tl;dr:
Partitionierung: Bei großer Platte: Swap-Parition (RAM + 1 GB), Systempartition (40 GB), Home-Partition (Rest), ggf. dazu weitere Datenplatten falls du sowas hast; bei kleiner Platte: Alles außer Swap in eine Partition packen, fertig
System: Kubuntu (Ubuntu + KDE)
Major Releases: Harmlos
Linux oder nicht: Klar Linux
Die lange Variante:
Bei WM/Disto scheiden sich die Geister, da gibt es keine wirkliche pauschale Antwort. Zum Glück ist die Auswahl sehr gut, d.h. du kannst eigentlich nichts falsch machen. Schlecht ist keine der großen Distros bzw. WMs, es läuft im Wesentlichen auf die persönliche Präferenz hinaus.
Ich nutze KDE, einerseits weil ich viele KDE-Anwendungen deutlich angenehmer finde als Alterantiven (natürlich kann man KDE-Anwendungen auch mit einam anderen WM nutzen, fügt sich aber halt in KDE netter ein), beispielsweise Konversation oder Kile. Andererseits hat KDE die für mich beste Designphilosophioe: Man traut dem Nutzer etwas zu, man will dem Nutzer alle Möglichkeiten geben. Damit mag es für den 08/15 Windows-Konvertiten erst mal etwas überwältigend wirken, aber man hat so unglaublich viele tolle Möglichkeiten absolut alles einzustellen, alleine schon die Desktop-Widgets sind imo Grund genug KDE zu nutzen und unter der Haube hat es auch 'ne tolle Technik. Und der look&feel stimmt einfach für mich. Andere WMs (z.B. Gnome sowie die daraus abgeleiteten) verfolgen meist das Ziel, den armen doofen Nutzer nicht zu überlasten, bei dem Ansatz fühle ich mich als Nutzer einfach nicht so wirklich wohl
Man macht aber auch wie gesagt mit anderen WMs nicht viel falsch, sowohl Cinnamon (das ist im Wesentlichen ein Gnome Fork, der auf dem "alten" Gnome 2.0 basiert, weil nicht allen der neue Stil von Gnome 3.0 gefallen hat) als auch Gnome sind nicht schlecht. Ich habe in beide auch nur kurz reingeschaut und bin dann schnell wieder zu KDE zurück. Insb. Gnome 2.0 habe ich damals noch etwas intensiver getestet und bin absolut überhaupt nicht damit warm geworden, mittlerweile bin ich wohl einfach zu sehr an KDE gewohnt als dass mich ein anderer WM noch überzeugen könnte.
KDE ist eine der "großen" WMs, d.h. so schlank wie Xfce ist es natürlich nicht, dafür bietet es aber auch mehr und für was es bietet ist es tatsächlich sehr ressourcenschonend. Bei einem sehr, sehr, sehr alten Laptop würde ich ggf. über einen minimalistischeren WM nachdenken (Xubuntu mit Xfce wie von Utilitygott empfohlen oder auch Mint Linux Xfce oder Mate Edition), für einen halbwegs modernen Rechner sehe ich aber keinen Grund dafür. Du kannst auch zwei WMs auf einem System installieren (z.B. Ubuntu sowohl mit KDE als auch Xfce) und dann zwischen diesen wechseln und alles mal testen wenn du möchtest.
Bzgl. Distros: Ich nutze Kubuntu, d.h. die Ubuntu-Variante mit KDE. openSUSE ist wohl die bekannteste, die standardmäßig mit KDE kommt. Ich habe sie das letzte mal vor Jahren ausprobiert, war absolut gar nicht überzeugt und bin mit Kubuntu viel glücklicher als ich es mit openSUSE war. Allerdings ist das wie gesagt Jahre her, es kann gut sein dass openSUSE mittlerweile aufgeholt hat. Mich hatte damals insb. das verkorkste Paketmanagement gestört, Ubuntu war da im Vergleich vorbildlich. Auch Updates zwischen Versionen sind bei Ubuntu sehr unkompliziert, insb. wenn du auf die LTS-Versionen setzt musst du nur alle paar Jahre ein Versionsupdate machen. Von dem was man aktuell so liest hat openSUSE das tatsächlich behoben und soll insb. bzgl. paket management nun sogar besser als Kubuntu sein, da fehlen mir aber die aktuellen Erfahrungen.
openSUSE hat mit Leap eine "reguläre" Variante und mit Tumbleweed eine "rolling release"-Version, d.h. du hast gar keine Versionsupdates mehr sondern alles wird laufend aktuell gehalten. Mehr Details
hier. Der Ansatz ist interessant, allerdings wohl auch noch etwas experimentell. Ich hatte vor einigen Jahren mal ein Gentoo laufen das effektiv auch einen rolling release nutzt und es ist dann doch doof, wenn irgendwas nicht sauber klappt und man danach ein verkorkstes System hat. Das sollte natürlich nie passieren aber die Dinge die nie passieren sollten bereiten dann in der Praxis die größten Probleme. Andererseits ist im absoluten worst case selbst ein re-install komplett problemlos, wenn /home auf einer separaten Partition liegt (siehe unten), d.h. mal ein rolling release wie Tumbleweed zu probieren schadet für einen privaten Rechner eigentlich nicht. Das wäre dann quasi das Gegenteil von Ubuntu LTS, mit Tumbleweed hast du am ehesten die neusten Pakete für alles, mit allen Vor- und Nachteilen die das mit sich bringt. SUSE Leap oder ein reguläres (non-LTS) Ubuntu wären der Mittelweg. Hm, jetzt wo ich mir das so anschaue werde ich wohl mal Tumbleweed ausprobieren, es wird mal wieder Zeit für Experimente
Ansonsten wird Mint Linux immer beliebter. Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert (im Wesentlichen weil mir die Standard-WMs nicht zusagen und ich in den letzten Jahren auch nicht mehr wirklich viel mit Distros experimentiert habe) aber man liest sehr gutes darüber. Der KDE-Suppert von Ubuntu ist aber glaube ich besser, d.h. Mint würde ich mir nur anschauen wenn die KDE nicht gefällt - dann ist es wohl tatsächlich eine gute Alternative zu Ubuntu. All diese Distros sind vollkommen unkompliziert und ein vollwertiger Windows-Ersatz.
Falls du doch noch etwas daddeln willst: Steam läuft mit sehr, sehr vielen Spielen auch unter Linux ganz wunderbar. Offiziell supported ist glaube ich nur Ubuntu LTS (neben Steam OS natürlich), laufen sollte es aber dennoch auf allen Distros.
Von einem Linux-ähnlichem System würde ich eher abraten. Die klingen zwar alle Fancy und mögen auf technischer Ebene vielleicht sogar wirkliche Vorteile haben, aber der Community-Support ist bei den "großen" Linux-Distros einfach so viel größer. Für ein Produktivsystem lohnt es sich, etwas zu nutzen, was auch von vielen anderen eingesetzt und damit effektiv getestet wird. Deshalb würde ich auch eher zu einer der großen Distros greifen als zu einer kleineren. Ubuntu, Mint, SUSE, mit keiner davon machst du etwas falsch. Eine nette Kurzübersicht bzgl. WMs gibt es
hier und
hier.
Formatieren ist etwas einfacher als die WM/Distro-Glaubensfrage: Du möchtest eine Swap-Partition die 1 GB größer als dein RAM sein sollte, falls du suspend to disk nutzen möchtest (tolles feature, lohnt sich). Falls nicht reicht auch eine kleinere Swap-Partition aber bei den heutigen HD-Preisen sehe ich keinen wirklichen Grund hier zu sparen. Ansonsten kannst du einfach alles auf eine Ext4-Partition klatschen wenn du möchtest, es gibt allerdings auch gute Gründe zwei weitere Partitionen anzulegen: Eine Boot- und eine Systempartition. Beides ist optional und du musst letztendlich selbst entscheiden, ob es dir den Mehraufwand wert ist.
Eine eigene Bootpartition ist aus zweierlei Gründen nützlich: Einerseits verhindert es, dass dein Bootloader in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn irgendwas auf der Systempartition "kaputt" geht, andererseits erlaubt es dir den Bootloader auf ein ganz simples Dateisystem (z.B. Ext2 für die Bootpartition) zu packen und somit garantiert einfachen Zugriff darauf zu haben. Allerdings ist das mit zunehmender Popularität von Ext4 fast schon hinfällig. Früher war das wichtiger, heutzutage würde ich sogar eher auf die Bootpartition verzichten. Wenn du für deine Systempartition irgendein exotischeres Dateisystem (d.h. irgendwas außer Ext4) nehmen willst dann ist die Bootpartition allerdings wieder sinnvoll. Für dich wahrscheinlich weniger relevant: Falls du mehrere Linux-Distros installiert hast ist ein "neutraler" Bootloader in einer eigenen Partition, nicht zusammen auf einer Partition mit einer Linux-Distro, einfach sauberer und flexibler.
Eine Systempartition (und damit verknüpft die Auslagerung von allen Nutzerdaten, d.h. /home, auf eine separate Partition) ist fast immer sinnvoll. Einerseits erlaubt es dir, das komplette Linux-System auszutauschen ohne deine persönlichen Daten und Anwendungseinstellungen zu verlieren (insb. toll falls bei einem Systemupdate doch mal etwas schief gehen sollte), andererseits hast du eine tolle Kapselung für Backups etc. und natürlich die Möglichkeit, unterschiedliche Dateisysteme zu nutzen falls du das denn möchtest (wobei ich einfach Ext4 für alles nehmen würde, es ist stabil und gut, wieso Ärger mit FS riskieren wenn man es nicht muss?).
Separate Partitionen kommen natürlich mit dem Problem, dass du sie groß genug machen willst um dauerhaft ihren Zweck zu erfüllen, aber wohl auch nicht zu viel Platz verschwenden möchtest. Hast du eine eher kleinere Festplatte dann würde ich ggf. darauf verzichten, falls dir ein paar Dutzend "verschwendete" GBs nicht weh tun dann ist es schon ganz nett. Theoretisch reichen 200 MB für boot und 20 GB für system aber um ganz sicher zu sein würde ich eher 1GB für boot und 40 GB für system ansetzen, dann läufst du sehr sicher auf absehbare Zeit in keine Platzprobleme. Und bei einer normalen 500 GB SSD bleibt noch mehr als genug für home übrig. Ich selbst nutze nur eine kleine 60 GB SSD für mein Linux-System und habe deshalb einfach alles in einer einzigen Partition gelassen.
Ich habe dazu noch eine HDD-Datenplatte, die ich ganz altmodisch unter /mnt/data eingehängt habe und die mit NTFS (nutze dual boot) für Zugriff von Linux und Windows aus formatiert ist. Darauf liegen dann z.B. meine Medien, Steam-Daten und alles andere was zu groß für meine SSDs ist.
Falls du gerne etwas mit Systemen experimentierst kann es sich auch lohnen, einfach ein paar "Spielzeugpartitionen" bereit zu halten, so dass man mal eben eine andere Distro o.ä. installieren und testen kann. Das ist aber natürlich eher etwas für Linux-Enthusiasten als für Einsteiger
Angefangen habe ich mit dem Linuxen im Studium, weil man als Nerd halt einfach Linux nutzen muss
Ich hatte Spaß damit, mein Gentoo selbst zu kompilieren - würde das allerdings niemandem ersthaft empfehlen, der gerade umsteigt oder das System wirklich nutzen möchte. Ich habe es mittlerweile auch aufgegeben, weil alles selbst kompilieren einfach zu lange dauert. Spaßig ist's trotzdem, man lernt viel.
Ganz umgestiegen bin ich noch nicht, wie erwähnt privat im Wesentlichen aufgrund der Spiele und beruflich habe ich leider keine Wahl.
Allgemein würde ich auch empfehlen, keine Angst vor der Konsole zu haben. Die wirkt vielleicht erst mal etwas seltsam und altmodisch, macht aber vieles doch einfacher als Klick-Menüs. Gerade Automatisierung und Scripting sind schon echt nützlich.
An Linux-Systemen im Einsatz habe ich aktuell:
- Kubuntu auf meinem Desktop-PC (im Dual Boot mit Windows, zugegebenermaßen nutze ich hier Windows deutlich mehr, einfach weil der "große" Rechner fast nur zum zocken eingesetzt wird und bei allen grandiosen Fortschritten die Linux da gemacht hat, alles läuft eben doch noch nicht ganz).
- Kubuntu auf meinem Laptop (auch hier gemeinsam mit Windows, anders als beim Desktop überwiegt die Linux-Nutzung)
- Ubuntu LTS auf meinem Home Server (effektiv eine große NAS mit ein paar weiteren Funktionen), kein WM, Administration nur über die SSH-Konsole, da ist nicht mal ein Monitor angeschlossen
- LibreELEC auf meinem RPi als MediaCenter