Kaufen vs. Mieten

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  • Consumerism, der dazu führt, dass die Leute zuviel Geld für iPhone, Auto & Utlaub ausgeben, anstatt es zurück zu legen
  • Regulierung + Anlagekultur, die dazu führen, dass die Leute nicht gut investieren & auf ihr erspartes Kaufkraftverluste erleiden
Ich liebe diese Argumente, die hört man ja immer wieder. In den letzten 20 Jahren sind die Preise für Immobilien _im Schnitt_ um 60% gestiegen - in Zuzugsgebieten noch deutlich mehr. Während der letzten 30 Jahre sind dagegen die Reallöhne, laut bpb um ca. 12% gestiegen. Früher konnte eine Familie mit einem Gehalt ein Haus und Auto haben und Urlaub machen, und dass man sich heutzutage mit 2 Gehältern keine eigene Immobilie mehr leisten kann liegt daran, dass zu viel Geld fürs iPhone ausgegeben wird. Hätte ich mir mal kein Handy gekauft und das Geld stattdessen angelegt, dann hätte ich mittlerweile sicherlich 750.000€ Vermögen angespart und könnte mir davon eine Wohnung in Köln oder Frankfurt kaufen. :deliver:
 
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Wobei ich diese Fixierung auf eine eigene Immobilie auch nicht ganz verstehen kann. Elementar ist, dass man guten Wohnraum hat, wem der tatsächlich gehört, halte ich für nebensächlich.
Klar bedingt sich das auch irgendwo gegenseitig, aber hohe Mieten halte ich für ein deutlich größeres Problem als eine geringe Eigenheimquote.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Wobei ich diese Fixierung auf eine eigene Immobilie auch nicht ganz verstehen kann. Elementar ist, dass man guten Wohnraum hat, wem der tatsächlich gehört, halte ich für nebensächlich.
Klar bedingt sich das auch irgendwo gegenseitig, aber hohe Mieten halte ich für ein deutlich größeres Problem als eine geringe Eigenheimquote.
Sagst Du bis mit 79 plötzlich die Eigenbedarfskündigung für deine 4 Zimmer Wohnung kommt, weil die Blagen des Vermieters leider jetzt dort studieren wollen. Nene, Eigentum > all, es ist schon etwas völlig anderes als bei Fremden zu wohnen. Hat natürlich auch eine emotionale Kompenente, Dinge zu besitzen bzw. Eigentümer zu sein ist einfach geil.
 
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Joar weiß nicht. Bin halt so aufgewachsen, meine Eltern wohnen schon immer in einer Mietwohnung. Ist so ein großer gewerblicher Vermietungskonzern, da wird es auch keinen Eigenbedarf geben.
Ich habe auf jeden Fall kein großes Interesse an Wohneigentum, muss man sich um alles selbst kümmern und bei ner Mietwohnung kann man jederzeit ohne weitere Arbeit ausziehen.

Horror wäre natürlich ein eigenes Haus wo ich mich auch noch um einen Garten kümmern müsste.

Btw., warum sollte ich mit 79 eine Vier-Zimmer-Wohnung haben? Wenn die Kinder aus dem Haus sind, sollte man sich verkleinern.
 
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Ich liebe diese Argumente, die hört man ja immer wieder. In den letzten 20 Jahren sind die Preise für Immobilien _im Schnitt_ um 60% gestiegen - in Zuzugsgebieten noch deutlich mehr.
Erstens passt das auch zu den Punkten.
Priese sind hoch u.a. wegen Angerbot & Nachfrage.
Die Nachfrage hat sich erhöht:
  • Consumerism - Die Wohnfläche pro Person ist enorm gestiegen
  • Migration - mehr Nachfrage gerade für günstigen Wohnraum
Dann füge der Liste doch noch mehr Punkte hinzu, bspw.:
  • Regulierung - Kosten des Bauens teurer geworden & mancherorts Limitierung dessen bspw wie hoch und dicht du bauen darfst
  • EU -- Asset Inflation durch Niedrigzinsen, Niedrigzinsen teils strukturell durch EU bedingt (Stichwort Italien)
Während der letzten 30 Jahre sind dagegen die Reallöhne, laut bpb um ca. 12% gestiegen.
Exakt. Aber das liegt doch eben an vielen Faktoren, einige davon habe ich aufgezählt.
Dass der Medianlohn sich schlechter entwickelt als Spitzenverdienste liegt u.a. eben auch an Automatisierung, Globalisierung.
Früher konnte eine Familie mit einem Gehalt ein Haus und Auto haben und Urlaub machen, und dass man sich heutzutage mit 2 Gehältern keine eigene Immobilie mehr leisten kann liegt daran, dass zu viel Geld fürs iPhone ausgegeben wird. Hätte ich mir mal kein Handy gekauft und das Geld stattdessen angelegt, dann hätte ich mittlerweile sicherlich 750.000€ Vermögen angespart und könnte mir davon eine Wohnung in Köln oder Frankfurt kaufen. :deliver:
Da ist halt wieder der Wunsch zu lesen, es nur auf eine Ursache zu schieben, die man nicht in der Hand hat.
Es sind halt meist mehrere Faktoren.
  • Haus ist teurer, s.o.
  • Haus ist größer als das der Eltern
  • Auto ist besser / sicherer und damit auch teurer. (Viele leisten sich übrigens auch Autos, ohne sie wirklich zu brauchen)
  • Und ja, auch die geringere Sparrate durch Konsum wie iPhone spielt eine Rolle
Klar könnte man sich die heile Welt wünschen, in der Reallöhne stets +5% p.a. steigen & man sich dann trotzdem noch das Haus leisten kann. Es gibt aber eben viele Gründe, warum das nicht so ist. Und der "böse Kapitalismus" ist btw gerade keiner davon, denn ohne Kapitalismus gäbe es eher eine deutlich negative Reallohnentwicklung.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Joar weiß nicht. Bin halt so aufgewachsen, meine Eltern wohnen schon immer in einer Mietwohnung. Ist so ein großer gewerblicher Vermietungskonzern, da wird es auch keinen Eigenbedarf geben.
Sagst Du jetzt und morgen verkauft der Konzern das Ding wieder und ciao kakao, dann gibts plötzlich dringenden Sanierungsbedarf und danach ist die Miete, hupsi, 4 mal so teuer. So läufts zB bei meiner Hamburger Wohnung, die früher Akelius gehörte. Da wurden nach und nach schön alle Bestandsmieter (viele seit den 70ern drin) rausgeekelt. Miete für ne 2 Zimmer 60qm Wohnung war mal 700 Euro warm, jetzt 1600 kalt.

Ich habe auf jeden Fall kein großes Interesse an Wohneigentum, muss man sich um alles selbst kümmern und bei ner Mietwohnung kann man jederzeit ohne weitere Arbeit ausziehen.

Ist doch bei ner Eigentumswohnung auch so. Ob Du nun nen Nachmieter suchst oder nen Käufer, bei dem aktuellen Markt ist es easy life.

Btw., warum sollte ich mit 79 eine Vier-Zimmer-Wohnung haben? Wenn die Kinder aus dem Haus sind, sollte man sich verkleinern.

Ja gut das ist wie mit dem Garten schon Geschmackssache. Für mich ist ein eigener Garten fast noch wichtiger als das Haus, es gibt nichts besseres und schmackhafteres als eigenes Gemüse und Obst. Und klein ist auch relativ. Also alleine brauche ich mindestens 2 Zimmer. Zu zweit MINDESTENS 3 aber besser 4. Ich finde jeder sollte seinen eigenen Raum haben, dazu Wohnzimmer und Schlafzimmer. Selbst das ist noch nicht optimal, weil dann ein Gästezimmer fehlt. Also unter 4-5 Zimmern mache ich zu zweit nicht.
 
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Dann haben wir einfach unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Ich habe in meinem Umfeld noch nie erlebt, dass jemandem die Wohnung gekündigt wurde.
Dafür habe ich schon öfter Probleme bei Eigentümern gesehen: Probleme mit den Nachbarn, kein Geld für Reparaturen und alte Menschen in viel zu großen Häusern weil man sich von Wohneigentum natürlich nicht trennt.
Davon ab wäre ja selbst eine Kündigung kein großes Problem, wenn der Mietmarkt nicht so angespannt wäre. Zieht man halt wo anders hin (meine Aussage war ja, dass hohe Mieten gesellschaftlich ein größeres Problem als eine geringe Eigentumsquote sind).

Mein Eindruck ist übrigens auch, dass viele, die gerne "ein Haus kaufen wollen", tatsächlich eigentlich nur in einem Haus mit Garten wohnen möchten. Und für viele gilt in den Köpfen halt: Haus=kaufen und Wohnung=mieten. Dabei kann man auch Häuser mieten.

Ist jetzt aber auch arg off topic, sorry.
 

Deleted_228929

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Bei mir ist es halt so, dass ich noch nie einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben habe und solange das so ist und ich auch dementsprechend noch nicht sesshaft bin, kommt Wohneigentum sowieso nicht in Frage. Würde es für die Zukunft nicht gänzlich ausschließen, aber im Moment ist das einfach keine Option.

Alterssitz wird eh Göttingen. :deliver:
 
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Tja dann ist es Zeit der Universität den Rücken zu kehren, sonst wirst du bis zur Rente befristet bleiben. :troll:
 
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Und nen Kredit gibts dann ohnehin nicht, also stellt sich die Frage nach Wohneigentum auch nicht :ugly2:
 

Deleted_228929

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Blah blah, wenn ich erstmal mein Professorengehalt einstreiche, läuft das. :fu:
 

Celetuiw

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Blah blah, wenn ich erstmal mein Professorengehalt einstreiche, läuft das. :fu:
Alles gut, ich denke keiner will dir hier was. In Realität sind diese befristeten Kettenverträge halt ein Problem, hindert die AN deutlich an der Lebensplanung, Rücklagen bilden, private Altersvorsorge. Alles unsicher.
Ich meine scheiße ich hab immer Urlaubstage gespart für Vorstellungsgespräche (kann ja sein man braucht die, wenn der AG doch nicht verlängern will. Dauerbefristung ist imo das größte :kotzerle: des Berufslebens. Bin froh das ich da raus bin.
 
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...
Btw., warum sollte ich mit 79 eine Vier-Zimmer-Wohnung haben? Wenn die Kinder aus dem Haus sind, sollte man sich verkleinern.
Der Grund ist ganz einfach: sagen wir mal Du wohnst schon 20-30 Jahre in Deiner 4-Zimmer Wohnung.
Dann ist die Miete in der Regel günstiger als eine Vergleichbare 2-3 Zimmer Wohnung in der gleichen Lage. So zumindest in Städten in den letzten 15-20 Jahren.
Und dann macht es natürlich keinen Sinn, auszuziehen. Und der Wohnraum bleibt knapp. Also durchaus ein Problem was m.E. nicht ausreichend erläutert wird.
 

Deleted_228929

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Alles gut, ich denke keiner will dir hier was.
Schon klar, war ja auch kein böse gemeintes FU. ;)

Mich persönlich stört die Befristung an sich nicht mal, zumal ich das Glück habe, eine volle Stelle zu haben - zumindest noch bis nächsten Herbst. Als kinderloser Single ist es da echt nicht schwer, Rücklagen zu bilden. Und Wohneigentum ist auch nix, was ich jetzt unbedingt anstrebe. Insofern entsteht mir da persönlich kein Mangelgefühl.
 
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@ Stirling: Und als Rentner alleine in 4 Zimmern zu leben empfinde ich nun auch nicht als völlig unangebracht oder überkandidelt, so lange wir nicht über eine Wohnung im Zentrum von München sprechen.
Nach einem erfolgreichen Arbeitsleben darf sich das Niveau der Wohnung schon ein Stück oberhalb des 20 jährigen Flüchtlings aus Somalia oder einer Studentenwohnung befinden, vielleicht sogar inklusive eines Gästezimmers.
 

Celetuiw

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Schon klar, war ja auch kein böse gemeintes FU. ;)

Mich persönlich stört die Befristung an sich nicht mal, zumal ich das Glück habe, eine volle Stelle zu haben - zumindest noch bis nächsten Herbst. Als kinderloser Single ist es da echt nicht schwer, Rücklagen zu bilden. Und Wohneigentum ist auch nix, was ich jetzt unbedingt anstrebe. Insofern entsteht mir da persönlich kein Mangelgefühl.
Das ist ja auch ok und hat ne Menge mit der persönlichen Einstellung und Lebenssituation zu tun. Für eher an Sicherheit orientierte Menschen und mit Kindern kann das ein großer psychischer Stressfaktor sein, das legen viele Studien nahe. Für mich persönlich war es das auch.
Aber schön, dass es für dich kein Problem ist :top:
 
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Der Grund ist ganz einfach: sagen wir mal Du wohnst schon 20-30 Jahre in Deiner 4-Zimmer Wohnung.
Dann ist die Miete in der Regel günstiger als eine Vergleichbare 2-3 Zimmer Wohnung in der gleichen Lage. So zumindest in Städten in den letzten 15-20 Jahren.
Und dann macht es natürlich keinen Sinn, auszuziehen. Und der Wohnraum bleibt knapp. Also durchaus ein Problem was m.E. nicht ausreichend erläutert wird.
Das ist mir klar und eine Folge des kaputten Mietmarktes, was ich ja als klares Problem identifiziert habe.
In einem gesunden Markt sollte imo eine kleine Wohnung günstiger sein als eine große.
 

Gustavo

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@ Stirling: Und als Rentner alleine in 4 Zimmern zu leben empfinde ich nun auch nicht als völlig unangebracht oder überkandidelt, so lange wir nicht über eine Wohnung im Zentrum von München sprechen.
Nach einem erfolgreichen Arbeitsleben darf sich das Niveau der Wohnung schon ein Stück oberhalb des 20 jährigen Flüchtlings aus Somalia oder einer Studentenwohnung befinden, vielleicht sogar inklusive eines Gästezimmers.

Na ja, wenn man heute Rentner ist und ein erfolgreiches Arbeitsleben hatte, dann dürfte man in aller Regel auch die finanziellen Mittel haben, Eigentum zu erwerben, außer halt man hat in München, Hamburg oder so gelebt. Trotzdem sollte man imho darüber nachdenken, das eigene Eigentum dann zu vermieten und in eine kleinere Wohnung zur Miete zu ziehen, einfach weil es ein bisschen unfair ist, als alleinstehender Rentner eine Wohnung zu blockieren, in der auch eine Familie wohnen könnte, während genügend Familien in deutschen Großstädten heute in Wohnungen wohnen, die eher für einen alleinstehenden Rentner geeignet wären. Wird ab einem gewissen Zeitpunkt wohl auch ziemlich mühsam, sich um so eine große Wohnung noch zu kümmern, wenn man älter wird.

So richtig stört es mich allerdings nur da, wo Leute irgendwie seit 1972 in derselben Wohnung zur Miete wohnen, aber dann irgendwie 1/5 des marktüblichen Preises zahlen.
 
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Finanziell ist Eigentum statt Miete nicht klar besser. Das gilt natürlich nur dann, wenn man als Mieter sein Geld vernünftig anlegt. Der deutsche Michel mit panischer Angst vor Aktien sollte lieber Eigentum erwerben als eine teure Kapitallebensversicherung.

Für "Young professionals" ist Miete üblicherweise besser, aufgrund der Flexibilität. Als Single, Paar, Familie ändert sich der Wohnbedarf. Man möchte vielleicht aus beruflichen Gründen umziehen etc.

Und das mit dem in Alter umziehen ist tatsächlich tricky. Im Idealfall trifft man die Entscheidung früh, damit man das neue Domizil sein eigen machen kann und sich da wohlfühlt. Dass die 87-jährige Nachbarin in unserer alten Wohnung nicht aus ihrer 110m² ausziehen wollte, in der sie seit den Fünfzigern wohnte, kann ich verstehen.

Daher fände ich es besser, wenn es für Eigentümer von teuren Wohnungen höhere Bodenwertsteuer gäbe, und das Delta zwischen Altmieten und Neumieten nicht so hoch wäre. Das würde ökonomische Anreize setzen, Wohnraum vernünftiger zu nutzen.

Die Erwartungshaltung, dass alte Menschen aus fairness umziehen, obwohl ihre Miete minimal ist oder von der Grundsicherung übernommen wird, finde ich leider nicht realistisch.
 

parats'

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Finanziell ist Eigentum statt Miete nicht klar besser. Das gilt natürlich nur dann, wenn man als Mieter sein Geld vernünftig anlegt. Der deutsche Michel mit panischer Angst vor Aktien sollte lieber Eigentum erwerben als eine teure Kapitallebensversicherung.
Aber auch nur, weil dich eine Immobilie zum sparen zwingt. Genaugenommen entspricht die Zinslast deiner Kaltmiete und die Tilgung deiner Spareinlage. Wer mietet und die eigentliche "Tilgung" versäuft, braucht sich nicht wundern, wenn nichts übrig ist.
Raute zur LV: wie man in Deutschland mehr Lebensversicherungen als Einwohner haben kann ist mir unbegreiflich (Risiko & Kapital).
 
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Hier ist das Forum wieder nur ein Ausschnitt der Gesellschaft:
Es können sich schlicht viele kein Eigentum leisten. Deswegen ist die Aussage für mich einfach daneben, dass "der deutsche Michel seine Tilgung versäuft anstatt anzulegen". Wir reden an anderer Stelle von Entlastungspaketen, Inflation und Energiepreise - da bin ich der Meinung, dass das Versaufen nicht die Regel ist (ein Hoch auf den Dienstleistungssektor und ausfallenden kontinuierlichen Lohnsteigerungen...).
 

parats'

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Dude hier geht es um den Kontext mieten vs kaufen. Wer sich für mieten statt kaufen entscheidet, obwohl er auch kaufen könnte, darf sich am Ende nicht beschweren, wenn er ohne Sparzwang nichts hat.
Das sich viele kein Eigentum leiten können steht doch auf einen anderen Blatt Papier und ist meiner Meinung nach nicht Bestandteil der Posts von Gustavo und Xantos.

Also mal etwas den Blutdruck senken und den Kontext beachten.
 
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Aber auch nur, weil dich eine Immobilie zum sparen zwingt. Genaugenommen entspricht die Zinslast deiner Kaltmiete und die Tilgung deiner Spareinlage. Wer mietet und die eigentliche "Tilgung" versäuft, braucht sich nicht wundern, wenn nichts übrig ist.
Richtig, der Sparzwang ist der wichtigste Faktor.
Aber ich denke auch, dass unter Werterhaltungsaspekten eine eigene Immobilie besser sein kann, als das Cash auf dem Konto liegen zu haben, oder in "strukturierte Altersvorsorgeprodukte" zu investieren.

Hier ist das Forum wieder nur ein Ausschnitt der Gesellschaft:
Es können sich schlicht viele kein Eigentum leisten. Deswegen ist die Aussage für mich einfach daneben, dass "der deutsche Michel seine Tilgung versäuft anstatt anzulegen". Wir reden an anderer Stelle von Entlastungspaketen, Inflation und Energiepreise - da bin ich der Meinung, dass das Versaufen nicht die Regel ist (ein Hoch auf den Dienstleistungssektor und ausfallenden kontinuierlichen Lohnsteigerungen...).
Ja, es gibt Leute, die tatsächlich absolut wenig verdienen.
Es gibt aber auch viele Leute, die sich halt ein teures iPhone, ein schickes Auto, und 2x Auslandsurlaub im Jahr leisten können und deshalb kein Geld haben (ob für eine Immobilie oder zur Geldanlage.
 

parats'

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Es gibt aber auch viele Leute, die sich halt ein teures iPhone, ein schickes Auto, und 2x Auslandsurlaub im Jahr leisten können und deshalb kein Geld haben (ob für eine Immobilie oder zur Geldanlage.
Und das ist übrigens genau der Punkt. Hier geht es nicht um das beliebte Beispiel der alleinerziehenden Krankenschwester auf dem Land mit einem 15 Jahre alten Opel Astra und Schimmel in der Mietswohnung, nur um mal alle gängigen Beispiele einzusammlen. Die hat sicherlich massive Probleme, aber eine Immobilie ist es in so einer Situation eben nicht.
In meinem direkten Umfeld beklagen sich nur die Leute über eine fehlende Immobilie, die eigentlich wissen, dass deren Haushaltseinkommen sowas locker stemmen können müsste, aber komischerweise niemals Geld übrig haben.
 

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Dude hier geht es um den Kontext mieten vs kaufen. Wer sich für mieten statt kaufen entscheidet, obwohl er auch kaufen könnte, darf sich am Ende nicht beschweren, wenn er ohne Sparzwang nichts hat.
Also, ich teile das IsCreams Meinung, wir sind hier schon sehr verakademisiert und selbst da ist es nicht so einfach. Ich lese hier viele allgemeine Hinweise und Diskussionen, die sich für den 0815-Bürger in Hindsight schon klären, in der Realität nicht ganz so einfach sind. Typischerweise sollten Entscheidungen bezüglich Altersvorsorge oder Erwerb einer Immobilie relativ früh in der Biographie getroffen werden. Da gehe ich ja mit. Allerdings präsentieren sich die Optionen nicht mit totaler Informationslage, sondern eher mit massiven Unsicherheiten. Ich erwähnte es im anderen Topic und SFJ hat auch Beispiele gegeben. Der Lebenslauf ist nicht mehr so toll standardisiert, als das man Unsicherheiten noch perfekt kategorisieren kann. Selbst als Fachkraft hast du in den letzten 20 Jahren die Nachwirkungen des 11. Septembers, der Bankenkrise, Corona und nun die Energiekrise am Bein, sowie das übliche Geschwanke der Globalisierung und der neuen Technologien am Bein. So rasante Änderungen im allgemeinen Leben gab es im letzten Jahrhundert einfach nicht, es gab kein Internet und es gab lange noch den Ost/West-Block, der zumindest mal recht stetig war, klare Verhältnisse eben.
Hatte als Kunden diverse Mechatroniker, die in den 20 Jahren mehrfach Insolvenzen des Arbeitgebers erlebten und stetig um den Job bangten. Sind zwar immer wieder sehr zügig untergekommen, aber immer in Verbindung mit Arbeitsplatzwechseln und schwankenden Gehältern. Ist jetzt nicht so prall, wenn man 10+ Jahre in etwas investieren soll, aber gleichzeitig nie weiß, was in den nächsten fünf Jahren so kommen wird. (Hier hatte ich z.B. häufiger mal Drucktechniker, die ~1998-2004 mit der Ausbildung fertig waren. Tja, c'est la vie). Für etwas niedrigere Qualifikationen ist es noch schwieriger, obwohl die eine Ausbildung haben und eigtl. ganz gut dastehen. Rede da über Maschinen- und Anlagenführer, Pflegekräfte und co. Es ist schon halbwegs sicher, aber kein Vergleich zu typischen Erwerbsbiographien mit dem Einstieg zwischen 1950 und 2000. Sowohl was Sicherheit als auch Einstiegsgehalt angeht. Siehe hier z.B. Celes Einwand, dass man sich alles mögliche als kurzes Polster anspart, seien es auch nur Urlaubstage in befristeten Verhältnissen (was übrigens, mein Erlebnis, krass auf die Psyche gehen kann).
In urbanen Gebieten sind die Arbeitsplatzwechsel nicht so krass, dafür aber die Lebenserhaltungskosten größer und bezahlbarer Wohnraum für diese Gehaltsklassen niedriger. Also zieht man - wenn überhaupt - etwas raus und hat dann aber wieder die Unsicherheiten bezüglich Arbeitsort.
Bis man wirklich ein halbwegs sicheres Gefühl entwickelt ist man schon gerne mal Mitte 30. Ist nebenbei auch tödlich für die Fertilitätsrate des Landes, weil entsprechende Lebensentscheidungen nach hinten geschoben werden. Habe vollstes Verständnis dafür und empfinde daher so Kommentare mit "versäuft man" schon gut von oben herab - genau das ist die Attitüde, die Parteien wie die AfD / Linken zu Bauernfängern macht. In den Phasen der Unsicherheit findet man sich sicher nicht im Programm von FDP, CDU, SPD oder Grün gut vertreten.
 
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Also mir ging es ja ursprünglich darum, dass gesellschaftlich gesehen hohe Wohnkosten ein Problem sind, aber eine geringe Eigentumsquote nebensächlich ist. Jetzt geht es darum, was sich im aktuellen Umfeld für das Individuum finanziell besser rechnet. Im Flüchtlingsthread :mond:
 

parats'

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Ich widerspreche dir da überhaupt nicht. Aber hier ging es um die finanzielle Entscheidung von mieten gegenüber kaufen. Wer vor dieser Entscheidung steht, hat sicherlich soviel finanzielle Kraft, dass sich die Erwägung überhaupt ergibt.
Wer dann 30 Jahre später seine Entscheidung zur Miete in Frage stellt, weil keine nennenswerte Rücklagenbildung stattgefunden hat, der hat schlicht und einfach seine Kohle auf den Kopf gehauen.
Von daher möchte hier schon differenzieren, denn mir geht es nicht um die Bevölkerungsschicht die von Monat zu Monat lebt und keine Möglichkeit hat Rücklagen zu bilden. Dieser muss gezielt geholfen werden, um auch im Alter nicht in die Armut zu rutschen oder gar zu verbleiben. Mir geht es um die Leute, die eigentlich Geld hätten aber aufgrund persönlicher Lebensführung lieber Koks und Nutten vorziehen und dann am Ende heulen, dass sie keine Immobilie haben.

p.s. so langsam derailt das auch. Vielleicht sollte man das rausteilen oder verschieben.. ;)
 
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Wobei Koks und Nutten auch die Lebensqualität steigern können.
Grundsätzlich verstehe ich deine Argumentation, nur ist es doch berechtigt zu fragen: warum soll ich es anders machen als alles auf den Kopf zu hauen (Versaufen) und zur Miete zu wohnen. Es ist ja eine Lebenseinstellung. Vielleicht stört dich die Einstellung auch deswegen, weil sie am Rentenbeginn auf den Staat zurückgreifen müssen (Wohngeldunterstützung zb).
Ich denke auch nicht, dass das toll ist (moralisch betrachtet), erst alles zu verjubeln und dann nach den anderen zu rufen.
Nur kann man es nicht vorschreiben.
 
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Als Alleinstehender ist es am besten alles zu verjubeln.
Gut leben und mit nem restvermögen von 500€ in die Rente gehen. Dann direkt ins Pflegeheim und die Kosten übernimmt der Staat und man wird täglich gewaschen und bekommt fressi. Was sollen Sie machen?
 

GeckoVOD

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Von daher möchte hier schon differenzieren, denn mir geht es nicht um die Bevölkerungsschicht die von Monat zu Monat lebt und keine Möglichkeit hat Rücklagen zu bilden.
Ich weiß nur nicht so genau welche Bevölkerungsschicht du da adressierst, oder wen genau du meinst. Meine Nahfeldempirie zeigt mir wenige Leute, die real "von Monat zu Monat" leben und trotzdem wenige bis gar keine Möglichkeiten haben signifikante Rücklagen zu bilden, bzw. durchaus Rücklagen gebildet werden, die aber nicht für die große Altersvorsorge von früh an reichen. Da helfen die Boomer-Ratschläge wenig, dass man sich halt bischen einschränken oder besser investieren soll, das tut man meist schon. Bis ich die Rücklagen wirklich gezielt in Investitionen sicher verwandeln kann, sind einige Fragen zu klären: Fester, langfrister, unbefristeter und halbwegs sicherer Arbeitsplatz, Infrastruktur für Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit, sowie halbwegs zukunftsfähiger Standort zum Beispiel. Von der Grundausstattung, die abhängig vom Lebensmittelpunkt zwingend notwendig ist, ganz zu schweigen (z.B. halbwegs sinnvolle Einrichtung, Logistik, Ausbildung/Weiterqualifizierung und evtl. Familienpflege). Komplett ausgeklammert, was für die eigene wirtschaftliche Existenzgründung aufwerfen könnte (z.B. Handwerk, eigenes Unternehmen). Was man sich daneben ansparen kann ist teilweise schon das notwendige Polster, falls etwas der normalen Grundbedürfnisse in die Binsen geht (Mieterhöhung, laufende KfZ-Kosten, größere Haushaltsgeräte, Sanierungen [im Falle von Kohabitation mit den Eltern] ....), ohne direkt dafür einen Kredit / Geldleihen zu benötigen. Ob und wie solche Unsicherheiten anders abgefangen werden können, erklärt dem 0815-Deutschen im Zweifelsfall keiner, erst recht nicht das Bildungssystem oder die Hausbank. Das nüchtern betriebswirtschaftlich durchzurechnen ist schwierig ohne Vorbildung / Hilfen. Es ist nicht, dass die Leute nicht sparen wollen, sondern es einfach unklar ist, ab wann und wie sinnvoll gespart werden sollte, abhängig der jeweiligen Lebenssituation. Es ist den Betroffenen schon klar, dass bspw. ein Arbeitsplatzverlust kein großes Ding ist (an und für sich), weil man schnell wieder reinkommt. Fraglich ist nur wie so ein Umstand das Investment verändert, gerade wenn die Investition (bspw. Hauskauf) über Jahrzehnte läuft. Man ist ja kein Fachmann für alle Arten der Investitionen, wie auch?
 
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Am besten hat man es natürlich wenn man reich ist, die zweit beste Option in Deutschland ist aber einfach nix zu haben. Dann gibts Geschenke vom Sozialstaat. Wer ein bisschen was hat ist hier der gefickte, der wird geschröpft und verarscht.
Danke Adenauer bis Scholz.
 

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Ich weiß nur nicht so genau welche Bevölkerungsschicht du da adressierst, oder wen genau du meinst. Meine Nahfeldempirie zeigt mir wenige Leute, die real "von Monat zu Monat" leben und trotzdem wenige bis gar keine Möglichkeiten haben signifikante Rücklagen zu bilden, bzw. durchaus Rücklagen gebildet werden, die aber nicht für die große Altersvorsorge von früh an reichen. Da helfen die Boomer-Ratschläge wenig, dass man sich halt bischen einschränken oder besser investieren soll, das tut man meist schon. Bis ich die Rücklagen wirklich gezielt in Investitionen sicher verwandeln kann, sind einige Fragen zu klären: Fester, langfrister, unbefristeter und halbwegs sicherer Arbeitsplatz, Infrastruktur für Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit, sowie halbwegs zukunftsfähiger Standort zum Beispiel. Von der Grundausstattung, die abhängig vom Lebensmittelpunkt zwingend notwendig ist, ganz zu schweigen (z.B. halbwegs sinnvolle Einrichtung, Logistik, Ausbildung/Weiterqualifizierung und evtl. Familienpflege). Komplett ausgeklammert, was für die eigene wirtschaftliche Existenzgründung aufwerfen könnte (z.B. Handwerk, eigenes Unternehmen). Was man sich daneben ansparen kann ist teilweise schon das notwendige Polster, falls etwas der normalen Grundbedürfnisse in die Binsen geht (Mieterhöhung, laufende KfZ-Kosten, größere Haushaltsgeräte, Sanierungen [im Falle von Kohabitation mit den Eltern] ....), ohne direkt dafür einen Kredit / Geldleihen zu benötigen. Ob und wie solche Unsicherheiten anders abgefangen werden können, erklärt dem 0815-Deutschen im Zweifelsfall keiner, erst recht nicht das Bildungssystem oder die Hausbank. Das nüchtern betriebswirtschaftlich durchzurechnen ist schwierig ohne Vorbildung / Hilfen. Es ist nicht, dass die Leute nicht sparen wollen, sondern es einfach unklar ist, ab wann und wie sinnvoll gespart werden sollte, abhängig der jeweiligen Lebenssituation. Es ist den Betroffenen schon klar, dass bspw. ein Arbeitsplatzverlust kein großes Ding ist (an und für sich), weil man schnell wieder reinkommt. Fraglich ist nur wie so ein Umstand das Investment verändert, gerade wenn die Investition (bspw. Hauskauf) über Jahrzehnte läuft. Man ist ja kein Fachmann für alle Arten der Investitionen, wie auch?
Wer heute für Mindestlohn arbeitet (auch die zukünftigen 12€), wird in vielen Gegenden Deutschland keine Rücklagen geschweige denn gescheite Altersvorsorge bilden/betreiben können. Das mag auf dem Dorf und der grauen Theorie noch funktionieren, nivelliert sich aber dann sicherlich mit den Aufwänden für die Lohnarbeit (Fahrtkosten) und Erreichbarkeit sozialer Einrichtungen. Da bleibt einfach nichts übrig um am Ende des Monats Rücklagen zu bilden. Von Altersvorsorge jenseits der RV brauchen wir nicht sprechen.
Diese Leute sind aber überhaupt nicht gemeint, denn für die ergibt sich aufgrund diverser anderer Gründe niemals die Situation, dass sie vor der Entscheidung mieten oder kaufen stehen werden - es fehlen schlicht die finanziellen Mittel. Das verschärft und weitet sich in Metropolregionen sicherlich aus.

Ich verstehe den ganzen Punkt deiner Unsicherheit nicht - wieso sollten Unwägbarkeiten des Lebens mich davon abhalten in erster Instanz Rücklagen zu bilden und dann irgendwann an die private Altersvorsorge überzugehen?
Von daher nochmal - wer vor der Entscheidung steht ob er kauft oder mietet, der hat bereits soviel finanziellen Spielraum, dass die Bank ein Darlehen gewährt.
Was genau ist also dein Punkt? Eigentlich hattest Du dich doch mit IsCream darüber aufgeregt, dass hier Vokabeln wie "versoffen" verwendet werden, welche aber ausdrücklich auf die Schicht abzielt, die überhaupt eine reelle Entscheidung treffen kann, für alle darunter ergibt sich der Punkt versaufen nicht, weil das Geld gerade mal so reicht.

p.s. Ich persönlich halte die Immobilie für nach wie vor ungeeignet um Altersvorsorge zu betreiben, da ist mir das Klumpenrisiko viel zu hoch.
 
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Wer heute für Mindestlohn arbeitet (auch die zukünftigen 12€), wird in vielen Gegenden Deutschland keine Rücklagen geschweige denn gescheite Altersvorsorge bilden/betreiben können.
Richtig. Diese Menschen haben heute, und wenn in der Rente, etwa so viel haben, wie diejenigen, die ihr ganzes Leben lang gar nicht arbeiten.

Ihre Lebensqualität wird dabei oft sogar schlechter sein, weil sie harte Jobs machen müssen, Stress im Berufsverkehr haben, und je nach Job nicht in einer günstigen Gegend wohnen können.

Genau das ist nicht fair. Ich muss Leute, die arbeiten, in die Lage versetzen, sich deutlich mehr leisten zu können, als die, die gar nicht arbeiten.

Ich halte das tatsächlich für das größte soziale Problem in Deutschland. Es ist hoch unfair, und setzt ganz falsche Anreize.

Das mag auf dem Dorf und der grauen Theorie noch funktionieren, nivelliert sich aber dann sicherlich mit den Aufwänden für die Lohnarbeit (Fahrtkosten) und Erreichbarkeit sozialer Einrichtungen. Da bleibt einfach nichts übrig um am Ende des Monats Rücklagen zu bilden. Von Altersvorsorge jenseits der RV brauchen wir nicht sprechen.
Bei Mindestlohn ja. Aber zum Glück haben wir in vielen deutschen ländlichen Gegenden hoch recht gute Jobs.

Wenn du einen Facharbeiter-Job auf dem Land hast, dann kann es echt okay sein. Kenne ich aus der Heimat. Grundstücke sind bezahlbar, Eigenleistung durch dich und Freunde/Kollegen/Familie häufig. Freizeit ist weniger das Restaurant als die wöchentlichen Geburtstage der Familie und Freunde.

Das ist noch der "old school" BRD-Traum als Analogie zum American dream. Und es ist nicht so selten, da die Mehrheit eher ländlich lebt und nicht Mindestlohn bezieht. Daher speist sich auch der relative soziale Friede in Deutschland. Dass du in deinem Heimatkaff oft noch gute Jobs hast und sich dann das obige Szenario ergibt.

Aber es ist natürlich nicht überall so und für jeden. Im Osten gibt es das weniger, und im Süden sind die Preise selbst in diesen ländlichen Gebieten oft so hoch, dass die Frage ist, ob du ein Grundstück in der Familie hast.

Diese Leute sind aber überhaupt nicht gemeint, denn für die ergibt sich aufgrund diverser anderer Gründe niemals die Situation, dass sie vor der Entscheidung mieten oder kaufen stehen werden - es fehlen schlicht die finanziellen Mittel. Das verschärft und weitet sich in Metropolregionen sicherlich aus.

Ich verstehe den ganzen Punkt deiner Unsicherheit nicht - wieso sollten Unwägbarkeiten des Lebens mich davon abhalten in erster Instanz Rücklagen zu bilden und dann irgendwann an die private Altersvorsorge überzugehen?
#2.

Das Problem ist hier maximal mangelnde Bildung, was eigene Geldanlage angeht. Aka Angst vor Aktien. Es ist halt in fast jeder Lebenslage sinnvoll, kontinuierlich ein bisschen Geld in ETFs zu stecken.

Das spricht übrigens auch für Mieten, weil der Traum vom kaufen dann oft zur Empfehlung führt: "na, dann sind Aktien natürlich gar nichts, wenn du Eigenkapital für in 5 Jahren ansparen willst" (so als ob der Zeitpunkt gottgegeben fix ist -- ich würde behaupten, dass mindestens 30% Aktien auch für 90% derer sinnvoll wären, die auf ein Haus/eine Wohnung sparen).
Von daher nochmal - wer vor der Entscheidung steht ob er kauft oder mietet, der hat bereits soviel finanziellen Spielraum, dass die Bank ein Darlehen gewährt.
Ja, wobei das Darlehen halt oft gewährt wird, weil heute 2% Tilgung okay ist, und Jobs noch als sicher gelten. Je nach Branche und ihren Zukunftsperspektiven in Deutschland finde ich den Umstand, dass eine Bank dir was finanzieren würde nicht unbedingt ein Argument für eine super stabile Situation.

Was genau ist also dein Punkt? Eigentlich hattest Du dich doch mit IsCream darüber aufgeregt, dass hier Vokabeln wie "versoffen" verwendet werden, welche aber ausdrücklich auf die Schicht abzielt, die überhaupt eine reelle Entscheidung treffen kann, für alle darunter ergibt sich der Punkt versaufen nicht, weil das Geld gerade mal so reicht.

p.s. Ich persönlich halte die Immobilie für nach wie vor ungeeignet um Altersvorsorge zu betreiben, da ist mir das Klumpenrisiko viel zu hoch.
#2.

(Glaube btw mein Post könnte sich teils so lesen als würde ich gegen dich argumentieren -- glaube aber ich bin fast überall bei dir.)
 
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Als jemand, der in München lebt, stelle ich mir die Frage "Kaufen oder Mieten" nicht. Werde irgendwann mal eine Eigentumswohnung in meiner Heimat erben. Die werde ich dann vermieten und in 25 Jahren als Alterswohnsitz nutzen. Aber solange ich hier in Muc lebe, werde ich schön brav monatliche eine absurde Summe für einen Schuhkarton bezahlen. Ich könnte natürlich woanders wohnen, aber das will ich nicht.
 
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Gustavo

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Genau das ist nicht fair. Ich muss Leute, die arbeiten, in die Lage versetzen, sich deutlich mehr leisten zu können, als die, die gar nicht arbeiten.

Ich halte das tatsächlich für das größte soziale Problem in Deutschland. Es ist hoch unfair, und setzt ganz falsche Anreize.

Nur dass du nicht sagen kannst oder sagen willst wie du das machen würdest. Ich habe dir ein durchgerechnetes Modell, das von 60% Transferentzugsquote ausgeht, gezeigt und damit wird das fundamentale Problem nicht gelöst, schlicht weil es einfach nicht wirklich lösbar ist, außer du bist bereit entweder (1) DEUTLICH mehr umzuverteilen und quasi unser gesamtes Gehaltsgefüge über den Haufen zu werfen* oder (2) Sozialleistungsbezieher deutlich unter dem Existenzminimum leben zu lassen. Anders ist das Problem ökonomisch schlicht nicht zu lösen, weil der typische alleinstehende Mindestlohnbezieher einfach nicht produktiv genug ist, um von seiner Erwerbsarbeit eine Existenz zu finanzieren, die deutlich über dem liegt was wir als Gesellschaft als Existenzminimum zu akzeptieren bereit sind. Leute im sagen wir zehnten Perzentil der Einkommensverteilung (ungefähr wo das Mindestlohnsegment anfängt) verdienen in Industriestaaten anteilig entweder so wie in Deutschland oder so wie in Großbritannien/USA. Die einzigen Länder, in denen sie besser leben als in Deutschland/Frankreich/Österreich/Niederlande etc. sind Länder, in denen der Wohlstand noch höher ist (Norwegen/Schweiz hauptsächlich), aber der Anteil an diesem Wohlstand ist dort genauso hoch wie hier. Die Länder, die von diesem Anteil eine Abweichung erreichen, erreichen sie alle nach unten.






*wenn du nach unten zu Mindestlohnbeziehern umverteilst wirst du ja auch den Lohnabstand zu Nicht-Mindestlohnbeziehern intakt halten müssen, wodurch du weiter umverteilen musst bis tief in die Mittelschicht
 
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@ pink: Das ist natürlich bequem.
Jetzt stell Dir vor Du müsstest zusätzlich zum Schuhkarton bezahlen noch fette Rücklagen bilden. Enjoy.
 
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