Marat Gabidullin: Wagner, Putins Geheimarmee. Ein Insiderbericht
Der Autor war Jahrelang im Auftrag von Wagner tätig und unter anderem im Donbass und Syrien im Einsatz. Nachdem seine Einheit 2018 von den Amis platt gebombt worden war, beschloss er über seine Erlebnisse ein Buch zu schreiben, da er die Schnauze voll hatte, dass Russland die Existenz von Wagner und die Leistungen seiner Söldner leugnet und sich stattdessen andere (syrische Armee, russische Armee) die Orden anheften, während die Söldner die Drecksarbeit machen.
Das Buch besteht zu einem Großteil aus der Schilderung der Kampfeinsätze, fast ausschließlich in Syrien. Leider machte dies das Lesevergnügen für mich doch recht schnell etwas dröge, weil es halt doch immer irgendwie dasselbe ist. Zum Schluss hin habe ich dann auch eher überflogen als gelesen. Trotzdem ein sehr interessanter Einblick, das mal aus dieser Perspektive zu sehen, also der Perspektive eines "einfachen Mannes". Gabidullin schildert die Wagner-Söldner als kompetente und saubere Einheit, die vom Korpsgeist zusammen gehalten wird - an einer Stelle wird es geradezu romantisch als er erzählt wie dort Angehörige verschiedenster Glaubensrichtungen brüderlich zusammenstehen... na ja. Ich sage mal so: Ich nehme mir die Freiheit nicht alles wörtlich so zu glauben wie er es zu Papier bringt.
Um den Autor etwas einordnen zu können: Der Herr war nach seinem Ausscheiden aus der Armee als Auftragskiller tätig und ist für drei Jahre eingefahren. Als Blödian kommt er allerdings keineswegs rüber - sonst hätte er wohl kaum ein Buch geschrieben und schreibt auch gerade an einem zweiten. Er wirkt durchaus kultiviert, liest nach eigener Angabe Tolstoi, bewundert die antiken Stätten, die in Syrien im Bürgerkrieg verwüstet werden, verachtet den IS für seine Unkultiviertheit und Unzivilisiertheit (er selbst ist Moslem aus Baschkirien). Den Krieg Russlands gegen das ukrainische Brudervolk befüwortet er nach eigener Darstellung nicht. Also auf den Kopf gefallen wirkt er insgesamt nicht, wenngleich er an einer Stelle mal Entsetzt darüber ist, dass sich ein anderer Söldner nur ums Geld schert.
Er selbst hat, wie gesagt, sehr heroische Ansichten von sich und seinen Söldnerkameraden.
Auch wenn es nicht immer super spannend zu lesen war, bereue ich den Kauf nicht. Werde mir wohl auch sein zweites Buch kaufen, einfach weil mich seine Ansichten dazu jetzt interessieren.
Es gibt auch eine sehr interessante Doku zu Wagner, deren Macherinnen ein Vorwort zur Deutschen Ausgabe des Buches geschrieben haben:
Die Wagner-Gruppe ist weltweit im Einsatz und kämpft im Auftrag der russischen Regierung brutal gegen Zivilisten. Offiziell gibt es die Armee nicht.
www.zdf.de
Im Buch ist auch Werbung für einige Werke, die mich direkt interessieren würden:
Mythos Fremdenlegion von Stefan Müller und
Vier Tage im November von Johannes Clair. Kennt die zufällig irgendwer?