Ich seh das ganz pragmatisch: Entscheidend ist doch das Kindswohl, sprich das Recht auf eine umfassende Bildung, frei von ideologischer und weltanschaulicher Einengung. Dieses Grundrecht jedes Menschen durchzusetzen ist Aufgabe des Staates. Wie die Bildung letztendlich vermittelt wird, ist zweitrangig, ob nun durch Heim- oder Schulunterricht. Wichtig ist nur, dass die Gesellschaft, sprich der Staat, Einfluss auf den Lehrplan hat. Kinder, die zu Hause unterrichtet werden, müssen dann ihre Tests/Klausuren/Arbeiten bei staatlichen Bildungseinrichtungen machen.
In einem Rechtsstaat unterliegt nämlich der Lehrplan dem demokratischen Willensbildungsprozess und ist im Ergebnis der "Mittelwert aller Bildungsauffassungen". Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mittelwert problematisch ist, sprich ideologisch und weltanschaulich durchsetzt, ist wesentlich geringer als bei einzelnen Elternpaaren. Die können nämlich sehr wohl weit vom Mittelwert abweichen. Dann kann es nämlich sein, dass gesellschaftliche Mehrheits- oder Minderheitsmeinungen im Unterricht gar nicht zur Sprache kommen oder abqualifiziert werden (plakatives Beispiel: Evolutionslehre), die Menschenwürde nicht beachtet wird oder Qualitätsstandards nicht eingehalten werden.
Natürlich gab es in der Vergangenheit in Deutschland staatliche Lehrpläne, die dem o.g. Anspruch nicht genügt haben (siehe Bildungspolitik in der NS- oder DDR-Zeit). Nur sehe ich dahingehend kein Risiko in unserem heutigen demokratischen System. Wie gesagt, das Risiko eines ideologisierten Lehrplans besteht auch hier, nur es ist sehr viel geringer als bei Einzelpersonen, weil die Beurteilung eben auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens beruht.