Schuldenerlass Studiengebühren USA

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Da sehe ich einiges Grundsätzlich anders:
1. So zu tun als sei "in einer Großstadt (zentral und hübsch) zu leben" schon ein Privileg ist schon ein bisschen false consciousness. Philadelphia ist ein gutes Beispiel: Das ist keine reiche Stadt. Wir reden hier nicht von NYC, wo jeder hin will, oder SF, wo jeder so gut verdient dass die Preise zwangsläufig ansteigen. Wir reden von einer ganz durchschnittlichen Großstadt, nicht furchtbar aber jetzt auch keine "Schwarmstadt."
ich wiederhole, verglichen mit allen großstädten der usa, hat philadelphia die 27. höchsten lebenshaltungskosten. und es ist vollkommen unerheblich, aus welchen gründen die mieten steigen, wenn ich sie mir als mieter nicht mehr leisten kann. verschulde ich mich von monat zu monat und sitze die nächsten 4 jahre aus, in der hoffnung, dass die nächste regierung es schon wieder richtet? wahrscheinlich nicht, wegziehen ist die lösung. es gibt kein entitlement, für immer dort zu leben, wo man aufgewachsen ist noch in einer der begehrtesten städte der usa zu leben. ich mache platz für leute, die es sich leisten kann und ziehe nach arme-leute-hausen.
2. 250k ist natürlich übertrieben, aber je nachdem wo man lebt kann es sehr wohl schwierig sein, selbst mit einem niedrigen sechsstelligen Einkommen etwas anzusparen.
dann zieh ich weg. und wenn meine freunde mich fragen, wo ich wohne, schäme ich mich ein bißchen, weil ich nicht einer super super coolen stadt wohne, sondern nur in einer super coolen. die demütigung werde ich überleben.
Und was bei den verteilungspolitischen Argumenten bzgl. Schulden für tertiäre Bildung komplett ausgeblendet wird: Schon dass man sich für seinen BA überhaupt hoch verschuldet ist schon ein Zeichen, dass man aus einer Familie kommt, die finanziell nicht SO gut gestellt ist. Denn Leute die es sich leisten können zu sparen sparen sehr häufig für die Ausbildung ihrer Kinder. Die Kinder derer, die es sich nicht leisten können, sind diejenigen die die Schulden aufnehmen. Und auch Leute die nichts ansparen können würden ihre Kindern gerne aufs College schicken.
ok, meine eltern waren arm und haben sich 20k vom munde abgespart um mich auf's college zu schicken. nach abschluss verdiene ich 10x so viel wie mein vater. ich brauche keine hilfe. meine familie wird ab dieser generation ok sein.
3. Ich finde keineswegs, dass das hier unsensibel gegenüber Geringverdienern rüber kommt, außer man übernimmt racoons monomane Fixierung auf den Bildungsgrad. Das ist aber doch Schwachsinn und ich denke das würden dir hier auch alle sagen, die gegen ihn argumentieren: Man braucht nicht den groben proxy "Hochschulbildung/keine Hochschulbildung", wenn man Geringverdiener besser stellen will, wenn man auch etwas viel besseres hat, nämlich das Gehalt. Ich wäre total dafür, Steuern für Besserverdiener zu erhöhen und Steuern für Geringverdiener zu senken, nur ist das halt politisch nicht drin, also macht man das Nächstbeste, bis es drin ist.
das nächstbeste ist, leute die 6k im monat verdienen ein steuergeschenk zu machen und den geringverdienern in's gesicht zu spucken und ihnen die pennies aus der tasche zu klauen.

Vor allem hier von Großverdienern bei der Grenze von 120k zu reden ist albern. Klar fallen da ein Teil an der Grenze drunter die auf den Weg dahin sind es zu werden der wirkliche Großverdiener fängt mit mehr als das an.

Was sind denn überhaupt die genauen Rahmenbedingungen? 10k Erlass der BA Schulden wenn man weniger als 120k verdient? Egal was man sonst gerade macht?
junge, was hast du bitte für ein verständnis von großverdienern? wenn die top 15-20% des landes es nicht sind, dann weiß ich auch nicht mehr. einige sind hier so out of touch wenn's um's geld geht. @HeatoR hat mit seiner bekannten die ärztin ist und deren studiengebühren als sob story verkaufen wollte, natürlich den vogel abgeschosssen. :rofl2:
Ja und das ist halt Quatsch. Gustavo hat doch völlig eindeutig ausgeführt, warum das nicht stimmt. Genau so wie in Deutschland verdient man auch in den USA als Handwerker bzw. Facharbeiter deutlich besser als als Akademiker, je nachdem was man studiert hat und vor allem auch wo.
natürlich ohne belege
In den USA herrscht ähnlich wie in Deutschland aus einer ähnlichen Fehlvorstellung über die Einkommensmöglichkeiten ein massiver Fachkräftemangel im Handwerk. Ein gut laufender Klemptnerladen macht deutlich mehr als eine mittelmäßige Anwaltskanzlei in der Pampa.
wenn du boss einer klempnerfirma bist, bist du kein klempner mehr, sondern führer eines small business. und in deutschland außerdem meister und kein geselle.
Luxemburg als Vergleich ist auch völlig untauglich, weil dort das allgemeine Lohnniveau über alle Berufe hinweg um ein vielfaches Höher ist als fast überall auf der Welt.
was ist mit schweiz oder den niederlanden?
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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Du bist auf der Sachebene Gustavo. Ich habe gemeint, es kam latent im Subtext so von euch rüber, nicht das ich inhaltlich seinen Standpunkt teile. Auf der Sachebene bin ich übrigens auch hier bei dir, ich finde die Unterscheidung in Akademiker/ nicht Akademiker als Grundlage für eine Diskussion um soziale Gerechtigkeit ebenfalls die falsche Metrik. Aus gleich mehreren Gründen.

Na ja, wenn man mit Schweinen ringt wird man halt dreckig, das sollte man einem schon zu gute halten in dem Fall.


ich hab hier keine präzise Grenze in den Raum stellen wollen, ich meine die Frage systemisch. Wenn die Aussage richtig ist, dass der US Bürger sich mit vma 120k im Jahr aufgrund der allg. Lebenshaltungskosten stark einschränken muss, was muss dann der US Bürger mit vma 30k in der gleichen Stadt? Privilegierung ist eine subjektive Frage der Relation. (Aus Sicht derer, die sich eben gesellschaftlich abgehängt fühlen)


"Stark einschränken" halte ich für übertrieben, hat aber imho auch niemand gesagt. Du kannst aber tatsächlich auch mit 30k in der gleichen Stadt leben wie jemand der 120k verdient und sich schon etwas einschränkt, nur dass du dann halt auf diverse Dinge verzichten musst, die manche Amerikaner schon als "Annehmlichkeiten" sehen, wir aber als für in Vollzeit Beschäftigte als Selbstverständlichkeiten, wie etwa dass du mit mehreren "roommates" und in einer Bruchbude wohnst, dass du in einem ziemlich gefährlichen Teil der Stadt lebst (und relativ weit weg von ÖPNV-Haltestellen), dass du keine Krankenversicherung hast, dass du die ganze Zeit diverse Kreditkarten jonglieren musst etc. pp.
Das nicht tun zu müssen hat für mich aber nichts mit "Privilegierung" zu tun, sondern ist der Normalzustand, wovon so eine Existenz halt nach unten abweicht. Das ist für die meisten Leute halt auch nur eine bestimmte Zeit okay, etwa wenn sie jung sind und in einer Branche arbeiten, die hohe Einstiegshürden und/oder hohe Bewerberzahlen hat. Solange das durch die Nachfrage-Seite getrieben ist, erscheint mir das durchaus in Ordnung. Nur kann davon halt in einer Stadt wie etwa Philly keine Rede sein, dort ist es die Angebots-Seite, die angezogen hat.




ich wiederhole, verglichen mit allen großstädten der usa, hat philadelphia die 27. höchsten lebenshaltungskosten. und es ist vollkommen unerheblich, aus welchen gründen die mieten steigen, wenn ich sie mir als mieter nicht mehr leisten kann. verschulde ich mich von monat zu monat und sitze die nächsten 4 jahre aus, in der hoffnung, dass die nächste regierung es schon wieder richtet? wahrscheinlich nicht, wegziehen ist die lösung. es gibt kein entitlement, für immer dort zu leben, wo man aufgewachsen ist noch in einer der begehrtesten städte der usa zu leben. ich mache platz für leute, die es sich leisten kann und ziehe nach arme-leute-hausen.

Es ist natürlich grundsätzlich ein Fehler mit dir vernünftig zu reden, weil du Kentucky für eine Stadt hältst, aber ich sage es dir nochmal: Philly ist KEINE besonders lebenswerte Stadt. Philly platzt nicht aus allen Nähten. Philly hat zwischen 1950 und 2000 ein Viertel seiner Einwohnerzahl verloren und hat seitdem davon gerade mal 20% zurückgewonnen. Die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zum nationalen Mitttel maximal leicht überdurchschnittlich. Du erzählst von vorne bis hinten Stuss. Und zu sagen "dann zieht halt weg" ist keine Lösung für dieses Problem, denn das gilt in ähnlicher Weise in anderen Städten für Millionen von Amerikanern. Die können nicht einfach alle weg ziehen, einfach weil es außerhalb von Städten nicht mal annähernd die Zahl von Jobs gibt, die man für sie bräuchte. Gleichzeitig gibt es auch keine Reservearmee von Leuten, die sich die Städte statt ihnen leisten könnten und dort gerne hinziehen wollen. Deine Zustandsbeschreibung ist von vorne bis hinten Schwachsinn.

dann zieh ich weg. und wenn meine freunde mich fragen, wo ich wohne, schäme ich mich ein bißchen, weil ich nicht einer super super coolen stadt wohne, sondern nur in einer super coolen. die demütigung werde ich überleben.


Niemand, NIEMAND in den USA denkt, Philly sei "super super cool" oder "super cool" oder auch nur "cool". Philly ist wie Bochum in größer.


ok, meine eltern waren arm und haben sich 20k vom munde abgespart um mich auf's college zu schicken. nach abschluss verdiene ich 10x so viel wie mein vater. ich brauche keine hilfe. meine familie wird ab dieser generation ok sein.


Ja, lass uns am besten davon ausgehen die Mutter hat die einen 10k als Streichholzverkäuferin auf der Straße verdient und der Vater die anderen 10k als 25-Cent-Giggolo. Und klar, 10x mal so viel. Ganz normal.


das nächstbeste ist, leute die 6k im monat verdienen ein steuergeschenk zu machen und den geringverdienern in's gesicht zu spucken und ihnen die pennies aus der tasche zu klauen.


Warst du für Trumps Steuerreform oder nicht?
 
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