Bürgerversicherung

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Ich neide keinem Reichen seinen Reichtum, ich will nicht haben was er hat und ich bezwecke mit Änderungen im Steuer/Abgabensystem keineswegs, dass er "verliert" was er hat. Er soll sich nur seiner Stärke nach angemessen beteiligen, was derzeit eben nicht der Fall ist

Naja, immer darauf zu schimpen dass "die da oben" nicht genug zahlen, obwohl sie absolut den mit Abstand größten Teil der Steuerlast tragen, würde ich schon zur Neiddebatte zählen. Was "angemessen nach seiner Stärke" bedeutet ist subjektiv und es zeichnet ja gerade die Neiddebatte aus, dass man "denen da oben" immer mehr und mehr abnehmen will und das als angeblich angemessen verkauft.

Auch wenn ich pinrizpiell finde, dass du mit sehr, sehr vielen in diesem Thread geschriebenen Dingen absolut Recht hast, kann es einfach nicht sein, dass man die Steuer noch weiter erhöht, für absolut niemanden, denn wir sind im internationalen Vergleich schon verdammt hoch und absolut jeder, egal ob arm oder reich, ist bereits "zu hoch" und nicht mehr angemessen belastet. Natürlich muss der Mittelstand stärker entlastet werden als die Oberschicht, aber eine Entlastung sollten alle bekommen - was nur funktioniert, wenn man sich die Ausgabenseite anschaut.

Genau deshalb finde ich die Ideen einer Bürgerversicherung oder auch eines Grundeinkommens so gut, damit lässt sich Bürokratie abbauen - das reduziert die Ausgaben.
 
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Was Du wozu zählen würdest ist irrelevant, genauso wie Internet-Magie aka "ich kann in Deinen Kopf schauen und eigentlich bist Du nur neidisch!". Ich darf Dir versichern, dass ich keinem wohlhabenden Menschen seinen Luxuswagen oder Swimmingpool neide, weder in dem Sinne dass ich auch einen will (konstruktiv) oder in dem Sinne dass ich mir wünsche man würde ihm den wegnehmen (destruktiv). Ich bin absolut tiefenentspannt bei dem Gedanken, dass jemand der viele Jahre für 'ne Karriere geackert hat und Kredite aufgenommen hat und 12-16h Tage durchgezogen hat um sich was aufzubauen am Ende mit 'nem dicken Batzen Luxus dafür entlohnt wird, wo ich deutlich kleinere Brötchen backen muss. Und das wirst Du einfach glauben müssen, es sei denn Du hast mystische Gedankenleserkräfte und willst behaupten, Du wüsstest übers Internet viel besser was Leute denken und fühlen als sie selbst. Würde mich aber wundern also wäre es schön, wenn diese ganze Zauberpsychologie mal stecken gelassen werden könnte. Es geht nicht um Neid, sondern um Gerechtigkeitssinn. Bei dem mag es Spielräume geben wie der auszusehen hat, aber Neid ist definitiv was anderes und kommt in der bisherigen Diskussion an keiner Stelle vor.

Ganz davon ab bin ich überhaupt nicht für "mehr Steuern" sondern nur dafür, dass wohlhabende Leute nicht ihre Steuerlast durch jede Menge mehr oder weniger komplexe Konstrukte senken können. Wohlgemerkt: Eine Senkung die nicht in dem Sinne notwendig ist, dass man sie bräuchte um den eigenen Lebensstandard zu erhalten, sondern "Investments" deren einziger Zweck es ist, vorhandenen Reichtum noch mehr zu mehren. Oder plump: Ich will dem Millionär seinen Ferrari gar nicht wegnehmen, aber es muss auch nicht sein, dass es Steuersparkonstrukte gibt, die nur den Zweck erfüllen, dass er sich mit 65 anstatt einem eben 5 Ferraris in die Garage stellen kann weil er mittels Steuerlastsenkung Renditen jenseits von Gut und Böse für seine Geldanlagen bekommt. Und gleichzeitig werden dem kleinen Angestellten die miesen Renditen von Riester und Whatnot von Gebühren und Inflation aufgefressen, aber als "absolut notwendig" verkauft werden, sich das noch vom mickrigen Netto wegzusparen.
 
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aktuelles FeFe Interview in dem auch das Thema Grundeinkommen zur Sprache kommt (ca .ab Minute 20:50), FeFe hat hier wie ich finde einige gute Überlegungen:

1. Das Geld ist extrem ungerecht verteilt
2. Menschen in Geldnot zu zwingen damit sie beschissene Jobs erledigen ist uncool
3. Um das Grundeinkommen zu finanzieren muss eine massive Umverteilung von Reich zu Arm statt finden.
4. Beschissene Jobs (Kloputze, Messebauer usw.) müssen fürstlich entlohnt werden (aka Manager Gehälter) damit sie überhaupt noch jemand macht
5. Profit: gerechtere Gesellschaft

FeFe ist allerdings misstrauisch da es keine wirklichen Gegenargumente gibt und das Thema Grundeinkommen somit ein "nobrainer" wäre.
Da es sog. nobrainer nie wirklich gibt und irgendwo immer ein Haken existiert, beschäftigt es sich weiterhin kritisch mit dem Thema und sucht den "Pferdefuss".

 
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Der Pferdefuß ist, dass wir keine gesellschaftlich akzeptierte Methode kennen, den "Wert" von Arbeit zu messen, außer in dem Geld was jemand für die Erledigung zu bezahlen bereit ist. Und das richtet sich natürlich nach der Finanzkraft der Kundschaft und der Lukrativität des Produkts - und dem sozialen Gewissen des Arbeitnehmers, aka wie weit ist er bereit zu kämpfen. Was glaubst Du, was Pflegekräfte und Krankenhausärzte hier verdienen würden, wenn die mal so lange die Arbeit konsequent niederlegen würden bis sie anständig entlohnt werden und dabei jeden Tag 1.000 Leute sterben lassen. Hardcore, in jeder Nachrichtensendung werden die Totensäcke live aus den Krankenhäusern geholt, bis man sich auf +100% Gehalt, 30 Stunden Woche, Verfünffachung aller Nacht- und Feiertagszuschläge und 40 Urlaubstage einigt. Aber das wissen die Arbeitgeber halt, dass gerade die schlecht bezahlten Berufe niemals so hart streiken werden wie in der Industrie, weil die Leute in Gewissen haben, was man schamlos ausnutzen kann.

Naja und ... haha "kirchliche Arbeitgeber" wo nicht gestreikt werden darf. :) Da gibts noch weniger Netto und dafür "Gotteslohn" obendrauf. Und man verhindert, dass die anderen effektiv streiken können, weil man immer genug Restsklaven ohne Streikrecht verfügbar hat.
 
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Auch in der Industrie wird doch kaum noch gestreikt. Die Firmen haben wieder kapiert, wie ersetzbar jede Arbeitskraft ist. Und die Arbeitskräfte wurden erfolgreich mit der Angst infiziert. Win-Win.
 
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In der Industrie ist es momentan (!) eher so, dass ein Jobwechsel leichter und schneller ist als zu streiken.
Davon ab: die IG Metall holt bei jeder Verhandlung 3-4% raus. Und das bei ohnehin schon guten Gehältern. Wofür soll man da streiken?
 
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Eben, die gewerkschaftlich organisierten Berufe werden durchaus vernünftig bezahlt, sofern ordentlich Druck gemacht wird. Gerade im Niedriglohnsektor gibts sowas kaum und wenn man sich die fehlenden Stellen in Pflege-, Bildungs- u. Betreuungssektor ansieht ist da nix mit easy ersetzbar, man bekommt ja nicht mal die jetzigen Stellen voll. Der Unterschied ist nur der: Kindergartenkinder, Alte, Behinderte etc. können sich nicht wehren, die lässt man dann eher in ihrer Scheisse sitzen oder an Hygienemängeln verrecken als so viel Gehalt zu bieten, dass man die Stellen voll kriegt. Der logische Schluss müsste eigentlich allen Beteiligten klar sein: Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne bieten. Hat die kirchliche und private Pflege- und Betreuungsindustrie aber gar kein Interesse dran, würde ja die Profite schmälern.
 
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Ist das denn wirklich so? Ich hab da jetzt nicht so den Einblick, nur einen Bekannten, der meint, dass sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege seit einiger Zeit extrem gebessert haben. Der hat nen Dienstwagen bekommen und verbringt in der Nachtschicht die meiste Zeit mit Tabletop spielen. Frag mich aber nicht, bei was für einer Einrichtung der arbeitet, irgendwas mit Altenpflege.
 
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Was glaubst Du, was Pflegekräfte und Krankenhausärzte hier verdienen würden, wenn die mal so lange die Arbeit konsequent niederlegen würden bis sie anständig entlohnt werden und dabei jeden Tag 1.000 Leute sterben lassen. Hardcore, in jeder Nachrichtensendung werden die Totensäcke live aus den Krankenhäusern geholt, bis […]
Ja, das sollte man mal machen.
Die Kosten für das Gesundheitswesen liegen dann nämlich so hoch, dass sich jeder mal die Hand auf's Herz bzw. auf's Portmonaie legen kann, ob der Alkoholiker wirklich eine Leber-OP bekommen sollte und ob es sich überhaupt lohnt für Oma Meier noch den Krankenwagen zu rufen.

Abgabenlast für Arbeitnehmer, Umfassende medizinische Betreuung für jeden, gute Bezahlung für medizinisches Personal; Wähle 2.
 
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Ja, das sollte man mal machen.
Die Kosten für das Gesundheitswesen liegen dann nämlich so hoch, dass sich jeder mal die Hand auf's Herz bzw. auf's Portmonaie legen kann, ob der Alkoholiker wirklich eine Leber-OP bekommen sollte und ob es sich überhaupt lohnt für Oma Meier noch den Krankenwagen zu rufen.

Abgabenlast für Arbeitnehmer, Umfassende medizinische Betreuung für jeden, gute Bezahlung für medizinisches Personal; Wähle 2.
Ich hab den Fehler mal in rot Markiert. Da ist die Stelle, an der das aktuelle System krankt. Abgaben müssen für ALLE Einkünfte gelten, nicht nur für Arbeitslohn. Und diese Einkünfte dürfen eben nicht durch Spartricks runtergerechnet werden und müssen ohne Deckelung berücksichtig werden. Komischerweise können Kindergärtner, Krankenpfleger und Ärzte in der Schweiz, UK, Skandinavien mit easy 50-100% mehr Gehalt als hier nach Hause geschickt werden und das seit vielen vielen Jahren. Und die Systeme dort sind irgendwie nicht unmenschlich, gibt Berichte, dass Deutsche in anderen Ländern erstmal auf MRSA untersucht werden, weil die dort damit kaum Probleme haben, während die Situation in D katastrophal ist.

Abgesehen davon ists schon ziemlich mies, Leute die durch ihre Arbeit Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen schützen und erhalten, erst mies zu bezahlen und dann Gehaltsforderungen mit "Aber eure Verantwortung!" zu kontern. In jeder anderen Branche darf die Belegschaft die Arbeit verweigern wenn sie der Meinung ist, dafür nicht ordentlich entlohnt zu werden. Im Gesundheitswesen nicht weil ja Leben davon abhängen. Na wenn die Arbeit so wertvoll und wichtig ist, kann man sie ja direkt ordentlich bezahlen?

@stirling: Ausnahmen gibts immer. Über meine Arbeitsbedingungen und Bezahlung will ich auch nicht klagen, aber das ist auch 'ne Stelle wie sie vielleicht 1% aller Krankenpfleger in D haben. ich sehe aber auch an meiner Frau wie mies es im Großteil aller Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen aussieht. Und in der ambulanten Pflege noch mehr.
 
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Komischerweise können Kindergärtner, Krankenpfleger und Ärzte in der Schweiz, UK, Skandinavien mit easy 50-100% mehr Gehalt als hier nach Hause geschickt werden und das seit vielen vielen Jahren.
Sind die Leistungen denn auch 1:1 vergleichbar? Sonst ist die Diskussion darüber wer wo wieviel verdient müßig.
 
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Was die Systeme leisten ist für die Frage was die Angestellten verdienen völlig unerheblich, denn das hat auf die Arbeitsleistung des Einzelnen keinen Einfluss. Das ganze Gesundheitswesen unter Betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betrachten ist ein absoluter Kardinalfehler, denn die Versorgung von Kranken und Schwachen ist niemals ein "profitables Geschäft" in der Gesamtbetrachtung, sie kostet einfach Geld.

Du wirst wohl erkennen, dass es wenig Sinn machen würde, den Angestellten eines Krankenhauses nur noch 10% ihres Gehalts zu zahlen, nur weil die Gesundheitsleistungen 10x höher sind und man ja die Kosten irgendwo deckeln müsse? Nein, das System muss genau andersrum aufgezogen werden: Man legt in einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs fest, welche Leistungen das System erbringen soll, welchen Wert man der Arbeit der dort beschäftigten beimisst und was dann als Kosten auf dem Deckel steht, teilt man unter allen Versicherten auf. Will man anständige Versorgung und anständige Löhne, wird das eben teuer. Unter Umständen sehr teuer. Oder man will es eben nicht und sich das Geld dafür sparen, dann soll man aber bitte nicht die Verantwortung für miese Zustände und Bezahlung auf die Angestellten abwälzen und sagen "Aber streiken dürft ihr nicht für mehr Geld! Denkt doch mal an die Kranken!" sondern die Schuld bei sich selbst suchen und sagen: Ja ich will das so mies, weil ich weniger Abgaben zahlen möchte!
 
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Ich hab den Fehler mal in rot Markiert. Da ist die Stelle, an der das aktuelle System krankt. Abgaben müssen für ALLE Einkünfte gelten, nicht nur für Arbeitslohn.

Was beim derzeitigen deutschen Sozialversicherungssystem häufig missverstanden wird ist, dass es garnicht um soziale Umverteilung/Gerechtigkeit geht. Aus höheren Einzahlungen resultieren höhere Ansprüche (mehr Krankengeld, mehr Arbeitslosengeld, mehr Rente usw.). Die Beitragsbemessungsgrenze deckelt momentan ja nicht nur die Einzahlungen, sondern auch die Ansprüche.
 
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Abgaben müssen für ALLE Einkünfte gelten, nicht nur für Arbeitslohn. Und diese Einkünfte dürfen eben nicht durch Spartricks runtergerechnet werden und müssen ohne Deckelung berücksichtig werden.

das ist sehe ich genau so, aber das "wie" ist ein spannende und weiterhin ungeklärte frage.
steuerflucht, insbesondere von großkonzernen, ist eher die regel als die ausnahme und die politik scheint außer hohler phrasen ala "das muss international drauf reagiert werden" aka "wir gucken einfach in zehn jahren nochmal, ob sich da was machen lässt" nicht einen schritt weiter zu kommen.

als gangbare lösung dazu könnte ich mir eine art paritätisch besetzten ethikrat vorstellen, der zumindest schon mal die big player unter der maßgabe 20% unternehmenssteuer überprüft und nur bei schwerwiegenden gründen eine abweichung nach unten zulassen kann. mEn ist steuerflucht via gesetzgebung nicht beizukommen.
wollte ich nur mal erwähnt haben :)
 
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Was beim derzeitigen deutschen Sozialversicherungssystem häufig missverstanden wird ist, dass es garnicht um soziale Umverteilung/Gerechtigkeit geht.
Doch, im Grunde gehts genau darum. Sonst hätte man es nicht einführen müssen. Selbstverständlich zahlen Gutverdiener wesentlich mehr in die Systeme ein als sie jemals herausbekommen und Geringverdiener zahlen weniger ein als sie im Schnitt verbrauchen, aufs ganze Leben gesehen. Die Systeme sind nur aus dem Grund geschaffen worden, um auch den Schwächsten 'ne gewisse Absicherung zu ermöglichen die sie sich sonst allein gar nicht hätten leisten können, finanziert durch die Mehrbeiträge der Stärkeren. Das ist nichts anderes als Umverteilung/Gerechtigkeit mit 'nem klaren Nutzen: stabile soziale Verhältnisse, die unterm Strich eben ganz massiv der Wirtschaft und auch den Wohlhabenden nützen.

Aus höheren Einzahlungen resultieren höhere Ansprüche (mehr Krankengeld, mehr Arbeitslosengeld, mehr Rente usw.). Die Beitragsbemessungsgrenze deckelt momentan ja nicht nur die Einzahlungen, sondern auch die Ansprüche.
Das ist tatsächlich so, aber wurde im Grunde nur eingeführt, um die einkommensstärksten Schichten vor in ihren Augen "zu hohen" Abgaben zu schützen. Denn im Schnitt bekommen die immer weniger raus als sie einzahlen. Sonst gäbs auch gar nicht von oben so viel Widerstand gegen wegfallende Beitragsbemessungsgrenzen, die wissen sehr genau, wie stark sie davon profitieren, dass es die gibt. So viel Krankengeld und Mehr-Rente (GKV) kann ein Großverdiener gar nicht kassieren um seine Mehrbeiträge ohne BBG wieder aufzufressen.

@kritiker: Wie schon gesagt, es geht erstmal um die Besteuerung von natürlichen Personen. Unternehmensbesteuerung ist nochmal 'ne ganz andere Baustelle die wesentlich komplexer sein dürfte. Aber natürlich eine, die man ebenfalls angehen muss.
 
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Doch, im Grunde gehts genau darum. Sonst hätte man es nicht einführen müssen. Selbstverständlich zahlen Gutverdiener wesentlich mehr in die Systeme ein als sie jemals herausbekommen und Geringverdiener zahlen weniger ein als sie im Schnitt verbrauchen, aufs ganze Leben gesehen. Die Systeme sind nur aus dem Grund geschaffen worden, um auch den Schwächsten 'ne gewisse Absicherung zu ermöglichen die sie sich sonst allein gar nicht hätten leisten können, finanziert durch die Mehrbeiträge der Stärkeren. Das ist nichts anderes als Umverteilung/Gerechtigkeit mit 'nem klaren Nutzen: stabile soziale Verhältnisse, die unterm Strich eben ganz massiv der Wirtschaft und auch den Wohlhabenden nützen.

das momentan im System eine Umverteilung stattfindet ist mir auch klar. Laut wiki war dies aber wohl garnicht beabsichtigt:

"Eine Umverteilung zwischen gering und besser verdienenden Arbeitnehmern war bei der Konzeption der Sozialversicherungen nicht geplant, weshalb die Höhe der eingezahlten Beiträge etwa in der Rentenversicherung die Höhe der ausgezahlten Leistungen bestimmte. Dies galt ursprünglich auch für die Krankenkassen, deren Ausgaben ursprünglich zu fast 95 Prozent für die Auszahlung des (vom Einzahlungsbetrag abhängigen) Krankengeldes aufgewandt wurden. Bei Personen mit einem Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze wurde unterstellt, dass diese keinen oder zumindest keinen über diesen Beitrag hinausgehenden Schutz durch die Sozialkassen benötigen."
 
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Darum sollte das System imo mal grundlegend reformiert werden. Es ist geradezu grotesk, dass so fundamentale öffentliche Leistungen wie Renten und Krankenversorgung von einem System erwartet werden, das eigentlich keine Umverteilung vorsieht.
 
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Sehe ich anders. Wieso sollten solche Dienstleistungen für die Umverteilung "missbraucht" werden?
Umverteilung erfolgt über die Steuer. Der Rest sind Dienstleistungen und diese sollten neutral, eben nur als Dienstleistungen mit entsprechenden Gebühren, bereitgestellt werden. Wenn man mehr Umverteilung will sollte man das an der entsprechenden Stelle steuern. Je mehr Hebel dafür bereitgestellt werden desto unübersichtlicher und weniger steuerbar wird das System.
Deshalb: Klare Aufgabentrennung zwischen den verschiedenen Dingen und gerade keine Umverteilung über Renten und Krankenversicherungen.
 
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@Purgatorium: Das mag wohl sein, aber scheinbar hat das ja nur funktioniert so lange medizinisch-pflegerische Behandlung noch billig war und man die Leistungen fast nur in Krankentagegeld auszahlte. In der heutigen Zeit wo ein H4 Empfänger die gleiche 200.000€ Krebsbehandlung bekommt wie ein Tarifbeschäftigter bei Porsche, gar nicht mehr möglich.

Ist natürlich alles diskutabel, welche Leistungen man individuell absichern möchte (aka Beitrag nach gewünschter Leistung) und welche man sozial absichern möchte (aka Beitrag nach Leistungsfähigkeit, Leistung für alle gleich). Wenn man ersteres will müsste man die GKV abschaffen oder auf "nur dass man nicht stirbt" reduzieren und den Rest über PKV absichern, was zu einer konsequenten Mehrklassenmedizin führen wird. Will man letzteres, muss man mit 'ner recht hohen Abgabenquote einfach leben um das zu finanzieren, weil halt auch jede Menge einkommensschwache Personen medizinische Leistungen bekommen, die sie nie und nimmer privat finanzieren könnten. Das muss man halt gesamtgesellschaftlich ausdiskutieren und die "unterlegene Seite" muss sich mit den Konsequenzen abfinden. Das können die "Reichen" sein die mehr gefordert werden, oder die "Armen" die dann eben im Elend leben müssen weils viele Behandlungen oder Leistungen für sie nicht mehr gibt.

@MV: Wenigstens 'ne klare Position. Das hat in den USA ja ganz hervorragend funktioniert, wer sich 'ne gute KV leisten konnte war halbwegs sicher. Ganz sicher war man natürlich nur, wenn mans zum Multimillionär gebracht hat. Wer das nicht packt weil seine billige KV die Erkrankung nicht abdeckt, der rutscht halt ins Elend und verliert die Ergebnisse eines ganzen Arbeitslebens wenn er krank wird. Und wenns die Familie trifft muss man halt Prioritäten setzen, rette ich Kind oder Frau und werd trotz 40 Jahren Arbeit innerhalb von ein paar Monaten arm oder lasse ich die verrecken? Top System!
 
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Was die Systeme leisten ist für die Frage was die Angestellten verdienen völlig unerheblich, denn das hat auf die Arbeitsleistung des Einzelnen keinen Einfluss. Das ganze Gesundheitswesen unter Betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betrachten ist ein absoluter Kardinalfehler, denn die Versorgung von Kranken und Schwachen ist niemals ein "profitables Geschäft" in der Gesamtbetrachtung, sie kostet einfach Geld.
Es ist kein Kardinalfehler. Du willst, dass Leute für Arbeit mit Geld bezahlt werden. Irgendwoher muss das Geld kommen. Deutschlandweit müssen Menschen auf ihrem Bankauszug einen Eintrag mit "Gesundheitsdings: -X€" sehen und sich dabei denken "Ja, das ist es mir wert". Und während sie da auf ihren Bankauszug blicken ruft Syzygy ihnen zu: "Ihr dürft das Geld auf eurem Konto nicht unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten sehen".
Verzeih' die Polemik im letzten Satz, aber bei dem Gedanken musste ich schmunzeln. :p

Man legt in einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs fest, welche Leistungen das System erbringen soll […]
Und das hängt deiner Meinung nicht davon ab, wie viel das nachher kostet?

@MV: Wenigstens 'ne klare Position. Das hat in den USA ja ganz hervorragend funktioniert, wer sich 'ne gute KV leisten konnte war halbwegs sicher. Ganz sicher war man natürlich nur, wenn mans zum Multimillionär gebracht hat. Wer das nicht packt weil seine billige KV die Erkrankung nicht abdeckt, der rutscht halt ins Elend und verliert die Ergebnisse eines ganzen Arbeitslebens wenn er krank wird. Und wenns die Familie trifft muss man halt Prioritäten setzen, rette ich Kind oder Frau und werd trotz 40 Jahren Arbeit innerhalb von ein paar Monaten arm oder lasse ich die verrecken? Top System!
In den USA sind die Ärzte halt konsequent: Gute Bezahlung oder keine Behandlung. Mit allem was das so mit sich bringt.
 
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Na dann ist doch alles Butter, bestreiken wir in D halt die Krankenhäuser und Altenheime mal, bis der Bodycount das miese Verhältnis von Arbeitsleistung und Entlohnung korrigiert. Aber bitte keine Tränen und Vorwürfe an die gierigen Krankenschwestern und Notärzte! Wahrlich grundlegende Änderungen werden immer mit viel Schmerz erkauft. Go4it, ich bin dabei!
 
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MV hat nur gesagt, dass Umverteilung nicht über die Sozialversicherungen sondern über Steuern erfolgen soll. Man kann ja auch Steuergelder in die Krankenversorgung stecken, wenn das nötig ist.
 
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Was hat das mit dem amerikanischen System zu tun?

Ob man jetzt ein System wie in den USA oder eine vollumfängliche Versorgung für alle anstrebt ist erst mal unabhängig davon, wie man die Finanzierung aufsetzt. Beides geht wunderbar mit einem Gesundheitssystem ohne Umverteilung - wenn die Umverteilung über Steuern entsprechend passend gewählt wurde.

Wie Stirling schreibt entweder direkt über eine Steuerfinanzierung der Krankenkassen (imo keine gute Idee) oder indirekt, indem den untersten Einkommensklassen durch Steuerzahlungen das Geld für die Krankenversorgung zur Verfügung gestellt wird (so dass sie die Kosten und die Subvention auch wirklich sehen, schafft mehr Transparenz).
 
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Dann haben wir 'ne Unterschiedliche Definition von "Umverteilung". Jedes Versicherungssystem ist im Grunde eine Umverteilung der Gesamtkosten auf viele Köpfe. Für das Endergebnis ist es Kosmetik, ob ich "Reiche" jetzt mehr Beitrag zahlen lasse, weil ich den ohne BBG ans Einkommen kopple (=ähnlich einer Steuerfinanzierung wenn man KV als gesamtgesellschaftliche Aufgabe des Staates anzieht) oder ob ich jeden Bürger 'nen fixen Betrag zahlen lasse (Kopfpauschale) und die "Reichen" dann eben mehr Steuern zahlen müssen, weil ich die Differenzbeträge den Armen zurückerstatten will damit sie die Kopfpauschalen auch zahlen können. Im Endeffekt brauche ich für beide Lösungen genau das selbe Geld, denn die medizinischen Leistungen kosten ja das selbe und die Armen können sie schlicht nicht bezahlen. Am Ende muss es also immer der Reiche bezahlen, ob nun über 'nen Einkommensabhängigen Beitrag (Umverteilung) oder seinen Steuersatz (Umverteilung).

Du hast einzig Recht mit der Transparenz, aber ehrlich, da könnte man auch jedem Bürger wie bei der Rentenversicherung einmal pro Quartal 'nen Schreiben zukommen lassen in dem steht: "Sie haben Eigenbeiträge in Höhe von X geleistet, Sie haben Subventionen in Höhe von Y erhalten, sie haben Leistungen in Höhe von Z in Anspruch genommen." Wenn Du meinst das bringt irgendwas in der Motivation...
 
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