Und hier passt der Vergleich wieder nicht. Bohnen sind ein Lebensmittel. Und anderen Leuten ins Gesicht Furzen ist auch keine häufige Anwendung. Daher ist die Werbung fragwürdig aber wohl kaum Strafbar. Die Bots haben aber keinen anderen Zweck als einem ganz bestimmten Geschäft in die Verkaufsräume zu furzen.
Ja, so wie etliche andere Produkte auf dem Markt auch bereits existierende andere Produkte verändern oder deren Art der Nutzung ändern, ohne dass man auf "was der Hersteller will" Rücksicht nehmen müsste. Mir geht es hier primär um die Argumentation, dass der Vertrag zwischen Blizzard und dem Gamer für den Botanbieter irgendeine Relevanz hätte. Hat er nicht und kann er nicht haben, völlig egal was da drin steht weil der Botanbieter keine Vertragspartei ist.
Verstöße gegen anderer Gesetze (wie z.B. Copyright, Markenrecht, Unlauterer Wettbewerb) fallen unter andere Dinge. Natürlich habe ich mit "andere Dinge" nur relevantes gemeint, und nicht alles auf der Welt.
Ja und natürlich kann ein bestimmter Bot bzw. Hersteller unter Umständen gegen diese aufgeführten Punkte verstoßen und dann auch zu Recht belangt werden. All das tangiert jedoch den Kern der Argumentation, also das Botprogramm und seine Funktion nicht im geringsten sondern sind erstmal nur Strohhalme an denen man sich hochzieht, um überhaupt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Würde der Bothersteller alle Werbung mit dem Spielenamen oder Logos etc. entfernen bliebe nur der "unlautere Wettbewerb" und da scheitert es imho daran, dass der Botanbieter schlicht kein Wettbewerber ist und der Bot eine Schädigung des Spieleanbieters allerhöchstens als Nebeneffekt auslösen könnte (nicht zwangsläufig tut!).
Du hast in deinem Beispiel explizit geschrieben dass der Handwerker weiß dass er gegen den Willen des Eigentümers handelt, insoweit existiert dieses Problem nicht. Die Schuldfrage steht per Definition fest.
Das Beispiel diente nur der Verdeutlichung des Problems, in der Praxis geht der Handwerker davon aus, dass er nichts unrechtes tut und mir sind wirklich keine Fälle bekannt, wo ein Eigentümer eine Firma für den erteilten Auftrag eines Mieters haftbar machen konnte. Ich kann mir das auch nicht wirklich vorstellen, weil dies kleinere und mittelständische Firmen vor fast unlösbare Haftungsprobleme stellen würde. Meine Ansicht bleibt bestehen, dass Vereinbarungen zwischen zwei Parteien, egal ob durch Vertrag, AGB, ToS oder whatever für aussenstehende Dritte keine Rechtswirkung entfalten, da diese vom Inhalt der Vereinbarung keine Kenntnis haben müssen. Ausnahmen bei gravierenden Pflichtverletzungen mag es geben, kann sein dass es da für größere Arbeiten irgendwelche Vorschriften gibt.
Wenn wir darüber reden und somit akzeptieren dass "gegen ToS verstoßen ist nicht verboten, also ist Bot verkaufen legal" KEIN hinreichendes Argument ist, dann sind wir schonmal einen Schritt weiter, das ist gut.
Wir sind so weit, dass für Bots das selbe gilt wie für andere Produkte, sie dürfen nicht gegen Gesetze verstoßen. Das ist aber auch nie bestritten worden sondern lediglich die Annahme, dass sie verboten werden könnten "weil sie etwas tun was in der ToS des Anbieters nicht erlaub ist". Gegen welches Gesetz das simulieren von Eingaben am Client auf dem Rechner des Kunden verstößt, muss aber noch jemand darlegen. Ich finde keins welches da regelt.
Welche Gesetze: Nun das Gericht hat zumindest schonmal unlauterer Wettbewerb, Copyright und Markenrecht festgestellt, also wenigstens schonmal diese drei.
Habe ich oben bereits erklärt, alle Drei tangieren die Hauptfunktion eines Bots (automatisiertes Spielen) gar nicht sondern sind Umwege um den Botanbieter wenigsten wegen "irgendwas" formal belangen zu können, meinetwegen weil er in seiner Vermarktung tatsächlich Gesetze gebrochen hat. Dass Wettbewerb meiner Ansicht nach rausfällt hatte ich auch bereits erklärt.
Ich frage mich immernoch ob es ein Gesetz gibt unter denen man das auch irgendwie als Computersabotage oder ähnliches sehen kann. Fakt ist, es werden Daten verändert die so nicht verändert werden dürfen, und die auch mit wirksamen technischen Maßnahmen gegen diese Veränderung geschützt sind. Ich gehe davon aus dass der Computersabotage Paragraph nicht dafür gedacht ist, aber vielleicht gibt es etwas ähnliches. Zumindest moralisch sollte es dies meiner Meinung nach geben.
Da vertust Du Dich imho. Die Daten die verändert werden sind ja explizit KEINE die nicht verändert werden dürfen, sondern gerade Daten, die durch Interaktion mit der auf dem Kundenrechner installierten Clientsoftware ständig verändert werden und sogar müssen, um das Spiel spielen zu können. Der Bot greift auch niemals direkt auf den Server zu und verändert dort Daten sondern er veranlasst den Client des Spielers, dies zu tun - und das kann er nur in dem Rahmen wie der Client Berechtigungen zu Veränderungen auf dem Server erhalten hat. Berichtige mich, aber imho kann ein Bot auf dem Server nichts tun, was ein "perfekter" Spieler nicht auch könnte. Der Bot ändert ja nicht unberechtigterweise den "Kontostand" des Spielers sondern er erwirtschaftet das Gold auf genau die selbe Weise, nur fehlerlos und ausdauernd während der Spieler gar nicht vor dem Monitor sitzt.
Ich weiß natürlich wie Du das meinst und kann Deine Argumentation auch komplett nachvollziehen, aber eben nur auf der moralischen Ebene. Juristisch fällt mir nichts ein wogegen der Botbetreiber allein mit dem Angebot des Bots verstoßen hätte.
Sie wollen ihm nicht explizit Schaden, aber sie wissen dass sie ihm Schaden und akzeptieren das. Weil das Geschäftsmodell nur durch diesen Schaden funktioniert. Das ganze Geschäftsmodell basiert nur darauf die Leistung zu nehmen die Blizzard erschaffen, und diese zu beschädigen. Ich halte dies für moralisch sehr fragwürdig, und stimme der Einschätzung des Gerichts zu.
Der Botanbieter wird abstreiten, dass solch ein Schaden überhaupt existiert, der Spielebetreiber kann ihn nur annehmen aber nicht beweisen und damit ist die Argumentation hinfällig. Im Extremfall sucht sich der Botbetreiber X Spieler die Aussagen, dass sie nur noch spielen weil sie durch den Bot einfacher an Währung kommen und sich das farmen sparen, sonst hätten sie den Account längst gekündigt. Spätestens dann ist der Beweis erbracht, dass Bots dem Anbieter auch Einnahmen generieren können und er könnte nur noch argumentieren, dass aber MEHR Spieler gehen als durch Bots kommen. Und das dürfte belastbar vor Gericht nicht gelingen.
Bestreitest du eigentlich ernsthaft den Schaden den Aimbots und Wallhacks anrichten oder ist das nur eine juristisches Argument dass dir der Schaden nicht ausreichend nachgewiesen ist?
Ich sehe natürlich die negativen Auswirkungen von Bots/Hacks auf Spiele, dies ist jedoch getrennt von einem finanziellen Schaden für den Anbieter zu betrachten. Mir wäre eine Onlinewelt ohne Bots und Hacks auch lieber, aber ich halte den Ansatz, bereits vermutete und nicht bezifferbare Schäden juristisch verfolgen zu lassen, für den gefährlicheren Weg. Das Beispiel der Adblocker hatten wir in der Diskussion schon, Webseitenbetreiber könnten auf die Idee kommen, Adblocker verbieten zu lassen, weil diese ihnen angeblich ihr Geschäftsmodell zerstören, indem sie es Besuchern ermöglichen die Webseite anzusehen ohne die Werbung zu "konsumieren". Und da habe ich 'ne ganz klare Position zu: Adblocker sind ein Segen und die Onlinewelt in der ich lebe ist durch Adblocker eine deutlich bessere als ohne. Da gibt es sicher noch mehr Beispiele und deren möchte ich ungern Tür und Tor für juristische Verfolgung geöffnet sehen. Der Schaden für alle Nutzer im Netz könnte weitaus größer ausfallen als der nicht nachweisbare den ein paar Spielebots anrichten.
Ja richtig, das kann man durchaus anders sehen. Das war allerdings bereits einmal durch die Berufung, also es sind schon ein paar mehr Richter dieser Meinung - die können sich natürlich trotzdem irren, da stimme ich dir zu.
Die Konsequenz bleibt allerdings das man ernsthaft in Betracht ziehen muss dass der Verkauf der bots gegen diverse Gesetze verstößt, und dieses Argument "gegen ToS verstoßen ist nicht verboten, also ist bots verkaufen erlaubt" ein logischer Fehlschluss bleibt.
Siehe oben. Bot und ToS haben nichts aber auch gar nichts miteinander zu tun.
Dieser Argumentation kann ich nicht zustimmen. Es ist unmöglich die Produkte entsprechend zu programmieren, ein ausreichend geschickter Angreifer wird immer Möglichkeiten finden den Schutz zu umgehen. Man kann nicht die Verantwortung einzig und allein auf den Verteidiger schieben, irgendwo muss auch der Angriff verboten sein, und das ist ja auch der Fall.
Du könntest mit der gleichen Logik Argumentieren warum das hacken von Datenservern legal ist, schließlich ist es ja die Aufgabe des Anbieters die Daten der Kunden zu schützen.
Das mag durchaus richtig sein, Du verklagst aber auch nicht Microsoft, weil der Hacker ein Windows-System benutzt hat sondern Du belangst die Person, die sich illegal Zugriff verschafft hat. Im Übrigen halte ich einen Bot bzw. einen Maphack/Wallhack nicht mit einem Hack (und Zugriff) auf einen Datenserver vergleichbar, denn ein Bot interagiert grundsätzlich nur mit Ressourcen, die er vom Client bekommt und dieser wiederum agiert mit dem Server nur auf Grundlage der Daten, die für die Interaktion von Server und Client vorgesehen sind. Der Hacker eines Datenservers tut dies nicht, er interagiert mit Daten, die er niemals hätte sehen oder downloaden dürfen oder verändert Daten, auf die er keinen Zugriff haben dürfte. Auch ein Maphack oder Wallhack nutzt ja nur Positionsdaten, die der Server dem Client völlig ohne Nachhelfen geschickt hat, er zeigt sie lediglich an obwohl der Client dies (noch) nicht tun würde sondern erst wenn man mit einer Einheit die Map scouted oder sich der Gegner hinter einer Wand vortraut. Auf dem Server wurde weder was verändert noch der Server irgendwie dazu gebracht, Daten herauszugeben, die er nicht herausgeben sollte.
Wie gesagt, interessantes Thema, ich bin ehrlich gespannt ob es dazu mal eine höchstrichterliche Entscheidung gibt und wie die Begründung dann aussieht.