herzustellen.

Zum Thema Vermögensverteilung: der Kapitalismus hat sich als effizients System zur Vervielfältung von Reichtum bewiesen. Dass dadurch die Reichen reicher werden, wissen wir alle. Und das ist auch gut so. Wäre das nicht der Fall, ginge es auch der Bevölkerung nicht gut.
Was aber, wenn die Reichen reicher werden, ohne dss Bevölkerung ausreichend (also Schulnote 4) daran partizipiert? Ist die Lösung dann, dass der Staat mehr Macht braucht? Man zeige mir bitte ein aktuelles Beispiel, wo das der Fall wäre.

Nur mal zwei Links zu deiner Meinung, "wenn die Reichsten reicher werden, ist das gut so":

http://www.washingtonpost.com/blogs.../?Post+generic=?tid=sm_twitter_washingtonpost

http://www.ted.com/talks/nick_hanauer_beware_fellow_plutocrats_the_pitchforks_are_coming
 
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Es ist ziemlich offensichtlich dass in diesem Kontext "mehr Kapitalismus" gleichzusetzen ist mit "weniger Einflussnahme am Markt durch Bundes-/Landesregierungen".

Und doch ist es gerade diese Einflussnahme, die viele Probleme produziert, die dann unwissend dem "Kapitalismus" angehängt werden, obwohl sie eben durch die Regierung(en) verursacht wurden.
 

Scorn4

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Es ist ziemlich offensichtlich dass in diesem Kontext "mehr Kapitalismus" gleichzusetzen ist mit "weniger Einflussnahme am Markt durch Bundes-/Landesregierungen". Man muss sich schon ziemlich dumm stellen, oder es sein, um den Zusammenhang nicht selbst herzustellen.

Es wäre eine so schöne Welt, wenn das so stimmen würde. (Siehe mein Hinweis auf Democracy 3)

Wichtig ist nicht, ob ein Bundesland mehr/weniger Einfluss hat, sondern wie genau der Charakter dieses Einflusses genau umgesetzt wird. Sind die von dir zitierten USA ein gutes Beispiel. Wenn ich in aller Öffentlichkeit legal einen Abgeordneten kaufen kann, ist es völlig irrelevant, ob der Staat über viele oder wenige Eingriffsmöglichkeiten verfügt.
Wichtig ist nicht, ob ein Staat eingreift, sondern wann und wie er es tut. Untätigkeit ist auch ein Eingriff. Und die eingreifende Bundes-/Landesregierung ist selbst Kapitalist. Nur weil ein Marktteilnehmer aktiver und inaktiver ist, bedeutet das nicht mehr oder weniger Kapitalismus. Kapitalismus ist der Markt, nicht das Geschäft auf dem Markt.
 
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in der faz war letztens ein 6 Seiten Beitrag dazu:
http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...s-doch-gesetze-des-kapitalismus-13148312.html

da ein Zwischenfazit
Von einem dramatischen Auseinanderdriften der westlichen Gesellschaften kann also nicht wirklich die Rede sein. Die Rückkehr zu den kapitalistischen Verteilungsverhältnissen des frühen 20. Jahrhunderts liegt also noch in weiter Ferne. Indirekt räumt Piketty dies sogar ein, wenn er in seinem Buch vom modernen Wachstum einer „patrimonialen Mittelklasse“ spricht, die viel breiter ist als vor dem Ersten Weltkrieg. Allerdings befürchtet er, dass der Trend mit r>g sich in der Zukunft weiter fortsetzt und eher noch verschärft.

bei der washington post steht nirgends, dass da was schlimmes passieren wird.
 
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Wichtig ist nicht, ob ein Staat eingreift, sondern wann und wie er es tut. Untätigkeit ist auch ein Eingriff. Und die eingreifende Bundes-/Landesregierung ist selbst Kapitalist. Nur weil ein Marktteilnehmer aktiver und inaktiver ist, bedeutet das nicht mehr oder weniger Kapitalismus. Kapitalismus ist der Markt, nicht das Geschäft auf dem Markt.

Ja, entscheidend ist nicht welche Möglichkeiten zB die Bundesregierung theoretisch hat, sondern ob und wie sie sie nutzt, ich denke nicht dass hier irgendjemand widersprechen wird. :|

Wenn jemand plump sagt "weniger Kapitalismus" kann das alles mögliche heißen, weil keine klare Definition des Kapitalismusbegriffs /clawg, ham wa uns schön über Formulierungen auseinandergesetzt und nichts zum Thema beigetragen.

e:
in der faz war letztens ein 6 Seiten Beitrag dazu:
http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...s-doch-gesetze-des-kapitalismus-13148312.html

da ein Zwischenfazit


bei der washington post steht nirgends, dass da was schlimmes passieren wird.
Ein FDP-Parteimitglied, das für die FAZ schreibt, ist für mich bei dem Thema in etwa so relevant wie der geschwärzte Armutsbericht der Schwarzgelben Bundesregierung kurz vor ihrem Ende.

bei der washington post steht nirgends, dass da was schlimmes passieren wird.
Da steht drin dass das Einkommen der Bottom 90% im Vergleich rückläufig ist, wer dafür ein "Das wird der Untergang sein" à la Bild braucht und nicht selbst so weit denken kann um zu wissen, dass jede Volkswirtschaft mit ihrer Mittelschicht steht oder fällt - da fällt mir dann auch nicht mehr viel ein. "Aber da steht doch gar nicht dass da was schlimmes passieren wird?" :rofl2:
 
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Verwechselst du jetzt was oder ich? Der WP-Artikel zeigt die Verteilung des Einkommens in den USA, Hans Rosling (dessen Vorträge ich sehr schätze) setzt seinen Fokus auf globale Veränderungen und vergleicht vor allem medizinische und wirtschaftliche Zusammenhänge, global. Was haben seine Vorträge mit der Frage ob es für eine Gesellschaft wie zB den USA schädlich ist, wenn die Mittelschicht mehr und mehr vom Kuchen verliert, zu tun?
 
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Das ist jetzt schon wieder zu viel Klein-Klein, Jungs...

Und doch ist es gerade diese Einflussnahme, die viele Probleme produziert, die dann unwissend dem "Kapitalismus" angehängt werden, obwohl sie eben durch die Regierung(en) verursacht wurden.

Mein Lieber, wir haben uns doch im Laufe der vielen, vielen Jahre bereits oft darauf geeinigt, dass absolute Gewaltenfreiheit der Idealzustand wäre.

Um das mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten: braucht es dafür nicht auch ein "ideales System"? Die Marktmechanismen der kapitalistischen Philosophie sind für sich genommen wunderbar. Nur die Definition des Menschen in diesem Kontext ist zu singular. Will sagen, paar Schritte vorgestepped, wie hebelst Du ein schwer zu fassendes und zu definierendes Verlangen (salop würde man vllt "Gier" sagen) aus, um "den Markt" (abstrakt) vor "Missbrauch" (abstrakt) zu sichern?

Ich finde darum sollten sich unsere Gedanken kreisen.
 
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Ich bin zwar kein Ökonom, aber würde es bei dieser Diskussion nicht Sinn machen, die Begriffe "Kapitalismus" und "(freie) Marktwirtschaft" mal gezielt voneinander zu trennen? Ich habe nämlich das Gefühl, dass die beiden Begriffe gerne durcheinander geworfen werden und deshalb teilweise aneinander vorbei geredet wird. (falls ich das gerade falsch wahrnehme einfach ignorieren)
 

Scorn4

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Ja, entscheidend ist nicht welche Möglichkeiten zB die Bundesregierung theoretisch hat, sondern ob und wie sie sie nutzt, ich denke nicht dass hier irgendjemand widersprechen wird. :|

Wenn jemand plump sagt "weniger Kapitalismus" kann das alles mögliche heißen, weil keine klare Definition des Kapitalismusbegriffs /clawg, ham wa uns schön über Formulierungen auseinandergesetzt und nichts zum Thema beigetragen.

Ich möchte nicht auf eine Clawg-Definitionsdebatte hinaus. Das heißt, ich möchte die Diskussion nicht in einer Difinitionsdebatte ersticken, um in souveränem Luftgeschwafel unangreifbar zu sein.

Vielmehr sehe ich in Parolen wie "mehr Staat" und "weniger Kapitalismus" wenig greifbaren Inhalt. "Mehr Staat" kann hartes Durchgreifen gegen Gewerkschaften bedeuten. Die Atomendlagerpoltik Kohls war "mehr Staat". Amerikas Ölsubventiuonierung, durch die die superreichen noch sehr viel reicher werden, ist "mehr Staat".
Das meint ElBollo natürlich nicht. Aber meine hier aufgeführten beispiele zeigen, dass der Staat selbst kapitalistischer Akteur mit Eigeninteressen ist, der keineswegs alle Probleme löst.
 
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passend zum thema:

https://www.youtube.com/watch?v=Xbp6umQT58A

wird eig mal ganz gut erklaert wie humanity so ablaeuft. eine erkenntnis ist: der mensch (damit auch ich) ist im grunde genommen zutiefst primitiv und egoistisch. jaja big news, i know. such wow.

allerdings bin ich mir trotzdem unsicher was ich von dem vid halten soll, es ist mir teilweise etwas zu hysterisch. zumal ich ohnehin nicht (mehr) das vermeintlich klassische "sitz zeit im buero ab und konsumiere" lebe.
wie hier schon irgendjemand vorher sagte: man kann entscheiden. viele sind aber auch einfach zu beschraenkt um 'outside the box' zu denken. oder sie koennen denken, sind dann aber auch nicht dazu bereit mal aus ihrer comfortzone zu kriechen. und dann wird geheult weil man sich einem vermeintlichen schicksal ergeben muss, kapitalismus dies das.
ich sage jetzt einfach mal das die heutigen moeglichkeiten fuer eine individuelle lebensgestaltung (was auch immer das sein mag fuer denjenigen) selten besser waren. gerade hier in deutschland und in einem land, in dem man alles hat und sich nicht fragen muss ob das haeuschen am naechsten morgen noch steht oder zerbombt wird. das geheule wirkt angesichsts dessen schon hoehnisch und kommt zumeist doch auch nur von den leuten, die darin versagt haben sich ihre gewuenschte realitaet zu schaffen. jammern auf allerhoechstem niveau ...
nichts muss, alles kann. natuerlich, wenn man sich fuer schule -> uni -> job -> rente entscheidet darf man aber auch hinterher nicht auf das boese "system" schimpfen, denn es ist letzlich auch nur eine wahl die man selber getroffen hat. punkt. es gibt massig tueren dem zu entkommen, fakt ist aber auch: von nichts kommt nichts. wer etwas spezielles will, muss dafuer etwas tun. die werkzeuge werden einem zur verfuegung gestellt, schmieden muss man selber.
 

Scorn4

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Stefan Molineux ist Clawg mit einer Radiosendung.

Ich hatte seinen Kanal mal abboniert, aber der Typ ist ekelig.
 
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Wie JayJoy das perfekte Beispiel für den OP ist, danke dafür. :rofl2:

Zunächst mal müssen wir uns darauf einigen, dass es früher nicht besser war. Die Eröffnung war kein Heulpost, der sich nach alten Zeiten sehnt. Ich lese hier allerdings nur von verschiedenen Usern gebetsmühlenartige Aussagen über die riesige Wahlfreiheit in unserer Gesellschaft. Wenn ich aber meine Realität reflektiere, dann sieht die ach so riesige Wahlfreiheit wie ein Hohn aus. Schon mal n bißchen auf Tinder rumgesurfed? Da sind so viele Profile vollkommen austauschbar. Die aktuelle Welle ist ja das Reisen. Reise dich interessant. Alle Welt reist nach Asien, Afrika oder Amerika. Anschließend kommen Sie zurück und nach zwei Wochen ist außer n paar Selfies am Pool oder am Strand _nichts_ hängengeblieben. Und zuhause wird n Job gemacht auf den man keinen Bock hat und der nächste Urlaub geplant, der auch wieder nichts ändert.

Klar sind das Extremfälle, aber auch an mir selber merke ich, dass ich Sachen hinterherlaufe ohne mir wirklich bewusst zu machen, ob ich sie brauche. Ich hab den Anspruch bei allem was ich mache überdurchschnittlich zu sein. Wenn ich mir allerdings Gedanken darüber mache, warum ich das eigentlich will, wird es schwer.
Wer einfach nur zufrieden und glücklich ist in seinem Leben und auch in seinem Umfeld keinerlei Probleme erkennt darf das Topic getrost ignorieren; wer daraus aber direkt ne pussyhafte Weinerlichkeit liest tut mir, ehrlich gesagt, ziemlich leid.
 
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was interessieren dich irgendwelche spasten auf tinder und wieso machst du dir gedanken darueber, wie diese menschen ihr leben verbringen? und wieso ziehst dann noch schluesse ueber das leben dieser leute, obwohl du im grunde genommen 0 ahnung hast? das ist irgendwie erbaermlich. du bist auch kein special snowflake, also komm mal runter.

dein problem ist einfach, dass du auf alles guckst außer auf deinen eigenen arsch und alles vergleichst und zerkopffickst mit deiner situation. way to go miserable ...
 

Scorn4

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Ich lese hier allerdings nur von verschiedenen Usern gebetsmühlenartige Aussagen über die riesige Wahlfreiheit in unserer Gesellschaft. Wenn ich aber meine Realität reflektiere, dann sieht die ach so riesige Wahlfreiheit wie ein Hohn aus.

Wo bist du denn in deiner Wahlfreiheit eingeschränkt?
 
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@tic0r
Dein Post ließt sich schon wie ne pussyhafte Weinerlichkeit. Erstens hat er nichts mit der "kapitalistischen Soziologie" zu tun und zweitens scheinst du dich mehr mit anderen Leuten und ihren Entscheidungen zu beschäftigen als mit dir selbst. Du steckst Leute in Schubladen und verurteilst sie hierfür.

sheeple.png
 
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Zunächst mal müssen wir uns darauf einigen, dass es früher nicht besser war. Die Eröffnung war kein Heulpost, der sich nach alten Zeiten sehnt. Ich lese hier allerdings nur von verschiedenen Usern gebetsmühlenartige Aussagen über die riesige Wahlfreiheit in unserer Gesellschaft. Wenn ich aber meine Realität reflektiere, dann sieht die ach so riesige Wahlfreiheit wie ein Hohn aus. Schon mal n bißchen auf Tinder rumgesurfed? Da sind so viele Profile vollkommen austauschbar. Die aktuelle Welle ist ja das Reisen. Reise dich interessant. Alle Welt reist nach Asien, Afrika oder Amerika. Anschließend kommen Sie zurück und nach zwei Wochen ist außer n paar Selfies am Pool oder am Strand _nichts_ hängengeblieben. Und zuhause wird n Job gemacht auf den man keinen Bock hat und der nächste Urlaub geplant, der auch wieder nichts ändert.

Wahlfreiheit heißt doch nicht, dass jeder was anderes machen muss.
Jeder kann frei wählen, aber wenn die Mehrheit zu dem Schluss kommt, dass Selfies am Pool einfach total geil sind dann ist das halt so. Deal with it!
Das bedeutet nicht, dass es keine Wahlfreiheit gäbe.
 
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Tittenmeister wir warten immer noch auf dein VWL Pamphlet. Meinst du "soon" damit?
 
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Wahlfreiheit heißt doch nicht, dass jeder was anderes machen muss.
Jeder kann frei wählen, aber wenn die Mehrheit zu dem Schluss kommt, dass Selfies am Pool einfach total geil sind dann ist das halt so. Deal with it!
Das bedeutet nicht, dass es keine Wahlfreiheit gäbe.

Genauso wie Wahlfreiheit offenbar ermöglicht, sich dafür zu entscheiden, Argumente und Diskussionsanregungen anderer konsequent zu ignorieren. So wird das nichts, Digga...
 
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