Wir haben oben nicht widerlegte Gründe genannt, eine Kombination aus Marken- und Verbraucherschutz. Gerade ersteres spielt auch in Ländern eine Rolle, bei denen die konkrete Anwendung nicht so weit verbreitet ist wie in den südeuropäischen Ländern.
Der Produzent will nicht, dass Restaurantbesitzer mit ihrer Firma ein fettes Geschäft machen/den Kunden abziehen und dieser, weil er davon keine Kenntnis hatte zukünftig nicht ihr Produkt kauft, da er es für miserabel hält. Da Kontrollen unmöglich sind, setzt man am Vertriebsweg/Abpackung an.
So ein problem gibt es angeblich in einigen europäischen ländern. Warum muss dann gleich eine eu-weite verordnung her?
Insbesondere stellt sich die frage, da ein entsprechendes verbot gerade in den ländern, wo es ein bekanntes problem ist, schon in kraft zu sein scheint (siehe unten).
Im übrigen halte ich deine theorie von der großen rationalität der eu für äußerst gewagt. Den großen aktionsplan zum verbraucherschutz, den du hier behauptest, scheint es nämlich nicht zu geben:
Die Frage, ob nach dem Olivenöl auch eine Verordnung über Essig, ein Verbot des in vielen Lokalen stets offen servierten Hausweins oder eine Initiative zur Kennzeichnung von Salz und Pfeffer zu erwarten sei, wurde nicht konkret beantwortet. "Es geht vor allem um Olivenöl mit einer möglichen Ausweitung auf andere Sachen", sagte der Sprecher.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/se...-karaffen-auf-restauranttischen-a-900599.html
Das klang von dir bisher ganz anders. Wer hat denn nun recht?
Gehts vielleicht doch nicht in erster linie um verbraucherschutz, sondern eher um lobbyismus im gewande des verbraucherschutzes?
Die Neuregelung ist Teil eines Aktionsplans der EU, um das Image von europäischem Olivenöl bei Verbrauchern zu fördern - die Europäische Union ist größter Hersteller, Konsument und Exporteur von Olivenöl der Welt. Demnach müssen auf Olivenölflaschen generell Herkunft und Art des Produkts künftig besser und lesbarer ausgezeichnet werden.
http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...eu-verbannt-olivenoel-kaennchen-12187037.html
Allgemein richtet sich kritik an der eu ja oft gegen die dubiosen wege, auf denen verordnungen zustande kommen. Wie siehts damit in diesem fall aus?
Der Grund dafür ist das Abstimmungsergebnis in einem Kreis mit dem sperrigen und charmanten Namen "Einheitlicher Verwaltungsausschuss Obst und Gemüse", in den die Regierungen Experten entsenden. Ein Sprecher von Agrarkommissar Dacian Ciolos bestätigte am Donnerstag, dass dort zwar keine qualifizierte Mehrheit für den Kommissionsvorschlag gefunden wurde. Die Zahl der Gegner war aber gleichwohl zu gering, um die vielleicht schrägste Entscheidung seit der legendären Gurkenkrümmungsverordnung noch abzubiegen. Nun darf die Kommission die Durchführungsverordnung ohne weitere Konsultationen ändern. Nach Gusto, sozusagen. Es fehlt nur noch der Eintrag ins Amtsblatt der Europäischen Union, der im kommenden Monat folgen soll.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/verordnung-zu-olivenoel-eu-raeumt-restauranttische-auf-1.1674528
Es gibt übrigens eine deutsche institution, die für den schutz der deutschen verbraucher zuständig ist, das verbraucherschutzministerium. Und das hat sich
gegen den vorschlag ausgesprochen - offenbar aus mangel an einsicht in das höhere prinzip des verbraucherschutzes, das du hier propagierst?
Die Länder, die gegen den Vorschlag waren, darunter Deutschland, warnten unter anderem vor Lebensmittelverschwendung und Umweltverschmutzung. Einwegbehälter und Monodosen landeten auch auf dem Müll, wenn sie noch nicht aufgebraucht seien. Umgekehrt war es kein Zufall, dass die Zustimmung von Ländern kam, die Olivenöl produzieren. Auch von Italien und Portugal, wo solche Verbote schon herrschen. Klar ist, dass sich die Olivenölhersteller freuen werden. Je kleiner die Abfüllmenge, desto größer der Profit.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/verordnung-zu-olivenoel-eu-raeumt-restauranttische-auf-1.1674528
Sorry, es mag ja hierzu jeder seine meinung haben. Aber kritik an dieser verordnung als pauschales eu-bashing abzuweisen finde ich nicht angemessen.
Für mich sieht es eher so aus, als hätte hier die lobby der olivenöl-produzenten durch ihre "experten" in einem eu-ausschuss durchgedrückt, dass sie ab jetzt ihre labels auf jeden restaurant-tisch zwingen dürfen - und verkaufen es der öffentlichkeit nun als verbraucherschutz.
Ich bin nicht überzeugt.