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Ich bin da auch grundsätzlich zwiegespalten. Meine Freundin hat einen mittlerweile 9 jährigen Sohn, wir sind seit drei Jahren zusammen und wohnen seit einem Jahr zusammen. So vom nächsten Step her würde ein 2. Kind gut reinpassen und können wir uns auch beide vorstellen. Aber Familie ist eben anstrengend, fremdbestimmt und kostet Energie. Nach meiner Scheidung musste ich erst mal wieder klar darauf kommen, alleine zu sein. Wenn man acht Jahre mit jemanden zusammen gewohnt hat, ist alleine in der Bude zu sein ein ekeliges Gefühl und man wirft sich ins Leben, nur um nicht in den eigenen vier Wänden zu sein.
Natürlich ist der Mensch anpassungsfähig. Nach 1-2 Jahren und diversen Kurzzeitbeziehungen hat mir der Lifestyle zunehmend gut gefallen. Als Single brauchst du wahnwitzig wenig Geld. Da du alleine wohnst, ist der Haushalt nebenher erledigt und du hast eher zu viel als zu wenig Zeit. Das bedeutet aber auch, dass du Sachen anfängst und durchziehst, weil die Zeit- und Stresskomponente eine andere ist. 2010 war meine Scheidung, bis 2015 hab ich japanisch gebüffelt, Fernstudium angefangen, ein Buch geschrieben, war in Jordanien, Brasilien und Nepal tracken, hab 3 Alpenüberquerungen gemacht, 1-2x im Monat in München, Freiburg oder Stuttgart bei Freunden und hab ganz allgemein haufenweisen neue Dinge gelernt.
Seit 2015 bin ich nun also endlich wieder in den Hafen einer festen Beziehung eingelaufen. Und das ist schon eine ganz eigene Herausforderung: Zeit ist Mangelware. Der Knirps will regelmäßig bespasst werden, man ist ständig am Wochenende auf irgendwelchen Hochzeiten, Geburtstagen oder sonstigen Familyevents eingeladen. Haushalt ist ne ganz eigene Herausforderung, was bisher nebenher ging, ist plötzlich echter Workload: Drei Personen in einem Haushalt, Wäscheberge, Geschirr, Putzen: Samstag ist Arbeitstag. Geld ist so auch ein Thema: Man braucht Unsummen mehr davon. Einkaufen, laufende Kosten, dem Knirps mal was kaufen, Kleidung, Urlaub: Alles teurer. Samstag morgen mal gemütlich aufwachen, Kaffee schlürfen und paar Newsseiten/Zeitungen lesen? Mangelware bis hart erkämpft.
Gibts eigentlich auch Benefits? Gibts. Nicht nur schöngeredete (auch wenn man sich manchmal selbst klar machen muss, das man nicht nur Dinge aufgegeben hat, sondern auch welche bekommen hat): Die Charakterentwicklung findet nun auf einer anderen, weniger offensichtlichen Ebene statt. Kinder sind kleine Terroristen, die auf maximalen Eigennutz aus sind. Die Lernkurve über die Verwendung des Wortes "Nein" ist steiler als das Matterhorn. Der vielleicht größte Benefit: Man öffnet einen Weg zurück in seine eigene Kindheit: Dem Fratz zu zeigen, wie man richtig kickt, oder mit der Peitsche an der Fasnet richtig knallt - das sind Dinge, die man selbst gemacht hat und dann die leuchtenden Augen, wenn der Kleine all die Erfahrungen macht, die du einst gemacht hast: Das ist einfach Awesome und öffnet so viele neue Ebenen. Mit Kids ist man auch wieder viel stärker in die Gemeinschaft integriert: Samstag bei Fußballspiel des Knirps dabei sein? Check. Aufführung, Elternebend, Kinderfasnet - man trifft wieder alte Bekannte und Leute, die man lange nicht gesehen hat und das, weil sie eben auch Kinder haben: Als Single machst du abgefahrenen Kram, bereist weit entfernte Länder und das ist cool und möchte ich nicht missen: Aber Kids und Family führt dich viel mehr an deine Grenzbereiche ran. Krank sein, Grippe: Früher halt aufs Sofa geflackt, fick die Welt, Komfortzone ahoi. Heute mit 4h Schlaf noch volle Leistung abrufen, objektiv freundlich zum Knirps bleiben, auch wenns dir innerlich total beschissen geht, weil du halt der Erwachsene bist und das seine Kindheit: Das ist wirklich intensiv und führt dich manchmal auch über deine Grenzen hinaus. Aber das hilft dir auf so eine krasse Art, dich selbst kennenzulernen wie man es eigentlich gar nicht glauben sollte, wenn du bereits 36 Jahre alt bist und geglaubt hast, schon alle Seiten an dir zu kennen.
Alles ist irgendwie intensiver, man muss mehr knobbeln, um seine Freiräume zu finden und Dinge möglich zu machen, die zuvor problemlos möglich waren und das nur schon deswegen, weil man aus einem fast endlosen Pool an Freizeit schöpfen konnte. Aber diese Knobbelei macht glücklich, wenn letztlich alles doch ineinandergreift und passt. Aber das soll keine Lobhudelei sein, ich ertappe mich oft genug dabei, gerade wenn der Akku wieder komplett leer ist, die Gesundheit mehr als nur angekratzt, die Aufgabenberge wachsen, das man einen hohen Preis bezahlt und das es schön wäre, temporär mal wieder alleine in seiner aufgeräumten und geputzten Bude zu sein, die mit minimalen Aufwand so gehalten werden kann und dem üppig gefüllten Bankkonto auf dem Sofa zu liegen, die 40° Fieber einfach Fieber sein zu lassen und ne Netflix-Serie am Stück durchzusuchten ohne jede weitere Verpflichtung.
Natürlich ist der Mensch anpassungsfähig. Nach 1-2 Jahren und diversen Kurzzeitbeziehungen hat mir der Lifestyle zunehmend gut gefallen. Als Single brauchst du wahnwitzig wenig Geld. Da du alleine wohnst, ist der Haushalt nebenher erledigt und du hast eher zu viel als zu wenig Zeit. Das bedeutet aber auch, dass du Sachen anfängst und durchziehst, weil die Zeit- und Stresskomponente eine andere ist. 2010 war meine Scheidung, bis 2015 hab ich japanisch gebüffelt, Fernstudium angefangen, ein Buch geschrieben, war in Jordanien, Brasilien und Nepal tracken, hab 3 Alpenüberquerungen gemacht, 1-2x im Monat in München, Freiburg oder Stuttgart bei Freunden und hab ganz allgemein haufenweisen neue Dinge gelernt.
Seit 2015 bin ich nun also endlich wieder in den Hafen einer festen Beziehung eingelaufen. Und das ist schon eine ganz eigene Herausforderung: Zeit ist Mangelware. Der Knirps will regelmäßig bespasst werden, man ist ständig am Wochenende auf irgendwelchen Hochzeiten, Geburtstagen oder sonstigen Familyevents eingeladen. Haushalt ist ne ganz eigene Herausforderung, was bisher nebenher ging, ist plötzlich echter Workload: Drei Personen in einem Haushalt, Wäscheberge, Geschirr, Putzen: Samstag ist Arbeitstag. Geld ist so auch ein Thema: Man braucht Unsummen mehr davon. Einkaufen, laufende Kosten, dem Knirps mal was kaufen, Kleidung, Urlaub: Alles teurer. Samstag morgen mal gemütlich aufwachen, Kaffee schlürfen und paar Newsseiten/Zeitungen lesen? Mangelware bis hart erkämpft.
Gibts eigentlich auch Benefits? Gibts. Nicht nur schöngeredete (auch wenn man sich manchmal selbst klar machen muss, das man nicht nur Dinge aufgegeben hat, sondern auch welche bekommen hat): Die Charakterentwicklung findet nun auf einer anderen, weniger offensichtlichen Ebene statt. Kinder sind kleine Terroristen, die auf maximalen Eigennutz aus sind. Die Lernkurve über die Verwendung des Wortes "Nein" ist steiler als das Matterhorn. Der vielleicht größte Benefit: Man öffnet einen Weg zurück in seine eigene Kindheit: Dem Fratz zu zeigen, wie man richtig kickt, oder mit der Peitsche an der Fasnet richtig knallt - das sind Dinge, die man selbst gemacht hat und dann die leuchtenden Augen, wenn der Kleine all die Erfahrungen macht, die du einst gemacht hast: Das ist einfach Awesome und öffnet so viele neue Ebenen. Mit Kids ist man auch wieder viel stärker in die Gemeinschaft integriert: Samstag bei Fußballspiel des Knirps dabei sein? Check. Aufführung, Elternebend, Kinderfasnet - man trifft wieder alte Bekannte und Leute, die man lange nicht gesehen hat und das, weil sie eben auch Kinder haben: Als Single machst du abgefahrenen Kram, bereist weit entfernte Länder und das ist cool und möchte ich nicht missen: Aber Kids und Family führt dich viel mehr an deine Grenzbereiche ran. Krank sein, Grippe: Früher halt aufs Sofa geflackt, fick die Welt, Komfortzone ahoi. Heute mit 4h Schlaf noch volle Leistung abrufen, objektiv freundlich zum Knirps bleiben, auch wenns dir innerlich total beschissen geht, weil du halt der Erwachsene bist und das seine Kindheit: Das ist wirklich intensiv und führt dich manchmal auch über deine Grenzen hinaus. Aber das hilft dir auf so eine krasse Art, dich selbst kennenzulernen wie man es eigentlich gar nicht glauben sollte, wenn du bereits 36 Jahre alt bist und geglaubt hast, schon alle Seiten an dir zu kennen.
Alles ist irgendwie intensiver, man muss mehr knobbeln, um seine Freiräume zu finden und Dinge möglich zu machen, die zuvor problemlos möglich waren und das nur schon deswegen, weil man aus einem fast endlosen Pool an Freizeit schöpfen konnte. Aber diese Knobbelei macht glücklich, wenn letztlich alles doch ineinandergreift und passt. Aber das soll keine Lobhudelei sein, ich ertappe mich oft genug dabei, gerade wenn der Akku wieder komplett leer ist, die Gesundheit mehr als nur angekratzt, die Aufgabenberge wachsen, das man einen hohen Preis bezahlt und das es schön wäre, temporär mal wieder alleine in seiner aufgeräumten und geputzten Bude zu sein, die mit minimalen Aufwand so gehalten werden kann und dem üppig gefüllten Bankkonto auf dem Sofa zu liegen, die 40° Fieber einfach Fieber sein zu lassen und ne Netflix-Serie am Stück durchzusuchten ohne jede weitere Verpflichtung.
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