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Irgendwie ist die Existenz von Jens Spahn als Spitzenpolitiker für mich auch ein bisschen ein Systemversagen des Systems Politik. Wie kann jemand ein Spitzenpolitiker sein, der politisch konstant versucht das Modell "Volkstribun" zu geben, sich aber gleichzeitig so wenig Mühe gibt und dessen Privatleben so wenig zu diesem Auftreten passen? Gibt es wirklich den Deutschen, der Jens Spahn, Bundestagsabgeordneter seit er Anfang 20 ist, Villenbesitzer in Berlin, homosexuell, hört und denkt "wow, ein Mann des Volkes" nur weil der Typ das adjektiv "grün" vor Sachen setzt, von denen jeder weiß dass sie nicht funktionieren werden, nur um den dümmsten 15% der Wahlbevölkerung zu suggerieren sie können einfach ihre Ölheizung behalten und alles wird schon irgendwie gut wenn sie nur Union wählen?
Ja, leider.

storytime von einem freund, der mir vor zwei wochen von einem treffen mit einem seiner kumpels erzählte, als ich ihn seit längerem mal wieder traf.
sein kumpel, seit er ca. 15 ist in der SPD in einer mittelgroßen stadt im ruhrgebiet. ähnlich alt wie wir alle und damit seit 20 jahren in der SPD. berufstätig, halbwegs erfolgreich, familie usw.

der wollte mit ein paar anderen "jungen hüpfern" mal ein wenig für bewegung in der kommune sorgen und es wurde mal ausgelotet ob sich ein paar der generation 60+ und 70+ in der kommunalen SPD vorstellen könnten ihre posten sowohl innerhalb der SPD als auch innerhalb der kommune an jüngere menschen zu übergeben. die antwort war: "lol, wir haben das alles aufgebaut. fickt euch ins knie. wartet bis eure zeit gekommen ist."

es geht hier um alle niveaus an verantwortung, ausgenommen der sachen die arbeit sind selbstverständlich. man deckt und wählt sich gegenseitig … unter anderem in ehrenämter mit horrenden aufwandsentschädigungen.

das ist die realität. auch wenn das beispiel jetzt ein SPD beispiel ist … ich bin nicht naiv genug, um zu glauben, dass es hier qualitative unterschiede zwischen den parteien gibt. es gibt da unterschiede in den dynamiken und in der menge an posten insb. in der kommune, aber fundamental ist es immer dasselbe, egal ob grüne, fdp, linke, spd oder union, und sicher auch in der afd und anderen. wenn man selbst in einer partei ist und noch nichts davon gemerkt hat, dann stehen die chancen gut, dass man einfach nicht im game ist.

und dieses "game" produziert eben Jens Spahns.
 

parats'

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Ich plädiere ja schon lange dafür, dass wir das ganze Parteiensystem in D einfach auflösen und weite Teile des Bundes einfach abschaffen bzw. auf seine Kernaufgaben reduzieren.
 

Celetuiw

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Ich plädiere ja schon lange dafür, dass wir das ganze Parteiensystem in D einfach auflösen und weite Teile des Bundes einfach abschaffen bzw. auf seine Kernaufgaben reduzieren.
Macht mir immer Sorgen, wenn Liberale von einer reduzierung auf Kernaufgaben reden. Was sind die Kernaufgaben für dich und welche Aufgabenfelder sollen deiner Meinung nach weg? Ich weiß nicht wie du es meinst, aber Bürokratieabbau im FDP Sinne brauch ich nicht.

Das bedeutet i.d.R.: Steuern runter, Verfolgung von Steuerbetrug gen null, Umwelt und Sozialstandards (Arbeitsschutz, Tarife, etc) in der Privatwirtschaft null, Staat darf bitte die Autobahn intakt halten. Nein danke.
 

parats'

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Verteidigung, Innere Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Schutz von Eigentum. Alles andere wird auf den kleineren Verwaltungsebenen erledigt (Land/Kommune).

Und ja, Steuern massiv runter. Vor allem die ESt. und eine massive Stärkung der Kommunen. Die wissen idR. Deutlich besser was vor Ort gebraucht wird als irgendein Trottel in Berlin.
 
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Shihatsu

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Sämtliche Infrastruktur regelt dann der Markt mit den Kommunen oder was?
 

parats'

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Land und Kommune. Komm von dem Tripp runter, dass du für funktionierende Infrastruktur Berlin brauchst. Kleiner tipp, es klappt jetzt schon nicht.
 

Shihatsu

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Ich finde kritische Infrastruktur bundesweit zu wichtig als das das Kommunen mit Markt regeln sollten. Großer Tip: Klappt jetzt schon nicht, siehe Strom und Bayern. Komm mal von deinem neoliberalen Trip runter (um mal bei deiner Wortwahl zu bleiben).
Edit: O, und bei Krankenkassen wird weniger Regulierung und mehr Marktliberalität, das ganze dann ausgebadet auf kommunaler Ebene, auch sicherlich helfen. Und bei Stromanbietern. Und Telkos. Weil das funktioniert jetzt nur wegen Bund so schlecht... oder was?
 
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Markt kann obv nur da funktionieren, wo Wettbewerb möglich und gewünscht ist. Das ist bei Infrastruktur idR nicht der Fall. Private Autobahnen sind zB ne Katastrophe weil Investitionsdruck quasi nicht vorhanden ist, dementsprechend sehen die auch aus.

Und ob jetzt aus Berlin oder Düsseldorf gemanagt wird ist doch für die Frage der Größe des Staats reine Augenwischerei. Dann mach halt Berlin kleiner und die Länder und Kommunen größer. An manchen Stellen ist das sicherlich gut, an anderen hast du nur reihenweise Effizientsverluste. Am Ende ändert das aber nichts an der Größe von Organistionsstrukturen.
 

Celetuiw

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Verteidigung, Innere Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Schutz von Eigentum. Alles andere wird auf den kleineren Verwaltungsebenen erledigt (Land/Kommune).

Und ja, Steuern massiv runter. Vor allem die ESt. und eine massive Stärkung der Kommunen. Die wissen idR. Deutlich besser was vor Ort gebraucht wird als irgendein Trottel in Berlin.
Turbokapitalismus like in the US and A. Wer sorgt dann dafür, dass Großkonzerne und Superreiche nicht die Umwelt versauen (Umweltschutz senkt den Profit) und ihre Arbeitnehmer ausbeuten?

Wer regelt dann Bildung, Krankenversicherung, Renten?
 

parats'

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Ja genau, das wird die Konsequenz sein, wenn wir Kompetenzen und Verantwortung an kleinere Einheiten umlegen.
Behalt mal deine Kampfbegriffe für dich und überleg, ob Du bei deinen drei Punkten unten wirklich den Bund brauchst.
Wann wurde dir eigentlich das letzte bisschen Eigenverantwortung abtrainiert?
 

Shihatsu

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Öhm, auf der einen Seite möchtest du das keine Kampfbegriffe verwendet werden, auf der anderen Seite machst aber selber sauberstes ad hominem und verwendest die ganze Zeit "Du", "Dich" usw usf - entscheide dich mal bitte.
Was ich damit sagen will: Schon bei Post #366 warst du drüber - also ruder mal n bisserl zurück, dann klappts vielleicht auch mit den Argumenten.

Und für die ganz langsamen unter uns: Das war eine moderative Ansage.
 
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Ich bin mir nicht so sicher, ob Dezentralisierung viele Probleme löst. In manchen Bereichen wie "gemeinsame Standards und Softwareplattformen" ist schon der Förderalismus auf Länderebene ein Problem.

Ich würde da genauer hinsehen um zu entscheiden, welche Aufgaben der Bund, Gemeinden, oder eben partiell auch niemand übernehmen muss.

Und ob wir wirklich so viele Ebenen brauchen, bezweifle ich. Also Bund, Land, Bezirk, Kreis, Gemeinde. Videorecht würden da 2, maximal 3 Ebenen reichen.
 
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Ach du Scheiße. Gerade die Seite hier überflogen. Ist MegaVolt wieder da? Sich vorzustellen wie dieser entfesselte Kapitalismus in D umgesetzt werden soll ist der reinste Fiebertraum.
 
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Die Wahrheit liegt natürlich zwischen Peter Parats Thiel und den tiefroten Maoisten hier.

Wer nicht erkennt, dass dieser Staat unnötig viele Verwaltungsschleifen aufgebaut hat, die gut gemeinte Themen in einem bürokratischen Mahlwerk unnötig verteuern, ist linksversifft blind.

Lindner und seine FDP haben viel Blödsinn gemacht aber einige wahre Dinge angesprochen. Wir erinnern uns an das Thema "Kindergrundsicherung". Ein neues Umverteilungsspielzeug sollte geschaffen werden, gerne auch mit einer neuen Beamten-Armee. Lindner sagte zurecht: Lasst doch erst mal bestehende Hilfen bündeln?

Der Werkzeugkasten um Bedürftigkeit zu reduzieren ist so unnötig komplex und aufgeblasen, der Wunsch nach Vereinfachung muss da doch einfach gegeben sein.
Wir haben Bürgergeld, Wohngeld, Sozialhilfe, Kinderzuschlag Unterstützungsleistungen wie das Bildungspaket, und und und.

Findet ihr das in Ordnung?

Wir brauchen die FDP in ihrer radikalsten Form im Bundestag, nicht damit sie das alles umsetzt, sondern damit solche Themen überhaupt noch angesprochen werden. Das Rentendepot, sowie das Generationenkapital sind gigantisch gute Themen gewesen, von rot grün werden höchstens Umverteilungsvorschläge kommen.
 

Shihatsu

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Niemand ist hier linksversifft blind wie du es darstellst, deine Fragestellung ob wir das in Ordnung finden geht ins Leere.
 

parats'

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Ich bin mir nicht so sicher, ob Dezentralisierung viele Probleme löst. In manchen Bereichen wie "gemeinsame Standards und Softwareplattformen" ist schon der Förderalismus auf Länderebene ein Problem.

Ich würde da genauer hinsehen um zu entscheiden, welche Aufgaben der Bund, Gemeinden, oder eben partiell auch niemand übernehmen muss.

Und ob wir wirklich so viele Ebenen brauchen, bezweifle ich. Also Bund, Land, Bezirk, Kreis, Gemeinde. Videorecht würden da 2, maximal 3 Ebenen reichen.
Das Problem ist, dass die Setzung von Standards für dein Beispiel von Software nicht zwangsläufig auf einer zentralen Ebene geschehen muss um gut zu sein. Anders gesagt - zentrale Planung ergibt nicht automatisch gute Software und ist auch kein notwendiger Bestandteil dessen.
Ich befürworte die Verantwortung auf der kleinsten Ebene und das beginnt schon beim Bürger. Was der nicht effektiv regeln kann übernimmt die Kommune dann das Land und zum Schluss der Bund.

Ansonsten danke für deinen Beitrag, wenigstens mal einer ohne Beißreflex. Wie viele Ebenen es sein sollten wäre zur Überlegen. Ich bin eigentlich kein freund tiefer Hierarchien. Mit 3 Verwaltungsebenen (ex EU) hat man denke ich genug Luft.

Würde auch gleich zu meinem anderen Wunsch passen - Bundesländer zusammenlegen. ;)
 
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Gustavo

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Wir brauchen die FDP in ihrer radikalsten Form im Bundestag, nicht damit sie das alles umsetzt, sondern damit solche Themen überhaupt noch angesprochen werden. Das Rentendepot, sowie das Generationenkapital sind gigantisch gute Themen gewesen, von rot grün werden höchstens Umverteilungsvorschläge kommen.

Die FDP ist aktuell eine völlig überflüssige Partei. Sie ist schlicht nicht regierungsfähig, weil sie keinerlei Stammklientel hat. Eine Partei, die keine echten Kompromisse machen kann, ist in einem Verhältniswahlrecht schlicht nutzlos. Neueste Wortmeldung der FDP war, dass Lindner gerne das UBA abschaffen möchte. Gleichzeitig weiß jeder, dass ohne das UBA eine "marktwirtschaftliche Lösung" für CO2 gar nicht durchführbar wäre, denn jemand muss dann zertifizieren und auf die Einhaltung achten. Passend dazu hat der einzige Politiker, der sich einen nennenswerten Namen in Umweltfragen gemacht hat in der FDP, Lukas Köhler, gerade eine Kampfabstimmung um einen Listenplatz verloren. Dieser Partei ist nicht mehr zu helfen und umso schneller sie aus dem Bundestag fliegt, umso besser.
 
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Die FDP ist in keinster Weise überflüssig, weil ausser vielleicht in Ansätzen die AfD keine andere Partei ernsthaft für weniger Staat und mehr Eigenverantwortung eintritt. So eine Partei bereichert die politische Landschaft erheblich und ist nach meinem Empfinden in Deutschland viel zu schwach ausgeprägt.
 
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Das Problem ist, dass die Setzung von Standards für dein Beispiel von Software nicht zwangsläufig auf einer zentralen Ebene geschehen muss um gut zu sein.
Kannst du das etwas ausführen? Nach meinem Verständnis ist es die Definition von Standards, dass sie auf zentraler Ebene festgelegt werden. Alles andere ist ein zufälliges Festlegen identischer Rahmenbedingungen auf paralleler Ebene.
 

parats'

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Ein Standard ist grundlegend eine Einigung auf Formate/Parameter und viel wichtiger - die Zielsetzung. Ich hab oben was von zentraler Ebene geschrieben, was etwas ungenau war. Worum es mir geht ist, dass die Festsetzung eines Standards nicht zwangsläufig nur von oben nach unten durchgeben werden muss um zu funktionieren. Es gibt durchaus Situationen wo bereits bestehende Standards kleinerer Einheiten skaliert werden können. Sollte es aber um etwas "neues" gehen, wird man sich auch mit Leuten auf gleicher Ebene schnell einig, wenn die Zielsetzung stimmt und niemand Partikularintereressen besitzt.
Zentrale Planung von oben kann helfen, ist aber keine Voraussetzung dafür und je weiter die Planstelle vom Ziel ist, desto eher verfehlt es dieses.
 

Benrath

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Lindner und seine FDP haben viel Blödsinn gemacht aber einige wahre Dinge angesprochen. Wir erinnern uns an das Thema "Kindergrundsicherung". Ein neues Umverteilungsspielzeug sollte geschaffen werden, gerne auch mit einer neuen Beamten-Armee. Lindner sagte zurecht: Lasst doch erst mal bestehende Hilfen bündeln?

Das ist das was passiert ist?
Es sollte doch genau bestehende Hilfen gebündelt und automatisch ausgezahlt werden. Naja so nimmt jeder mit was er eh schon dachte.

Ein Standard ist grundlegend eine Einigung auf Formate/Parameter und viel wichtiger - die Zielsetzung. Ich hab oben was von zentraler Ebene geschrieben, was etwas ungenau war. Worum es mir geht ist, dass die Festsetzung eines Standards nicht zwangsläufig nur von oben nach unten durchgeben werden muss um zu funktionieren. Es gibt durchaus Situationen wo bereits bestehende Standards kleinerer Einheiten skaliert werden können. Sollte es aber um etwas "neues" gehen, wird man sich auch mit Leuten auf gleicher Ebene schnell einig, wenn die Zielsetzung stimmt und niemand Partikularintereressen besitzt.
Zentrale Planung von oben kann helfen, ist aber keine Voraussetzung dafür und je weiter die Planstelle vom Ziel ist, desto eher verfehlt es dieses.

Find ich jetzt auch etwas naiv und der Markt regelt. Welche bottom up Standards funktionieren denn so gut ohne eine zentrale Instanz?

Und auf die deutsche Verwaltungsdigitalisierung funnktioniert es halt einfach so gar nicht, weil jedes Land denkt es besser zu machen. Jetzt sind seit neustem wieder alle auf den Trichter gekommen das selber hosten von unterschiedlichen Anwendung eine doofe Idee war und man doch mehr Software as a Service hätte machen sollen. Doh.
 

parats'

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Find ich jetzt auch etwas naiv und der Markt regelt. Welche bottom up Standards funktionieren denn so gut ohne eine zentrale Instanz?
Wieso denn immer der Markt? Wer redet davon?

Und auf die deutsche Verwaltungsdigitalisierung funnktioniert es halt einfach so gar nicht, weil jedes Land denkt es besser zu machen. Jetzt sind seit neustem wieder alle auf den Trichter gekommen das selber hosten von unterschiedlichen Anwendung eine doofe Idee war und man doch mehr Software as a Service hätte machen sollen. Doh.
Was wurde aus den "Dresdner Forderungen"?Was wurde aus den "Dresdner Forderungen"?
In der aktuellen Ausgestaltung arbeiten die Länder doch weitestgehend für ihre eigenen Kompetenzbereiche. Das ist ein Henne Ei Problem. Solange der Bund von oben drückt werden die Länder immer versuchen ihre Kompetenzbereiche abzustecken und verlieren sich im klein klein untereinander. Das setzen von Standards scheitert doch nicht an einer technischen Umsetzung, sondern das alle ihre claims abstecken müssen/wollen.
Ich kann deine Bedenken da absolut nachvollziehen, aber ich sehe nicht, wie unser eine zentrale Steuerung über den Bund sowas lösen kann.
 

Benrath

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Von mir aus nicht der Markt, aber wie sollen denn dann Standards je zustande kommen. Es ist bei nichten so, dass der Bund viel drückt und vorschreibt. Es gibt Gremien wie IT Planungsrat, die das koordinieren sollen. Meistens wird einfach viel Geld mit der Gieskanne ausgegossen und sich irgendwann gewundert warum nichts zusammenpasst, ständig neu entwickelt wird etc. pp. Siehe z.B. Smart Cities.
Anderes Beispiel die Nutzerkonten für Bürger. Es war immer unsinnig das jedes Land da sein eigenes Ding machen wollte. Afaik wurde das jetzt endlich eingesehen. K.a. wie viel Geld in X Ländern für Dinge wie NRW Konto ausgegeben wurde.


Imho wirfst du einfach Allgemeinheiten in den Raum, die eher unbelegt sind. Wo drückt der Bund denn und wo enststehen standards von unten herauf?
 
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Kannst du das etwas ausführen? Nach meinem Verständnis ist es die Definition von Standards, dass sie auf zentraler Ebene festgelegt werden. Alles andere ist ein zufälliges Festlegen identischer Rahmenbedingungen auf paralleler Ebene.
Mhh, sowas wie die DIN?
 
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Die FDP ist in keinster Weise überflüssig, weil ausser vielleicht in Ansätzen die AfD keine andere Partei ernsthaft für weniger Staat und mehr Eigenverantwortung eintritt. So eine Partei bereichert die politische Landschaft erheblich und ist nach meinem Empfinden in Deutschland viel zu schwach ausgeprägt.
Sehe ich auch so.

Die FDP macht viel Schwachsinn und es gibt viele Gründe sie nicht zu wählen. Und natürlich ist sie viel zu sehr von Lobbyinteressen durchsetzt.

Das stimmt so aber für fast jede Partei. (Was ja das traurige ist.)

Wer insbesondere die FDP (aber nicht bspw die SPD, die aus meiner Sicht keine erkennbare Position vertritt, die nicht auch von anderen vertreten würde - Rentner CDU, Soziales Linke) als überflüssig bezeichnet, der ist vermutlich einfach gegen die Positionen, die eine FDP positiv besetzen könnte.
 

parats'

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Imho wirfst du einfach Allgemeinheiten in den Raum, die eher unbelegt sind. Wo drückt der Bund denn und wo enststehen standards von unten herauf?
Ich hoffe wir reden jetzt nicht aneinander vorbei, aber das ganze Thema rund um Gematik war ein absolutes Chaos.
Hätte das vielleicht auch aus anders aufgesetzt werden können?
Ein solider Standard von unten nach oben adaptiert? VDV KA wurde meine ich in den 00er Jahren von einem Dutzend Verkehrsbetrieben als Forschungsprojekt ins Leben gerufen und ist heute bspw. der Standard fürs Deutschlandticket. Ja, es wurde vom Bund gefördert. Aber darum geht es ja nicht. Die Förderung hätte auch sonst wo her kommen können.

Worauf ich hinaus will - es gibt da draußen zig gute Lösungen die im kleinen Dunstkreis erschaffen worden sind und eventuell skalierbar sind. Warum immer das Rad neu erfinden?
 
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Benrath

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Ich hoffe wir reden jetzt nicht aneinander vorbei, aber das ganze Thema rund um Gematik war ein absolutes Chaos.
Hätte das vielleicht auch aus anders aufgesetzt werden können?
Ein solider Standard von unten nach oben adaptiert? VDV KA wurde meine ich in den 00er Jahren von einem Dutzend Verkehrsbetrieben als Forschungsprojekt ins Leben gerufen und ist heute bspw. der Standard fürs Deutschlandticket. Ja, es wurde vom Bund gefördert. Aber darum geht es ja nicht. Die Förderung hätte auch sonst wo her kommen können.

Worauf ich hinaus will - es gibt da draußen zig gute Lösungen die im kleinen Dunstkreis erschaffen worden sind und eventuell skalierbar sind. Warum immer das Rad neu erfinden?

Gematik bin ich raus, aber jetzt wohl auch nicht viel gutes gehört. Man kann top down auch schlecht machen keine Frage.

Standards setzen != neu entwickeln.
Man hat bei Metadaten jetzt wohl DCAT AP akzeptiert und bei Lizenzen für Open Data eingesehen, dass niemand eine Deutschlandlizens braucht, wenn es schon die CC BY gibt.

Bei den Projekten im Kommunalen Bereich und was ich so mitbekommen hat der Bund eher die Schuld keine Vorgaben zu machen und trotzdem Geld zu geben. Wenn man Geld gibt, darf man imho auch bestimmen. Der fehlende Plattform Gedanke kostet den Bürger so viel. OZG hätte auch einfach eine Plattform für alles sein können, statt jetzt so ominöse Marktplätze von unabhängigen Lösungen.
Hab da letztens eine schöne Aussage im Egovernment Podcast gehört

Also mehr Wettbewerb ist gut und ich sage, der Wettbewerb ist aber eine Funktion,dass der Staat funktioniert, aber kein Selbstzweck. Also das ist einfach einIrrglaube, das ist sozusagen ein falscher verstandener Neoliberalismus.Aus Sicht der staatlichen Funktionalitäten ist es auch völlig okay,wenn ein Verwaltungszweck nur mit einem Verfahren bearbeitet wird.Dass dann die IT-Wirtschaft aufjault und sagt, wo bleiben wir, das kann sein.Man kann es ja dann auch ausschreiben. Das ist jetzt nicht mein Problem.

Natürlich kann man es auch ausschreiben. Man kann sagen, da gibt es dann haltda an der Stelle einen Wettbewerb, aber am Ende ist es am verwaltungseffizientesten,wenn es nur eins gibt. Und dann kommt immer das Innovationsargument.Dann lacht ich mich immer Schäpp und sag, Leute, wann habt ihr schon mal erlebt,dass eine Kommune aus Gründen der Innovation von einem Verfahren auf ein anderes gewechselt ist?Also das findet doch praktisch überhaupt nicht statt.Wettbewerb findet den Bereich nur dann statt, wenn es wirklich eine neue Verwaltungsaufgabegibt. Es wechselt doch keiner von OKEWO zu MESO oder MESO zu OKEWO. Das gibt es auch.

Meinetwegen zur Sicherheit zwei Lösungen aber danach sollte eigentlich Schluss sein.

Problem ist imho auch das der Wettbewerb einfach nur bedeutet, dass der Staat an verschiedenen Stellen immer wieder das gleiche entwickelt, die drölfte Anforderungsanalyse macht usw.
Mir ist z.B. nicht bekannt (und ich habe nachgefragt), ob man Ausschreibungen irgendwo zentral sammelt. Wäre doch mal eine Idee, dass ich erstmal in einer deutschlandweiten Wissensdatenbank gucke, ob mein Bedarf schon mal ausgeschrieben wurde...
 

parats'

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Danke für den Link.
Man muss sich bei meiner Forderung davon lösen, dass ich bei weniger Kompetenzen auf Bundesebene automatisch eine Fragmentierung fordere. Vieles lässt sich auch weiterhin zentral erfassen, egal wer den Kompetenzanspruch erhebt. Dein Beispiel für die Ausschreibungen ist genau sowas und afair muss die Ausschreibung doch sogar EU weit sein, oder verwechsel ich was?
Davon ab habe ich mal irgendwo aufgeschnappt (vlt sogar hier), dass die Ausschreibung ohnehin so zugeschnitten werden, dass die Wahl mehr oder minder klar ist. Sowas darf natürlich nicht sein und ich wäre sogar dafür, dass ein Großteil der Prozesse Open Source ist.
 

Benrath

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naja Ausschreibungen sind immer ein Risiko weil du nicht steuern kannst wer gewinnt und manche Angebote das blaue vom Himmel versprechen und nachher nicht zwingend halten. Zwar entscheidet nicht nur der Preis aber wenn jemand ein halbwegs gutes Angebot schreibt und sehr günstig anbietet, haben final vermutlich bessere Angebote keine Chance.

Dann ist man erstmal stuck mit dem Gewinner und streitet dann um Dinge, hat aber eigentlich den Druck zu liefern und neu ausschreiben würde wieder ewig dauern etc. pp

eu weit ist afaik ab 120k oder so

open source wäre gut aber gut wäre wenn es mehr komplett Pakete gibt mit betrieb und hosting der lösung. wobei man da dann teilweise auch angezogen wird, dass die Software an sich umsonst ist aber dann kosten oben drauf kommen die jenseits von allem sind.
 

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naja Ausschreibungen sind immer ein Risiko weil du nicht steuern kannst wer gewinnt und manche Angebote das blaue vom Himmel versprechen und nachher nicht zwingend halten. Zwar entscheidet nicht nur der Preis aber wenn jemand ein halbwegs gutes Angebot schreibt und sehr günstig anbietet, haben final vermutlich bessere Angebote keine Chance.

Dann ist man erstmal stuck mit dem Gewinner und streitet dann um Dinge, hat aber eigentlich den Druck zu liefern und neu ausschreiben würde wieder ewig dauern etc. pp

eu weit ist afaik ab 120k oder so

open source wäre gut aber gut wäre wenn es mehr komplett Pakete gibt mit betrieb und hosting der lösung. wobei man da dann teilweise auch angezogen wird, dass die Software an sich umsonst ist aber dann kosten oben drauf kommen die jenseits von allem sind.
Ich dachte ma nkann bei so Ausschreibungen doch gewichten wie man "will"
Und geld sollte dabei echt nur so ein mittel wichtiges ding sein.
Denn die Angebote die ich "kenne" sind alle komplett aus dem Fabelland
 
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Mhh, sowas wie die DIN?
Guter Punkt! Ich plane den Großteil meiner Arbeit auf Basis von DIN, aber es gibt auch mit absoluter Regelmäßigkeit Abweichungen in konkreten Projekten. Das Problem von DIN-Normen ist ja, dass sie keinen rechtsverbindlichen Charakter haben. Insofern: Ja, man kann ohne zentrale Stelle auch Standards definieren, das nehme ich zurück. Du kannst aber keine Einhaltung der Standards erzwingen; realistischerweise würde in vielen Fällen dann doch wieder jeder sein eigenes Süppchen kochen.
 

Gustavo

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Die FDP ist in keinster Weise überflüssig, weil ausser vielleicht in Ansätzen die AfD keine andere Partei ernsthaft für weniger Staat und mehr Eigenverantwortung eintritt. So eine Partei bereichert die politische Landschaft erheblich und ist nach meinem Empfinden in Deutschland viel zu schwach ausgeprägt.


Mein Problem mit der FDP ist nicht, dass die FDP für "weniger Staat und mehr Eigenverantwortung*" ist. Mein Problem mit der FDP ist, dass sie im politischen System der BRD schlicht nicht regierungsfähig ist. Ohne Stimmen von unzufriedenen CDU-Wählern flirtet die FDP immer mit der Todeszone. So eine Partei kann in der Regierung funktionieren, wenn sie irgendwo in der Mitte des politischen Spektrums ist. Die FDP ist aber wirtschaftspolitisch jwd. Eine Partei, die kaum politisches Kapital hat und für die es keine realistische Regierungsoption gibt, in der sie nennenswert gestalten kann, ist überflüssig. Im besten Fall hat sie keinerlei politischen Einfluss (siehe Schwarz/Gelb 2009-2013), weil sie komplett von einer viel größeren Partei abhängig ist oder zieht sich direkt vorher aus der Verantwortung (Jamaika-Verhandlungen 2017). Und im schlimmsten Fall führt ihre Anwesenheit in der Regierung zu Unregierbarkeit (Ampel). Die FDP wäre als wirtschaftspolitischer Flügel der Union besser aufgehoben als als eigene Partei.




*wenn überhaupt wäre mein Problem dahingehend, dass die FDP nicht GENUG dafür ist, denn ihre eigene Klientel nimmt sie dabei regelmäßig aus
 
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Benrath

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Guter Punkt! Ich plane den Großteil meiner Arbeit auf Basis von DIN, aber es gibt auch mit absoluter Regelmäßigkeit Abweichungen in konkreten Projekten. Das Problem von DIN-Normen ist ja, dass sie keinen rechtsverbindlichen Charakter haben. Insofern: Ja, man kann ohne zentrale Stelle auch Standards definieren, das nehme ich zurück. Du kannst aber keine Einhaltung der Standards erzwingen; realistischerweise würde in vielen Fällen dann doch wieder jeder sein eigenes Süppchen kochen.

gibt es für din Normen nicht auch das Institut als zentrale Stelle?

 
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wobei mich din echt anfuckt. teilweise beziehen sich gesetze drauf als stand der technik, zum sie einzuhalten, darfst du aber erstmal mehrere tausend euro abdrücken, um zu herauszufinden, an was du dich jetzt nochmal genau gesetzlich halten sollst.
 
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wobei mich din echt anfuckt. teilweise beziehen sich gesetze drauf als stand der technik, zum sie einzuhalten, darfst du aber erstmal mehrere tausend euro abdrücken, um zu herauszufinden, an was du dich jetzt nochmal genau gesetzlich halten sollst.
Ich finde auch, dass wenn der Staat sich drauf bezieht die Dinger frei sein sollten.
Vor allem auch die DIN EN oder die IEC sollten frei sein - das würde das Leben manchmal schon vereinfachen.

Allerdings geht dann ein Zweck der Normen etwas abhanden: die Abgrenzung durch Normen die nicht alle kennen - man will schließlich nicht, dass jeder kleine Krauter aus Südamerika oder Sachen baut die die DIN Norm erfüllen. Genau wie die Amis das nicht aus Europa wollen - deswegen ist die ANSI und IEEE etc. auch nicht umsonst.
 
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