Ich muss gestehen, es ist schon ein paar Tage her, dass ich das Video gesehen habe, insofern kann es sein, dass meine Erinnerungen mich täuschen, aber hier sind ungefähr die Eindrücke, die ich hatte als ich es mir ansah (vieles wurde schon genannt):
- zunächst war ich erschrocken über die durch moderne Technik künstliche geschaffene Distanz; die Sicht des Bordschützen wirkt verdammt nochmal wie in einem Spiel - mein erster Gedanke: Da fällt es einem leicht, den Abzug zu betätigen
- bei dem Mann, der an der Häuserecke kniet und auch an einer anderen Stelle dachte ich durchaus, einige der Personen hätten Waffen dabei
- Mein Verständnis für die Situation hatte ein abruptes Ende, als der Van beschossen wurde
- Die Kommentare fand ich während des Gefechts nicht sonderlich schlimm, krass war allerdings die hämische Freude, als der Jeep über einen Körper fuhr und der Spruch "just pick up a gun"
- Krieg ist große Scheiße
Moralisch ist der gesamte Vorgang, vom Verhalten der Soldaten bis hin zur Vertuschung bzw. Verklärung natürlich zu verurteilen, ich denke dem stimmt wohl jeder hier ohne weiteres zu. Für eine vollkommen objektive Betrachtung fehlen uns aber eigentlich zu viele Fakten, bzw. sind nur unzureichend bekannt. Was zu bedenken wäre:
- Kaum einer hier wird nachvollziehen können, unter welchem Stress Soldaten im Kriegseinsatz, zumal 2007 im Irak, stehen. Vielleicht kann jemand nochmal nachschauen, wie Anfang 2007 die Sicherheitslage war.
- Die Soldaten müssen innerhalb kürzester Zeit die Lage bewerten und handeln. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch deshalb die Kameras für AK-74 gehalten wurden, statt nochmal hinzusehen.
- Keiner hier dürfte die Einsatzregeln der US-Armee in jedem Detail kennen. Insofern halte ich auch eine juristische Bewertung der Sache für schwierig. Hier laut "Mörder, Mörder" schreien bringt einfach nichts.
Am Ende führt einem das Video einmal mehr vor Augen, wie grausam Krieg ist - auch wenn es für ein Urteil für oder wider die US-Soldaten nur bedingt taugt. Insofern bin cih irgendwo auch dankbar für wikileaks, auch wenn am Ende die Soldaten mehr im Mittelpunkt stehen als die Frage, wie sich solche tragischen Fehler möglichst sicher vermeiden lassen, bzw. wo es im US-Militär wirklich hakt.
Nochmal ein kurzes Wort zu der Diskussion, Heli-Piloten gebildet und sollten mehr in der Rübe haben, was die Bewertung der Situation angeht: Wenn ich mich recht erinnere, dann war im zugehörigen Zeit- oder Süddeutsche-Artikel von der Kamerasicht des Bordschützen die Rede. Ob der nun sonderlich intelligent sein muss, weiß ich nicht, es besteht aber zumindest ein Grund es anzuzweifeln.