Wenn jemand kein baby gebähren will kann sie ihre abtreibung in den ersten 12 - wochen durchführen, danach steht der schutz des babys über dem Mentalen wohlbefinden der Frau. Nach der Geburt kann sie es zur adoption freigeben wenn sie es nicht will.
Das geht imo an der Realität vorbei. Die aller meisten dieser Kinder dürften solche sein, bei denen im Ultraschall eine Behinderung festgestellt worden ist. Viele Dinge sieht man nämlich dann erst. Die Überlebenschance ist dann oft deutlich niedriger und eine Adoption wird für die wenigsten dieser Kinder nicht in Frage kommen.
Ich finde auch fragwürdig, mal eben eine moralische oder rechtliche Pflicht zu propagieren, eine Frau müsse dann halt mal das Kind, das sie nicht will, noch über Monate austragen.
Schon normale Geburten sind für viele Frauen einschneidende bis traumatische Erlebnisse. Eine Pflicht Kinder auszutragen wäre ein massiver Eingriff in die körperliche Selbstbestimmung der Frau - mal abgesehen davon, dass viele sich diese Bürde nicht auferlegen, sondern andere Wege finden werden. Sowas würde also insbesondere mal neue Ungerechtigkeit unter Frauen unterschiedlicher Mittel bedeuten.
Ich halte es auch für unterkomplex, sich auf ein stumpfes "Aber die Kinder!" zu berufen und sich damit moralisch überlegen zu fühlen.
Es geht hier offensichtlich um eine ziemlich komplexe Abwägung von Interessen, die man nicht mit Plattitüden erschlagen kann.
Imo ergibt eine abgestufte Regelung Sinn. Zu einem Zeitpunkt, wo man dem Fötus noch kein Bewusstsein zuschreiben kann, sollte Abtreibung trivialerweise legal sein. Erwägungen, die auf Potential basieren, sind imo nicht durchzuhalten.
Die Geburt ist der Moment, wo man es definitiv mit einem eigenen Menschen mit vollen Rechten zu tun hat, das ist einigermaßen unkontrovers und leuchtet moralisch den aller meisten ein.
Dazwischen ist die Abwägung nicht einfach. Ich finde es durchaus gut, wenn man versucht möglichst viele Kinder zu retten, aber dabei einfach nur Pflichten für schwangere Frauen zu propagieren, finde ich fragwürdig. Wenn das der Wunsch ist, dann sollte die Gesellschaft auch was liefern und den Schwangeren sowie den Kindern Angebote machen. Dann kann man imo bei den Kindern, die allein überleben können, auch Abtreibungen verbieten und sie stattdessen in staatliche Obhut geben. Geburt und Abtreibung sind zu dem Zeitpunkt ähnliche Vorgänge und da muss die Frau eh durch.
Schwierig ist es bei Babys, bei denen man ein gewisses Bewusstsein konstatieren muss, die aber noch nicht lebensfähig sind.
Das Argument, dass die Frauen dann halt Pech haben, weil man das Lebensrecht der lebensunfähigen Kinder absolut setzt, finde ich einerseits wenig pragmatisch (im Zweifel gibt es immer Wege) und auch ethisch nicht haltbar: Wir reden hier immernoch über Formen des Bewusstseins, die deutlich weniger entwickelt sind als die vieler höherer Tiere. Wer derart strikte Maßstäbe des Lebensschutzes anlegt, muss sehr viele Fragen beantworten vom Recht Tiere zu töten bis dazu, warum man Sterbenskranken seine Organe vorenthalten darf. Kann man vielleicht irgendwie rechtferigen, halte ich aber für nicht mehrheitsfähig.
Man müsste also wiederum auf das Potential abstellen, dass diese Kinder einmal Menschen mit vollen Rechten werden können. Dann müsste man den Schutz aber konsequenterweise wieder deutlich nach vorne ziehen, was gleichfalls absurde und nicht mehrheitsfähige Konsequenzen hätte.
2. Dein Post hier und oben implizieren das schon jetzt, in Deutschland, Abtreibungen aus nicht medizinischen Gründen, nach der 12. Woche vorgenommen werden.
Im internet habe ich nichts konkretes, dazu gefunden, eher das gegenteil, das Ärtze etc. In dem Fall strafrechtlich verfolgt werden, hab ich das falsch verstanden?
Aus dem erweiterten Bekanntenkreis ist meine Erfahrung: Wenn eine schwere Behinderung diagnostiziert wird und die Mutter dringend abtreiben will, dann kann sie das auch.
Man stellt halt auf das psychische Wohlergehen der Mutter ab - was sich pauschal schwer von der Hand weisen lässt, da ein schwer behindertes Kind ohnehin eine große Herausforderung und die Lebenserwartung oft gering ist. Letztlich haben Ärzte auch keine Glaskugel. Um zu beurteilen, wie es der Mutter mit dem Kind gehen würde, wird man der Selbsteinschätzung daher regelmäßig große Bedeutung beimessen und die wiederum dürfte stark mit dem Wunsch der Mutter das Kind zu behalten oder nicht korrelieren.