Ich kann es nicht noch weiter herunterbrechen. Wenn du nicht einsiehst, dass du, wenn du die Wahl zwischen Produkten hast und versucht bist, das beste zu wählen, tendenziell den Hersteller des besten Produkts mehr Geld gibst, als dem Hersteller des schlechtesten Produkts, dann bin ich nicht imstande eine gemeinsame Basis der Kommunikation zu errichten.
Ich mache stattdessen lieber einen Spaziergang im Park und betrachte die seit ~4 Milliarden von Bürokraten stetig verbesserte Natur.
Du behauptest ein komplett deregulierter markt würde bessere ergebnisse liefern als das was wir jetzt versuchen zu tun.
Stellt sich nur die frage bessere ergebnisse für was?
Mir kommt es immer so vor als würdest du "den freien markt" als eine art naturgewalt ansehen, die evolutionsartig durch bestimmten gesetzmäßige auslesemechanismen schon irgendwie das effizienteste hervorbringen wird.
Der markt folgt aber keinen naturgesetzen. Er ist von menschen gemacht und kann durch diese beliebig manipuliert werden, wenn genug kapital auf einem haufen zusammenkommt ist bei einem komplett dereguliertem markt alles an wiederwärtigkeiten möglich die man sich so vorstellen kann.
Ich bin ein sehr liberaler mensch, ich bin der meinung, dass die bürger in einem staat so frei wie möglich leben sollten ohne, dass sich der staat zu sehr einmischt und die gesetzte die freiheiten beschneiden um das zusammenleben so gut es geht zu ermöglichen auf einem minimum gehalten werden. Wo diese grenze liegt, wird über den demokratischen prozess festgelegt.
Im privatleben sollte jeder so frei sein wie nur irgend möglich.
Die Geschäftswelt hat damit aber nichts zu tun. In der geschäftswelt geht es um den profit der firma und die gewinne der aktionäre, da geht es ums geldverdienen und das ist vieleicht auch ganz gut so. Im geschäftsleben geht es um geld verdienen im privatleben geht es um andere dinge.
Nun ist die geschäftswelt aber keine demokratie.
Die geschäftswelt ist streng hierarchisch aufgebaut und im endeffekt von der struktur her eine diktatur.
Je größer eine firma wird, desto weniger leute bestimmen letztendlich über das schicksal von immer mehr menschen.
Die leute am oberen ende haben ein interesse daran die gewinne zu maximieren um den profit der firma, ihren eigenen und den der aktionäre zu mehren, sie kriegen das meiste vom kuchen ab, es lohnt sich für sie.
Die leute am unteren ende haben vieleicht nicht ihr ganzes leben in ihren job investiert, sondern mehr in ihr privatleben, haben eine exzellente bildung, wollen aber seltsamerweise trotzdem nicht führ ihren job und die geschäftswelt leben. Diese menschen haben ein interesse daran, dass die regeln der geschäftswelt nicht ihr freies privatleben beschränken.
Man muss eine balance zwischen den interessen der geschäftswellt und der privaten gesellschaft finden.
Da die geschäftswelt nicht demokratisch ist, sondern hierarchisch muss den menschen am unteren ende der pyramide ein mittel in die hand gegeben werden um ihre private freiheit vor dem ausufernden profitstreben der geschäftswelt zu schützen.
Ich bin der meinung, dass dies durch demokratische gesetze die die geschäftswelt regulieren am besten möglich ist.
Wenn du diesen hebel mit einer kompletten deregulierung der märkte und einem nachtwächterstaat abbrichst, entlässt du die leute letztendlich nur in die diktatur eines profitgierigen marktes.
Es ist ja nicht so, dass im jetztigen system alles super wäre, bei weitem nicht, es gibt genug einflussnahme aller möglichen interessensgruppen auf die politik, aber durch regelmäige wahlen und starke demokratische strukturen, kann soetwas wenigstens ein bischen eingedämmt werden.
Der Markt ist nur ein Teil des Ganzen, er muss dem Interesse aller Menschen in einem Staat dienen und nicht nur darauf bedacht sein am effizientesten für sich selbst und für die menschen am oberen ende der pyramide zu funktionieren. Es gibt andere dinge in einer gesellschaft, die ebenfalls funktionieren müssen. Du sagst es doch selbst immer:"Jeder weiss am besten was er will." und stell dir vor es gibt Menschen, die wollen sich nicht von einem hoch effizeinten markt ihr leben diktieren lassen, möchten nicht alles nach dem job ausrichten müssen.
Der Markt muss so gut es geht die interessen aller abdecken und nicht einfach nur für sich selbst am besten funktionieren.
Lass es mich mit einer informatik methapher versuchen:
Clawg hat gerade einen hochlukrativen Programmiererjob angenommen und muss ein kleines Programm fertig stellen, es besteht aus 3 Teilprogrammen, Clawg arbeitet sich ein und schaut sich dann den vorhandenen Code eines Teilprogramms an. Er stellt fest, dass selbst die einfachsten Algorithmen unglaublich kompliziert und umständlich programmiert sind um der Funktion der anderen zwei Teilprogramme gerecht zu werden. Er wühlt sich ein paar Tage durch das unglaubliche Codechaos und kommt zu dem Schluss, dass es einfacher ist das alles nochmal zu Programmieren. Und legt voller Elan los! It's time to shine! 16 Stunden am Tag? Für uinseren clawg kein problem! Wenn man erst mal die Leiter rauf ist kann man sich immer noch ausruhen.
Ratzfatz ist der erste Programmteil fertig und die effizienz des Teilprogramms mit clawgs Algorithmen ist geradezu ennorm! Die Chefs sind begeistert! Clawg soll alles komplett neu schreiben.
Verächtlich löscht er das erste Teilprogramm seines Vorgängers erfreut über diesen frühen Triumpf!
Er schaut sich das zweite Teilprogramm an es ist hoffnungslos mit dem dritten Teilprogramm verflochten, aber irgendwie ist das komisch, das macht so garnicht das, was clawg aus den Projektunterlagen herausgelesen hatte, erschrocken geht er alles nochmal durch und stellt nach penibler Untersuchung seines Arbeitsbereiches fest, dass eine kleine Mappe mit ein paar Blättern hinter den Schreibtisch gerutscht ist mit ein paar kleinen zusatzwünschen des Kunden die die Abstraktion des gestellten Problems plötzlich nicht mehr so trivial erscheinen lassen.
Claw rackert ein paar tage an einer eigenen Lösung, er kann ja nicht zu den Chefs gehen und gestehen, dass er das gesammte Projekt womöglich um Wochen zurückgeworfen hat, so wendet er sich in seiner not ans altbekannte Technikforum auf bw.de, er kriegt von bog ein paar sachdienlich erscheinende Tipps, wird aber damit absichtlich auf eine falsche Fährte gelockt.
Clawg versucht es ein paar Tage weiter verzweifelt, auf keinen Fall fragt er um Hilfe, der Gesichtsverlust wäre unerträglich, er kann das alleine, er braucht keine Hilfe, er liegt nicht falsch.
Am Ende wühlt er sich wieder durch das Codechaos des zweiten Teilprogramms um herauszufinden wie sein vorgänger das Problem gelöst hat, die Dokumentation ist saumäßig. Kommentare? Pustekuchen, der Code hat trotz seiner Komplexität und Umständlichkeit an manchen Stellen einen sehr minimalistischen Stil, zu allem Überfluss sind manche Dateien auf die clawg zugriff braucht auch noch verschlüsselt und der Code scheint nirgendwo dokumentiert zu ein, das ist alles nicht so einfach wie clawg sich das vorgestellt hatte und langsam läuft ihm die Zeit WIRKLICH davon.
Er beschließt mit dem Menschen in Kontakt zu treten, der das Programm vor ihm bearbeitet hat und stellt in der Personalabteilung fest, dass sein Vorgänger vor ein paar Wochen nachdem er 14 Jahre für die Firma gearbeitet hatte nach 3 Monate langer Einarbeitungszeit wegen einem 18% Effizienzverlusts bei der Arbeit mit dem neuen System gefeuert wurde.
Nichts destoweniger versucht es clawg trotzdem bei dem ehemaligen Angestellten auf dem Telefon, ein intelligenter rationaler Mensch wird doch wohl bereit sein zu seinem eigenen egoistischen Nutzen mir bei diesem kleinen Problem weiter zu helfen, ich kann ihn ja auch dafür bezahlen.
Wieder erwarten ist der ehemalige Angestellte nicht hoch erfreut mit clawg einen fairen Handel nach frei festgelegten Verträgen zwischen zwei vollkommen freien und gleichstehenden Individuen ein zu gehen. Er verabschiedet ihn mit den Worten: "*ick dich *elbst du *loch!".
Claw bleibt keine ande Wahl, langsam wird er wirklich übermüdet, es braucht viel überwindung aber letztendlich schafft er es seinen Körper mit Koffein zu vergiften und weiter zu machen.
Clawg versucht nun seinen Programmteil 1 so um zu schreiben, dass er wieder mit Programmteil 10 und 11 zusammenarbeitet um das Programm noch bis zur Deadline funktionstüchtig zu machen.
Er schuftet wie ein blöder doch mit Erschrecken stellt er fest, dass sich einige Teile seines perfekten Programmteils 1 selbstständig gemacht haben, er stellt fest, dass sie ihr effizientes Verhalten nicht mehr absstellen wollen, sie rebellieren gegen ihren Meister, sträuben sich seinem willen und entziehen sich seinem Einfluss.
Als clawg im Krankenhausbett erwacht erfährt er, er hatte einen Nervenzusammenbruch induziert durch Halluzinationen durch erhöhte Koffeinwerte, er wäre einige Wochen im Koma gelegen, das ganze Projekt sei aufgeflogen alle Kohle futsch, der Kunde weg, clawg gefeurt.
Jetzt steht clawg auf der Straße, alles futsch, dabei hatte er doch Programmteil 1 so genial und effizient gemacht.