Das ist doch völlig veraltet.
Weiß ja nicht in welchem Umfeld Du unterwegs bist, aber bei mir in der IT ist das allgegenwärtig. Und da nur die wenigsten Leute wirklich zur Selbstständigkeit geboren sind ist Dein Vergleich etwas exklusiv aber gut, kann bei Dir ja klappen. Ist ja auch prima dann, muss ja jeder seinen Weg finden. Bei mir würde es das nicht.
Naja das erinnert mich ja jetzt an deinen Vergleich vom guten Pferd. Ich habe diesen Satz schon oft gehört, aber selten jemanden kennengelernt. Dagegen habe ich schon Workaholics gesehen, die extra reingeklotzt haben um mit 55 aufzuhören. Nur um dann festzustellen, dass sie durch ihren absoluten Fokus auf die Arbeit überhaupt keine Ahnung haben, was sie denn mit all der Freizeit anstellen sollen; Familie ist aus dem Haus, richtige Hobbies gibt's keine und ausgiebig Reisen hat sich auch irgendwann erschöpft. So sitzen die dann nach 1 Jahr zurück in der Firma mit "beratender Tätigkeit". Bis sie dann mit nem Infarkt umfallen.
"Ich kann jederzeit downsizen" ist imo eine Lüge, weil der familiär soziale Druck enorm ist. Du willst deinen Kindern mit Sicherheit nicht erzählen, dass Reitstunden jetzt hin sind und der nächste Urlaub in Holland stattfindet, weil Papa nur noch 50% arbeitet.
Wollte gestern eigentlich noch auf Stirling antworten um den Gedankengang zu unterstreichen, aber habs dann doch gelassen, ging davon aus das es nicht nötig ist. Aber dann doch noch mal:
Du hast wohl recht wenn jemand mehr klotzt, um sich z. B. den Porsche statt einem Octavia zu leisten. Oder weil derjenige 4 mal Urlaub im Jahr macht. Das würde ich auch nicht mitmachen, dafür arbeiten zu gehen.
Ich lebe im Grunde recht bescheiden und "unpassend" zu meinem Einkommen. Luxus waren in der Tat das Nehmen von Elternzeit bei meinen Kindern (dann habe ich ja doch mal Zeit dem Geld vorgezogen, hatte ich irgendwie schon verdrängt) letztes Jahr der Besuch der Hochzeit eines Freundes in Neuseeland und davor der Hausbau (und der Trip nach Neuseeland ging dann auch nur weil sich die Hausbaurisiken in Wohlgefallen aufgelöst haben). Ansonsten bin ich nichtmal ein Fan von "ständig in Urlaub", schlicht weil ich beruflich ständig unterwegs bin. Da ist man dann einfach gerne zu Hause. Wenn meine Kids mal reiten wollen, sollen sie in einen Verein und da mit arbeiten, dann kann man sich das auch leisten.
Herrgott, wir haben noch nicht mal 2 Autos wobei das hier irgendwie Standard ist.
Und auch das Haus ist nix dolles (Eisen kennt die Lage, wirklich günstig
), Reihenendhaus mit 6x12 Meter Grundfläche. Das Kino im Keller ist Luxus aber mit 2,5k auch noch überschaubar. Ich schaue aber schon derzeit, dass das alles schnell abbezahlt ist. Im Moment mit einer Tilgungsquote von ca. 22,5k im Jahr, damit sind wir wohl in 5-6 Jahren schuldenfrei, und glaub mir, wenn ich was kann dann faulenzen. Das Umschalten auf "Laissez Faire", da mach ich mir keine Sorgen
Gibt so viele Dinge die ich gerne statt arbeiten machen würde. Wenn ich was bin dann kein Workaholic. Ich weiß nur genau warum ich das derzeit mache und dann kann ich mich ganz gut quälen.
Ich führe diese Diskussionen mit Leuten wie Dir (das klingt viel böser als ich es nun meine) schon mein ganzes Leben lang und wir gehen einfach von so unterschiedlichen Leben aus, dass es wohl auch schwer ist Dir das zu erklären. Wenn man wirklich alles selbst erledigen muss, keiner einem hilft oder mal unterstützt (finanziell, mit Rat, Infos, Weichenstellung, mal die Kinder nehmen, undundund) dann wird nun mal alles aufgrund eigener Fehlerquote recht schwer wenn man trotzdem gewisse Ziele hat und diese nicht aufgibt (wie ich es bei einigen meiner Freunde einfach gesehen habe). Ich will da auch nicht jammern, ist ja selbst gewählt, aber anderen Leuten auch schwer klar zu machen. Viele merken so etwas gar nicht weil da halt immer noch jemand im Hintergrund war der geholfen und vieles einfacher gemacht hat, auch wenn man das selbst so gar nicht realisiert. Ist halt "normal" das Papa mal schnell die Steuernachforderung des Grundstücks von 4 Jahren vorstreckt und es auch mit der Rückzahlung nicht so genau nimmt. Bei wichtigen Vertragsabschlüssen hilft und auch mal sagt was man machen muss und was nicht.
Oder die Küche als Einzugs/Geburtstags/whatever sponsort weil man ja gerade einen blöden Prozess an der Backe hat der auch mal schnell 4,5k kostet. Oder einen Zuschuss zum Auto gibt, weil das Alte nun mal gerade überraschend den Geist aufgegeben hat oder gar eins kurzfristig zur Nutzung anbieten kann... undundund.
Genug gejammert, gar kein Vorwurf an die Leute. Ausnutzen, was einem die Situation gerade bietet. Bei mir ist das halt bis auf die Kohle nix :P und diese Gehalts-Rally kann auch mal schnell vorbei sein.
Leben ist halt nicht fair.
edit: wo ich Deinen Text gerade nochmal lese, einen Luxus den Du schätzen müsstest leiste ich mir dann doch (noch): meine Frau muss nicht arbeiten geben und kann sich exklusiv um die Kids kümmern. Soweit sind wir dann vielleicht gar nicht auseinander?