Kaufen vs. Mieten

parats'

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@Gustavo ich bin was den Mindestlohn angeht wahrscheinlich absolut blauäugig, aber wieso hat man sich denn nicht auf den Vorschlag von 14€(?) eingelassen, der zumindest bei Renteneintritt keine Altersarmut zur Folge hat. Das einzige was ich immer höre sind eine Insolvenzwelle, weil scheinbar viele Betriebe das nicht zahlen können oder, dass die jetzigen Arbeitnehmer die knapp über ML verdienen nur angeglichen werden aber den Abstand zum ML verlieren.

Erstes halte ich für vorgeschoben. Wenn es nach den Arbeitgebern geht, hätte das Land schon seine 10te industrielle Kernschmelze erlebt. Zweites sehe ich nicht als Problem, weil am Ende trotzdem mehr bei rum kommt.
Selbst wenn im Endeffekt die Preise für bestimmte Arbeitsleistungen steigen, wäre ich bereit diese zu tragen als Gesellschaft. es gibt ohnehin einige "Dienstleistungen" die in diesem Land viel zu billig sind.
 
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Von daher nochmal - wer vor der Entscheidung steht ob er kauft oder mietet, der hat bereits soviel finanziellen Spielraum, dass die Bank ein Darlehen gewährt.
Naja, da ist man ja schon viele Schritte weiter. Zu Beginn steht immer die Entscheidung, ob das eigene Einkommen derzeit ausreicht, um Eigentum in der Region erwerben zu können. Das ist doch das, was man als erstes checkt: Reichen meine Einkünfte für die monatlichen Raten beim Immobilienkauf. Und da ist aktuell der Knackpunkt: Es reicht grundsätzlich bei vielen, die ansonsten gut verdienen, nicht.
Ich weiß ja nicht wo du aktuell beheimatet bist, aber hier haben doppelverdienende Lehrkräfte, also Beamte, derzeit so gut wie keine Chance ein adäquates Eigenheim zu finanzieren. Das sind hier derzeit Summen, und ich spreche nicht von Hamburg, München oder sonstigen Ballungszentren, sondern einer kleinen Großstadt inkl. Umland, die nur Personen stemmen können, die 200-300k als Erbe oder sonstwas mitbringen PLUS Einkommen in der o.g. Größe. Wie gesagt, keine Ahnung wie bei dir in der Gegend die Preise sind, aber das ist hier der Standard und wir reden nicht von Luxushäusern oder eig. zu großen Immobilien, sondern vom 08/15-Haus.
Laut Statistik sind wir hier von den Preisen her übrigens noch im unteren Drittel zu finden, womit ich klar in Frage stelle, dass es anderswo überhaupt auch nur etwas besser aussieht. Ländliche Regionen in Brandenburg, Sachsen, McPom oder sonstige Ländereien in Dunkeldeutschland ausgenommen, da will sowieso keiner wohnen und Arbeit gibt es da auch nicht.
 
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@Gustavo - das 70% Modell kostet ja "nur" 8 Mrd pro Jahr, wenn ich recht entsinne. Das würde ich also sofort machen.

Grundsätzlich stimme ich dir aber zu: Das geht nur mit Senkung der Grundsicherung oder Steigerung der Umverteilung.

Eine Sache die ich zum Beispiel beim Thema Renten machen würde ist, für jeden Rentenpunkt einen Mindestbonus auf die Grundsicherung drauf zu packen. Bspw €3/Punkt/Monat.
Kostet das Geld? Ja! Ich würde statt dessen halt die anderen Rentengeschenke nicht machen, die in den letzten Jahren gemacht wurden, das Rentenalter erhöhen und auch das Rentenniveau senken.

Es würde mir ja schon reichen, wenn man das als klares Ziel formuliert und in jeder vorgeschlagenen Reform oder Änderung klar aufzeigt, welchen Effekt es hier hat.

So dass zum Beispiel wenn jemand die Grundsicherung erhöhen will, er halt nicht nur die Finanzierung dafür aufzeigen muss, sondern auch die Finanzierung dafür, dass die Grenzebelastung an keiner Stelle über X steigt.

Als konkrete Maßnahmen würde ich bspw die Kosten für Sozialversicherungen nicht so stufig machen. Mir beispielsweise nicht klar, warum es einen Mindestbetrag für GKV gibt, wenn umgekehrt jeder, der nicht arbeitet, 100% subventioniert wird.
 

parats'

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Naja, da ist man ja schon viele Schritte weiter. Zu Beginn steht immer die Entscheidung, ob das eigene Einkommen derzeit ausreicht, um Eigentum in der Region erwerben zu können. Das ist doch das, was man als erstes checkt: Reichen meine Einkünfte für die monatlichen Raten beim Immobilienkauf. Und da ist aktuell der Knackpunkt: Es reicht grundsätzlich bei vielen, die ansonsten gut verdienen, nicht.
Ich weiß ja nicht wo du aktuell beheimatet bist, aber hier haben doppelverdienende Lehrkräfte, also Beamte, derzeit so gut wie keine Chance ein adäquates Eigenheim zu finanzieren. Das sind hier derzeit Summen, und ich spreche nicht von Hamburg, München oder sonstigen Ballungszentren, sondern einer kleinen Großstadt inkl. Umland, die nur Personen stemmen können, die 200-300k als Erbe oder sonstwas mitbringen PLUS Einkommen in der o.g. Größe. Wie gesagt, keine Ahnung wie bei dir in der Gegend die Preise sind, aber das ist hier der Standard und wir reden nicht von Luxushäusern oder eig. zu großen Immobilien, sondern vom 08/15-Haus.
Laut Statistik sind wir hier von den Preisen her übrigens noch im unteren Drittel zu finden, womit ich klar in Frage stelle, dass es anderswo überhaupt auch nur etwas besser aussieht. Ländliche Regionen in Brandenburg, Sachsen, McPom oder sonstige Ländereien in Dunkeldeutschland ausgenommen, da will sowieso keiner wohnen und Arbeit gibt es da auch nicht.
Ich lebe in Hamburg und natürlich gibt es hier Gegenden, da ist der Erwerb von Eigentum schwer. Es gibt aber nicht nur Harvestehude oder Blankenese, sondern auch andere Stadtteile. Aber die Diskussion macht auf der Microebene keinen Sinn. Fehlt vielen Leuten die finanzielle Kraft um den Erwerb von Eigentum zu stemmen? Ja! Würden bspw. höhere Löhne die Situation in Ballungsgebieten entschärfen? Eher nein. In Hamburg wird bspw. im Schnitt schon gut bezahlt. Das Problem ist der knappe Wohnraum, da übersteigt die Nachfrage das Angebot bei weitem.
Aber nochmal es geht im Leute die potenziell einen Kauf stemmen können und nein, das betrifft dann nicht nur das obere Prozent.
 

Celetuiw

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für jeden Rentenpunkt einen Mindestbonus auf die Grundsicherung drauf zu packen.
Das gibt es schon so in der Art:
Die Grundrente wird auch in der Grundsicherung (also Sozialhilfe für Rentner, 4 Kap. SGB XII) nicht voll als Einkommen berücksichtigt sondern freigelassen.
Konkret: der Rentner der die 33 Jahre Grundrentenzeiten hat kriegt meist den max Betrag 224,50 % dies Jahr, mehr Sozialhilfe im Monat.

Die Regelung ist auch explizit zur Besserstellung der Rentner im Grenzbereich gedacht.
 
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Ist aber exakt wieder ein total schlecht designates System mit unnötigen Sprunggrenzen.

Warum sollte jemand, der 20 Rentenpunkte hat nicht auch etwas besser gestellt werden? Deswegen ja mein extrem einfacher Vorschlag, den Vorteil gegenüber der Grundrente einfach proportional zur Zahl der Rentenpunkte zu machen. Viel einfacher, viel fairer.
 

Benrath

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An sich ist das alles wieder off topic aber was wäre der Name des Themas?
 

parats'

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An sich ist das alles wieder off topic aber was wäre der Name des Themas?
Das da?
 

Gustavo

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@Gustavo - das 70% Modell kostet ja "nur" 8 Mrd pro Jahr, wenn ich recht entsinne. Das würde ich also sofort machen.

Das war das 60%-Modell. Das 70%-Modell ist fast kostenneutral (weniger als eine halbe Milliarde Euro), da hätte der durchschnittliche Haushalt im 10. Perzentil aber auch weniger Haushaltseinkommen, nicht mehr. Bei 60% wäre die Veränderung ganz leicht positiv. Das war der ganze Grund, warum ich dir die Studie gepostet habe: Ich wollte dir zeigen, dass du über das Steuersystem einfach nicht so viel für diese Leute tun kannst, um sie *besser* zu stellen. Die einzigen echten Möglichkeiten, die es gibt, sind entweder versuchen an der Vorsteuerverteilung der Einkommen zu drehen (wie gesagt, da ist der große Joker der Mindestlohn) oder du besteuerst hohe Einkommen stärker und verteilst von oben nach unten um. Wenn es dir nur um den Abstand geht, kannst du sonst nur versuchen Sozialhilfebezieher noch schlechter zu stellen, aber da ist schlicht wenig zu holen, außer du bist bereit das Existenzminimum umzudefinieren, so dass diese Leute keine eigene Wohnung oder keine Krankenversicherung oder ähnliches mehr bekommen. Das Problem ist, dass es erst mal Sinn ergibt zu sehen dass die marginale Belastung extrem hoch ist und zu glauben, da läge deshalb ein free lunch auf der Straße rum, den die Politik einsammeln könnte. Bei genauerer Betrachtung ist das aber schlicht nicht möglich. Die ganze Literatur zu dem Thema über den welfare state hat quasi eine 360-Grad-Wende gemacht: Man kam von "gebt armen Leuten Geld" zu "Steueranreize, Bildung, Arbeitsmarktaktivierung" (usw. usf.) letztendlich wieder zum Ausgangspunkt: Mehr oder weniger die einzige Art, wie man armen Leuten staatlich etwas Gutes tun kann, ist indem man ihnen Geld und/oder Leistungen gibt, für die andere bezahlen.
 
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Das war das 60%-Modell. Das 70%-Modell ist fast kostenneutral (weniger als eine halbe Milliarde Euro), da hätte der durchschnittliche Haushalt im 10. Perzentil aber auch weniger Haushaltseinkommen, nicht mehr. Bei 60% wäre die Veränderung ganz leicht positiv. Das war der ganze Grund, warum ich dir die Studie gepostet habe: Ich wollte dir zeigen, dass du über das Steuersystem einfach nicht so viel für diese Leute tun kannst, um sie *besser* zu stellen.
Ich habe doch immer betont, dass ich nicht nur das Steuersystem ändern möchte. Sondern das gesamte System aus Steuern, Sozialabgaben und Transferleistungen.

Steuern werden da eh wenige bezahlt, Problem sind wegfallende Transferleistungen und Abgaben.

Die einzigen echten Möglichkeiten, die es gibt, sind entweder versuchen an der Vorsteuerverteilung der Einkommen zu drehen (wie gesagt, da ist der große Joker der Mindestlohn)
Ich kann auch das wegfallen von Transferleistungen ändern
oder du besteuerst hohe Einkommen stärker und verteilst von oben nach unten um.
Es gibt auch andere Steuern als Einkommen. Aber ja: Halte ich die Grundsicherung konstant und reduziere die Grenzebelastung, dann steigen natürlich die Kosten und ich muss das irgendwie finanzieren.
Das Problem ist, dass es erst mal Sinn ergibt zu sehen dass die marginale Belastung extrem hoch ist und zu glauben, da läge deshalb ein free lunch auf der Straße rum, den die Politik einsammeln könnte.
Wo habe ich je behauptet, dass es ein free lunch wäre? Ich sage nur, dass ich es sehr wichtig fände.

Dass du insgesamt mehr Kosten hast oder die untere Grenze senken musst ist doch selbstevident.
Bei genauerer Betrachtung ist das aber schlicht nicht möglich. Die ganze Literatur zu dem Thema über den welfare state hat quasi eine 360-Grad-Wende gemacht: Man kam von "gebt armen Leuten Geld" zu "Steueranreize, Bildung, Arbeitsmarktaktivierung" (usw. usf.) letztendlich wieder zum Ausgangspunkt: Mehr oder weniger die einzige Art, wie man armen Leuten staatlich etwas Gutes tun kann, ist indem man ihnen Geld und/oder Leistungen gibt, für die andere bezahlen.
Aber natürlich rede ich genau davon.

Wie soll denn sonst die Grenzbelastung reduziert werden?

Ich möchte, dass das System so geändert wird, dass es einen sanfteren Übergang gibt zwischen dem Wohlfahrtsstaat und dem "sich selbst finanzierer". Wenn ich wegfallende Transferleistungen als eine der Ursachen moniere möchte ich logischerweise denen, die arbeiten, mehr Transferleistungen geben. Und ich möchte ihnen für bestimmte Leistungen - bspw Krankenversicherung - weniger Geld abnehmen. Und natürlich kostet auch das den Staat Geld.
 
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Ich hab ja von dem Thema gar keine Ahnung, aber war das nicht einer der Grundgedanken davon, ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen? Dann könnte man parallel den Mindestlohn abschaffen und die Leute würden jeden extra erwirtschafteten Euro direkt in die eigene Tasche stecken können. Dann gibt es beliebte Berufe, die sicherlich mit geringeren Löhnen auskommen würden aber ein Putzkraft z.B. müsste halt ordentlich bezahlt werden, damit man überhaupt jemanden finden, der es macht.
Aber wie gesagt, ich bin VWL-Laie. :deliver:
 
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Ja, das BGE würde das erreichen.

Das Problem ist, dass das BGE entweder sehr niedrig wird, oder schwer finanzierbar.

Daher bin ich eher für eine graduelle Reform in diese Richtung statt der Einführung des BGE. Auch, weil ich dafür keine Mehrheiten sehe -- während ich schon denke, dass -richtig verkauft- sich sowohl SPD- als auch FDP-Wähler damit anfreunden können, die Grenzebelastung für niedrige Einkommen zu reduzieren.
 
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Wären wir wieder bei Vermögensabgaben :deliver:
Ja, wobei ich es da für sinnvoll halte, Erbschaftssteuern (also quasi zeitlich verzögerte Vermögenssteuer) mit Bodenwertsteuer zu kombinieren. Boden kann nicht weglaufen und wird nicht mehr gemacht -- gibt da also weniger Probleme mit Messung, Steuerflucht und negativen Anreizen.
 
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