Was man witziger findet hängt für mich letztlich vom Witz ab, kann da kein Pauschalurteil treffen. Aber, um es im Licht des OP zu betrachten, kann ich ja ne Aussage darüber machen, was ich gut/schlecht/erstrebenswert finde. Dazu kann ich dann sagen, dass ich mit "Person X hat keinen Humor" besser zurechtkäme. Das was dir Erleichterung verschafft ist genau das, was mich ungemein triggert. "Deutsche haben keinen Humor" ist in dieser allgemeingültigen Aussage schlicht Schwachsinn und Diskriminierung. Jetzt noch nicht die schlimmste, aber da gibt es ja kein Ende (Franzosen sind faul, Polen klauen Autos, usw).
Und zu deinem Beispiel: Wenn auf der Bühne Witze über eine mit Namen genannte Person gemacht werden, dann muss diese Person ja schon dem Publikum bekannt sein und ist damit Person öffentlichen Interesses. Da kann ich aber viel eher einschätzen, was der Comedian da gerade von sich gibt. Einfach nur zu sagen "Stirling hat keinen Humor." ist nicht witzig. Aber das zu verbinden mit einer Geschichte, in der er dich kennengelernt und dabei festgestellt hast, dass du einen herrlich lustigen Witz nicht witzig fandest, dann kann das schon lustig sein.
Ich verstehe nicht genau, was dich so an Gustavo triggert, aber scheint ja ein emotionales Thema für dich zu sein. Gleichberechtigung, da sind wir wohl alle mit dabei, ist nur die Frage wie man das definiert. Ich stimme da ehrlich gesagt Gustavos Einschätzung zu: Es ist in der Aussage ein Unterschied, ob man einer Gruppe, zu der man selbst gehört, Zuschreibungen gibt, oder einer fremden Gruppe. Selbst wenn es in beiden Fällen mit humoristischer Absicht erfolgt; ich persönlich finde Selbstironie einfach deutlich witziger als Sprüche über andere zu klopfen. Mag auch reine Geschmackssache sein.
Ich bin generell eher gegen die Form von Witzen gegen Gruppen, mache da aber auch keine Unterschiede in den Gruppen. Und wie gesagt mit dem Hauptgrund, dass das einfach nicht witzig ist. Witze a la "der typische Deutsche..." finde ich dabei genauso unlustig. Aber wie du schon sagst, das sind wohl auch einfach unterschiedliche Lebensauffassungen, die wir vertreten.
Meine persönliche Meinung: In persönlichen Erfahrungen darf man alles ausleben. Wenn es um Witze geht, dann hängt das an der Stelle halt nur von 2 Dingen ab: 1. Kriegst du aus der Erfahrung eine Geschichte erzählt, die wirklich witzig ist? 2. Kriegst du die Geschichte so erzählt, ohne über die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund zu generalisieren? (aka der arabische Flüchtling hat mich beleidigt!). Dann go for it, natürlich!
Ich würde sagen es gibt gute und schlechte Tabus und würde das in deiner Form nicht so unterschreiben. Ich würde es z.B. als Tabu bezeichnen, dass man in Deutschland mit rechtsradikalen Parolen in der Öffentlichkeit nicht hausieren geht und würde unsere Gesellschaft nicht als besser betrachten, wenn es dieses Tabu nicht gäbe. An die Simpsons-Folge kann ich mich nicht erinnern, aber Southpark war z.B. auch nie so mein Ding. Klar, einiges ist sehr witzig aber anderes ist mir einfach zu platt. Letztlich ist Humor ja auch ne echt individuelle Sache.