Den letzten Teil des Satzes verstehe ich nicht. Es mag so sein, dass die Frauen nun Jahre lang diskriminiert wurden (auch in Gesetzesform), aber das ist doch kein Grund nun zu sagen: Dafür diskriminieren wir nun die Männer. Oder worum gehts nun?
Doch, ungefähr so wird argumentiert.
Wobei man sich hier keine illusionen über die art der diskriminierung machen sollte - ich beziehe mich hier auch auf Jaemal:
Es wird nicht so sein, dass eine frau gegenüber besser qualifizierten männern durchgewinkt wird, damit die quote stimmt.
Realistischer ist, dass frauen dann den vorteil erhalten, wenn aufgrund der sonstigen eignung keine präferenz vorliegt.
Es gibt neben anderen regeln ein allgemeines gleichbehandlungsgesetz, das frauen und männer von geschlechtsbedingter benachteiligung schützen soll.
Wenn es eine quote gibt, dann ist die einführung einigermaßen kompliziert und nicht mit dem vorschlaghammer zu machen.
Darüber streiten selbst experten und den totalen durchblick hab ich als laie da jetzt auch nicht.
Ich stimme dir zu. Der Gesetzgeber darf nicht sagen: "Den Gesetzen nach müsste theoretisch alles super und jeder glücklich sein; wenn das nicht so ist, dumm gelaufen."
Aber der Ansatz "Männer werden im Gesetz diskriminiert, Frauen in der Gesellschaft, also ist im Mittel alles fair" ist doch absoluter Blödsinn.
Wenn man eben so eine Quote bringen will (worin ich nach wie vor nur Nachteile und keinen Vorteil sehe), dann MUSS man sie eben "geschlechtsneutral" bringen. Das würde zunächst in der Praxis keinen Unterschied machen, aber widerspricht nicht jeglichem gesunden Menschenverstand oder Moralvorstellungen.
Dito, es ist eben kompliziert und die einführung einer quote kann schnell mehr probleme schaffen, als sie löst.
Damit sie funktioniert, muss sie natürlich juristisch einwandfrei sein und sollte darüber hinaus wenigstens die begründete aussicht auf einen gesellschaftlichen nutzen haben.
Ein blick in andere länder lohnt sich, aber mit augenmaß. Wir hätten dieses ganze problem auch nicht in dem ausmaß, wenn wir beim thema gleichbehandlung früher ausm arsch gekommen wären. Auch wenn der deutsche michel es nicht gern hört: in puncto geschlechtsbezogener diskriminierung gehören wir zu den chauvinistischsten schweinen in europa.
Oder kaum untersucht wird. Oder kaum offiziell gemeldet wird. Oder von Männern nicht so oft aufs Geschlecht bezogen wird wie von Frauen. Wieso bist du dir so sicher, dass diese drei Gründe (insbesondere der dritte) irrelevant sind?
Aber wie der verlinkte Artikel schon schreibt, könnte die Frauenquote das ändern.
Ich sage nicht, dass sie irrelevant sind. Ich sage, dass ich keinen anhaltspunkt dafür kenne, dass es bei uns ein unerkanntes problem mit benachteiligung von männern im beruf gibt.
Das hat auch keiner behauptet. Aber muss der Staat deshalb gesetzlich Diskriminierung vorschreiben?
Nein, er muss nicht! aber er kann und mir sind umstände vorstellbar, unter denen er sollte.
Ich bin nicht aus prinzip für frauenquoten, ich bin dagegen, aus prinzip dagegen zu sein.
Ob ich für oder gegen ein bestimmtes gesetz zur einführung einer allgemeinen frauenquote wäre, könnte ich erst sagen, wenn ich es im detail studiert hätte.
Kleine Nebenfrage an dich aus Interesse: Wie erklärst du dir die hohe Frauenquote bei KindergärtnerInnen und Krankenpflegern? Die hohe Männerquote bei Hausmeistern (oder wie auch immer die aktuell korrekte Berufsbezeichnung ist)?
Entspricht dem klassischen rollenverständnis und dem interesse der betreffenden menschen - wobei auch das wieder durch die erziehung und damit durch das klassische rollenverständnis beeinflusst ist.
Dafür hätte ich gerne mal eine Quelle. Das wird zwar gerne mal behauptet, aber meist ohne eine entsprechende Untersuchung anzugeben. Komischerweise werden so Untersuchungen nur gerne zitiert, wenn sie postiv für die Frauen ausfallen. Niemand stellt sich hin und posante die etwaige Überlegenheit von Männern in gewissen Disziplinen hinaus.
Frauen im Vorstand versprechen Erfolg
Unternehmen mit Managerinnen in der Führung stehen besser da als reine Männerrunden. Das klingt zu einfach? Ist aber so. Zumindest statistisch gesehen.
http://www.zeit.de/karriere/2012-01/frauen-wirtschaft-erfolg
Es geht dabei aber nicht um die überlegenheit der frau, sondern um die überlegenheit der vielfalt.
Aber selbst wenn es stimmen würde, wäre das immer noch kein Grund für ein Eingreifen des Staates. Das müsste jedes Unternehmen selbst entscheiden, der Staat mischt sich ja auch sonst nicht in die Geschäftsführung privater Unternehmen ein. Wenn die Vorteile eindeutig wären, würden sich gemsichte Teams eh irgendwann durchsetzen, eben weil sie das Unternehmen besser machen würden.
Damit unterstellst du der mehrheit der (männlichen) unternehmensführungen rationales verhalten beim thema "kampf der geschlechter".
Ob das eine sinnvolle prämisse ist, darfst du jetzt selbst entscheiden.
Wieso steht eigentlich für alle Quotenbeführworter fest, dass Diskrimierung der Grund für den Mangel an Frauen in Führungsposition ist? Ich kann dir aus dem Stehgreif weitere Faktoren nennen: Das Alter der Führungskräfte (vor 30 Jahren sah es mit der Emanizpation noch anders aus), die falsche Studienwahl der Frauen, die höhere Zahl an Teilzeitkräften, das tendenziell höhere Interesse an einer Familie etc. etc.
Wenn ein unternehmen mehr als 60% frauen beschäftigt und der frauenanteil aber einer gewissen hierarchie-stufe 0% beträgt, dann darf man davon ausgehen, dass das unternehmen entweder sehr viele sekretärinnen und putzfrauen beschäftigt oder diskriminierung am werk ist.
Niemand behauptet, dass diskriminierung der eine grund für alle geschlechtsspezifischen sozialen unterschiede zwischen mann und frau ist.
Aber diskriminierung findet statt. Und die strukturen, die sie erzeugen, sind mancherorts so verkrustet, dass sie nicht von allein aufweichen werden, sondern eines harten werkzeugs bedürfen.