Wohnungsmarkt was tun?

Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.843
Reaktionen
1.021
For context: soweit ich mich da informiert habe wurden da einfach bindende fristen versäumt (2 wochen lang muss der text vorliegen), und die abgeordneten sollten über texte abstimmen die sie noch nie gesehen hatten.

wenn das so stimmt, dann ist das ein rookie mistake, weil man entweder zu dumm oder inkompetent war, um daran zu denken, dass das geltendes recht war. oder man war zu arrogant und glaubte man kommt damit schon durch.

beide male: wohlverdient.
 
Mitglied seit
31.03.2001
Beiträge
27.074
Reaktionen
534
Heißt das jetzt im Umkehrschluss Arch dass man gegen jeden Gesetzesvorschlag den man nicht mag per Eilantrag vor Gericht ziehen kann/soll?
Wenn jeder Gesetzvorschlag den man nicht mag zu schnell durchgeprügelt werden soll...dann vielleicht schon :birb:
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.330
Reaktionen
2.280
For context: soweit ich mich da informiert habe wurden da einfach bindende fristen versäumt (2 wochen lang muss der text vorliegen), und die abgeordneten sollten über texte abstimmen die sie noch nie gesehen hatten.

wenn das so stimmt, dann ist das ein rookie mistake, weil man entweder zu dumm oder inkompetent war, um daran zu denken, dass das geltendes recht war. oder man war zu arrogant und glaubte man kommt damit schon durch.

beide male: wohlverdient.

Ich habe tatsächlich mal die Bundestagsdebatte dazu im Hintergrund laufen lassen. Tenor war ungefähr wie folgt:
- Ampel: Das war kein neuer Gesetzesentwurf, sondern nur eine Änderung eines bereits eingebrachten Gesetzesentwurfes und deshalb war es ok (zusätzlich FDP & Grüne: Und die Union hat es in der letzten Legislaturperiode auch so gemacht)
- Union: Das ist ein neues Gestz und die geringe Zeitspanne, die uns gelassen wurde ist eine Geringschätzung des Parlaments und der Opposition (mit leichten Andeutungen, dass es illegitim wäre, wenn die Union jetzt keine Änderungsvorschläge einbringen könnte, mit der Suggestion dass das Gesetz doch bitte so sehr geändert werden sollte, dass die Union auch zustimmen kann)
- Linke: Das ist eine Geringschätzung der Opposition und im Übrigen macht es die Union nicht anders, wenn sie in der Regierung ist
- AfD: Eigentlich gar nichts zum Urteil, lediglich Polemik bzgl. des Heizungsgesetzes verbunden mit der expliziten Aussage, man brauche überhaupt keins

Klang für mich, als hätten irgendwie alle bis auf die AfD recht: Das war tatsächlich zu wenig Zeit (effektiv hätte es allerdings eh nichts geändert, weil die Union sowieso nicht geplant hat, konstruktive Vorschläge einzubringen). Union macht es genauso, so wie vermutlich jede andere Regierungsfraktion es auch machen würde, inklusive Linke.
Nur so nebenbei: Der Ton und Inhalt, den die AfD da vorgebracht hat, war tatsächlich gruselig. Als würde jemand aus der Bild vorlesen.
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.843
Reaktionen
1.021
Hatte (glaube ich) den FAZ-Artikel dazu gelesen und dessen Fazit war "es gab halt schon eine Menge Änderungen, welche den MdB zum Zeitpunkt der Abstimmung nicht vorlagen bzw. nicht ausreichend lange vorlagen".
Auch wenn das ggf. eine reine Formalie ist und im BT-Alltag häufiger so passiert, so ist es halt ein Rookie-Mistake wenn man der Opposition so eine Steilvorlage auf dem Silbertablett serviert und dann überrascht ist wenn sie den reinmachen. Nach der aufgeheizten Diskussion darf das eigentlich niemanden überraschen.

Die AfD und die Linke habe ich in dem ganzen Kontext gar nicht wahrgenommen. Deine Zsfg. sagt mir, dass ich damit auch keinen Fehler gemacht habe.
 
Mitglied seit
30.07.2000
Beiträge
4.606
Reaktionen
61
Ich weiß, ist am Thema vorbei, aber ich bin so dermaßen froh und dankbar, dass wir letztes Jahr im Frühjahr unseren Hauskauf unter Dach und Fach bringen konnten (inkl. Darlehenszinssatz Mitte Februar festgelegt) und dass wir ein Haus gekauft haben, in dem absolut nichts renoviert werden musste (abgesehen von der Farbe an der Wand). Ich fühle einfach nur mit allen, die sich beim derzeitigen Markt umgucken müssen und nicht Krösus sind.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.330
Reaktionen
2.280

Guter Artikel in der Zeit. Alles nicht unbekannt (wenn man Zeitung liest), aber Informationen gut komprimiert. Insbesondere diese Grafik ist etwas frappierend:

flossbach.png

Zusammenfassung der Kosten (Immobilien + Unterhalt + Energie) für Wohnimmobilien in Relation zum Einkommen seit Anfang der 2000er. Im Wesentlichen war die Entwicklung bis Anfang der 2010er-Jahre positiv: Seit Anfang des Jahrtausends sind die Einkommen konstant (wenn auch langsam) gestiegen (bis auf eine kurze Delle nach 2008), aber weil die Immobilienpreise auch nur leicht gestiegen und die Zinskosten deutlich gefallen sind, wurden Immobilien sogar erschwinglicher. Bis 2020 sah man dann lange eine relative Stagnation: Unterhaltskosten und Preise sind gestiegen, wurden aber in etwa durch die sinkenden Zinsen ausgeglichen. Seit 2020 sind die Zinsen allerdings wieder auf das Niveau von Anfang der 2010er gestiegen, ohne dass die Immobilienpreise oder Unterhalt auch nur annähernd so stark gesunken wären. Folge ist, dass eine Immobilie unter dem momentanen Zinsniveau sehr, sehr viel schwieriger zu finanzieren ist.

Das meinte ich neulich btw mit Sondersteuer @Bootdiskette: Kann ja niemand etwas dafür, erst im Jahr 2020 in dem Alter zu sein, in dem man genug Rücklagen und eine halbwegs gesicherte Stellung im Arbeitsmarkt hat, um einen Immobilienkredit zu bekommen. Da hatte es jemand, der 10 oder 20 Jahre älter ist, ceteris paribus SEHR viel besser ohne irgendetwas dafür getan zu haben. Mittlerweile sind wir bei Sprüngen angekommen, die man auch nicht mehr mit dem ehemals beliebten "aber die Wohnflächen sind ja auch immer größer geworden"-Einwand abtun kann: Bei solchen Unterschieden in der Finanzierung gleichen die das nämlich nicht im Ansatz aus.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.330
Reaktionen
2.280
Mich würde die Zeit vor 2000 interessieren. Gerne ab 1960

Wäre wenig aussagekräftig weil sich über die Zeit die durchschnittliche Immobiliengröße und Wohlstandsniveau deutlich ändert (welche aber in den Zahlen oben nicht mitberechnet ist). Meines Wissens war der generelle Trend so, dass die realen Immobilienpreise ziemlich konstant geblieben sind und die Finanzierbarkeit mit dem Zinsniveau gesunken und gestiegen ist.
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.843
Reaktionen
1.021
@Gustavo aber wir haben doch durch die Skaleneffekte in der Produktion eine so viel höhere Lebensqualität die das ausgleicht. Internetzugang und höhere Brandschutzstandards und so :mond:
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.779
Reaktionen
759
Hab gerade wegen der Grunderwerbssteuer Geschichte in Thüringen gesehen, dass es eine Art Erstattung der Steuer in NRW gab.


Wer kommt auf so dume Ideen temporär für eineinhalb Jahre einen Zuschuss für die Grunderwerbssteuer zu zahlen? Vermutlich Null Anreizeffekt und reine Mitnahme. Da ist mir ja die dauerhafte Reduktion lieber. Das ist nur sinnlose bürokratischer Aufwand der einer kleinen Gruppe zufällig Geld schenkt.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.330
Reaktionen
2.280
Hab gerade wegen der Grunderwerbssteuer Geschichte in Thüringen gesehen, dass es eine Art Erstattung der Steuer in NRW gab.


Wer kommt auf so dume Ideen temporär für eineinhalb Jahre einen Zuschuss für die Grunderwerbssteuer zu zahlen? Vermutlich Null Anreizeffekt und reine Mitnahme. Da ist mir ja die dauerhafte Reduktion lieber. Das ist nur sinnlose bürokratischer Aufwand der einer kleinen Gruppe zufällig Geld schenkt.

Lol. Geiles Programm. Hat man Eigenheimzulage (RIP) und Baukindergeld (RIP) gesehen und sich gedacht "mehr davon"? Kann man das Steuergeld auch direkt im Hochofen verfeuern. Zu irgendwas müssen sie ja gut sein, wenn die Kohlesubventionen auslaufen. :mond:
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.779
Reaktionen
759
Baukindergeld kann ich mir immerhin noch vorstellen, dass es eine Rolle spielt. Weil das gab's länger und die Grenze war sogar relativ niedrig. Aber dann fast auch so niedrig dass man sich fragt wer sich mit dem Einkommen was kaufen kann
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.857
Reaktionen
1.501
Ort
Hamburg
Ich bin ja Gegner der Grunderwerbsteuer, weil sie Ineffizienzen verursacht und normale Bürger gegenüber Investoren benachteiligt (Stichwort Share Deals).

Deswegen bin ich natürlich Fan der Senkung in Thüringen.

Aber auch stimme ich zu, dass eine temporäre Senkung für 18 Monate Schwachsinn ist.

Related: Was denkt ihr zum Aufschrei zur Abstimmung in Thüringen? Für mich absurd. Nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern gerade weil RRG sich gerade in Thüringen auch in einer Abstimmung hat von der AfD unterstützen lassen:
 
Mitglied seit
21.02.2003
Beiträge
22.833
Reaktionen
255
Wie das nazipack abstimmt kann man nicht beeinflussen, solange man auch ohne eine Mehrheit hat sehe ich kein problem darin.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.330
Reaktionen
2.280
Ich bin ja Gegner der Grunderwerbsteuer, weil sie Ineffizienzen verursacht und normale Bürger gegenüber Investoren benachteiligt (Stichwort Share Deals).

Deswegen bin ich natürlich Fan der Senkung in Thüringen.

Fairerweise muss man dagegen einwenden, dass genau die Parteien, die jetzt die Grunderwerbsteuer in Thüringen gesenkt haben, genau diese Ineffizienzen begünstigt haben (CDU) bzw. sogar noch weiter gehen wollten (AfD):



Related: Was denkt ihr zum Aufschrei zur Abstimmung in Thüringen? Für mich absurd. Nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern gerade weil RRG sich gerade in Thüringen auch in einer Abstimmung hat von der AfD unterstützen lassen:


Finde ich aus zwei Gründen bedenklich:
- Wenn die "Brandmauer" nicht bedeutet, dass die AfD nicht pivotal sein darf, ergibt das Brandmauer-Konzept keinen Sinn. Oft wird der Einwand gemacht, man dürfte doch nicht nur gegen etwas stimmen, weil die AfD dafür wäre, aber das ist eben nicht der Punkt und verlangt auch niemand. Man sollte nur nicht *für* etwas stimmen, das nicht auch OHNE Stimmen der AfD durchzubekommen wäre. Das gilt genauso für RRG, wobei es bitter ist, dass dann die Union im Alleingang die Ausweitung des Untersuchungsausschusses hätte verhindern können, aber die Pille muss man dann eben schlucken. Den Untersuchungsausschuss hätte es allerdings auch gar nicht erst gegeben, hätten Union und FDP nicht schon ursprünglich mit der AfD gestimmt.
- Wenn es schon sowas wie eine Schuldenbremse gibt, dann ist es imho nicht akzeptabel, Steuern zu kürzen ohne im Gegenzug die Verantwortung zu übernehmen und zu sagen, wo denn dann andere Steuern erhöht oder Ausgaben gesenkt werden sollen, um das gegenzufinanzieren. Das ist normalerweise der Kern von Regierungsverantwortung und wenn man die nicht übernehmen kann (oder nicht übernehmen will), dann sollte man auch nicht einfach Einnahmen kürzen.

Was die Union hier macht ist imho ziemlich verantwortungslos. Wenn es sie so stört, dass sie keine Gestaltungsmacht hat, muss sie sich an die eigene Nase fassen, denn Neuwahlen sind 2020 an ihr gescheitert. Nach allem was ich so über den Vorgang jetzt lese war die Regierung durchaus bereit, einen Deal bzgl. Familienförderung für Grunderwerb zu machen, aber darauf ist die CDU nicht eingegangen. Vermutlich ging es letztendlich darum, ein Zeichen zu setzen und eine Steuererhöhung die noch von der RRG-Mehrheitsregierung getroffen wurde zurückzunehmen. Wenn man das will, dann muss man halt Neuwahlen anstrengen und irgendeine Art von Mehrheit bilden. Wenn man bereit ist, das auch mit Unterstützung der AfD zu machen, sollte man das den Wählern aber auch im Voraus sagen. Aber wenn, wie momentan zu erwarten, wieder keine Mehrheit ohne AfD oder Linke zustande kommt, wird man damit irgendwie umgehen müssen und dafür ist "situativ mit der AfD Mehrheiten bilden" einfach keine tragfähige Lösung.
Letztendlich wäre es imho geboten, dass die CDU so ehrlich ist und ihren Wählern die Wahrheit sagt: Linke und AfD sind eben nicht äquidistant zur Mitte. Rote-Socken-Kampagne und "Mauermörderpartei" waren politische Stilmittel, aber im Zweifelsfall ist die Linke halt eine demokratische Partei und die AfD (mindestens in Thüringen) eine rechtsextreme und deshalb muss man sich irgendwie mit der Linken zusammenraufen, auch wenn man inhaltlich vllt. näher an der AfD ist in vielen Themen.
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.857
Reaktionen
1.501
Ort
Hamburg
Diesmal die BZ mit der Tränendrüse für Besserverdiener.

Ein Arzt und eine Beamtin kaufen ihre Mietwohnung nicht ,obwohl der Preis ein Schnäppchen war. Gehen in Rente und ziehen jetzt aus, nach einer Abfindung von 15.000 Euro.
"Diese verdammten amoralischen Eigentümer! Haie! Wollen selbst die Wohnung nutzen!"

 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.779
Reaktionen
759
Diesmal die BZ mit der Tränendrüse für Besserverdiener.

Ein Arzt und eine Beamtin kaufen ihre Mietwohnung nicht ,obwohl der Preis ein Schnäppchen war. Gehen in Rente und ziehen jetzt aus, nach einer Abfindung von 15.000 Euro.
"Diese verdammten amoralischen Eigentümer! Haie! Wollen selbst die Wohnung nutzen!"


Marie B. hat noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Sie hofft, dass ein Eigentümer auf ihre Situation aufmerksam werden könnte und vielleicht noch eine Wohnung für sie und ihren Mann zu vermieten hat. „

Selbstverständlich meldet sich nach dem Artikel jemand...

Nett wäre es gleich den arichv link zu posten
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.330
Reaktionen
2.280
Diesmal die BZ mit der Tränendrüse für Besserverdiener.

Ein Arzt und eine Beamtin kaufen ihre Mietwohnung nicht ,obwohl der Preis ein Schnäppchen war. Gehen in Rente und ziehen jetzt aus, nach einer Abfindung von 15.000 Euro.
"Diese verdammten amoralischen Eigentümer! Haie! Wollen selbst die Wohnung nutzen!"


Du hast vergessen: 13 Jahre nach der ersten Kündigung. :deliver:
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.330
Reaktionen
2.280

Vermieter wie Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia geben sich oft betont mieterfreundlich. Über Mieterhöhungen spricht man in der Öffentlichkeit eher ungern. Umso mehr überrascht es, wenn aus der Branche so klare Ansagen kommen wie zuletzt vom Konkurrenten LEG, der in Deutschland rund 167.000 Wohnungen vermietet: Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa kündigte Konzernchef Lars von Lackum vor wenigen Tagen an, die Mieten anheben zu wollen – und zwar nicht nur ein bisschen, sondern "so stark wie regulatorisch möglich". Deutlicher geht es kaum.

Ein Laden, der jede Bautätigkeit eingestellt hat und sagt, die Mieten so weit zu erhöhen "wie regulatorisch möglich". Ich sehe weiterhin nicht, wie man darauf kommt, dass der Mehrwert eines solchen Ladens die negativen Aspekte selbst innerhalb von rein marktwirtschaftlichen Erwägungen aufwiegt. Neulich hat Schularick im Spiegel im Interview den Punkt gemacht, dass es auf Dauer zu einem echten Standortproblem werden kann, wenn Neumieten so hoch sind, dass sich Umzüge nicht mehr lohnen und Menschen an sich bessere Jobs ausschlagen, weil sie dafür umziehen müssten.
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
Mitglied seit
01.04.2008
Beiträge
6.217
Reaktionen
2.021

"Wohnkonzerene wie Vonovia, die nach den Regeln der Finanzmärkte spielen, haben kein Interesse am Neubau von Wohnungen, zeigt eine Studie. Sie profitieren von Knappheit."

Boah big newsflash, gut das dazu eine Studie notwendig war :mond:
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.843
Reaktionen
1.021
Sowohl das was Gustl meinte, als auch das was im Artikel steht sind halt irgendwie keine News.
Es ist halt (auch) das Ergebnis einer Politik die den Wohnungsmarkt in weiten Teilen wie einen normalen Markt für Konsumgüter behandelt, und einer Regulierungs- und Zinssituation die es für Firmen schlicht unrentabel macht neue Wohnungen zu bauen.
Klar, man wird in diesen Konzernen einen Haufen verachtenswerter Schmierlappen finden, aber am Ende reagieren sie eben auf Anreize. Wenn es sich einfach nicht lohnt neue Wohnungen zu bauen, dann liegt da mE durchaus ein gewichtiger Teil der Verantwortung beim Gesetzgeber den richtigen Rahmen zu schaffen. Egal ob das jetzt Komplettverstaatlichung sämtlicher Bautätigkeit oder vielleicht simplere Bauvorgaben oder sonst irgendwas bedeutet.

Weder Politik noch Zivilgesellschaft ist da bisher viel mehr als "Mieten regulieren" eingefallen, was es prominent in die Berichterstattung geschafft hätte, was genau die dümmste Lösung ist. Geywitz hat die Wohnungsnot zwar als Thema, aber sie gibt ja selbst zu, dass es ein echt undankbares Ding ist.
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.843
Reaktionen
1.021
Weil es keine Anreize zur Verhaltensänderung der Wohnungswirtschaft setzt und genau null zusätzliche Wohnungen schafft.
Das Einzige was ein Mietendeckel bringt ist eine Besitzstandswahrung derjenigen Menschen die bereits eine Wohnung haben. Es ist die Antwort, die z.B. Bewohner von Berlin gerne hören, die aber Menschen die aus beruflichen Gründen in eine solche Stadt ziehen müssen rein gar nichts bringt.
Ein Nebeneffekt ist es, dass dann Wohnungen eben unter der Hand weggegeben werden ggf. doch zu höheren Kosten, oder dass Wohnungen eben als Eigentumswohnungen verkauft werden. Es ist pure Symptombekämpfung mit einer Menge hässlichen Nebeneffekten. Dummerweise wirken sich die hässlichen Nebeneffekte nur auf Menschen aus die in die Städte ziehen wollen und deswegen dort nicht wählen können, wohingegen sich die Vorteile exklusiv auf die Menschen erstrecken die bereits dort wohnen und wählen dürfen.
Kurzum, es ist eine brutal ungerechte Maßnahme und es wäre ein Nachgeben gegenüber denen die am lautesten schreien … und löst das Problem nicht.

Bei den richtigen Lösungen … bin ich leider kein Experte der die Eigenheiten des Immobilienbusiness kennt. Meines Erachtens das Richtige wäre es aber, am Beispiel Berlin, z.B. das Tempelhofer Feld mindestens teilweise zu bebauen … was jetzt pars pro toto einfach nur dafür stehen soll: Wohnungen bauen wo es geht, wenn nötig auch richtig in die Höhe aber mit guter sozialer Durchmischung und einer gewissen Sozialbindung. Im Zweifel muss dann vielleicht auch mal ein Haus enteignet, abgerissen und mit mehr Kapazität wieder aufgebaut oder auch einfach nur aufgestockt werden. Alles recht "einfaches" Brot-und-Butter Geschäft. Vielleicht auch, gegeben die aktuelle Situation, über die KfW Finanzierungen für solche Projekte anbieten, die sich dann über die guten Konditionen doch wieder lohnen.

Das Problem wird erst gelöst sein, wenn Menschen die in Ballungsgebiete ziehen wieder zu halbwegs vertretbaren Preisen Wohnungen finden. Dazu gehört auch ein starker Ausbau des ÖPNV innerhalb der Städte und ins Umland, um Pendelzeiten zu reduzieren und das Problem so zu entzerren. Ebenso ein Ausbau der Glasfaserinfrastruktur, Ausnutzung von HO-Potentialen, womöglich auch VR-Anwendungen … alles was dazu führt, dass die Konzentrationsbewegung der Bevölkerung auf Großstädte etwas gedämpft wird. Die generelle Urbanisierung ist ein Trend der schon sehr lange existiert und sich nicht komplett ausschalten lassen wird, was auch nicht wünschenswert ist, denn Städte sind rein von der Effizienz her massiv besser als Dorfleben (sowohl in Bezug auf Ressourcenverbrauch als auch in Bezug auf Wertschöpfung, das ist ein Baseline-Ergebnis im Bereich Urban Economics/Regional Economics). Deswegen wird es absolut entscheidend sein in Städten eine gute Lebensumgebung bei absurd hoher Bevölkerungsdichte zu schaffen. Also Fahrradwege, Kfz-Pooling, ÖPNV, gute Nahversorgung, effiziente Verwaltung.

Fazit: Privilegierte Wohlstandsinseln schaffen löst keine Probleme, man gewinnt damit aber dummerweise Wahlen. Deswegen haben wir ja auch eine Rente mit 63 die nur "minimal" teurer wurde als gedacht und absehbar katastrophale Probleme noch weiter verschärft hat. Sowie auch die Mehrzahl vieler anderer sozialpolitischer Wohltaten der letzten 15 Jahre, die eigentlich durchgehend einfach nur Scheißideen waren, die von sämtlichen seriösen Forschern bestenfalls mit Augenrollen kommentiert wurden.
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
5.101
Reaktionen
1.352
Also deine Argumente gegen Mietenregulierung finde ich schwach. Imo trifft das Gegenteil zu: Effektive Mietenregulierung schafft überhaupt erst die Voraussetzung, dass man Angebots- und Bestandsmieten deutlich annähern kann, weil du sowas demokratisch nur durchsetzen kannst, wenn sichergestellt ist, dass die Mieten insgesamt effektiv begrenzt/gedeckelt bleiben.
Das richtige Konzept ist daher imo: Mieten insgesamt drosseln und dafür bei Bestandsmieten mehr zulassen.
Das Grundproblem der Sache ist für mich, dass steigende Mietpreise den Immobilienbesitzern Windfallgewinne ermöglichen, die einen verschwindend geringen nützlichen Markteffekt haben: Ja, steigende Mieten mögen Neubau attraktiver machen. Aber es ist wenigstens in boomenden Ballungsräumen völlig utopisch, dass Neubau das Wohnraumangebot genug ausdehnt, um galoppierende Mieten auszugleichen. Irgendwann ist die Bude einfach voll. Sozial bedeutet das wiederum eine starke Umverteilung von unten nach oben. Ich finde nicht, dass der Staat das hinnehmen sollte.
Die simpelste Maßnahme dagegen ist, die Mieten bzw. deren Wachstum zu regulieren. Hat das negative Effekte? Sicherlich, aber mich hat noch niemand davon überzeugt, dass man diese Effekte nicht entweder durch flankierende Maßnahmen hinreichend gut abmildern oder zum Teil auch einfach in Kauf nehmen kann. Häufig gehörte Gegenargumente:
1. "Aber das Eigentum!!!!112"
Lol.
2. "Aber dann baut doch niemand mehr".
Damit sich Neubau noch lohnt, muss man dafür sorgen, dass die erlaubten Mieten für Neubauten(!) hoch genug sind, dass Neubauten noch Rendite bringen. Das kann man erreichen, indem man solche Mieten von Regulierung ausnimmt und damit in einem bestimmten Segment deutlich höhere Mieten hinnimmt oder indem man bauen deutlich billiger macht, z.B. durch Abbau preistreibender Regeln oder durch Subventionen. Kann und sollte man imo alles machen. Im Zweifel sollte der Staat selbst bauen. Die beste Garantie dafür, dass der Staat langfristig einen signifikanten Einfluss auf Wohnraumpreise hat, ist schließlich, dass er möglichst viel Wohnraum besitzt und diesen sozial gerecht verteilt.
3. "Das führt zu Ungerechtigkeit, weil es Bestandsmieter bevorzugt und die Mobilität am Wohungsmarkt verringert."
Wie oben erwähnt: Das passiert, wenn man sich dumm anstellt. Mieten effektiv deckeln und dafür Bestandsmieten weniger schützen ist ein Rezept, um Mobilität zu begünstigen. Man kann und sollte aber mehr tun. Das aktuell diskutierte Recht auf Wohnungstausch hielte ich z.B. für sinnvoll.
Letztlich sollte man ineffiziente Nutzung von Wohnraum teuer machen. Ich finde allgemein nicht, dass das Privileg besonders lange in einer besonders günstigen Wohnung gewohnt zu haben das Privileg nach sich ziehen sollte, diese Wohnung weiter zu einem besonders günstigen Preis behalten zu dürfen, während andere Leute gar keine erschwingliche Wohnung finden.
Wenn man wirklich radikal denkt, wäre da vieles möglich: Unterbelegten Wohnraum besteuern; Strafzahlungen für Leute, die schamlos öffentlichen Wohnraum belegen, obwohl Tauschmöglichkeiten bestehen; öffentliche Zuteilung von privatem Wohnraum - don't get me started ...

Aber nee, wir diskutieren sicherlich lieber weitere Jahrzehnte im Wolkenkuckucksheim, während die Welt sich dreht. Und dann ärgern wir uns alle, wie schlimm es ist, weil es ja schon irgendwie wehtut, wenn die Situation für viele Menschen so richtig scheßie ist, aber man ja einfach nichts dagegen tun kann. Schande das.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitglied seit
15.08.2000
Beiträge
10.077
Reaktionen
854
Ihr habt vergessen, dass man Druck vom Wohnungsmarkt nehmen würde, wenn man ordentlich abschieben und keine neuen Flüchtlinge aufnehmen würde :deliver:
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
Mitglied seit
01.04.2008
Beiträge
6.217
Reaktionen
2.021
Du hast vergessen dass es noch andere Themen gibt :clawg:
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.857
Reaktionen
1.501
Ort
Hamburg
Wenn man Bedenken wegen Umverteilung von unten nach oben hat, dann sollte man besteuern statt regulieren.

Erbschaftsteuer und Bodenwertsteuer würde auch und gerade Immobilienbesitzer treffen. Dabei aber keine Anreize reduzieren, zu bauen.

Grundsätzlich stimme ich zwar zu, dass man zur Angleichung von Neu- und Bestandsmieten von beiden Seiten kommen kann. Wenn dann aber Neumieten weit unter den Baukosten liegen dann ist doch gerade in den Städten mit Bevölkerungswachstum wenig gewonnen - und es läuft auf die von Bootdiskette beschriebene Protegierung von Bestandsmietern hinaus.

Bestandsmieter in teuren Städten sind tendenziell ältere Leute. Die bekommen dann durch Mietendeckel wieder einen Vorteil. Während die jungen Arbeitnehmer, die in eine Stadt ziehen wollen oder müssen die Arschkarte haben - es gibt keine Wohnungen. Unter anderem weil Altmieter in ihren großen Wohnungen in zentraler Lage bleiben, weil ein Wohnungswechsel selbst zu etwas kleinerem teurer wäre.
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
5.101
Reaktionen
1.352
Die von dir vorgeschlagenen Steuern ändern aber nichts am Windfallgewinn steigender Mieten. Zudem werden sie ohne entsprechende Regulierung auf die Mieten umgelegt.

In Berlin ist das Ziel, das aber nicht erreicht wird, aktuell 20.000 neue Wohnungen pro Jahr. Das ist nur 1 Prozent vom Bestand. Selbst wenn der Neubau signifikant absackt, betrifft das nur einen sehr kleinen Anteil aller Wohnungen, in die niemand einziehen kann, weil sie fehlen. Von gedeckelten Mieten profitieren ne Million oder so - "wenig gewonnen".
Du unterstellst auch einfach, dass eine Mietenregulierung Neumieten "weit unter die Baukosten" drückt. Warum muss das so sein?
Davon abgesehen wüsste ich mal gern, was mit den Grundstücken passiert, insbesondere wenn wir ne Bodenwertsteuer draufpacken. Wenn das in einem Wohngebiet liegt, aber Wohnungen sich nicht profitabel bauen lassen, geht ja der Grundstückspreis in den Keller. Irgendwann kann die Stadt selbst für lau zugreifen und bauen.

Bestandsmieter in teuren Städten sind tendenziell ältere Leute. Die bekommen dann durch Mietendeckel wieder einen Vorteil. Während die jungen Arbeitnehmer, die in eine Stadt ziehen wollen oder müssen die Arschkarte haben - es gibt keine Wohnungen. Unter anderem weil Altmieter in ihren großen Wohnungen in zentraler Lage bleiben, weil ein Wohnungswechsel selbst zu etwas kleinerem teurer wäre.
Die jungen Arbeitnehmer profitieren doch genauso vom Mietendeckel.
Altmieter aus zu großen Wohnungen rauszujagen, ist ein separates Verteilungsproblem, das man anders lösen kann: Tauschrecht, Wohnraumsteuer usw.

Übrigens wird, wer sich als junger Arbeitnehmer eine deiner gepriesenen marktgängigen Neubauwohnungen für 20 €/qm kalt leisten kann, am Mietmarkt eher nicht vom durchschnittlichen Berliner Rentner abgehängt.
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.857
Reaktionen
1.501
Ort
Hamburg
Die von dir vorgeschlagenen Steuern ändern aber nichts am Windfallgewinn steigender Mieten.
Doch, durchaus.

Erbschaftsteuer besteuert Vermögen, damit auch Windfall-Gewinne.
Heute gibt es da viele Ausnahmen gerade für Immobilien, da würde ich gerne ran.

Bodenwertsteuer schöpft sehr konkret den Windfall-Gewinn ab.
Denn der Windfall-Gewinn beruht ja auf dem Wert des Bodens, nicht dem Wert des Gebäudes.
Typischer Windfall-Gewinn ist ja, dass im Laufe der Jahre und Jahrzehnte München immer attraktiver wurde - ohne konkretes Zutun des einen Immobilienbesitzers.

Zudem werden sie ohne entsprechende Regulierung auf die Mieten umgelegt.
Bei Erbschafstssteuer würde nichts umgelegt, wie stellst du dir das vor?

Und bei Bodenwertsteuer kann nur bis zur Marktmiete umgelegt werden.
D.h. hier muss man differenzieren:
  • Wenn die Marktmiete erreicht ist, wird voll der Immobilienbesitzer besteuert & der kann es nicht umlegen. In dem Fall haben wir Umverteilung von Landbesitzern zur Gesellschaft.
  • Wenn die Marktmiete nicht erreicht ist, kann es umgelegt werden. In dem Fall haben wir Umverteilung von günstig wohnenden Altmietern zur Gesellschaft.
Das zweite mag nicht dein Fokus sein, ist aber keine Katastrophe.
Die Gesellschaft kann mit den Einnahmen ja fair entlasten.

In Berlin ist das Ziel, das aber nicht erreicht wird, aktuell 20.000 neue Wohnungen pro Jahr. Das ist nur 1 Prozent vom Bestand. Selbst wenn der Neubau signifikant absackt, betrifft das nur einen sehr kleinen Anteil aller Wohnungen, in die niemand einziehen kann, weil sie fehlen. Von gedeckelten Mieten profitieren ne Million oder so - "wenig gewonnen".
Du unterstellst auch einfach, dass eine Mietenregulierung Neumieten "weit unter die Baukosten" drückt. Warum muss das so sein?
Dann vergleiche doch mal die Höhe des Mietendeckels in Berlin mit den Kosten (Boden+Bau+Finanzierung).
Da wirst du eine signifikante Gap feststellen.
Davon abgesehen wüsste ich mal gern, was mit den Grundstücken passiert, insbesondere wenn wir ne Bodenwertsteuer draufpacken. Wenn das in einem Wohngebiet liegt, aber Wohnungen sich nicht profitabel bauen lassen, geht ja der Grundstückspreis in den Keller. Irgendwann kann die Stadt selbst für lau zugreifen und bauen.
Bodenwertsteuer besteuert ja den Grundstückswert - ist also niedrig dort, wo sich Wohnungen nicht lohnen.

Richtig ist in der Tat, dass Grundstücke beim Kauf günstiger werden, gerade weil du ja die Steuerlast mit erwirbst.
Das ist aber doch wünschenswert, sowohl für Familien, die Kaufen als auch für Firmen, die bauen wollen.

Die jungen Arbeitnehmer profitieren doch genauso vom Mietendeckel.
Erkläre mir mal, wie Zuzügler nach Berlin vom Mietendeckel & der Politik in Berlin profitieren.
Altmieter aus zu großen Wohnungen rauszujagen, ist ein separates Verteilungsproblem, das man anders lösen kann: Tauschrecht, Wohnraumsteuer usw.

Übrigens wird, wer sich als junger Arbeitnehmer eine deiner gepriesenen marktgängigen Neubauwohnungen für 20 €/qm kalt leisten kann, am Mietmarkt eher nicht vom durchschnittlichen Berliner Rentner abgehängt.
Ich will es keineswegs wünschenswert nennen, aber wenn man sich Märkte wie NY oder London anschaut, können gerade junge Arbeitnehmer am ehesten mit so hohen Mieten umgehen.
Grund ist, dass das eine Lebensphase ist, wo man mit 20-30m² auskommen kann - im Gegensatz dazu, wenn man eine Familie gründen will.

Und richtig ist, dass Bodenwertsteuer die Mieten nicht per se senken würde.
Aber Gewinne abschöpfen, die dann wiederum zur Senkung anderer Lasten oder zur Umverteilung genutzt werden können.
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
5.101
Reaktionen
1.352
Der Mietendeckel in Berlin galt niemals für Neubauten und ich hab auch nie gesagt, dass ich den für gut umgesetzt halte. Die Grundidee ist brauchbar, aber etwas technokratischer darfs dann schon sein: Ein pauschaler Mietendeckel für die Stadt unabhängig von Lage, Wohnumfeld und Ausstattung ist offensichtlich ungerecht. Man sollte sich auch darüber Gedanken machen, in welchem Ausmaß die Mieten steigen dürfen: an Inflation koppelt, an Lohnentwicklung? Gibt viele Möglichkeiten und man kann das imo sehr viel besser machen, als es gemacht wurde.

Auf den Rest spare ich mir mal einzugehen. Das ist für mich einfach halbseidenes Gerede bzw. Spekulation darüber, dass dein persönlicher Fetisch Bodenwertsteuer die Lösung des Problems sei. Ich finde eine Bodenwertsteuer auch gut, aber dein illusionärer Glaube, dass damit irgendein Problem am Wohnungsmarkt sich von selbst löst, ist lächerlich.
Und wie eine Erbschaftssteuer, die alle 30 Jahre oder so je Objekt anfällt, geeignet sein soll, aktuell aus dem Ruder laufende Windfallgewinne einzudämmen, erschließt sich mir ebenfalls nicht.

Es ist imo völlig unrealistisch, dass der Staat jemals genug Einnahmen über solche Steuern erzielt und gezielt wieder umverteilt. Wie soll das gehen, soll irgendwann einfach die Mehrheit der Bevölkerung über Wohngeld ihre Miete querfinanziert kriegen oder was? Das ist bürokratisch ein absurder Aufwand, wenn alles, was die Menschen brauchen, erschwingliche Mieten sind.
Ich finde es auch schon suggestiv und falsch von sowas wie einer "Marktmiete" zu reden. So etwas gibt es schlicht nicht, weil es keinen halbwegs funktionierenden Mietmarkt gibt. Das ist eine Fiktion, an die du dich klammerst, die mit der Realität wenig zu tun hat.
Es bleibt aber der basic fact, dass der Wert einer Wohnung sich zu einem sehr hohen Teil daraus ergibt, wo diese Wohnung steht. Und ich sehe absolut keinen Grund, weshalb man eine besitzende Klasse frei über diesen Wohnraum verfügen lassen sollte, deren wer sie nicht geschaffen hat, als würden wir im Feudalismus leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.843
Reaktionen
1.021
Also deine Argumente gegen Mietenregulierung finde ich schwach. Imo trifft das Gegenteil zu: Effektive Mietenregulierung schafft überhaupt erst die Voraussetzung, dass man Angebots- und Bestandsmieten deutlich annähern kann, weil du sowas demokratisch nur durchsetzen kannst, wenn sichergestellt ist, dass die Mieten insgesamt effektiv begrenzt/gedeckelt bleiben.
Das richtige Konzept ist daher imo: Mieten insgesamt drosseln und dafür bei Bestandsmieten mehr zulassen.
Das Grundproblem der Sache ist für mich, dass steigende Mietpreise den Immobilienbesitzern Windfallgewinne ermöglichen, die einen verschwindend geringen nützlichen Markteffekt haben: Ja, steigende Mieten mögen Neubau attraktiver machen. Aber es ist wenigstens in boomenden Ballungsräumen völlig utopisch, dass Neubau das Wohnraumangebot genug ausdehnt, um galoppierende Mieten auszugleichen. Irgendwann ist die Bude einfach voll. Sozial bedeutet das wiederum eine starke Umverteilung von unten nach oben. Ich finde nicht, dass der Staat das hinnehmen sollte.
Die simpelste Maßnahme dagegen ist, die Mieten bzw. deren Wachstum zu regulieren. Hat das negative Effekte? Sicherlich, aber mich hat noch niemand davon überzeugt, dass man diese Effekte nicht entweder durch flankierende Maßnahmen hinreichend gut abmildern oder zum Teil auch einfach in Kauf nehmen kann.
Okay, ich verstehe Deinen Punkt. Ich stimme Dir allerdings nur teilweise zu.
Man sieht an Städten in denen es eine starke Mietpreisregulierung gibt, dass es einen Haufen negative Auswirkungen hat (Zürich z.B.) wie auch schlechte Wartung und Aufwertung/Renovierung. Solange Du private Eigentümer hast, werden die irgendwie versuchen auf ihre Rendite zu kommen. Manche mehr manche weniger. Und auf dem Weg dahin werden sie versuchen so mit der Regulierung umzugehen, wie es eben möglich ist. Im Zweifel bedeutet das eben, dass die Allokation von Wohnraum nicht funktioniert und die Zusatzkosten den Menschen aufgedrückt werden die nicht das Glück haben eine Wohnung zugelost zu bekommen. Irgendwelche Kriterien wird es ja geben müssen. Wenn es nicht der Preis ist, dann werden die Wohnungen im Idealfall nach sozialen Gesichtspunkten vergeben, real wird es dann aber schwerer für Randgruppen, Migranten usw. weil private Vermieter halt knallhart nach Sicherheit der Miete und "Ordnung" sortieren. D.h. am Ende leiden da diejenigen die ohnehin schon schlecht dran sind, weil sie weiter draußen mit längerem Pendelweg, in der schlechteren Gegend wohnen müssen.

Ich würde Dir aber zustimmen, dass es sinnvoll wäre Bestands- und Neumieten näher aneinander zu haben. Eine weitere Frage die sich dann stellt ist: wie "richtig" ist es hohe Mieten zu verlangen wenn das Haus schon abbezahlt ist und der Ertrag abzüglich laufender Kosten reiner Gewinn ist? Die Antwort darauf ist, dass das die falsche Frage ist, denn am Ende wird––wie gesagt––nur ein ausreichendes Angebot von Wohnraum dort wo er gefragt ist das ganze halbwegs ins Gleichgewicht bringen und einen Druck auf die Preise auslösen.
2. "Aber dann baut doch niemand mehr".
Damit sich Neubau noch lohnt, muss man dafür sorgen, dass die erlaubten Mieten für Neubauten(!) hoch genug sind, dass Neubauten noch Rendite bringen. Das kann man erreichen, indem man solche Mieten von Regulierung ausnimmt und damit in einem bestimmten Segment deutlich höhere Mieten hinnimmt oder indem man bauen deutlich billiger macht, z.B. durch Abbau preistreibender Regeln oder durch Subventionen. Kann und sollte man imo alles machen. Im Zweifel sollte der Staat selbst bauen. Die beste Garantie dafür, dass der Staat langfristig einen signifikanten Einfluss auf Wohnraumpreise hat, ist schließlich, dass er möglichst viel Wohnraum besitzt und diesen sozial gerecht verteilt.
3. "Das führt zu Ungerechtigkeit, weil es Bestandsmieter bevorzugt und die Mobilität am Wohungsmarkt verringert."
Wie oben erwähnt: Das passiert, wenn man sich dumm anstellt. Mieten effektiv deckeln und dafür Bestandsmieten weniger schützen ist ein Rezept, um Mobilität zu begünstigen. Man kann und sollte aber mehr tun. Das aktuell diskutierte Recht auf Wohnungstausch hielte ich z.B. für sinnvoll.
Letztlich sollte man ineffiziente Nutzung von Wohnraum teuer machen. Ich finde allgemein nicht, dass das Privileg besonders lange in einer besonders günstigen Wohnung gewohnt zu haben das Privileg nach sich ziehen sollte, diese Wohnung weiter zu einem besonders günstigen Preis behalten zu dürfen, während andere Leute gar keine erschwingliche Wohnung finden.
Wenn man wirklich radikal denkt, wäre da vieles möglich: Unterbelegten Wohnraum besteuern; Strafzahlungen für Leute, die schamlos öffentlichen Wohnraum belegen, obwohl Tauschmöglichkeiten bestehen; öffentliche Zuteilung von privatem Wohnraum - don't get me started ...

Aber nee, wir diskutieren sicherlich lieber weitere Jahrzehnte im Wolkenkuckucksheim, während die Welt sich dreht. Und dann ärgern wir uns alle, wie schlimm es ist, weil es ja schon irgendwie wehtut, wenn die Situation für viele Menschen so richtig scheßie ist, aber man ja einfach nichts dagegen tun kann. Schande das.
2. Jo, ist aber eben nur ein Baustein. Und wenn eine kommunale Gesellschaft die günstigen Wohnungen vergibt, dann hast Du halt auch wieder die von mir oben beschriebenen Effekte der mittelgerechten Verteilung. Da war ich vor einer Weile selbst betroffen: ich bin selbst über dem Einkommen was mich für so ein Programm qualifiziert hätte und musste letztlich die extrem hohe Marktmiete zahlen … wohingehen dann irgendein Kek eine relativ zum Marktpreis geschenkte Wohnung bekommen hat aufgrund von whatever bullshit Kriterium. Am Ende stehe ich mit meinem höheren Gehalt und meiner dreifach höheren Steuerlast am Ende des Monats netto schlechter da und habe weniger Quadratmeter zu einem massiv höheren Preis in schlechterer Lage, weil ich das Pech habe mich nicht irgendwie in einem semi-transparenten Opferkriterienkatalog einordnen zu können. Muss man auch nicht gerecht finden.
So ein Vorgehen schafft halt auch nur Wohlstandsinseln mit mäßig guter Begründung … insb. wenn nicht gleichzeitig diese Neubauten gebaut werden, die dann zum "Marktpreis" angeboten werden.
3. Zustimmung, aber politisch sehr schlecht verkaufbar.

Zsfg.: Mietendeckelung finde ich immer noch schlecht, weil es das Kernproblem nicht löst. Eine Regulierung die Bestands- und Marktmieten näher aneinander bringt halte ich aber auch für sinnvoll aus den von Dir genannten Gründen. Ich befürchte, wegen der politischen Zwickmühle, dass die negativ Betroffenen Wahlrecht haben, und die Profiteure … halt nicht, dass es zu genau dem kommt was Du und ich beide gleichermaßen befürchten: Stillstand und viel Gelaber um nichts.

Was die Bodenwertsteuer angeht bin ich nicht so pessimistisch wie Du. Die ist in der VWL schon, zumindest in der Theorie, ein geiles Silver Bullet für vieles, weil sie sehr zielgerichtet und effizient wirkt. Klar wird sie nicht magisch alle Probleme lösen, aber sie spart Verwaltungskosten, wirkt nicht weiter verzerrend und kann Gewinne abschöpfen.
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
5.101
Reaktionen
1.352
Hm ja, ich finds halt schwierig bei solchen Themen. Mir ist klar, dass es in unserer politischen Kultur eigentlich keine großen Würfe gibt, darum ist inkrementeller Fortschritt der way to go. Das macht es natürlich schwierig, wenn man gern relativ weit vom Status quo abweichende Vorstellungen verwirklicht sehen würde, die aber nicht in jedem Einzelaspekt den Status quo verbessern.
Ich habe bei dem Thema relativ radikal-sozialistische Vorstellungen, weil ich zwar nicht Immobilien per se, aber den Raum selbst als öffentliches Gut ansehe, das entweder gar nicht in private Hände gehört oder nur unter strengen Auflagen der Sozialverträglichkeit.

Mag schon sein, dass halbgare Maßnahmen, bspw. ein schlecht gemachter Mietendeckel, in der Summe dann mehr schaden als nützen. Berlin wollte das Experiment ja wagen, was ich an sich gut fand, weil sich sonst halt politisch eh nichts bewegt - obwohl ich die konkrete Umsetzung schon ziemlich mies fand. Leider gibt das GG den Ländern hier offenbar keinen Spielraum, solange der Bund sich nicht mal zu einer Öffnungsklausel durchringen kann - für die man imo seitens Grünen und SPD viel mehr kämpfen sollte. Als nächstes sind wir dann nämlich beim Thema Enteignungen, die verfassungsrechtlich afaik viel weniger bedenklich sind und aufgrund dieses politischen Patts dann schon fast die letzte verbleibende Möglichkeit für Länder bzw. Kommunen sind, die wirklich großen Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen wollen.

Der beste Weg zu einem gesunden "Mietmarkt" ist imo, wenn ein möglichst großer Anteil der Mietwohnungen gemeinwohlorientiert bewirtschaftet wird. Ideal: Du legst das von Anfang an so fest. Und wenns so wäre, würden wir jemals diskutieren, ob wir das abschaffen sollten, weil doch alle profitieren, wenn man sich ein paar Heuschrecken ins Boot holt? Imo eine absurde Vorstellung.
Warum tun wir uns gleichzeitig so schwer mit dem Gedanken, solchem Treiben radikale Grenzen zu setzen?
Klar hätte ich mir auch gewünscht, man wäre hier schon immer klüger gewesen und hätte niemals so viel staatlichen Grund- und Boden sowie Wohnhäuser verhökert, um die Kasse zu stopfen. Aber nur weil Politiker mal extrem kurzsichtig und dumm waren, sehe ich nicht, dass die Bevölkerung das dauerhaft einfach so hinnehmen muss. Wie gesagt, ich find "aberrrr Eigentuuuum!" bei dem Thema eher so "äääh ja, ne, not really, stfu".

Denselben Effekt sehe ich übrigens bei der Mietenregulierung: Wenn man, sobald so ein Problem hochkocht, schnell und entschlossen handelt, dann braucht man über Mietendeckel erstmal nicht reden, weil es eine effektive Mietpreisbremse mit fairen Steigerungsmöglichkeiten, die sich an Inflation oder Lohnentwicklung orientieren, auch tut. Wenn man natürlich erstmal 10 oder 20 Jahre mit ideologischen Grabenkämpfen ins Land gehen lässt, dann ist die Situation an vielen Enden bereits so schmerzhaft, dass man sie lieber direkt zurückdrehen als nur auf die Bremse treten will. Deswegen ist mein Motto bei dem Thema: mehr reden hilft nichts, wir müssen endlich was tun. Es gibt da imo einfach nicht so viel zu befürchten. Horrorszenarien, wonach nach einem misslungenen Experiment mit Mietenregulierung über Jahrzehnte niemand mehr in Berlin investieren will, sind doch Ammenmärchen. Wo man Geld verdienen kann, wird auch Geld verdient werden.

Und mal ehrlich (Achtung Milchmädchenrechnung): Berlin will 20.000 neue Wohnungen pro Jahr. Sagen wir mal, die sollen im Durchschnitt 50 qm haben und der Neubau kostet etwa 4.000 EUR pro qm. Kosten pro Jahr: 4 Milliarden oder 10 Prozent des Berliner Haushalts (aus dem sowas obviously nicht bezahlt würde). Das ist ja wohl keine Investition, die der Staat absolut nicht zu leisten im Stande ist, wenns hart auf hart kommt und Private sich völlig aus dem Wohnungsneubau zurückziehen, weil ihnen die Mieten zu billig werden.
Also was soll diese blödsinnige Panikmache von wegen wir müssten doch bitte irgendwelche Investoren bauchpinseln, damit Wohnraum entsteht? Ich find das einfach affig.
Eine vom Staat gebaute und öffentlich/gemeinnützig verwaltete Wohnung ist für die Allgemeinheit deutlich wertvoller als eine, deren Bewirtschaftung auf Profit ausgelegt ist.

Das sind so Gründe, weshalb ich bei dem Thema relativ entspannt bin: Wenn durch Mietenregulierung Investitionen massiv einbrechen - was ich nicht mal für absolut gesetzt halte -, kann der Staat das imo notfalls auffangen und vielleicht fahren wir damit langfristig sogar besser.
Auf Instandhaltung lässt sich das übertragen: Du setzt halt gesetzliche Mindeststandards dafür und wenn Eigentümer keinen Bock mehr haben, die zu erfüllen, weil es ihnen gar so teuer wird, dann sollen sie halt verkaufen - im Zweifel an den Staat.
Und in 2075 gehören dann einfach alle Wohnungen dem Staat: gg, freut mich, mit euch Monopoly zu spielen. (Inb4: "Omg, its Socialism, Horrooooor!")


Das führt uns dann letztlich auf die Verteilungsfrage. Da muss ich leider sagen: Eine definitve Antwort hab ich auch nicht darauf, wer ein Anrecht auf welchen Wohnraum hat. Totzdem sollte man sich imo auf gewisse Prinipien verständigen können und ich meine herauszulesen, dass wir da gar nicht so weit auseinander sind.
Ich finde die von dir beschriebenen Verteilungseffekte, z.B. kommunaler vs. privater Wohnraum, nämlich auch massiv ungerecht: Wer an eine Wohnung in öffentlcher Hand kommt, der freut sich wie Bolle, alle anderen gucken in die Röhre. Genau deshalb will ich den gesamten Mietenmarkt regulieren, damit diese Ungerechtigkeit eben wegfällt bzw. minimiert wird.
Realistisch erreichst du das imo nur durch Preisanpassung, weil nur dann ein finanzieller Anreiz besteht, Wohnraum effizient zu nutzen.
Und da ich bei dem Thema radikal denke, könnte ich mir natürlich noch viele weitere Hebel vorstellen:
-Wohnraum besteuern mit einem Freibetrag für "angemessenen Wohnraum".
-Leuten, die öffentlichen Wohnraum unterbelegen, Wohnungstausch anbieten und mit finanziellen Anreizen versehen und/oder Sanktionen von Mieterhöhung bis Sonderkündigung, wenn jemand sich partout weigert eine Wohnung bei angemessenen Tauschmöglichkeiten freizumachen.
-Um Diskriminierung am Mietmarkt zu minimieren, könnte man die Verwaltung von Wohnraum (auch privatem) komplett in öffentliche Hand legen: Wer vermieten will, außer in bestimmten Ausnahmefällen (z.B. an Verwandte), der muss die Wohnung bei einer öffentlichen Stelle registrieren und ausschreiben lassen. Wohnungssuchende registrieren sich dort auch und eine angebotene Wohnung wird unter allen Suchenden, deren Einkommen ausreicht, um die Miete zu decken, verlost.
Gegen sowas gehen natürlich alle auf die Barrikaden weil Vertragsfreiheit und so und man wird sich seine Mieter ja wohl noch aussuchen dürfen: Warum sollte man das dürfen? Es gibt wenige Fälle, wo ich das unterschreiben würde, z.B. wenn man mit seinen Mietern sehr eng zusammen wohnt. Aber davon abgesehen?
Das Nacktmachen, das von potentiellen Mietern verlangt wird, weil Vermieter sich "nur absichern" wollen, ist imo unwürdig. Stattdessen soll man einen Fonds schaffen, in den alle Vermieter verpflichtend einzahlen und wer dann doch mal ein Problem mit Mietnomaden o.ä. kriegt, wird daraus entschädigt.
-Ein Weg in die richtige Richtung wäre imo das Rechts auf Wohnungstausch. Damit ist in einigen Fällen der Anreiz größer, in eine kleinere Wohnung zu ziehen, selbst wenn die Angebotsmieten deutlich über den Bestandsmieten liegen.

[Edit]
Noch zwei Bemerkungen:
1. Bodenwertsteuer. Was meinst du mit pessimistisch? Ich bin durchaus für ne Bodenwertsteuer. Ich seh nur nicht, wie die uns erschwingliche Mieten beschert.
Wie soll das gehen?
2. Noch ein Wort zum Leitungsprinzip: Bei allem Gerede über sozial ausgewogene Wohnraumnutzung wollte ich nochmal klarstellen, dass ich durchaus nicht dafür bin, dass Wohnraum nur nach sozialen Kriterien verteilt werden sollte. Auch Einheitsmieten halte ich für Quatsch - einer der ärgerlichsten Punkte des Berliner Mietendeckels war, dass er genau die für viele Wohnungen de facto geschaffen hätte.
Ich bin durchaus dafür, dass Mietpreise mit der Qualität des Wohnraums - ob nun durch Lage oder Ausstattung - skalieren.
Dass bspw. Geringverdiener langfristig aus attraktiven Wohnlagen verdrängt werden, mag man betrauern, aber letztlich ist das imo nichts, wogegen der Staat was unternehmen sollte.
Das Problem entsteht, wenn es selbst für Normalverdiener schwierig bis unmöglich wird, eine bezahlbare Wohnung zu finden und die arbeitende Bevölkerung insgesamt zugunsten der Immobilienbesitzer gesöpft wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.857
Reaktionen
1.501
Ort
Hamburg
Die Bodenwertsteuer führt wahrscheinlich zu höherer Bautätigkeit, wo Grund und Boden teuer ist.

Das hat einen gewissen Effekt bzgl niedriger Mieten - weil mehr Angebot.

Der größere Effekt ist aber, dass man andere Steuern+Abgaben senken kann und/oder die Einnahmen umverteilen kann.

Viele Verfechter der Bodenwertsteuer möchten da eine "Citizen's Dividend", was letztlich nichts anderes ist als ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Und diese Überzeugung kommt aus einer sehr ähnlichen wie deiner.

Du schreibst:

"Ich habe bei dem Thema relativ radikal-sozialistische Vorstellungen, weil ich zwar nicht Immobilien per se, aber den Raum selbst als öffentliches Gut ansehe, das entweder gar nicht in private Hände gehört oder nur unter strengen Auflagen der Sozialverträglichkeit"

Wenn du da jetzt bei "Raum selbst" zwischen dem Land (absolut begrenzt, nicht menschgemacht, Wert steigt durch Leistung der gesamten Gemeinschaft) und Gebäuden (nicht absolut begrenzt, menschgemacht, Wert beruht im Wesentlichen auf der Leistung des Erbauers) unterscheidet, landest du bei der Bodenwertsteuer als sehr effektives Instrument.

Mit einer hohen Bodenwertsteuer erreichst du dann genau das, was du willst: Du sozialisiert einen großen Teil der Wertschöpfung durch die Nutzung von Raum. Ohne aber die adversen & unfairen Effekte einer Besteuerung der Gebäude und ohne die Ineffizienten einer Vergesellschaftung.

Ich finde es extrem schade, dass linke Menschen und Parteien die Bodenwertsteuer nicht in ihren Kanon aufnehmen. Bestenfalls hört man "hätte ich nichts dagegen, aber bringt jetzt auch nicht direkt magisch [Partikularziel X]. Anyways, anderes Thema."

Erinnert mich strukturell daran, warum wir auch nicht bei Erbschaftsteuer voran kommen: Man durchdenkt es nicht wirklich, hat keine wasserdichte Argumentation über "Umverteilung gut!" hinaus & scheitert dann immer wieder daran dass weite Teile der Gesellschaft aus schlechten Gründen gegen Erbschaftsteuer sind.
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
5.101
Reaktionen
1.352
Die Bodenwertsteuer führt wahrscheinlich zu höherer Bautätigkeit, wo Grund und Boden teuer ist.
Du sagst es hier ja selbst: LVT stimuliert irgendwie die Bautätigkeit, was dann hintenraus zu niedrigeren Mieten führen soll - irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Das ist alles höchst spekulativ und null quantifizierbar. Niemand weiß, ob das was bringt, wie viel das bringt, wann es was bringt.

Die sozialen Auswirkungen der Mietentwicklung sind real und sie sind jetzt da. Wenn man was dagegen tun will, dann sollte man das halt tun, nicht irgendwas anderes, was dann vielleicht irgendwann mal auch die Mieten etwas drückt.
Das hat nichts mit der LVT an sich zu tun. Die soll man gern machen - Vermögensteuern sind super, immer her damit.
Aber sie wird die Probleme des Mietmarkts nicht für uns lösen.

Das Problem an deiner klassischen anreizbetonten Haltung ist, dass sie postuliert und postuliert. Das ist anmaßend, weil die Systeme, über die wir reden, bei weitem zu komplex sind, als dass man halbwegs confident sagen kann: Wenn wir an folgenden Parametern drehen, dann optimieren wir den Output. Wenn man einen bestimmten Output will, sollte man etwas tun, das diesen Output zielsicher und mit großer Konfidenz erreicht und zwar in dem Maß, das man wünscht. LVT erfüllt dieses Kriterium in Bezug auf sozial verträgliche Mieten nicht.

Du machst ja gleich das nächste
Postulat auf: Nun sind es "Ineffizienzen der Vergesellschaftung", die uns abschrecken sollen.
Wovon redest du? Gibt es irgendeinen überzeugenden Grund, geschweige denn einen empirischen Nachweis, dass gemeinnütziger Wohnungsbau und gemeinnützige Verwaltung von Mietwohnungen weniger effizient ist?
A priori klingt es für mich erstmal ineffizient, wenn man einen adversen Akteur dazwischen schaltet, dem soziale Belange wurscht sind, weil er Geld verdienen will.

Warum soll das das bessere Modell sein?
Diese ganze Diskussion ist so durchzogen von Status-quo-Bias: Wir haben irgendwann mal zugelassen, dass Wohnraum im Wesentlichen privat bewirtschaftet wird. Es ist quasi undenkbar, an diesem Paradigma zu rütteln. Stattdessen diskutieren wir über Pflästerchen und Hotfixes, um wenigstens ein paar negative Auswirkungen abzumildern und wundern uns dann, dass das eher schlecht als recht klappt.

Wie oben illustriert und du darfst meine Ad-hoc-Rechnung gern in der Luft zerreißen: Wir sind als Gesellschaft nicht unbedingt darauf angewiesen, dass private Bauherren Wohnraum schaffen. Das könnte der Sozialstaat auch selbst besorgen
Es gibt kein ehernes Gesetz, das sagt, dass der Markt das machen muss oder überhaupt kann - aktuell kann er das bspw. in Berlin jedenfalls keinen Wohnraum schaffen, der für den Großteil der Mieter attraktiv ist.
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.779
Reaktionen
759
Bei LVT frag ich mich halt welche marktseite die unelastischere ist. Wenn es die Mieter sind wird die Steuer zu einem großen Teil einfach durchgereicht.
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
Mitglied seit
01.04.2008
Beiträge
6.217
Reaktionen
2.021
Welchen Grund gibt es davon auszugehen, dass die Steuer nicht durchgereicht wird? Ist doch für den Vermieter das selbe wie die Grundsteuer? Das erscheint mir erstmal offensichtlich?
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.857
Reaktionen
1.501
Ort
Hamburg
Es gibt ja irgendwo eine Marktmiete. Wenn diese erreicht wird, wird nichts durchgereicht.

Grund: Ginge das, so wäre die Marktmiete höher. Vermieter verzichten ja nicht freiwillig auf Profit.

Neubau-Vermietung ist ja wenig reguliert - gibt uns also eine Idee, wie hoch die Marktmiete ist.

Weil Mieterhöhungen reguliert sind in Deutschland gibt es natürlich viele Fälle wo die Leute weniger als Marktmiete zahlen. In den Fällen würde es nach jetziger Lage durchgereicht.

Das finde ich keine Katastrophe aus gesellschaftlicher Sicht. Die Marktmiete ist ja auch für Neumieter offensichtlich zumutbar. Alt- und Neumieten gleichen sich an, und es gibt eine konsistente Besteuerung. Die halt von Leuten mit absurd günstigen Mietverträgen auch aufgebracht wird.

Und ganz grundsätzlich ist natürlich die Nachfrage die elastische Seite bei Land. Weil Grund und Boden exakt fix ist im Supply. Was nicht fix ist, ist Verbesserungen von Land (bspw Gebäude), weshalb diese ja nicht besteuert werden sollten.

Mehr gute Antworten auf diese Frage:
 
Oben