Was meinst du damit, dass die Charaktere keine Kontinuität besitzen?
Sie handeln völlig sprunghaft bzw. entgegen ihrem teilweise gezeigten Charakter. Mal machen sie X, dann wieder Y, obwohl es dafür keine wirkliche Erklärung gibt.
Sowas ist ab und an natürlich in Ordnung, denn Menschen sind nicht 100% rational oder verhalten sich immer gleich, aber TWD hat schlicht keine klare Linie und lässt zuviel bei der Motivation der Charaktere im Unklaren.
Aus diesem Grund wird auch Andrea so gehasst. Dieser Charakter ist für mich das Musterbeispiel dieses Problems und das obwohl sie so viel Screentime kriegt.
Vergleich das mal mit den Charakteren in Breaking Bad oder Game of Thrones. Da könnte ich zu jedem Charakter ganz klar schreiben was ihn auszeichnet, was ihn motiviert und wie er sich in Situation X wohl verhalten würde, obwohl diese im Schnitt wesentlich weniger zu sehen sind.
Das kann ich bei TWD nicht und das ist dann ein ganz klares Zeichen für schlechtes Geschreibsel.
Zwar ist es bei bspw. Rick nicht so schlimm und da gefiel mir lange Zeit sogar das Zusammenspiel zwischen Rick und Shane, aber auch da wurde viel Potential verschwendet. Ricks Entwicklung war dabei in dieser Saison noch ok, da habe ich wenig daran auszusetzen, aber auch daraus wurde zu wenig gemacht und es war viel zu sehr im Hintergrund.
Wieso brauchen wir in der Zombie-Apocalypse einen Superbösewicht wie den Governor in so extremer Form (jaja, ich weiß er kommt in den Comics vor, aber die Story hätte man gewaltig zusammenschrumpfen können)?
In so einem Szenario ist es doch viel interessanter zu sehen wie Rick mit all seinen Problemen und Verlusten sich weiterhin verhält. Auch dafür gab es ja genug Ansätze in dieser Staffel, aber der Fokus war eben viel zu sehr auf Woodbury und diesem Melodrama zwischen Ricks Gruppe und dem Governor.
Wenn dann nicht mal das richtig gemacht wird ist das schon sehr enttäuschend. Diese "Menschen vs Menschen"-Geschichte in einer Katastrophensituation ist durchaus ein guter Aufhänger, wenn richtig gebraucht, aber das war es in diesem Fall nicht, denn auch hier war das zentrale Problem wieder die Motivation der Akteure.
Interessant wäre es, wenn da zwei Gruppen gewesen wären mit denen man hätte sympathisieren können (der Governor selber hätte dabei durchaus weiterhin der "Bösewicht" bleiben dürfen), aber die sich eben um begrenzte Ressourcen streiten und darauf basierend ein Konflikt ausbricht (wie der Governor und seine Anhänger sich verhalten haben war von Anfang an schlicht absurd).
Gerade bei Woodbury muss man sich doch fragen wieso da jeder derart inkompetent dargestellt wurde. In Ricks Gruppe gibt es bei jeder Kleinigkeit einen großen Konflikt, aber wir sollen glauben, dass die Menschen in Woodbury alles machen was der Governor sagt als wäre er der wiederauferstandene Führer persönlich? Wie soll man als Zuschauer Empathie für eine Gruppe entwickeln, die überhaupt nicht "menschlich" handelt?
Getoppt wird das noch dadurch, dass Andrea plötzlich irgendwann sowas wie der Vize-Governor ist. Sollen wir wirklich glauben, dass eine Gruppe, die bis dahin die Zombieapokalyse überlebt hat so auf "Neulinge" reagiert bzw. insgesamt so gesichtslos ist (gilt auch für die "Minions" des Governors, die anscheinend alles richtig harte Kerle sind und ihn trotzdem machen lassen, wenn er mal eben die eigenen Leute niedermäht)?
Dieser ganzen Woodbury-Geschichte fehlte völlig die Tiefe und war einfach so oberflächlich dahingeklatscht.
Für so einen Plot würde jeder Schreiber-Neuling belächelt, weil es so viele Basics einer vernünftigen Story schlicht missachtet (und ich habe hier jetzt nur an der Oberfläche der Probleme gekratzt), aber anscheinend kommt man in der TV-Landschaft recht weit damit.
Allerdings hört man ja immer wieder von Problemen hinter den Kulissen was Inhalte und Skripte anbelangt und ich glaube das spiegelt sich dann in solchen Ergebnissen wider.