Dafür kostet der Doktorand aber auch viel weniger. Klar kann der Prof die Arbeit wahrscheinlich besser ausführen, aber man wird dann viel weniger Profs haben als vorher Doktoranden.
Übungen und Praktika betreuen, Bachelor und Masterarbeiten betreuen, Code schreiben, in großen Datenmengen rumstochern, Sachen im Labor einfach mal ausprobieren... das sind alles so Sachen die macht der Doktorand auch nicht so viel schlechter als der Prof und man brauch vor Allem genug Leute. Wenn ich mir anschaue was die Doktoranden mit denen ich am Lehrstuhl war alles gemacht haben... das wäre nicht finanzierbar gewesen das durch Profs zu ersetzen.
Das hat allerdings auch sehr viel damit zu tun, wie an deutschen Unis Geld ausgegeben wird. Wenn man eine Professorenstelle als einmal W2 sieht dann ist das kaum mehr als einmal eine volle Stelle TV-L13. So funktionieren in Deutschland aber regelmäßig nur W1 Professuren. Das ist imho das Problem: Weil jede "richtige" Professorenstelle direkt ihr eigenes kleines Reich finanziert bekommen muss, wird es schnell teuer. Das ist genau, was man mit dem Department-System vermeiden.
Das ist schon richtig, aber der Sinn eines Universitätsstudiums ist eben nicht nur zu lernen was man danach im Beruf braucht. Physik ist generell ein gutes Beispiel für einen Studiengang in dem man unheimlich viel lernt was einem wichtige und nützliche Fähigkeiten gibt, auch wenn man danach häufig etwas fachfremd arbeitet.
Meine aktuelle Arbeit in der Industrie hat mit meinem Forschungsfeld aus der Promotion auch nichts mehr zu tun. Trotzdem hat sich die Promotion für mich gelohnt, auch wenn ich natürlich mehr Geld verdient hätte gleich in der Industrie anzufangen. Habe viel Erfahrungen gemacht und viel gelernt was ich nicht vermissen möchte. Einiges ist direkt transferierbar, anderes nicht, aber trotzdem wertvoll das zu haben.
Die einzigen Doktorandenstellen die ich streichen würde sind all die für die es eigentlich keine echte Arbeit gibt. Diese Themen die eigentlich absolut niemand interessieren und nur bearbeitet werden damit der Doktorand eben was zum arbeiten hat. Oder statt streichen eben unbezahlt machen, ich glaube aber das gilt für viele solche Stellen in den Laberfächern sowieso schon.
Na ja, ich würde ja auch nicht alle Doktorandenstellen streichen. Aber prinzipiell würde ich versuchen die Zahl der Doktorandenstellen für Leute, die nicht ernsthaft in die Wissenschaft wollen, möglichst klein halten, außer wenn es dafür einen guten Grund jenseits von "machen eben die Arbeit, für die wir keine Professoren bezahlen konnten" gibt. Damit käme man auch von der deutschen Unart weg, einen Doktortitel als etwas zu sehen, was quasi der höchste Studienabschluss ist und nicht der Beleg, das jemand eigenständig Forschung betreiben kann, die er eigentlich sein sollte. Generell schimpfen alle immer über Bologna, aber imho gibt es in Deutschland immer noch viel zu viel im Bildungssystem, wo sich im Grunde genommen seit dem 19. Jahrhundert das Grundkonzept gehalten hat.
Natürlich kann man keine objektiv sinnvolle Anzahl an Historikern festlegen. Man kann aber sagen, dass man zB bereit ist, jedes Jahr Geld für 500 Historiker auszugeben. Und dann bildet man entsprechend viele Historiker aus, um diese Stellen besetzt zu halten.
Momentan scheint man ja mehr Wissenschaftler auszubilden als man bereit ist einzusetzen. Da passt dann das Verhältnis einfach nicht.
Na ja, das würde aber doch bedeuten, dass du quasi bereits nach dem Diplom/Staatsexamen/Master bereit bist zu sagen, wer Wissenschaft kann oder nicht. De facto sind diese Abschlüsse aber alle eher dazu gedacht, die Befähigung nachzuweisen, dass du Wissenschaft machen kannst, nicht bereits ein Nachweis davon. Ich kenne eine Menge Leute, die sehr gute Studenten waren, aber keine guten Wissenschaftler geworden sind (obwohl manche davon durchaus in der Wissenschaft geblieben sind). Finde einen gewissen Pool an Leuten sollte man sich da schon leisten, unter denen man dann auswählt. Wenn da ein paar mehr Leute mit Promotion rauskommen, die später keine Berufsakademiker werden, ist das schon ok, ist imho für eine Gesellschaft eher ein Gewinn als ein Verlust, wenn wir mehr statt weniger promovierte Bauingenieure, Historiker, Biologen oder Ökonomen haben. Nur dann halt auch mit einer richtigen wissenschaftlichen Ausbildung, nicht nebenbei Promotion schreiben oder WiMis mit einem Lehrdeputat, das einzig und alleine dazu ausgelegt ist, nicht mehr tenure track Stellen besetzen zu müssen.