Also ich finde Deine Idee ja deutlich unfairer.
Angenommen ich Lowbie dümpel mit 25k Brutto im Jahr vor mich hin und Eisen als Hochperformer klotzt richtig ran, macht Examen und Zusatzqualifikationen und whatnot um mal auf seine 120k im Jahr zu kommen. Und als Belohnung darf er dann 50% Steuersatz zahlen und ich nur 25%? Das ist ja grad das dumme an "hochprogressiven" Steuer- und Abgabensystemen. Du bestrafst Mehrleistung, weil Mehrverdienst überproportional besteuert wird.
Da wünschst du dir aber die eierlegende Wollmilchsau.
Einerseits möchtest du allen alten Menschen 150% der Armutsgrenze geben.
Andererseits möchtest du Gutverdiener nicht stärker besteuern.
Wie finanzierst du das denn dann genau?
Höhere Besteuerung / höhere Abgaben für Normalverdiener?
Warum soll sich ein kleiner Angestellter für 'ne 100€ Brutto Gehaltserhöhung ins Zeug legen, wenn ihm davon nur 30€ netto bleiben.
Genau das möchte ich vermeiden.
Ich möchte das System ja gerade so gestalten, dass sich der nächste Euro immer lohnt.
Sei es, dass Rentenbeiträge garantiert einen minimal positiven Impact haben, der über die Mindestsicherung hinaus geht.
Oder sei es, dass die Grenzbelastung des nächsten verdienten Euro nie über dem Spitzensteuersatz liegt.
Oder gar nichts, weil er in die nächste Steuerklasse rutscht?
Da liegt ein Missverständnis vor: In der höheren Steuerklasse bezahlst du den höheren Steuersatz nur auf das, was darüber hinaus geht. Nicht für alles.
D.h. wenn du bspw. einen Sprung von 20% auf 30% bei €40k Jahresgehalt hättest, und €50k verdienst, dann bezahlst du nicht €15k Steuern (30% von €50k), sondern €11k (20% von €40k und 30% auf die nächsten €10k).
Und so polemisch war mein letzter Absatz gar nicht. Hört sich wirklich mies an, aber es gibt genug Leute in diesem Land die haben mehr Sorgen, ihr Geld irgendwo unterzubringen als andre, ihre Rechnungen zu zahlen. Das ist kein Witz gewesen, die ganzen Bekanntschaften meiner Schwiegereltern (alles 1940er Jahrgänge die astreine Beamten-, Politik- oder Wirtschaftskarrieren hingelegt haben) die kaufen sich entweder Luxusgüter, Anlagen oder eine Immobilie nach der anderen, weil sie sonst sechsstellige Beträge auf dem Girokonto hätten. Niemand von denen bräuchte mit 65 einen Cent aus der Renten-/Pensionskasse, die sind alle bis an ihr Lebensende mehr als gut versorgt, ihre Kinder auch sobald die mal erben, aber jeder von denen bekommt monatlich Überweisungen, die sind höher als das Netto eines Durchschnittsverdieners. Auf ihren ganzen Wohlstand oben drauf. Die würden nicht mal merken, wenn das bei 1500€ gedeckelt wäre, kein Cent würde denen im Alltag fehlen. Und wir reden da noch nichtmal von Spitzenverdienern.
Ich finde es langfristig ok, eine Standardrente einzuführen und diese quasi steuerzufinanzieren.
Was, wenn ich dich richtig verstehe, quasi deine Idee ist: Beiträge nicht deckeln, aber Rentenansprüche deckeln -- und dadurch die niedrigen Renten aufbessern.
Anstatt aber nur normale Gutverdiener zu belasten, fände ich es sinnvoll, das Steuersystem grundlegend zu reformieren, dass bspw. ein etwas höherer Anteil durch Erbschaftssteuern und Bodenwertsteuern gedeckt wird. Denn das "Problem" in der Ungleichheit sind nicht nur die oberen 10%, sondern auch die oberen 0,1%.
Jetzt könntest Du natürlich sagen "Moooment, was, wenn jemand gerade 1700€ Rentenanspruch hätte!!! Der merkt das ja wenn Du ihm 200€ wegnimmst und das bei 1500€ deckelst!!!" - aber denk bitte mal drüber nach wieviel Brutto jemand hatte, der 1700€ netto Rentenanspruch hat. Der hatte 40 Jahre Zeit, sich mal privat was bei Seite zu legen oder über Gehaltsumwandlung 'ne Zusatzrente zu bekommen.
Grundsätzlich bin ich bei dir, wenn es über einen längeren Zeitraum eingeführt wird & die mittleren Einkommen entlastet werden, so dass sie wirklich selbst vorsorgen können.
Von heute auf morgen denjenigen, die Leistung gebracht haben, die nicht so üppige €1700-Rente um €200 kürzen, obwohl sie ggf eben gerade nicht vorgesorgt haben, weil Blüm versprochen hat, die Rente sei sicher, fände ich nicht fair.
Aber ich stimme Dir in einem Punkt zu: Angesichts des jetzigen Systems wären solche Änderung viel zu gravierend und zu schwer zu vermitteln um die in einem Rutsch umzusetzen. Daher sehe ich auch den Wegfall der BBG als allerersten Schritt. Danach die Bündelung aller Bürger in einem gesetzlichen Vorsorgesystem wie andere Länder es vormachen. Wenn wir so weit kommen ist ja schon mal viel erreicht.
Ich denke grundsätzlich stimmen wir in der "Stoßrichtung" überein, und der Teufel liegt eher im Detail, bspw. wie der Übergang zu gestalten ist.