Ich habe es nun endlich doch noch geschafft,
Alien: Isolation durchzuspielen.
Erst dachte ich, dass ich es schnell weglegen würde. Es ist kein Spiel zum durchnerden an einem Stück. Es ist zwar toll gemacht aber die Schleicherei wird nach 1-2 Stunden echt öde.
Wenn man es aber ein paar Tage liegen lässt und in Häppchen statt dauerhaft spielt dann macht es doch sehr viel Laune.
Man spielt die Tochter von Ripley, die den Flugschreiber des Raumschiffes sucht, auf dem der erste Alien-Film spielte. Dabei trifft man auf eine Raumstation, die den Flugschreiber geborgen hat. Nachdem man auf der Station ankommt merkt man allerdings schnell, dass etwas nicht stimmt. Die Bewohner sind panisch und schießen auf alles was sich bewegt und eine seltsame Kreatur tötet willkürlich Menschen.
Man bahnt sich seinen Weg durch die Station, versucht zunächst einfach nur zu überleben und später auch das Alien zu besiegen.
Das Setting ist absolut grandios. Das Artdesign orientiert sich am ersten Alien-Film und ist wunderbar low-tech. Das Alien ist schön gemacht, auch wenn es etwas zu groß (und damit nicht mehr so wirklich agil) wirkt.
Das Gameplay stimmt auch: Man kann prinzipiell nichts gegen das Alien machen, erst zur Mitte des Spiels gibt es einen Flammenwerfer der es temporär vertreibt. Bis dahin kann man sich mit Molotov-Cocktails behelfen, die aber nur schwer präzise genug auf das Alien zu werfen sind und außerdem Ressourcen kosten und somit nur in extrem begrenzter Stückzahl zur Verfügung stehen.
Das Crafting-System ist prinzipiell interessant, letztendlich aber deutlich weniger wichtig als es zunächst scheint. Jede Situation ist auch ohne Items lösbar, nur eventuell etwas schwerer. Medkits sind toll, noise maker und smoke bombs erlauben es Gegner öfter mal unkompliziert zu umgehen aber mit genug Zeit und Planung tut es immer auch normale Schleicherei. Dazu gibt es noch zahlreiche Waffen (pipe bombs, molotov cocktails, emp charges) die nützlich sein können aber - bis auf eine Ausnahme, bei der man mit genügend davon versorgt wird - eigentlich auch nie wirklich gebraucht werden.
Die Waffen reichen gegen alle normalen Gegner (Menschen und Androiden) nämlich eigentlich locker aus, jedenfalls wenn man effizient headshots setzen kann.
Während man panisch mit Bewegungssensor versucht das Alien zu umgehen und sich durch die Station zu schleichen begegnet man nämlich auch vielen Menschen und Androiden, die versuchen, einen zu töten. Man kann an ihnen vorbeischleichen, verpasst dann aber die Items die sie fallenlassen und außerdem dauert es ewig. Sie mit headshots ins Jenseits zu befördern ist in Sektionen, in denen es kein Alien gibt, viel praktischer.
In Sektionen mit Alien geht es noch einfacher: Etwas herumrennen um das Alien anzulocken, dann ein sicheres Versteck suchen, 10 Minuten afk gehen. Bis dahin hat das Alien alle Menschen getötet und ist wieder verschwunden, so dass man in Ruhe (nicht rennend, um das Alien nicht wieder anzulocken) alle Items ausammeln und ins nächste Level gehen kann.
Androiden kann man ähnlich einfach umgehen: Diese sind im Nahkampf nahezu unbesiegbar und es braucht viel Munition, um sie mit Waffen zu besiegen. Also muss dann der Schock-Stick ran, der auch nur begrenzte Munition hat und nur wirklich gut gegen einen Gegner funktioniert. Oder der emp charge, der aber auch nur begrenzt zur Verfügung steht. Alternativ kann man sie aber meistens auch einfach ignorieren, da sie nur sehr, sehr langsam laufen. Wenn kein Alien in der Sektion ist kann man also einfach herumrennen und solange man sich nicht in eine Ecke drängen lässt sind die Androiden komplett harmlos. Es gibt eine Mission, vor der man alle seine Waffen verliert und die vollgestopft mit Androiden ist. Man soll sie wohl entweder mit Items ausschalten oder schleichend umgehen aber einfach im Kreis um sie zu rennen trivialisiert das Level.
Dass solche Tricks möglich sind macht das Spiel einerseits interessant, andererseits macht es die betroffenen Level auch etwas absurd. Aber schleichend bzw. mit Hilfe von pipe bombs lässt sich das Level ja auch schaffen, man hat als Spieler also die freie Wahl - was ziemlich cool ist.
Generell hat man meist die freie Wahl, wie man bestimmte Situationen löst. Schleichen und kämpfen ist bei allen non-Alien-Levels möglich, ich habe aber meistens kämpfen gewählt (da man in Alien-Levels ja schon mehr als genug schleicht).
Anfangs scheint die Bewegung des Aliens zu stark zufallsgesteuert, was durchaus nervt, aber letztendlich gibt es doch ein System: Meist patroulliert es eine Weile und zieht sich dann wieder in die Lüftungsschächte zurück. Um absolut sicher zu sein kann man also einfach in einem Schrank versteckt bleiben bis man den Lüftungsschacht-Sound hört und dann unbesorgt durchs Level laufen. Erst wenn man den Lüftungsschacht-Sound erneut hört gibt es wieder Gefahr und dann stellt man sich einfach wieder in einen Schrank. Das ist nicht unbedingt spannend, aber effizient.
Viel spannender ist es natürlich, auch wenn das Alien gerade "draußen" ist, mit Bewegungssensor bewaffnet durch die Gänge zu streifen und zu versuchen, trotzdem nicht gesehen zu werden. Das macht sehr viel Spaß, ist aber ohne Flammenwerfer auch hochgradig frustrierend und sorgt für viele reloads. Sobald man allerdings den Flammenwerfer hat und ein Fehler "nur" etwas Munition kostet und man nicht neu laden muss fängt das Spiel dann auch wirklich an, sehr viel Spaß zu machen.
Gerade in den letzten Abschnitten wird die Interaktion mit dem Alien dann noch viel intensiver, man erkundet schöne Reaktorräume der Station und darf sich auch an einem herrlichen schleimigen Alien-Nest austoben.
Der Wechsel aus Alien-Schleich-Passagen, Menschen-Shooter-Passagen und Android-Nahkampf/Wegrenn-Passagen ist auch gut gelungen.
Insgesamt bin ich sehr froh, es nicht in der Durststrecke bei ca. Mission 5-6 weggelegt zu haben. Das Spiel schafft es, durchgehend interessant zu bleiben und bei grob 15 Stunden Spielzeit ist das durchaus beeindruckend.
Klare Empfehlung für jeden, der Schleichspiele und SciFi mag. Aliens sind toll!