Wie könnte der Staat sparen?

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es gibt dinge wie z.b. wachestehen die keinen unmittelbaren wert haben, aber trotzdem nützlich sind. bei einer kaserne sollte eben nicht jeder hansel reinmarschieren können und sich umschauen. eine armee ist trotz des seit 1990 in mitteleuropa ausgebrochenen friedens immer noch ein muss für einen souveränen staat, auch wenn er von freunden umzingelt ist wie die BRD. ohne armee wird man in der welt nicht ernstgenommen, das hat wieder keinen direkten effekt, aber einen indirekten z.b. auf vertragsabschlüsse bei den reisen des außenministers etc.pp.
auch wenn es vielleicht in der theorie gut und sinnvoll ist keine armee zu haben, sagt die realität dass wir eine brauchen. sparen kann man dabei sicherlich jede menge wenn man vom aktuellen ist-zustand ausgeht, jedoch macht ein konzept jegliche reformbemühungen zuverlässig kaputt: widerstand der stakeholder gegen organisationalen wandel. man kann es auch besitzstandswahrungsreflex nennen. man sieht es immer wenn irgendetwas reformiert werden soll. die potentiellen verlierer des wandels blöken rum und verhindern dass es überhaupt passiert oder setzen zumindest eine weitreichende verwässerung des konzepts durch – wenn sie eine entsprechend große teilgruppe der betroffenen sind. organisationaler wandel funktioniert am ehesten in der krise. zu deutsch: erst wenn das kind in den brunnen gefallen ist und somit den karren nicht mehr aus dem dreck ziehen kann merken die menschen dass es zu spät ist. das ist dann der moment in dem sich die betroffene gruppe für änderungen öffnet und org.wandel möglich ist. ein starker führer kann dann viel erreichen wie die geschichte uns lehrt. :rolleyes:

tl,dr: schön wärs mit dem sparen, der pöbel will nichts von dem aufgeben was er schon hat und brüllt lieber nach dem führer wenn es zu spät ist. heil endieg.

P.S.: diplomatie verhindert auch jede menge objektiv sinnvollen fortschritt.

P.P.S.: echter fortschritt geht außerhalb einer krise nur in minischritten. koch den frosch langsam damit er nicht aus dem topf springt heißt die devise.
 
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http://www.nytimes.com/2011/08/15/o...h.html?_r=2&smid=tw-nytimesbusiness&seid=auto

und hier die gegenteilige sicht der dinge. presented to you by warren buffet. nicht ohne kontroverse weil er manche sachen überspitzt darstellt, aber im großen und ganzen hat er durchaus nicht unrecht.
was mich ja interessieren würde...falls jemand sowas ansatzweise einschätzen kann, wäre das in Deutschland bei einem superreichen Investmentbanker wohl eher noch extremer? Oder eher nicht so krass?
 
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kA frag den steuerrechtler.
superreich sind in der BRD auch weniger die investmentbanker als die unternehmerfamilien. krupp, haniel, thurn und taxis, holtzbrink, quandt, albrecht ...
 

TMC|Eisen

Guest
@ Btah: Das Problem ist, dass man an die Steuerdaten des superreichen Investmentbankers in Deutschland nicht heran kommt. In Schweden z.B. wird offen über die persönliche Steuerlast gesprochen, man ist Stolz auf seinen Anteil am Steueraufkommen. Jemandem, der viel Steuern zahlt, wird dort der Respekt seiner Nachbarn zuteil. In Deutschland hält man aufgrund der Neidkultur (und der arbeitsrechtlichen Schweigepflicht bzgl. Einkommen, auf das über die Steuerlast geschlossen werden könnte) lieber den Mund.

Beim Investmentbanker kommt es natürlich stark darauf an, ob er selbstständig ist oder nicht. Ist er etwa "nur" leitender Angestellter bei der Deutschen Bank, ist er dennoch Arbeitnehmer und auch Lohnempfänger. Er hat nur begrenzte Möglichkeiten der Steuervermeidung. Allerdings kann er die klassischen (legalen) Steuerschlupflöcher wie Firmenwagen, Verlustmodelle (z.B. Medienfonds), Schiffsbeteiligungen oder Windparks oder schlicht eine versteckte Liebhaberei nutzen. Im kleinen Maßstab ist z.B. folgendes recht beliebt geworden: Die guten Freunde A und B wollen sich jeweils ein schickes Eigenheim bauen. Also baut A das Haus des B und umgekehrt, anschließend vermieten sie sich ihre Häuser gegenseitig. Aufwendungen zu Erhaltung sowie Verluste aus Vermietung und Verpachtung sind dann steuerlich absetzbar. Es gibt hunderte solcher Modelle.

Der selbstständige, superreiche Investmentbanker wird vermutlich ohnehin in London oder in der Schweiz seinen Wohnsitz haben und keine Einkommensteuer zahlen. Interessant ist die Welteinkommensbesteuerung. So besteuern z.B. die Amerikaner ihre Bürger auch dann noch, wenn diese im Ausland leben und dort ihr Einkommen erzielen. Geregelt wird alles über Doppelbesteuerungsabkommen. Auch Deutschland hat mit nahezu jedem Land ein Doppelbesteuerungsabkommen, ist aber nicht ganz so dreist was den Zugriff angeht.

Bei den Milliardären in Deutschland hat nicht einmal das Finanzamt den "Durchblick". Diese Unternehmerfamilien haben ihr Vermögen in einem breiten Portfolio aufgefächert, welches von bekannten Großkanzleien, die aus Anwälten mit Steuerberatungsausbildung bestehen, optimiert wird. Genutzt werden vor allem private Stiftungen, Kapitalströme werden über Körperschaften des Privatrechts ins Ausland geleitet, es werden Rechtskonstruktionen gewählt, welche die Steuern minimieren. Das ist oftmals mMn reiner Rechtsformmissbrauch, aber alles wasserdicht. Natürlich zahlt jeder Milliardär in Deutschland den Spitzensteuersatz (außer er hat Verluste gemacht, was manchmal erwünscht ist), aber wie schon dargestellt, die Bemessungsgrundlage wird künstlich klein gerechnet. Aber in der Schweiz ist es eben doch schöner. Dort wird der Steuersatz für Superreiche direkt mit dem Milliardär ausgehandelt. Herr Würth oder auch Herr Schuhmacher zahlen dort einen (verglichen mit ihren Einkünften) lächerlichen Betrag.

Es kommt schlicht auf den Einzelfall an, wie immer :-)
 
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. Natürlich zahlt jeder Milliardär in Deutschland den Spitzensteuersatz (außer er hat Verluste gemacht, was manchmal erwünscht ist), aber wie schon dargestellt, die Bemessungsgrundlage wird künstlich klein gerechnet.
Wobei, was ist so eine Aussage Wert?
Auch Buffet bezieht sich auf den Spitzensteuersatz in Amerika um dann zu zeigen wie wenig relevant er eigentlich ist, da ein Großteil seines Einkommens und das anderer Superreicher durch Optionen/Aktien/Vermögen und nicht durch Arbeit generiert wird. In Deutschland dürfte es doch nicht recht viel anders aussehen, auch hier wird vor allem Geld mit Geld verdient.
Kommt hier nicht also vor allem soetwas wie die Kapitalertragssteuer zur Geltung, d.h. 25% und nicht der persönliche Höchststeuersatz?

Insofern ist der Spitzensteuersatz doch eigentlich recht nebensächlich für die Superreichen?
 
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TMC|Eisen

Guest
Ich verstehe die Frage nicht so ganz. Ich schrieb ja bereits, dass der Spitzensteuersatz ein stumpfes Schwert ist, wenn die Bemessungsgrundlage vorher entsprechend reduziert wurde.
Daneben muss man unterscheiden. Einkünfte aus Aktienoptionsprogrammen von Unternehmen unterliegen ganz "normal" der Einkommensteuer (sie stellen eben ein Teil des Einkommens dar) und werden dementsprechend auch mit dem Spitzensteuersatz besteuert. Für Einkünfte aus Kapitalvermögen gilt dasselbe (§ 2 I 1 Nr. 5 EStG). Alles, was nach § 2 EStG als Einkommen gilt, unterliegt natürlich auch der Einkommensteuer. D.h. ab 250.401 Euro 45%. Die Kapitalertragssteuer ist eine reine Quellensteuer, die pauschal auf Zinserträge erhoben wird. Das ist eine andere Baustelle. Wie gesagt, der Spitzensteuersatz ist auch für die Superreichen relevant, die Frage ist nur, wie viel sie von der Bemessungsgrundlage abziehen können. 45% von 1 Mio sind nun einmal weniger als 45% von 500.00 Euro.
 
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TMC|Eisen

Guest
Ja, umgekehrt natürlich. Aber gut, dass dir immerhin so etwas auffällt, wo du sonst immer im Dunkeln tappst :-)
 

YesNoCancel

Guest
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