aus einem anderen forum:
Jungs, ich sags euch, so ein kalter Entzug ist hart, verdammt hart
Nach meiner erfolgreichen Hardcore-Diät (14 Wochen = minus 35kg) mußte das auch möglich sein.
Zur Vorgeschichte:
Mit 10 Jahren und 2 Monaten fing ich an zu rauchen. Damals waren es nur Stummel unter dem Toilettenwagen unserer Kirmes *würg*.
Kaum dreimal gezogen ging es nach Hause auf den Schacht
So hatten ein paar Freunde und ich, das Rauchen begonnen.
Damals hielt eine Schachtel 2 Wochen, und kostete mit 22 Stück 4DM.
Jetzt, 20 Jahre und 3 Monate später, rauchte ich 60-70 Zigaretten/Tag.
Nun bin ich 30,5 Jahre alt, und es wurde Zeit von diesem Dreck loszukommen.
Ich rauche wirklich sehr gerne, wenn nur diese krassen Nachteile nicht wären...........
Die Sucht und deren Auswirkungen:
Mal hier und da eine Rauchen, wer das kann, Respekt!!!
Das sage ich nicht als Nichtraucher, sondern als Extrem-Sucht-Kettenraucher!!!
Bei mir sieht das folgendermaßen aus:
Ich rauche am Tag (07:00-22:00) ca 2-2,5 Schachteln, dazu Nachts noch eine Schachtel.
Ob ich da schlafe? Ja, so immer zwischen den Zigaretten mal kurz, aus Versehen,.....
Also es ist super krass.
Keine 90Minuten Schulstunde vergeht, ohne 1-2 Zigarettenpausen.
Es dreht sich der gesamte Tagesablauf, jede Handlung rund um das Rauchen. Alles wird so geplant, das ich jederzeit Rauchen kann, oder zumindest NIE länger als 45min auf die nächste Fluppe warten müsste.
TTB (Marco) ruft mich an, kommste mit zum Klasen? Ich so, hmm, ne, keine Zeit. Das ganze lag nicht an mangelnder Zeit, sondern weil Marco´s Auto ein Nichtraucherauto ist. Und schwitzend nach Pausen zu betteln, und Angst zu haben das nicht angehalten wird, das ist mir zu peinlich, und ehrlich gesagt, zu riskant. Denn ich habe Angst auszurasten. Ich raste nur selten aus, aber wenn, dann ändert sich das Inventar innerhalb Sekunden grundlegend in Form und Funktion, ob es sich nun ums Auto, die Wohnung, oder ne Gaststätte drehen würde.
Solche Situationen, das ich vorsichtshalber Treffen jeglicher Art, Fahrten jeglicher Art absagte, lag oft an dieser Sucht.
Und solche Ausraster brachten mir schon krasse Probleme ein, über die ich nicht weiter reden möchte.
Viele Leute, denen ich das erzähle, schütteln ungläubig den Kopf und stempeln mich als Spinner ab, oder können es garnicht glauben, das dass so krass sein kann.
Ich sage euch, es kann!!!
Die Zähne gelb, der Hals schwarz.
Die Wohnung und das Auto stinkt, alles vergilbt.
Mundgeruch, kein Geld in der Tasche, schlechte Laune.
Ich kann nicht selbst und frei planen, es dreht sich alles um die Raucherei, erst wenn ich mir eine sichere Möglichkeit des Rauchens geschaffen habe, dann kommen meine Wünsche und Ziele, mehr oder weniger - zum Tragen!
Total die Einschränkungen. Partys im 3. Stock bei Nichtrauchern, hmm, habe ich keine Zeit dafür!
Geld für Döner, natürlich nicht, weil mit nur 15 Zigaretten kann ich nicht heimfahren. Es besteht ja die Gefahr, mir gehen die Ziggis aus, ein totales No-Go!!!
Der Plan, das Rauchen auf zu geben:
Die Kurzversion dieser Geschichte (Hilfeschrei) schrieb ich in einem anderen Autoforum, die Resonanz war super.
Viele Raucher verharmlosen es, die meisten verstanden mich. Andere wiederum, lachen über einen, was echt weh tut.
Sagt mal nem Alki, och, heut trinkste mal Milch. Der dreht euch den Hals rum, das wäre eine völlig undenkbare Situation für einen Alki.
Doch ein Mädl schrieb mir eine PN, mit Ihrer Geschichte.
Hörte sich ja einfach an Ihr Plan, aber selbst Sie war nicht annähernd eine so starke Raucherin.
Das Beste, (auch von Ihr), sind Sprüche wie z.B.:
Ach, is ganz easy, ich habs schon öfters aufgehört, das schaffst Du auch,......
JA HALLO, also hast Du es ja doch nicht geschafft!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich will keine Rauchpausen, sondern weg von der Scheiße!!!
Sie sagte, Sylvester höre ich auf, mache doch mit, Du schaffst das! Wer so eine Diät schafft, der schafft das erst Recht.
Wir hatten nur PN und SMS Kontakt.
Da hatte Sie irgendwie Recht. Die Fresserei ist eher eine starke Lust, das Rauchen ist auch eine starke Lust, aber eine noch viieeel größere Sucht!!!
Es war der 16.11.2007, der Entschluß stand, Sylvester ist Schluß.
In diesen 6 Wochen freute ich mich öfters darauf Nichtraucher zu sein.
Aber im Hinterkopf kreisten immer die selben Gedanken, das schaff ich eh net, dann verreck ich, oder bekomme so einen üblen Ausraster mit unkalkulierbaren Folgen für alles und jeden um mich herum.
Das machte mir Angst. Sehr viel Angst. Es waren jetzt noch 4 Wochen bis dahin, und beim Gedanke, Rauchen zu wollen, und nicht zu dürfen, lief mir ein kalter Schweißwall den Rücken runter.
Und das 4 Wochen vor dem finalen Tag.
Aber es mußte sein, entweder dann oder nie.
Es sollte mein erster Versuch sein, und auch mein letzter.
Nun waren es noch 3 Wochen. Bei jeder Zigarette dachte ich an den 31.12.2007, also 70mal am Tag, also 70 kleine Schweißausbrüche (das ist mein Ernst!).
Sylvester, und die letzten Zigaretten:
Mehrere Einladungen schlug ich aus, um mich nicht unter zusätzlichen Druck setzen zu müssen.
Viele sagen (auch Psychologen), man soll es jedem sagen das man aufhören möchte. Die so geschaffene Angst vor Blamgen soll einem helfen.
Hört sich logisch an, ist aber völlig hirnrissig und megadumm und bekloppt.
Der Stress wird groß genug sein, da vezichte ich gerne auf dumme Sprüche, oder Besoffene, die mich zum Rauchen bewegen wollen!!!
Somit organisierte ich ein kleines privates Sylvester nur mit meiner Schwester (einige von euch kennen Sie ja).
Bevor ich zu Ihr fuhr am 31.12.2007 um 17.00Uhr, suchte ich zu Hause alle Reserveschalteln, kippen, papers usw. zusammen. Alle Stummel steckte ich in den Ofen.
Mit 4 vollen Schachteln gings auf die Reise, Es sollte meine letzte Fahrt als Raucher werden.
Statt 3 Zigaretten für 46km rauchte ich 6! Stück. Ich hatte Angst, große Angst, aber der Entschluß stand. Entweder, oder!!!!!!
Von 17.00Uhr bis 23.55Uhr rauchte ich 27 Zigaretten.
Um 0.57Uhr, 3min vor dem shutdown gingen wir mit nem Glas Sekt raus. Ich hatte meine letzte Ziggi angesteckt. Wir rutschten den gefrorenen Hof hinunter. Es war super neblig.
Jede explodierende Rakete sah aus wie Milchnebel, ewig weit weg. Die Explosionen waren nah, das Licht weit.
Es schien völlig irreal.
Die Kirche läutete, wir umarmten uns, stießen an.
Auf Grund der tollen, nicht vorhandenen Sicht und des Glatteises gingen wir um 0.02 am 01.01.2008 wieder rein.
Eine Minute später drückte ich nach einem kräftigen Zug meine Zigarette aus.
Meine Schwester ahnte noch nichts. Jetzt beichtete ich, und schenkte ihr all meine Zigaretten, und bat Sie, mir keine zu geben, auch wenn ich "böse" werde!!!
Aus lauter Angst, Amok zu laufen, behielt ich mir heimlich eine Zigarette übrig, falls es garnet gehen sollte.
Meine Schwester sagte nur, ich wünsche es Dir, aber SO, schaffst Du das net, ich sollte erstmal reduzieren. Aber genau das schaffte ich net. Daher, wie bei der Diät, Entweder-Oder !!!!
Der Entzug und seine Auswirkungen:
Meine Schwester paffte schön weiter (war ok für mich, denn später muß ich das ja auch abkönnen).
Um halb 1, also 27min nach der letzten Kippe, und bereits 3 gewohnheitsbedingte Griffe zum Tisch später, wurde ich langsam unruhig.
Das 8. Bier lief mir den trockenen Hals runter, doch die Zigarette, wie sollter es anders sein, fehlte mir als mehr!!!
Um mich zu beruhigen kippte icxh noch das 10. Bier in mich, bis ich um 3 Uhr, besoffen und scxhwitzend ins Bett fiel.
Nach 90min war die Nacht für mich vorbei.
Halb 5 Uhr morgens. Ich hocke besoffen im Bett, schei..., keine Kippen..........
Ich wanke in die Küche, mache Kaffee, esse kalte Nudeln und Fondue Reste.
Mit halb voller Tasse Kaffee, Völlegefühl und Brechreiz gehe ich zum Computer und tue bischen Internetten.
Halb 6, ich zittere etwas. Obs am Alkohol, der Aufregung, oder den fehlenden Zigaretten liegt weiß ich net.
Ich bin stolz auf mich. Seit über 5 Jahren war ich keine 5 Stunden mehr Rauchfrei, wow!!!
Der Kaffee war leer, die Blase voll. Ich wankte zur Toilette, erstmal 2 Liter gepinkelt, anschließend gekotzt.
Super, jetzt gings besser, aber ich brauchte ne Kippe.
Ich ging ins Wohnzimmer um noch etwas Rauch von der Nacht abzubekommen. Aber ausser kaltem Kippengestank war da nichts.
Es war jetzt 7.30 Uhr, am Horizont erahnte man bereits den Sonnenaufgang.
Ich mußte mich ablenken. So beschloß ich nach Hause zu fahren.
Ich wußte es wird krass, um nicht jetzt, nach 7,5 Stunden Kampf doch noch zu schwächeln, legte ich meine heimliche Reservekippe auf den Wohnzimmertisch.
Völlig benebelt vom Entzug, zugedröhnt vom Alkohol, zitternd vor Kälte, fuhr ich los.
Nach ca. 2km bin ich auf der BAB 45 aufgefahren und cruise so mit 80km/h dahin, als es über mich kommt.
Innerhalb Sekunden zittere ich so krass, das es mir nicht möglich ist klar zu denken.
Mein Blick wurde unscharf. Ich zappelte auf meinem Sitz umher, und hatte wahnsinnige Angst um mein Leben.
Mit 30km/h zuckelte ich völlig neben mir, morgends besoffen und unter Entzug über die Autobahn.
Ich griff nach hinten in den Kofferraum (ist ja ganz einfach im Smart), und öffnete ein Bier (hatte am Vortag einen Kasten gekauft).
Diese 0,5L hatte ich in persönlicher Rekordzeit im Bauch.
Minuten später folgte das nächste Bier.
Wie verngesteuert tuckerte ich Richtung Heimat, überhaupt nicht bei Sinnen. Ich bekomme alles mit, merke das es falsch ist, merke meine Fahrfehler, aber alles ist völlig nebensächlich.
Wichtig ist nur der Kampf gegen die Zigarettensucht.
Der erste Krampf zwingt mich zum Anhalten, ich falle auf die Standspur und versuche den Krampf zu lösen.
Nach 30sec gings weiter. Ich habe so gezittert, das war das pure ABS im Bein!!!
Mit der dritten angefangen Bierflasche, 2 Pausen, einer Krampfpause, komme ich nach knapp 2 Stunden bei mir an.
Nichts wie hoch, Ofen an, Bier wegputzen. Nächstes Bier auf.
Es folgte eine Serie von mittelstarken Krämpfen, und viele, die es gerade werden wollen.
Doch ich mußte mich betäuben. Geschüttelt von Schweißausbrüchen, perverster Übelkeit, Herzrasen und Schmerzen, schlief ich irgendwann besoffen ein.
Ca. 3 Stunden später wache ich auf, zitternd, die Muskeln brennen, Sodbrennen.
Ich mache Kaffee, schaue Nachrichten (eigentlich lief alles nur im Hintergrund ab).
Es folgten zig gewohnte Griffe Richtung Aschenbecher, Tisch. Aber dort war nichts.
Langsam wird mir bewusst, warum Kokain immer mit Nikotin verglichen wird. Es ist ein extremes Suchtmittel, das weiß ich heute.
So, liebe LET´ler, ihr könnt jetzt denken wir Ihr wollt.
Ich habe es geschafft, und bin nun seit 17 Tagen clean!!!
Die starke Gewohnheit blieb bis jetzt (lässt leicht nach), doch das Verlangen ist weg.
Über die letzten 17 Tage schreibe ich später mal was, wie so der Alltag jetzt funktioniert, wie ich mich fühle, mein Fazit,...
Es ist jetzt der 18.01.2008 um 01.35Uhr, ich bin platt.
Und falls einer denkt ich bin besoffen, nein, ich schreibe so, und ausserdem hatte ich vor 9 Stunden ne Vollnarkose, da wäre das eh net so gesund.
Gruß
Sebastian