Hierauf möchte ich noch einmal eingehen: Es hängt von der Religion ab. Als Moslem würde ich natürlich politische Konsequenzen aus der Religion folgern, im Koran sind viele Prinzipien festgelegt, wie ein Staat aufgebaut sein sollte.
Als evangelischer Christ sage ich: Nein, Gottes Reich ist nicht von dieser Welt.
Allerdings leiten sich ja auch meine ethischen Prinzipien aus meiner Religion ab, aus denen ich dann wiederum ableite, wie ein Staat sein sollte. Für mich wäre da Freiheit besonders wichtig, weshalb ich sehr liberal eingestellt bin, aber das könnte auch anders sein.
Daher verstehe ich auch nicht, wie du aus dem Staat, den eine Religion begründet, die Religion beurteilen willst. Welche Prinzipien willst du anlegen? Deine ethischen Prinzipien leiten sich ja vom Mensch als Maß aller Dinge her, diese Rolle verliert der Mensch jedoch, wenn man von der Existenz eines Gottes ausgeht.
Ok, ausführlich das Ganze:
- Unmoralisch für mich ist, wenn ich von anderen getötet, verletzt oder bestohlen werde (ohne dass ich andere getötet, verletzt oder bestohlen habe).
- Ein Mord, der auf das Konto eines religiösen Fanatikers geht, kann ich nicht als Argument gegen seine Religion benutzen, es könnten andere Gründe dahinter stehen. Ebensowenig kann ich Statistiken benutzen, da es praktisch unmöglich ist, eine philospohische Ursache (z.B. Religion) daraus abzuleiten.
- Deshalb wende ich mich organisierter Religion und deren Schriften zu. Dort sind oft politische Forderungen, die aus religiösen Ansichten abgeleitet sind, zu finden.
- Diese Forderungen vergleiche ich mit meinen Moralvorstellungen und leite dann ab, ob eine Religion unmoralisch ist oder nicht.
Im Fall der katholischen Kirche ist der Fall eindeutig. Die befürwortet explizit eine staatliche Umverteilung, d.h. den Diebstahl von Gütern von Habenden und eine Verteilung zu Nicht-habenden.
Worauf es letztlich ankommt, ist die Frage, ob man die Religion konsequent in die Politik umsetzt. Wenn z.B. die jeweilige Religion sagt, dass man 'bedürftigen Menschen Geld geben' sollte und man deshalb für eine Steuererhöhung stimmt um bedürftigen Menschen Geld über den Staat zu geben, dann ist man in einer moralisch ganz anderen Kategorie als wenn man einfach sein eigenes Geld spendet und gegen eine Steuererhöhung stimmt (d.h. anderen nicht seine Religion aufzwingt).