Die kapitalistische Soziologie

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Der Titel ist wohl etwas irritierend aber was besseres ist mir nicht eingefallen.

Grundsätzlich geht es darum: Kapitalismus, den ich als wirtschaftliche Triebfeder in guten sozialen Grenzen definitiv unterstütze, hat schleichend unser gesamtes Leben übernommen. Seit ich Schirrmachers Buch "Ego: Das Spiel des Lebens" gelesen hab lässt mich das nicht mehr wirklich los, auch wenn ich viele seiner Thesen im Buch zunächst abgelehnt hab. Aber im Alltag treffe ich andauernd auf Beispiele bei denen ich daran denken muss.

Diese Beispiele sind unter anderem hier aus dem Forum, wenn Menschen, die "zu lange" studiert haben als Verlierer abgestempelt werden. Oder Menschen, die sich für Familie und gegen Karierre entscheiden offensichtlich ihr Leben wegwerfen.
Außerdem hatte ich gestern mit zwei Freunden eine Diskussion über gender pay gap. Unabhängig davon ob es das jetzt gibt und wie hoch es ist waren die beiden davon überzeugt, dass der pay gap richtig ist. Weil Frauen ja schwanger werden könnten und somit ein Risiko darstellen. Aus kapitalistischer Sichtweise mit Sicherheit richtig, potentieller Arbeitsausfall usw. Warum allerdings wird die kapitalistische Sichtweise mittlerweile als die "natürliche" angesehen? Ist es nicht auch eine mögliche Sichtweise an unsere Probleme mit Nachwuchs der gebildeten Schichten zu denken? Die offensichtlichen Probleme, dass Frauen sich zwischen Karierre und Kind entscheiden müssen?

Dazu passend auch ein Link vom guardian: http://www.theguardian.com/commenti...thics-personality-psychopathicsthic?CMP=fb_gu
Our presumed freedom is tied to one central condition: we must be successful – that is, “make” something of ourselves. You don’t need to look far for examples. A highly skilled individual who puts parenting before their career comes in for criticism. A person with a good job who turns down a promotion to invest more time in other things is seen as crazy – unless those other things ensure success. A young woman who wants to become a primary school teacher is told by her parents that she should start off by getting a master’s degree in economics – a primary school teacher, whatever can she be thinking of?

There are constant laments about the so-called loss of norms and values in our culture. Yet our norms and values make up an integral and essential part of our identity. So they cannot be lost, only changed. And that is precisely what has happened: a changed economy reflects changed ethics and brings about changed identity. The current economic system is bringing out the worst in us.

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Du hast Recht. Der Kapitalismus ist unser Chuch'e mitlerweile, "alternativlos". Wer es wagt einen anderen Weg auch nur an zu denken, der rechtfertigt praktisch Stalin (in den Augen einiger). Dass dieser Weg dabei die Fundamente unserer Gesellschaft weg frisst, unseren Planeten zerstört, auf unserem Geist und den Geist unserer Kinder rumtrampelt, wird zwar gesehen, aber als unveränderliche Tatsache hingenommen. Dass die USA de fakto eine Oligarchie sind, in denen die Armen (und das ist ein Großer Teil) im Dreck leben und die schwindende "Mittelschicht" 3 Jobs fahren muss, um ihre Kinder durch zu bringen und sich unser liebes Europa auch in diese Richtung bewegt (obwohl ich der Ansicht bin, dass die Europäer es nicht so weit kommen lassen werden, abgesehen natürlich von den Engländern, die würden sich freuen) finde ich auch mehr als bedenklich.
 
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Bevor hier die übliche Zirkeldiskussion ihren Lauf nimmt, lasse ich meine 2 Cent hier:
Als jemand, der den kapitalistischen Erfolgsbegriff (= "Karriere", Geld, Status) ablehnt, versuche ich, mein Leben an zwei Grundfragen auszurichten:

1. Was kann ich?
2. Was will ich?

Ich kann ziemlich viele Dinge, sonderlich markttauglich sind die allerdings nicht. Zudem bin ich schon aufgrund meiner Behinderung (kaputte Augen) nicht so konkurrenzfähig wie ein gesunder Mensch. Es scheiden z.B. alle Berufe aus, für die ich nen Führerschein bräuchte oder in hellen Umgebungen augenbezogene Leistungen abrufen müsste.

Was ich kann / Was ich will: Denken. Schreiben. Musizieren. Kommunizieren. Zudem habe ich große Freude daran, zu unterrichten. Daher strebe ich auch zunächst mal ne Laufbahn als Lehrer an, wobei die nur für einige Jahre die finanzielle Absicherung für andere Dinge darstellen soll. Langfristig möchte ich das sein, was man heute wohl "Freelancer" nennt. Und falls das alles nicht klappt, hätte ich ehrlich gesagt auch wenig Probleme damit, irgendetwas total Beklopptes zu machen. Das einzige, das ich um jeden Preis vermeiden möchte, ist Stagnation. Nicht in finanzieller / materieller, sondern in ideologischer Hinsicht. Das Erklimmen einer Karriereleiter widerspricht meinem Selbstverständnis als mündiger Mensch.

Irgendwo hab ich neulich nen Artikel gelesen, der die Angst zum Thema hatte. Angst betrifft gerade in unserer an sich vom Überfluss gesegneten Gesellschaft extrem viele Menschen. Angst vor dem Verlust materieller Privilegien / Möglichkeiten. Angst davor, den "Anschluss" zu verpassen. Angst, im Lichte einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit als Versager dazustehen, weil der eigene Lebensentwurf, bzw. das eigene Talentrepertoire nicht zur Leistungsgesellschaft passt.

Mich befremdet die omnipräsente Selbstausbeutung, der sich viele Menschen unterwerfen. Ich kenne genügend Leute, die das ganze Leben damit verbringen, für Dinge, die sie nur marginal begeistern, sich aufzuopfern und kaputtzuarbeiten. Das kann es doch nicht sein. Der Auszug vom Guardian gibt recht präzise meine Sicht der Dinge wieder. Wenn jemand gerne Krankenpfleger sein möchte, dann soll er das auch verdammt noch mal sein und nicht die Häme anderer einstecken müssen. Eine Freundin von mir macht nächstes Jahr ihr 1. juristisches Staatsexamen und wird voraussichtlich sehr gute Noten haben. Sie will jedoch sich danach auf Familienrecht spezialisieren, obwohl sie weiß, dass es dort geldmäßig bei weitem nicht so viel zu holen gibt, wie z.B. in ner großen Wirtschaftskanzlei. Von vielen ihrer Kommilitonen wird sich daher aber direkt als Hippie abgestempelt, obwohl sie eigentlich sogar ziemlich konservativ denkt.

Bevor Missverständnisse aufkommen: Ich verdamme grundsätzlich niemanden. Wenn jemand 60h die Woche schuften will und in seiner Tätigkeit aufgeht, dann soll er das doch auch durchziehen dürfen. Alles steht und fällt mit der Möglichkeit zur Entscheidung. Solange die existiert, ist noch nicht alles an die Wand gefahren. In einer Zeit zunehmender Entdemokratisierung und Verwirtschaftlichung aller gesellschaftlichen Prozesse (man denke an den Bildungs- und Erziehungssektor) nimmt meine Skepsis aber sukzessive zu.
 
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Wenn du Pispers quasi wörtlich zitierst unterschlag die Quelle nicht Thring. :deliver:
 

Seemann3

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Fällt mir auch auf, wie stark der Neoliberalismus unsere Gesellschaft durchzogen hat. Im Großen (Umweltzerstörung, Kriege) als auch im Kleinen (Hartz4ler sind sozial Aussätzige). Große, offene Gegendenker gibt es kaum. Ein Thema was echt zu wenig diskutiert wird.
 
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Wenn du Pispers quasi wörtlich zitierst unterschlag die Quelle nicht Thring. :deliver:

Na das sind wohl Gedanken, die nicht Pispers-Exklusiv sind, sondern mitlerweile common sense, bin auch ehrlich gesagt kein großer Freund von ihm. Hat er auch den Vergleich zu Chuch'e gebracht? Weil ich hab mich grad so gefreut, dass ich mir was gutes Ausgedacht hab :P
 
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Tjo zu dumm nur dass unsere linke mit anderweitig ideologischen trotteln durchzogen ist und auch wie ein magnet auf viele wirkt.

Würde man das ganze mal unideologisch betrachten und sonstige (unbegründete)linke mantras ablegen, könnte man in sachen kapitalismus kritik tatsächlich erfolg haben.

Aber da diskutiert man lieber über banalitäten und lässt den "progressiven" weltenwandler raushängen sodass die rationale diskussion letztendlich von anderem überdeckt wird.
Leider eignenen sich themen die auf ethnie/sexualität/geschlecht abzielen eben ausgezeichnet dazu um vom hauptproblem abzulenken, kann man ja gerade im amiland exzellent beobachten.

Aber wenn mal wieder krise ist (in 6-24monaten) dann hören wir wieder alle auf die fünf fetten leute in ner ARD talkrunde die uns dann erklären dass keiner das wissen konnte und sind alle extrem verblüfft dass gelddrucken,rechner die an der börse trades in microsekunden abwickeln, das systematische verteilen von risken und blasenbildung (durch billiges geld) zu soetwas führen können.

Meine 2cents dazu.
 
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@tic0r:

wenn Menschen, die "zu lange" studiert haben als Verlierer abgestempelt werden.
Ich glaube nicht, dass das 'Bashing von Minderleistung' (auch um sich selbst besser zu fühlen) abhängig von Ideologie oder Wirtschaftssystem ist.

Oder Menschen, die sich für Familie und gegen Karierre entscheiden offensichtlich ihr Leben wegwerfen.
Das sehe ich eigentlich nicht.
Was es mit Sicherheit gibt: Zweifel, wenn jemand sich ohne wirtschaftliche Absicherung für Kinder entscheidet.
Auch das war aber mit Sicherheit schon immer so (mit dem Unterschied, dass in vielen Urgesellschaften Kinder eher ein Teil der Absicherung waren, qua Dominanz manueller Arbeit).

Außerdem hatte ich gestern mit zwei Freunden eine Diskussion über gender pay gap. Unabhängig davon ob es das jetzt gibt und wie hoch es ist waren die beiden davon überzeugt, dass der pay gap richtig ist. Weil Frauen ja schwanger werden könnten und somit ein Risiko darstellen. Aus kapitalistischer Sichtweise mit Sicherheit richtig, potentieller Arbeitsausfall usw. Warum allerdings wird die kapitalistische Sichtweise mittlerweile als die "natürliche" angesehen?
Da ist der Kapitalismus ja nicht inkompatibel mit Equal Pay.
Die Gesellschaft könnte ja übernehmen, die Differenz zu zahlen.
Genauso wie ja auch andere Dinge subventioniert oder pönalisiert werden.

Hier bin auch auch oft enttäuscht, wie wenig weit vermeintliche Gesellschaftskritiker gehen:
Anstatt eben von der *Gesellschaft* zu fordern, das Pay Gap zu schließen, fordert man es vom Unternehmen.
Warum?


@Nilso
Dass dieser Weg dabei die Fundamente unserer Gesellschaft weg frisst, unseren Planeten zerstört, auf unserem Geist und den Geist unserer Kinder rumtrampelt, wird zwar gesehen, aber als unveränderliche Tatsache hingenommen.
Auch hier verstehe ich nicht, wieso man bei solchen konkreten Problemen direkt auf eine Basis-Ideologische Ebene gehen muss.
Warum sollte es einer marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaft nicht gelingen, diese Probleme zu reduzieren?
Zum Beispiel durch entsprechende Bepreisung für die Nutzung natürlicher, begrenzter Ressourcen (wie bspw. Land, Energie, Wasser).

Anstatt hier eine ganz konkrete Debatte um konkrete Probleme zu führen, werden die aktuellen Probleme alle dem jetzigen "System" zugeschrieben, wodurch eine unproduktive Grundsatzdebatte entsteht.

Ich finde z.B. interessant, dass die Debatte ums Grundeinkommen immer sehr eindimensional geführt wird:
Es wird nur gesagt: "Sollte man machen", jedoch nicht "Warum" oder "Wie finanziert", obschon dies relevante & addressierbare Themen sind.
(s. z.B.: http://en.wikipedia.org/wiki/Georgism)
 

Green Monkey

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Das Grundsätzliche ist, glaube ich, das Eindringen der Ökonomie in jeden Gesellschaftsbereich. Früher waren die Sphären deutlicher getrennt, da gab es Religion, Kunst, Familie, Arbeit, Freunde, Freizeit, etc. Heute wird alles ökonomisch optimiert. Die ersten Fragen bei allen Angelegenheiten sind immer: Was kostet das und was bringt es ein?
- Ist das der richtige Sport, bekomme ich damit den besten Muskelzuwachs pro Zeit? Soll ich lieber wechseln?
- Spielt der Film so am meisten Geld ein? Wenn wir das Ende nochmal ändern, können wir dann 2 Millionen mehr rausholen?
- Arbeitet das Krankenhaus profitabel?
- Soll ich den Freunden beim Umzug helfen, ist die Freundschaft überhaupt so eng, vielleicht nützt es bald, dass er bei Firma xy arbeitet?
- Was ist die perfekte work-life-balance? Wie schaffe ich die perfekte Mischung aus Karriere, liebevoller Vater, sexy Ehemann und bester Kumpel für die Freunde?
- In welcher Partei muss ich sein, um die besten Aufsteigschancen zu haben?

Als den Hauptpunkt, warum dies jetzt alles durchschlägt, sehe ich eigentlich, dass die Generation, die nun das Geschehen bestimmt (so grob die 40-55 jährigen), bereits vollständig im Kapitalismus groß geworden ist. Früher gab es noch Leute in den Führungspositionen, die z.B. einen sehr stark bildungsbürgerlichen, religiös geprägten oder auch adligen Hintergrund (und die entsprechenden Werte, die eben in erster Linie nicht ökonomisch sind) innehatten. Dann fallen Entscheidungen anders aus, bzw. werden nach wirtschaftlichen Kriterien getroffen und da zieht dann die Gesellschaft mit.

Ein sehr wichtiger Grund ist natürlich auch, dass mit dem II. WK die deutsche Gesellschaftsform zusammengebrochen ist und sich massiv für die amerikanische Lebensweise geöffnet hat. Die USA zeichnen sich für mich durch drei Punkte aus. 1. Sie sind das moderste Land. 2. Sie sind das kapitalistischste Land und 3. Sie sind das amerikanischste Land (das klingt lächerlich, ist aber recht wichtig).
Wenn man sich also das Leben dort anschaut und davon die spezifisch amerikanischen Aspekte abzieht (z.B. ist die Sichtweise auf privaten Waffenbesitz in meinen Augen so ein Punkt), dann kann man so ein wenig ahnen, was auf uns zukommt.
Einer der Hauptgründe für die Dominanz der USA ist der Export eines ganzen Lebensmodells. Es wird wohl ziemlich unterschätzt, wie im Kapitalismus nicht nur Waren, sondern auch Wünsche und Vorstellungen verkauft werden. Jeder will so schön sein wie ein Hollywoodstar, jeder will das neuste Appleprodukt, jeder will so witzig sein wie Will Ferrell, jeder will eine Idee wie Mark Zuckerberg, jeder will lässig sein wie Obama.

Ich glaube man als Gegenmaßnahme müsste man den Kapitalismus regulieren und auf die Bereiche eindämmen, in denen er unbestritten gut funktioniert. Gleichzeitig muss man aber bestimmte Bereiche abschirmen von den Märkten. Und vor allem müsste man gleichzeitig ein kulturelles Gegenprogramm entwerfen, ein Wertesystem vermitteln, das in unserer modernen Gesellschaft akzeptiert werden kann (z.B. hat Religion ja teilweise vernünftig klingende Werte, die auch durchaus noch Gültigkeit besitzen (den unützen Kram müsste man selbstverständlich über Bord werfen), jedoch sind alle diese Werte unsinnig (mit Gott) begründet. Dazu würde es auch mal helfen, wenn Europa mal aus dem Quark käme und sich auf eigene Identitäten besinnt, die eine lange Tradition haben und eine alternative zu den USA darstellen.
 
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ich sehe es ehrlich gesagt genau anders herum. immer weniger menschen denken leistungsorientiert und immer weniger menschen ordnen sich irgendwelchen kapitalistischen idealen unter. aber genau weil es immer weniger werden und gegensätze zunehmen fallen diejenigen mehr auf.
wenn man sich unsere großeltern generation her nimmt war bei denen der lebenslauf doch von geburt an vorgefertigt und, zumindest für den mann, extrem leistungsorientiert. der einzige gesellschaftlich akzeptierte werdegang war schule -> ausbildung/studium -> job bis ans leben ende und das nach möglichkeit ohne jede pause dazwischen. um die familie hat sich die frau gekümmert und hobbies oder freunde hatten keinen großen stellenwert.
heute gibt man menschen viel mehr zeit sich auszuprobieren. auch das sich der mann mehr um die familie kümmert gewinnt mehr und mehr an akzeptanz in der gesellschaft und wird nicht etwa weniger wie der ausgangspost suggeriert.
für mich beißt es sich auch wenn man von einer seite hört, alles würde immer mehr in richtung leistungsgesellschaft gehen und jeder sich nach möglichkeit selbst optimieren und von der anderen seite hört man beschwerden über die "generation y" die sich eher mit gap year, teilzeitmodellen und kinderbetreuung begeistern lassen als einem hohen gehalt.
nur einer von beiden hat recht und ich glaube nicht das teilzeit und gap year vor 50 jahren so normal waren.
 

Benrath

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Aber wenn mal wieder krise ist (in 6-24monaten) dann hören wir wieder alle auf die fünf fetten leute in ner ARD talkrunde die uns dann erklären dass keiner das wissen konnte und sind alle extrem verblüfft dass gelddrucken,rechner die an der börse trades in microsekunden abwickeln, das systematische verteilen von risken und blasenbildung (durch billiges geld) zu soetwas führen können.

Meine 2cents dazu.

dem kann man sogar zustimmen, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob du aus den richtigen Gründen zu dem Schluss kommst ;)

Anyhow, ich seh die Gefahr eher in der fehlenden GLobalisierung der Institutionen, also einer transnationalen Institution mit ENtscheidungsmacht, ala föderale Weltregierung. Da hinkt es einfach der GLobalisierung der Wirtschaft und sonstigen Gesellschaft hinterher. Ohne Fortschritte in dem Bereich sind Idee wie man z.B. highspeed trading oder Steuerwettbewerb eindämmen will hinfällig.
 

Moranthir

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zu parats's's'ses post

vor 50 jahren waren aber auch +60h wochen, oder one-nighters, two-nighters nicht so normal...
ich glaube auch nicht, dass sich das beißt, sondern es einfach einen größeren pluralismus der lebenskonzepte gibt. sowohl auf der angebots- als auch auf der nachfrageseite.


die (selbst)optimierung der gesellschaft finde ich eigentlich viel interessanter, als den reine monetären aspekt. in bezug auf hobbies (kcalverbrauch/h, muskelzuwachs/einheit), rückenproblemen optimal vorzubeugen, sich so zu gesund zu ernähren, meditation für eine stabile psyche möchte man zeit effizient nutzen. kinderyoga und bilinguale kindergärten für die kinder natürlich auch. im wirtshaus karten spielen ist nicht mehr so hipp wie in den frühen 60ern.
allerdings kommt imo auch vieles durch die ganzen möglichkeiten, die es früher nicht so gab. da waren die opportunitätskosten des von schafskopf halt niedriger.
 

Scorn4

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Kapitalismus, den ich als wirtschaftliche Triebfeder in guten sozialen Grenzen definitiv unterstütze, hat schleichend unser gesamtes Leben übernommen.

Kapitalismus hat unser Leben nicht schleichend übernommen. Der Kapitalismus hat uns an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert aus Malthus' Falle befreit und keiner Will zurück. Ideologisch geprägte Versuche, den Kapitalismus auszuhebeln, haben nicht funktioniert, weil sie davon ausgehen, wie die Realität sein sollte, nicht wie sie ist.
 
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Benrath

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vor 50 jahren waren aber auch +60h wochen, oder one-nighters, two-nighters nicht so normal...
ich glaube auch nicht, dass sich das beißt, sondern es einfach einen größeren pluralismus der lebenskonzepte gibt. sowohl auf der angebots- als auch auf der nachfrageseite.


die (selbst)optimierung der gesellschaft finde ich eigentlich viel interessanter, als den reine monetären aspekt. in bezug auf hobbies (kcalverbrauch/h, muskelzuwachs/einheit), rückenproblemen optimal vorzubeugen, sich so zu gesund zu ernähren, meditation für eine stabile psyche möchte man zeit effizient nutzen. kinderyoga und bilinguale kindergärten für die kinder natürlich auch. im wirtshaus karten spielen ist nicht mehr so hipp wie in den frühen 60ern.
allerdings kommt imo auch vieles durch die ganzen möglichkeiten, die es früher nicht so gab. da waren die opportunitätskosten des von schafskopf halt niedriger.


Was dies "lohnt sich das" Mentalität angeht, sind mein Freundekreis und ich auch recht stark verdorben. Das mag aber auch daran liegen, dass es sehr viele Ökonomen sind. Mich stört bei mir selbst ab und an mein übertriebenes strategischen Denken für einfache Alltagssituation. z.B. denke ich schon strategisch darüber nach, ob es sinn macht pünktlich zu einer Verabredung zu kommen etc...
 

Scorn4

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Und du bist der Meinung, dass das etwas mit Kapitalismus zu tun hat?
Und nicht etwa eine menschliche Grundeigenschaft ist?
 

Benrath

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Ich dachte wir waren jetzt eher bei der Durchökonomisierung des Privatlebens.

Ich bin nicht der Meinung bzw habe die Hoffnung dass nicht alle Menschen mein Level von strategischem Denken teilen. Wenn man sich die behaviroal Experimente anguckt, scheint das auch nciht der Fall zu sein.

Das ist eher ne Folge meines Studiums-
 

Green Monkey

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Man muss ja gar nicht so unendlich weit zurückgehen. Im Zweiten Weltkrieg waren noch andere Werte aktuell, da hieß es eben: Vaterland verteidigen, gehorsam sein und die Kameraden nicht im Stich lassen. Auch damals gab es schon schönere Zeitvertreibe als an der Ostfront im Graben zu sitzen. Aber verhältnismäßig haben dennoch wenige desertiert, bzw. haben den Kampf aufgegeben. Selbst als der Drops schon gelutscht war, wurde im Prinzip bis zum bitteren Ende weitergemacht. Mit den heutigen Generationen kann man sich das eigentlich gar nicht mehr vorstellen.
 
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Aber verhältnismäßig haben dennoch wenige desertiert, bzw. haben den Kampf aufgegeben. Selbst als der Drops schon gelutscht war, wurde im Prinzip bis zum bitteren Ende weitergemacht.
Eventuell wurde diese Entscheidung auch durch den Fakt beinflusst, dass man als Befehlsverweigerer insbesondere gegen Kriegsende sofort erschossen wurde.
 
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Und du bist der Meinung, dass das etwas mit Kapitalismus zu tun hat?
Und nicht etwa eine menschliche Grundeigenschaft ist?

Das ist genau das, was der Kapitalismus uns verkaufen will und das stimmt eben nicht. Und darum stimmt auch nicht was du vorher gesagt hast. Wenn du Recht hast ist natürlich alles gut und allen Menschen geht es so gut wie es Ihnen in keinem anderen System gehen würde.
Sieht in der Realität aber nicht so aus.
 
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Das Problem ist halt, dass viele sich Alternativen nicht vorstellen können oder wollen. Und selbstverständlich kann man nicht einfach mal so alles über den Haufen werfen. So etwas wollen aber ohnehin nur ideologisch fixierte Spinner.

Das derzeitige "schneller, höher, weiter" ist einerseits omnipräsent, aber eben auch in ner ziemlichen Krise. Sowohl in realiter als auch in den Köpfen vieler Leute. Wie oben schon jemand sagte: Viele haben keinen Bock mehr auf den Leistungswahn und klinken sich aus. Manche komplett, andere teilweise. Wieder andere nutzen das System geschickt zum eigenen Vorteil aus. Wobei das natürlich nur funktionieren kann, wenn man in irgendeiner Weise privilegiert ist. Sei es, weil man besonders clever / gut ausgebildet oder wohlhabend "startet". Jemand, der am absoluten Existenzminimum herumkrebst und auch keinerlei Skillz hat, fällt unter den Tisch. Das ist aber wohl in jeder Art von System so, das Frappierende am Kapitalismus ist aber, dass den Menschen, die unter den Tisch fallen, das Gefühl gegeben wird, sie seien zu 100% selbst daran schuld.

Eigentlich braucht der Mensch ja nicht viel. Essen, Trinken, Dach überm Kopf, soziale Beziehungen und eine Beschäftigung, die die Zeit bis zum Tod möglichst angenehm macht. Letzteres gab es vorm Kapitalismus nur für qua Geburt privilegierte Menschen, heute sind diese Gegensätze etwas aufgeweicht, wenngleich natürlich ein Arbeiterkind ganz andere Grundvoraussetzungen hat wie das Kind eines Chefarztes. Wobei da gerade in Deutschland einiges im Argen ist. Viele Menschen scheinen hier den angeboreren sozialen Status als "self-fulfilling prophecy" zu sehen. Da könnte etwas mehr amerikanisches Mindset echt nicht schaden. Andererseits haben wir nen kuscheligeren Kapitalismus als die USA, was die Möglichkeiten zum relativ aufwandsfreien Überleben erweitert.

Ich würde mir für den Anfang eine Renaissance des Freiheitsbegriffs wünschen. Ideologisch bereinigt. Systemkritik muss nicht beim System, sondern beim Begriff der Kritik ansetzen.

Edit: Wirklich problematisch ist imho der Arbeitsbegriff. Es gilt als verwerflich, nicht zu arbeiten, bzw. Tätigkeiten nachzugehen, die dem seit dem 19. Jh. vorherrschenden Arbeitsbegriff widersprechen. Gerade, wenn man z.B. in nem kreativeren Bereich tätig ist, wird man gerne mal scheel angeschaut, obwohl man genauso in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Man mache nichts "nützliches" heißt es dann. Nimmt man den Kapitalismus jedoch ernst, gibts ja erstmal nur eine Kernregel: Wenn etwas von Menschen verlangt wird, ist es irgendwo auch nützlich. Ethisch ne wackelige Sache, aber vielleicht auch genau deshalb so immens erfolgreich.
 
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Was für ein Haufen von kotzbrocken durchtränkter Verbalkacke.
Leute entscheiden sich zuhauf auch heute für Familie und gegen Karriere. Schau doch einfach mal in jedes beliebige deutsche Großunternehmen und zähle die Leute, die tatsächlich Bock auf einen Abteilungsleiter-Job haben (incl. der damit verbundenen Arbeitszeiten) und wieviele da super happy damit sind ihren 9-5 Job abzusitzen und dann nach Hause zu fahren.
Anstatt nur Werbung zu schauen und die Fernseh-Welt mit der echten zu verwechseln solltest du vielleicht mal vor die Tür gehen und dir eine Dosis Realität gönnen.

Außerdem gab es schon immer kompetitive Menschen und es gab schon immer faule Menschen. Beide "Grundtriebe" konkurrierten schon immer und dass man sich vor ein paar Jahren hier über das dicke Auto, vor noch ein paar Jahren vorher durch einen Adelstitel und davor mit der dicksten Keule von seinen Mitmenschen absetzen wollte hat absolut nichts mit kapitalistischer Soziologie zu tun. Jede Oma beim Kaffeeklatsch erzählt den anderen Omas wie geil ihre Enkelkinder doch sind und das zieht sich quer durch alle poltischen Systeme, das ist einfach Audruck der kompetitiven Natur der Meschen. Und trotzdem gewinnt bei den meisten die Faulheit, wenn es mal darum geht, den Arsch hochzuheben um einen Vorteil wirklich zu erarbeiten.
 
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du beziehst dich auf den OP, oder?

Jemand, der superhappy ist, nen 9-5-Job abzusitzen, macht mir persönlich Angst. Aber wenn die Person tatsächlich Bock darauf hat, dann ists ja auch okay so. Ist halt son Ei / Huhn-Problem.
 
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Benrath

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Man muss ja gar nicht so unendlich weit zurückgehen. Im Zweiten Weltkrieg waren noch andere Werte aktuell, da hieß es eben: Vaterland verteidigen, gehorsam sein und die Kameraden nicht im Stich lassen. Auch damals gab es schon schönere Zeitvertreibe als an der Ostfront im Graben zu sitzen. Aber verhältnismäßig haben dennoch wenige desertiert, bzw. haben den Kampf aufgegeben. Selbst als der Drops schon gelutscht war, wurde im Prinzip bis zum bitteren Ende weitergemacht. Mit den heutigen Generationen kann man sich das eigentlich gar nicht mehr vorstellen.

Das halte ich für naiv. Das ist wie "ich hätte nicht mitgemacht bei Hitler" von Leuten heute. So unterschiedlcih sind wir heute nicht und das kann ganz schnell kippen durch Gruppendynamik etc.

was meint MV jetzt?

Ich glaub eher, dass so eigenschaften wie Diziplin und Impulskontrolle unterschiedlich verteilt sind.
 
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Das ist einfach eine Mentalität, die sich eingebürgert hat. Früher war es absolut verpönt von Sozialleistungen leben zu müssen, jeder hielt es noch für extrem wichtig selber für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Was haste denn Heute? Millionen von Deutsche, die versuchen jeden Euro an Zuschüssen/Aufstockung/whatever rauszuolen, weil lohnt sich. Deswegen geht der Sozialstaat btw auch kaputt, weil das immer mehr werden (mich eingeschlossen, ich hätte mein Bafög auch nicht unbedingt gebraucht zum leben). Das Beispiel des gescheiterten Wohlfahrtsstaates hat man ja schon mit Schweden
 

Scorn4

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Das ist genau das, was der Kapitalismus uns verkaufen will und das stimmt eben nicht. Und darum stimmt auch nicht was du vorher gesagt hast. Wenn du Recht hast ist natürlich alles gut und allen Menschen geht es so gut wie es Ihnen in keinem anderen System gehen würde.
Sieht in der Realität aber nicht so aus.

Nein, das stimmt nicht, was du da sagst.
 
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Schweden gehts doch ziemlich gut im Vergleich zu anderen, weniger sozialen Ländern, oder?
 
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allen europäischen ländern nördlich der alpen geht es vergleichsweise gut. wir tendieren dazu, zu vergessen, wie beschissen es immer noch der mehrheit der weltbevölkerung geht. :ugly:
 
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Schweden gehts doch ziemlich gut im Vergleich zu anderen, weniger sozialen Ländern, oder?

Den schwedischen Wohlfahrtsstaat gibt es seit Mitte der 90er nicht mehr, damals hat man die Sozialleistungen brutal zusammen gekürzt. Da hat man gemerkt, dass man den einfach nicht mehr bezahlen kann. Das selbe siehste doch tlw schon in Deutschland. Lebensversicherungen für die man im Nachhinein auf einmal Sozialversicherungsbeiträge bezahlen muss (was nicht im Vertrag steht) und ähnliches, das wird ja nicht ohne Grund eingeführt. Dazu haufenweise Zusatzbelastungen für Sozialleistungen, die aber fast ausschließlich die Kommunen zahlen müssen, damit der Staat schwarze Zahlen schreibt.

Ein sehr großer Teil der Kommunen in Westdeutschland ist finanziell völlig am Arsch, Hagen zB als Stadt (~190k Einwohner, südlich von Dortmund) hat 900 Millionen Euro Schulden und das ohne Elbphilharmonien. Meine Heimatstadt (~70k) hat jedes Jahr Zuwächse von Sozialabgaben in Höhe von 1-2 Millionen Euro, was sie durch höhere Einnahmen realistisch nicht decken kann. Das kann auf Dauer gar nicht funktionieren
 
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Krass was das hier fuern Fensteropathread ist.

ich finde eher, der Thread geht in eine falsche Richtung.
Selten waren unterschiedliche Lebensentwürfe so möglich wie in Deutschland im 21. Jahrhundert. Ich bestreite nicht, dass die Mainstream-Kultur kapitalistischer Natur ist und es in breiten Teilen der Bevölkerung ein Streben nach dem "Karriere, Geld, Ansehen, Ego"-Ideal gibt (heat lässt grüßen), charakterfeste Menschen die aber nen Fick auf die Meinung des Nachbars und des Mainstreams geben haben in diesem Land doch alle Möglichkeiten ihren Lebenstraum zu erfüllen. Dank Hartz4 hat man sogar ein soziales Netz, aufgrunddessen man nichtmal nen qualvollen Hungertod stirbt, sollte der eigene Lebensstil kein Essen/Geld abwerfen.
In Deutschland gibt es Mönche in Klöstern, Aussteiger auf Bauernhöfen, Kommunen, besetzte Häuser, Selbstversorgergemeinden, Millionen von Selbstständigen/Freelancern, die ihre eigenen Regeln haben.
Niemand wird gezwungen sich irgendeinem systemgeprägten Lebens- und Berufsideal unterzuordnen und wenn man ein selbstständiger Mensch mit eigenen Werten und Wertvorstellungen ist, dann existiert die "kapitalistische Soziologie" für einen selbst einfach nicht.
Geh raus und mach die Dinge auf die du Bock hast - nirgendwo ist es einfacher als im reichen Deutschland. Wenn dir aber die Meinung deines Nachbars wichtig ist, dann werd halt ein Schaf.
 
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was meint MV jetzt?

Dass das geheule über den bösen Kapitalismus einfach dämlich ist und Menschen schon immer Menschen waren, dies heute noch sind und das halt so gar nichts mit Kapitalismus als Soziologie zu tun hat.

Und #2 an Schleimi
 
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ich finde eher, der Thread geht in eine falsche Richtung.
Selten waren unterschiedliche Lebensentwürfe so möglich wie in Deutschland im 21. Jahrhundert. Ich bestreite nicht, dass die Mainstream-Kultur kapitalistischer Natur ist und es in breiten Teilen der Bevölkerung ein Streben nach dem "Karriere, Geld, Ansehen, Ego"-Ideal gibt (heat lässt grüßen), charakterfeste Menschen die aber nen Fick auf die Meinung des Nachbars und des Mainstreams geben haben in diesem Land doch alle Möglichkeiten ihren Lebenstraum zu erfüllen.
Sach ma bist du zu doof den Artikel/OP zu lesen? Keiner bestreitet, dass es auch andere Lebensentwürfe gibt, aber diese Wahlfreiheit, den einem der Kapitalismus suggeriert, ist einfach eine Illusion. Für den Großteil der Menschen ist die größte Wahlfreiheit die, beim Aldi oder beim Netto einzukaufen und ihr Smartphone von Samsung oder von Apple. Wirkliche Wahlfreiheit außerhalb des Kapitalismus und trotzdem ein integrierter Teil der Gesellschaft gibt es in der Realität doch gar nicht. Und dadurch wird das, was du als "charakterfest" bezeichnest eine Absplitterung/Isolierung für die betreffende Person/Personengruppe.
Und den anderen Punkt hat piko auch ganz gut erklärt: Für viele Menschen ist der kapitalistische Lebensentwurf nur deswegen präsent, weil er ihnen als der natürliche angepriesen wird (hi scorn). Sie machen sich gar keine Gedanken darüber, ob sie darin jetzt glücklich sind, weil sie die ganze Zeit irgend nem Scheiß hinterherrennen.
 
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Sie machen sich gar keine Gedanken darüber, ob sie darin jetzt glücklich sind, weil sie die ganze Zeit irgend nem Scheiß hinterherrennen.

Aber auch hier gibt es dank Internet mehr Möglichkeiten als jemals zuvor, mit alternativen Lebensmodellen in Kontakt zu kommen.

Und natürlich bedeutet ein völlig anderer Lebensweg Abspaltung von den "normalen" Menschenmassen, aber das ist doch jetzt schon so. Ich hab als Student doch null Kontakt zu Handy-Mandy (17) aus Neukölln und ihren drei Kindern.
 

Gelöscht

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wobei mich die freakanisierung nach us-vorbild abschreckt. jeder ist ne unique-snowflake und muss sich unbedingt und ganz wichtig von allem und jeden abgrenzen.
 

Gelöscht

Guest
meine wilde ader lebe ich nur im forum aus, in der realität bin ich natürlich ein konformist, der im silbergrauen benz und uniform zum schützenfest fährt, dessen mitglied er natürlich ist, um mit jäger- wie försterschaft kammeradschaftlich zu verkehren und auf den neger zu schimpfen.
 
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Keiner bestreitet, dass es auch andere Lebensentwürfe gibt, aber diese Wahlfreiheit, den einem der Kapitalismus suggeriert, ist einfach eine Illusion. Für den Großteil der Menschen ist die größte Wahlfreiheit die, beim Aldi oder beim Netto einzukaufen und ihr Smartphone von Samsung oder von Apple.

Natürlich gibt es diese Wahlfreiheit. Noch nie war eine Gesellschaft so frei wie in diesem Augenblick. Die meisten Leute entscheiden sich nur halt eben für Aldi oder Netto oder für iPhone oder Samsung .... so what? Was geht dich an was andere Leute für Entscheidungen in ihrem Leben treffen?
Triff deine eigenen und fühl dich dann besser.
 
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ist euch schonmal aufgefallen, dass es für jeden lebensentwurf die passende industrie gibt? deckt die industrie nur einen bedarf, oder erschafft sie den bedarf? würden wir, intellektuell begabt wie wir sind, darüber nachdenken, stellten wir fest: sowohl als auch!

gingen wir dann noch eine metaebene weiter und erörterten sozialisierung, so erkennen wir womöglich - durch beobachtung verschiedener lebensmodelle, in unterschiedlichen regionen der welt - das die freiheit zu individuellen lebensmodellen nur scheinbar frei sind, und wir vllt in einer illusion lebten. nicht geschaffen durch institutionen im hintergrund, oder regierungen oder bestimmter personen. nein, geschaffen von uns allen aus dem bedürfniss nach sinnhaftigkeit und bedeutung heraus. menschliche eitelkeit womöglich.

am ende resignierten wir aber mit sicherheit, und meinten: "naja, es läuft doch auch so prima!" stimmt! tut es! just keep goin'...

das sage ich völlig wertungsfrei.
 
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