Original geschrieben von tic0r
Das ist eine ziemlich kindische Ansicht von Gerechtigkeit, aber im Grunde hast du natürlich Recht, sozial sein, heißt, etwas von sich selbst abgeben, für den anderen da sein.
Deine Schlußfolgerung ist aber eine falsche: bei sozialer Gerechtigkeit geht es eben darum, die beiden Punkte sozial und gerecht für alle zu einem Leitfaden zu verbinden. Dabei will man weder Kommunismus noch einen freien Markt.
Schön, damit hast du ja jetzt schon mal festgestellt, dass sozial sein nichts mit gerecht sein zu tun hat.
Nun erkläre uns doch noch, welchen Sinn die "Sozialität" hat und warum ich sie der Gerechtigkeit vorziehen sollte.
Original geschrieben von tic0r
Ich würde Amad3us' Argument hinzufügen, daß die Tatsache daß jemand reich wurde, auch durch die Gemeinschaft ermöglicht wurde. Mehr brauche ich an Argumenten auch nicht.
Steuerprogression beruht auf dem Grundsatz, daß es dem Mehrverdiener weniger weh tut auch protzentual mehr von seinem Einkommen abzugeben. Wo besteht jetzt der qualitative Unterschied, den Spitzensteuersatz weiter zu erhöhen? Ab einem Jahreseinkommen von über einer Million können dann z.B. 80% Steuern gezahlt werden.
Es ist natürlich alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit, aber diese Grenze muss diskutiert und dann willkürlich gesetzt werden.
Der qualitative Unterschied besteht z.B. ganz erheblich darin, dass er bei einem Steuersatz von 80% viermal soviel abgibt, wie er für sich behalten darf.
Im Grundgesetz steht aber nicht umsonst etwas davon, dass Eigentum
zugleich dem Allgemeinwohl zugute kommen soll -
nicht in erster Linie dem Allgemeinwohl und zugleich dem eigenen Wohl.
Das BVerfG hat zwar (leider!) entschieden, dass der Halbteilungsgrundsatz für Einkommensteuer nicht gilt, aber ich finde es schlicht unerträglich, dass ein Mensch für irgendeine obskure "Gemeinschaft" arbeiten und dann nicht mal mehr die Hälfte von seinem Erarbeiteten Erhalten soll.
Und es kommt noch etwas ins Spiel. Was du hier nämlich so fröhlich als "Gemeinschaft" bezeichnest, kann man vielfach wohl eher als Geschwür auffassen, das dem Einzelnen in großen Teilen eher schädlich als nützlich ist.
Sein Reichtum wird ihm nämlich nicht durch "die Gemeinschaft" ermöglicht, sondern durch den Rechtsschutz, den ihm die herrschende Rechtsordnung gewährt, und vielleicht kann man eine gewisse staatliche Infrastruktur noch hinzuzählen.
Aber wenn du mal einen Blick auf unsere öffentlichen Ausgaben wirfst, stellst du schnell fest, dass diese originären staatlichen Bereiche nur noch einen recht kleinen Teil der Staatsausgaben ausmachen.
Mit welchem Recht zwingst du den Einzelnen nun, diese Auswüchse finanziell mitzutragen?
Ich gehöre nicht zu denen, die Steuern an sich schon für Diebstahl halten. Ich bin sogar ein großer Befürworter der Steuerprogression, der Grund- und Vermögenssteuer.
Aber du solltest vielleicht einfach mal akzeptieren, dass man nicht einfach übergehen kann, dass unser Staat jedes Jahr Milliarden versenkt, für die seine Bürger aufkommen müssen.
Steuern sind ihrer Natur nach ein gewaltsamer Eingriff. Ein Eingriff, den ich aus bestimmten Gründen für notwendig halte (wollte das ganze hier nicht zu sehr in die Staatstheorie ausdehnen), aber diese Notwendigkeit reicht nun mal nicht bis ins Unendliche, sondern nur soweit, wie der Staat darauf angewiesen ist, um seine originären Zwecke erfüllen zu können.
Dieses Maß ist in unserem Sozialstaat bei weitem überschritten.
Über das Sozialstaatsprinzip können wir hier gerne diskutieren, aber bitte diskutieren und nicht nur mit irgendwelchen Plattitüden der Art um sich werfen, dass der Einzelne eh im Grunde alles der Gemeinschaft verdane und froh sein könne, wenn sie ihn dafür leben lässt.
Denn das ist Schwachsinn.