na, man muss schon sagen, dass der journalismus in deutschland mittlerweile prekär ist. gibt sicher noch ein paar altgediente der alten schule, aber von schreiben _leben_ ist den wenigsten vergönnt. paar dicke leitmediefritzen verdienen sicher immer noch gut, aber das gros der zeitungsfritzen lebt im unteren einkommensdrittel, macht das also aus überzeugung. quasi das equivalent zum berliner hipster, der in einer werbeagentur arbeitet. man muss schon aus einem gewissen milieu kommen, um sich das anzutun. michael, der bauschweißer, der ein kleines häusschen, zwei kinder und einen alten vw passat hat und der seit 15 jahren mit sabrina verheiratet ist und gerade so über die runden kommt, der schreibt halt nicht. kann er sich auch nicht leisten. die budgetorientierung sorgt natürlich auch immer mehr dafür, dass a) für clickbaits geschrieben wird (irgendwo muss die kohle halt herkommen, versteh ich) und b), einfach auch keine zeit mehr ist, ordentlich nachzudenken und zu hinterfragen und einen objektiven, informierenden, neutralen standpunkt einzunehmen und dinge von allen seiten zu beleuchten. was da als normaler artikel tagtäglich über die monitore flimmert oder gedruckt wird, ist fast immer ein abdruck der dpa-retorte und das oft wortgleich, oder ein als artikel getarnter kommentar.
ansonsten ist das halt auch schlicht die epoche des moral-faqtum. moralisch do-good reden und schreiben ist viel wichtiger, als dinge tatsächlich anzugehen und umzusetzen. denn dafür müsste man sich ja mit realitäten auseinandersetzen. und realität tut halt weh, weil sie dem moralischen kleinen lust- und luftschlösschen, was man sich da so empört zusammenschreibt, nicht standhält. und niemals wird. aber das erzeugt bei realitätsverweigern fast schon pathologisch noch mehr moralische eifrigkeit und sag-das-wort-nicht-gekreische von ich-hab-recht-faschisten. empört sein ist das neue shizzle.