übersetzung und qualität
unabhängig davon, ob einzelne szenen in einer übersetzung lustiger seien können als im original (was natürlich durchaus möglich ist, keine frage - die hier geposteten vergleiche fand ich allerdings durchwegs weniger lustig auf deutsch) ist eine jede interpretation immer eine verfälschung des originalmaterials.
bei einfach konstruierten serien mit eindimensionalen charakteren (2.5 men, BBT, Married with children, post-golden-era Simpsons, ...) gibt es wenig, was bei der übersetzung verloren gehen kann - aus einer schlechten serie wird in der übersetzung im schlimmsten fall eine etwas schlechtere serie. die unterschiede machen sich dann häufig bei den wortwitzen bemerkbar, die bei schlechten serien ohnehin meistens erzwungen und unlustig sind - kein großer verlust.
in guten serien mit vielschichtigen charakteren kann eine verfälschung des originalmaterials verheerende folgen haben. der eigentliche inhalt einer line spielt nicht zwingend die hauptrolle bei der beschreibung des charakters und der delivery des humors: gerade die art wie etwas gesagt wird macht einen großen teil aus. selbst wenn der inhalt ädequat übersetzt wird (was in der praxis häufig nicht passiert), ist es unglaublich schwierig die originale intonation, akzente oder kleine fehler* zu übernehmen. charaktere werden verfälscht wiedergegeben und nicht wie vom schöpfer erdacht. bei hochkarätigen meisterwerken àla The Wire ist es schlichtweg ignoranz, das kunstwerk nicht wie vom schöpfer erdacht zu sehen.
wenn ich mir selbst ein bild machen will, ob Effi Briest ein meisterwerk ist, macht es da mehr sinn den originaltext zu lesen oder sollte ich mir eine verfilmung davon reinziehen? wenn ich ein van gogh betrachte, sollte ich das in einer ausstellung tun oder auf einer website im internet, die noch ein paar funky filter draufpackt? höre ich lieber das original aus den 70er oder baller ich mir den 2012.360.noscope dubstep remix davon?
es ist nicht unmöglich, aus etwas altem gutem etwas neues und besseres zu machen. die erfahrung lehrt uns aber, dass das in den wenigsten fällen gelingt.
das original ist also mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit die beste version und neue interpretationen sind in der bringschuld.
*(ein beispiel: die zuvor gepostete S-M-R-T-szene aus den simpsons. der original-synchronsprecher hat sich bei der szene schlichtweg vertan - im script war der versprecher nicht eingeplant. authentische spontane comedy, die sich nicht reproduzieren lässt. im deutschen imo weniger lustig, da künstlich)
deutsche synchronisierungen
der markt für deutschsprachige serien und filme ist selbst mit der schweiz und österreich zusammen ein witz gegenüber dem englischsprachigen markt.
auch die größe der audienz, aber primär vor allem beim budget. in amerikanischen produktionen steckt viel mehr geld - das merkt man v.A. bei der qualität der synchronsprecher.
die deutschsprachigen synchronsprecher kann man mit ein paar händen abzählen und bei der anzahl der stimmen die sie beherrschen muss man nicht zählen: sie können nämlich nur eine stimme: ihre eigene. das hat nicht viel mit voice acting zu tun - stört hier in deutschland aber keinen. hauptsache eine möglichst coole stimme für möglichst wenig geld.es gibt keine guten deutschen voice actors weil es schlichtweg keinen markt dafür gibt.
dass deutsche synchros aber auch auf einem höheren level minderwertig sind merkt man z.B. an den früheren simpsons-folgen. ganz schlimm sind die folgen, die noch auf ZDF liefen und ein wenig verträglicher für die lieben christen übersetzt/zensiert wurden... das phänomen, dass man den witz einer szene überhaupt nicht verstehen kann, gibt es aber auch in späteren seasons.
humor und geschmack (oder auch: der geschmack der massen)
es gibt keine formel für humor und man kann ihn auch nicht erklären. das macht eine objektive betrachtung natürlich schwierig.
gleichwohl ist es aber trivial, dass die mehrheit der leute einen schlechten geschmack hat. billig produzierte autotune-pop-musik mit völlig austauschbaren künstlern würde nicht millionen erbringen, wenn ein großer teil der leute sie nicht dufte finden würde. das gilt ebenso für TV & kino. warum sind castingshows, talkshows, reality-dokus so erfolgreich? warum schauen sich leute immer noch The Fast & The Furious, Twilight und 0815 action kino an? warum finden so viele leute 2.5 men und BBT lustig? bestimmt weil alle erwähnten formate sehr gut sind, oder?
der geschmack der masse ist einfach schlecht und daran ist ja auch per se nichts verkehrt: mir persönlich ist es egal, ob jemand über die 100xte vereinfachung von nerdkultur bei BBT lacht oder jemand Justin Bieber feiert.
es erübrigt sich nur eine diskussion über die qualität von humor - die meisten lieben die scheiße die sie gucken einfach viel zu sehr.
ich wünsche mir manchmal, ich hätte einen anspruchsloseren geschmack - bei den ganzen unterdurchschnittlichen formaten würde mir zumindest niemals das material ausgehen.
humor in der deutschen und englischen sprache
(editier ich die tage noch rein. in kurzform: ich denke, dass die englische sprache potentiell einen einfacheren zugang zum humor bietet als die deutsche.)