in welchem universum lebst du? wird frauen in westlichen industrieländern wie deutschland wirklich von kindesbeinen eingetrichtert, dass sie nicht genausoviel wert seien wie männer? überhaupt nicht glaubwürdig.
Wurde, nicht wird. Dass es heute anders aussieht als vor 20-30 Jahren, will ich ja nicht abstreiten, aber dass die Denkweisen, die früher vermittelt wurden, in denen es chic war, als Frau eher gegenüber dem Ehemann zurückzustecken, schon aus den Köpfen herausgewandert sind, will doch niemand behaupten? Bis vor 22 Jahren war man als Mann noch sauber aus der Nummer "Vergewaltigung in der Ehe" heraus gekommen, mal so als Beispiel, du willst mir doch nicht erklären, das wäre so der letzte Strohhalm, an den sich patriachale Strukturen klammern?
wovon redest du? diese frage ist absolut unzulässig in einem bewerbungsgespräch und klingt eher nach hollywood als nach alltag. vielleicht sollten wir langsam mal wieder auf den boden der tatsachen zurückkommen und aufhören so zu tun, als könnte man mehrfach schwanger werden oder jahrelang halbtags arbeiten, aber trotzdem vergleichbare karrieren hinlegen wie die kinderlosen oder die väter, die maximal 2 wochen vaterschaftsurlaub in anspruch nehmen und dann wieder im büro sitzen.
Darum ging es mir an der Stelle überhaupt nicht, sondern darum, dass du als Frau häufiger als dir jetzt vielleicht lieb ist, automatisch mit dem Makel behaftet wirst, Kinder kriegen zu
können. Es wird nicht davon ausgegangen, dass du deinem Arbeitgeber durchgängig zur Verfügung stehst, weil "alle Frauen ja Kinder wollen, und die wollen dann bestimmt auch die 14 Monate daheim bleiben, also sind sie sicher, dass sie eien Vollzeitstelle wollen? Jede Form Führungsposition würde ich mir ja überlegen, ob sie
das mit Kindern noch schaffen?".
Als Einschub: Bei meiner Frau auf Arbeit (sozialer Träger!) ist eine höhere Leitungsposition frei geworden, die direkt über ihrer Stelle angesiedelt ist. Nachdem sie mit einem Vorstandsmitglied im Gespräch über eben diese Stelle war, wurde ihr zu verstehen gegeben, dass sie ja noch in gebärfähigem Alter ist, noch keine Kinder hat, und das ja doch sehr schwierig wäre. Und sobald es ein 4-Augengespräch ist, kannst du Verbote ansetzen wie du möchtest, es ist herzlich egal. Angekommen ist die Nachricht trotzdem.
Es ist nicht "diese eine Frage" im Berwerbungsgespräch, von der mehr Menschen egal ist, ob sie gestellt werden darf, als du denkst. Es ist die permanente Bevormundung, die Frauen schon entgegen schlägt, nur weil sie eine fucking Gebärmutter haben. Seltenst würde jemand einen Mann fragen, ob er sich das mit seinem Job oder Bewerbung denn gut überlegt habe, er will doch bestimmt noch Kinder bekommen, aber Frauen müssen das aushalten?
Du brauchst auch keine "massive" Auflistung von mir erwarten, weil weder du noch ich in der Situation sind, zu bewerten, ob Frauen strukturelle Diskriminierung in dieser Gesellschaft erfahren, oder ob Feminismus schon genug gelesitet hat, oder inwiefern wir noch in patriarchalen Gesellschaftsstrukturen fest hängen, denn guess what, wir beide sind nicht die Indikatoren dafür. Weil wir keine Frauen sind. Deswegen ist die Eröffnungsfrage halt auch hart lächerlich, weil Männer immer nur sagen können, wie sie glauben, dass es für Frauen ist. Dass die Tendenz auch in unserem ach so aufgeklärten Deutschland eher zur Bevormundung und Ungleichbehandlung von Frauen da ist, zeigt nicht zuletzt die Diskussion um §219a. Und es fragt sich doch, ob Männer vielleicht ein
klitzekleines bisschen offener dafür sein sollten, dass Frauen mit Problemen und Situationen konfrontiert werden, die womöglich nicht sein müssten.