Wieso kann es nicht sein? Für mehr Geld will es keiner, das ist der Kern unserer Wirtschaftsordnung. Alles, insbesondere auch Dienstleistungen sind soviel wert, wie dafür bezahlt wird.
Bist du echt so naiv das zu glauben? Für die Arbeit von Sklaven wurde früher nichts bezahlt ergo ist ihre Arbeit nichts wert oder wie?
Bei uns hieße das konkret 8 Arbeitslose, die niemals in einen Job kämen, der nach Mindestlohn bezahlt würde, sondern bis an ihr Lebensende Hartz 4 bekommen, obwohl sie arbeiten wollen. Ich weiß nicht ob ich mein Studium beenden könnte und würde evtl. was für genau den Mindestlohn bekommen, aber sicherlich nicht in die gleiche Zukunft schauen, wie mit einem Diplom.
Wieso verdient denn eine Friseurin so wenig? Die Leute wollen nicht für mehr als 10 € einen Haarschnitt, oder lassen es die Frau mit der Maschine machen. Mindestlohn bringt nicht mehr Kunden dazu zum Friseur zu gehen, sondern Arbeitslosigkeit und zementiert die "Sozialhilfekarrieren" von denen, die ihr ganzes Leben nichtmehr den ersten Arbeitsmarkt erreichen können.
Wie mich dieses Halbwissen zum Thema Mindestlohn mittlerweile echt nur noch ankotzt. Ich hatte zu dem Thema hier schon einmal einen halben Roman verfasst und u.a. dargelegt wieso es Unfug ist anzunehmen, dass ein Mindestlohn einen negativen Einfluss auf die Arbeitslosenquote hat.
Gerade Arbeitsplätze im Bereich Dienstleistungen können nicht einfach so wegfallen. Die Leute hören nicht auf zum Friseur zu gehen, weil dieser etwas teurer geworden ist (Lohnkosten stellen schließlich nur einen Teil der Kosten dar). Es findet vielmehr eine Verteilung des Geldes statt welches sowieso zum Konsum verwendet wird und da ist es nicht verkehrt, wenn das Geld in die Löhne der Leute fließt, die wiederum dann mehr konsumieren können.
Meine Fresse, sowas ist doch BWL Grundwissen. Das Problem ist doch, dass wir bei solchen Dienstleistungen/Löhnen sparen und stattdessen unser Geld für Zeug ausgeben, welches von irgenwelchen Multinationalen Konzernen produziert wird und diese Gewinne nicht wieder in unser Land zurückfließen.
Es hat doch einen Grund wieso wir zwar Exportweltmeister waren (mittlerweile nur noch 2. hinter China), aber es dem Arbeitsmarkt nicht viel gebracht hat, denn Arbeitsplätze brauchen vor allem eine starke Binnennachfrage und die wird durch die Löhne des Bäckers oder der Friseurin geschaffen und nicht dadurch, dass Weltkonzern X ein paar Prozent Kosten bei den Lohnnebenkosten sparen kann.
Gegen §1 des Grundgesetzes ist es meiner Meinung nach der kleinere Verstoß aufstocken zu müssen, als als Arbeitsloser stigmatisiert und abgehängt zu werden. Außerdem ist es für den Sozialstaat auch ökonomisch besser, wenn Leute aufstocken, als arbeitslos zu sein.
Das Aufstocken von Löhnen ist der falsche Weg und kann nur in Ausnahmefällen eine Möglichkeit sein. Auch bei diesem Thema hatte ich schon einmal genauo erklärt wieso das so ist. Zusammengefasst subventioniert der Staat mit dem Aufstocken von Löhnen nur das Lohndumping.
Der Niedriglohnsektor ist in den letzten 10 Jahren ENORM gewachsen und mittlerweile befindet sich ein großer Teil der Bevölkerung in diesem Lohnsektor, kommt auch nicht mehr daraus und kann so auch nicht dem Staat per Steuern oder ähnlichem helfen, sondern erhält noch Hilfe.
Dieser Niedriglohnsektor muss einfach bekämpft werden. Wir reden hier nicht von Schülern oder Studenten, die sich ein Zubrot verdienen können, sondern von Menschen, die davon ihr Leben bestreiten müssen.
Ein Mindestlohn ist nicht DIE Lösung des Problems, aber es wäre zumindest ein guter Ansatz und obwohl ich das alles schon einmal erwähnt hatte verweise ich auch auf das Ausland.
Mindestlöhne sind fast überall in Europa bereits Realität, u.a. im eher liberallen Großbritannien und nur um das zu betonen, eine negative Auswirkung auf den Arbeitsmarkt konnte nicht festgestellt werden (das sind Fakten im Gegensatz zu den meisten Diskussionen hier).
@FA_Leinad die Diskussion ist heute wichtiger als je zuvor, weil zuviele glauben das es den Sozialstaat immer geben wird.
Wieso glauben das zuviele?
Ich bezweifel mal stark, dass es einen modernen demokratischen Staat ohne Sozialgedanken geben kann.
Sicherlich kann es den "Sozialstaat" in verschiendenen Abstufungen geben, aber der Grundgedanke eines Staates ist doch der, dass ich eine Gemeinschaft bilde, da Menschen die zusammenarbeiten mehr erreichen können als der Einzelne.
Also in einem "Nachtwächterstaat" sehe ich zumindest nicht die Zukunft und das es in den USA eine Reform zu einer staatlichen Krankenversicherung gibt sollte zeigen, dass der "Sozialstaat" kein System der Vergangenheit darstellt und man unseren Sozialstaat viel zu kritisch sieht.
Unser Sozialstaat ist doch keine Belastung, sondern eine Errungenschaft und das sollte man sich wieder viel mehr ins Bewusstsein rufen.
"Um den sozialen Frieden zu bewahren" etwa? Das wird ja hier teilweise immer wieder angesprochen. Aber was hat es denn damit auf sich? Ueberspitzt formuliert - besticht demnach die arbeitende Gesellschaft nicht den Poebel, um sich vor deren Gewaltinitiierung zu schuetzen? Das kann man doch nicht ernsthaft fordern.
Das fordert auch keiner, du kannst oder willst höchstens nicht verstehen was sozialer Frieden heißt.
Zum Einen ist deine Trennung zwischen "arbeitende Gesellschaft" und "Poebel" lächerlich, beliebig, unsachlich und sehr manipulativ.
Zum Anderen sollte es immer im Interesse von Jedem sein (das schließt solche Menschen ein denen es sehr gut geht), dass die sozialen Unterschiede in einer Gesellschaft nicht ins Bodenlose ausufern. Gewalt ist ja letztlich nur eine Sache die daraus resultieren kann, aber diese soziale Diskrepanz schlägt sich doch in allen Bereichen des Lebens nieder, Kultur, Arbeit, Politik und macht die Dinge für jeden schwieriger.
Sozialer Frieden soll letztlich auch keine Gleichmacherei sein und er verträgt sich auch mit dem Prinzip einer Leistungsgesellschaft, eigentlich gehört beides sogar zusammen.
Das Problem ist doch eher, dass du kaum jemand erklären kannst wieso eine fleißige Frisöse 5 Euro die Stunde kriegt und davon kaum leben kann und irgendein inkompetenter Bankmanager nochmal 10 mio. Abfindung dafür kriegt seine Bank in den Bankrott getrieben zu haben.
Niemand würde sich beschweren, dass ein Bankmanager mehr verdient, er hat immerhin eine intensive Ausbildung hinter sich und muss evtl. auch Dinge leisten, die nicht jeder Mensch leisten kann, aber man muss immer über die Verhältnismässigkeit reden, die viel zitierte Schere zwischen Arm und Reich.
Der Staat ist letztlich auch dazu da um umzuverteilen, einen Ausgleich zu schaffen, denn es gibt in der Realität halt gewisse Machtmonopole.
Ein Bankmanager hat ganz andere Möglichkeiten sein Leben zu gestalten und das beruht nicht auf "Leistung" (bitte im Sinne von produktiv sein / etwas für die Gesellschaft machen verstehen), sondern schlicht auf der Machtposition.
Es entsteht einfach ein exponentiell wachsendes Ungleichheit zwischen Menschen mit Macht und solchen ohne Macht. Die mit Macht können daraus leicht Wohlstand generieren und daher braucht man einfach den Staat, der an dieser Stelle eingreift.
So sollte man es zumindest sehen, wenn man nicht gerade ein darwinistisches Weltbild verfolgt.
Es ist nunmal so, und da hat wohl MV mal recht, soweit ich ihn richtig verstanden habe, dass unser teure Sozialstaat, der nirgendwo anders in diesem Ausmass existiert, einen erheblichen Anteil an unseren Schulden hat.
Ich hoffe ich zerstöre da kein Weltbild, aber Deutschland ist nicht der einzige Sozialstaat auf der Welt.
Genauso ziehst du einfach die Schlussfolgerung, dass der Sozialstaat für die Schulden verantwortlich ist.
Du sagst quasi, dass der Sozialstaat für die negativen Folgen (Schulden) verantwortlich ist und lässt dabei außer Acht, dass unser Wohlstand (und trotz allem ist Deutschland kein armes Land) genau auf diesem beruht.
Überhaupt wäre ich vorsichtig da eine Relation zwischen Sozialstaat und Schuldenstand ziehen zu wollen.
Alle Staaten der Welt sind verschuldet und die meisten davon wesentlich stärker als Deutschland und das obwohl sie keinen Sozialstaat haben (oder vielleicht gerade deswegen?).
Man sollte wie gesagt darüber nachdenken, dass der Sozialstaat auch einen Zweck erfüllt, der viele positive Auswirkungen auf die Gesellschaft (Wirtschaft eingeschlossen) hat.
Natuerlich ist es jetzt muessig, erhebliche Kuerzungen vorzunehmen, denn der neue unterschichtige Wohlstandsbauch wuerde eine Kuerzung nicht hinnehmen wollen.
unterschichtige Wohlstandsbauch? Zufällig einen Kurs in Westerwelle Rhetorik genommen?
Die "Unterschicht" konsumiert ihr Geld praktisch zu 100%, von daher ist jeder Euro der dort landet das Beste was der Wirtschaft/der Binnennachfrage passieren kann im Gegensatz zu Unternehmern, oder schlimmer Spekulanten, die auf ihrem Vermögen sitzen bleiben/damit spekulieren.
Es liegt doch in der Natur des Menschen, dass man das, was man hat und schliesslich einem 'weggenommen' wird, am meisten vermisst und zurueckfordert. Dies haette in unserem Fall soziale Unruhen zur Folge. Wir bewegen uns also in einem Teufelskreis. Einer muss nunmal die 'Arschkarte' ziehen, und wenn es in unserem Land endlich wieder bergauf gehen sollte, ist es zwingend erforderlich, Bildung zu foerdern, um kuenftigen Generationen ein wohlstaendigeres Leben zu ermoeglichen und gleichzeitig jedoch, ist es an der Zeit, die buergerliche Intelligenzia - nach all der Zeit des Zahlemanns, zu foerdern. Ansonsten wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter wachsen, bis schliesslich der Reichtum auch ausgeschoepft ist und wir uns in einer Gesellschaft bewegen, die weder einen tragenden finanziellen Teil hat noch einen grossen Teil einer buergerlichen Intelligenzia.
Wir leben im 21. Jahrhundert, da kann man sich Begriffe wie "buergerlichen Intelligenzia" sparen (das "Bürgertum" von gestern ist heute immerhin Teil des Niedriglohnsektors). Mehr Bildung führt auch nicht zu ausgeglichenerem Wohlstand. Die letzten 100 Jahre sollten wohl das Gegenteil bewiesen haben, die Kluft nimmt trotz immer breiterer Bildung immer stärker zu.
Arm und Reich gibt es in westlichen Nationen doch nicht, weil nicht genügend für alle vorhanden ist, sondern weil die Verteilung nicht stimmt.
Natürlich wird es den Menschen in 50 Jahren besser gehen als jetzt, genauso wie es uns besser geht als denen vor 50 Jahren (etwaige Weltuntergangsszenarien ausgeschlossen und auf globaler Ebene betrachtet), aber das ist nur eine logische Entwicklung des gesellschaftlichen/technologischen Fortschritts.
Gleichzeitig muss man aber zu jeder Zeit die Unterschiede zwischen "Oben" und "Unten" im Auge behalten und sich dann fragen, ob es den Menschen nicht noch besser gehen könnte, wenn man dafür sorgen würde, dass die beiden Extrema nicht immer weiter auseinanderdriften.
Ja so wie es ist in Deutschland kann es nicht bleiben. Die Belastung fuer den Arbeitnehmer ist einfach zu hoch, siehe oben. Dennoch: Steuern sind wichtig und gut. Sie werden nunmal benoetigt um den Sozialstaat (der meiner Meinung nach nur Alte, Kranke, Schwache und natuerlich Behinderte mit einschliessen sollte), das Strassensystem, das Bildungssystem, den Verwaltungsapparat sowie die Schutzfunktion fuer den Buerger zu tragen. Da gibt es auch keine Diskusion. Jeder hat seinen Beitrag zu leisten, das ist nunmal in jedem Land der Fall. Mir ist es immer noch schleierhaft, wie man sein komplettes Weltbild auf Darlegungen EINER weiblichen Philosphin aufbauen kann und deren auch noch soviel Beachtung schenkt, dass einem Angst und Bange werden kann.
Der Mythos von der übermässigen Belastung des deutschen Arbeitnehmers. Alleine beim Thema Steuern sollte sich vielleicht der ein oder andere mal wirklich informieren. Im (westlichen)europäischen Vergleich liegt Deutschland da auf einem normalen Niveau.
Es gibt sicherlich zusätzliche Abgaben wie gesetzliche Krankenversicherung etc. die bei vielen das Bild verzerren. Vielen ist einfach nicht bewusst, dass sie auch ständig Leistungen des Staates nutzen können ohne dann dafür bezahlen zu müssen.
Was bringt es denn dem Arbeitnehmer, wenn er etwas weniger Steuern bezahlt und dann selber eine teure, private Krankenversicherung bezahlen muss, das Studium für die Kinder finanzieren muss (Bafög gibts dann ja nicht) und viele andere zusätzliche Kosten hat die durch den Staat nicht gedeckt werden.
Ich kenn das doch aus Beispielen von Leuten, die in die USA gegangen sind und über ihren ersten Netto-Lohn begeistert waren bis sie gemerkt haben, dass das Geld dann auf anderem Wege drauf geht für Dinge denen sie in Dtl. nie Beachtung schenken mussten.
Vor allem aber kann man nicht immer nach dem Staat rufen und sich dann drücken, wenn es um Abgaben geht.
Das gilt insbesondere für unsere Freunde aus der Wirtschaft, die keinen Staat wollen, wenn es um ihre Gewinne geht, aber schnell nach dem Staat schreien sobald die Kacke am dampfen ist.
Alleine der Banken-/Finanzsektor sollte sich da wirklich mal hinterfragen und gerade da wäre es an der Zeit, dass Staaten auf internationaler Ebene mal hart durchgreifen.