Ich habe selbst jahrelang ehrenamtlich im Tierheim mitgearbeitet, wenn ich jemals die Zeit für einen Hund haben sollte, würde ich mir sofort einen jungen Mischling aus dem Tierheim nach Hause holen. Ich war sogar kurz davor, einen Schäferhund-Mix mit nach Hause zu nehmen, mit dem ich regelmäßig unterwegs war, habe aber dann aus Vernunftsgründen davon abgelassen. Abgesehen davon laufen bei mir Familienplanungen, einen Problemhund würde ich mir sicherlich niemals ins Haus holen, wenn ich darüber nachdenke, demnächst Kinder zu haben. Ich habe dann auch nicht die Zeit für 3 Jahre intensivstes Training, bis der Hund mir endlich mal vertraut. Dennoch bewunderte ich die Leute, die sich der Problemhunde annehmen.
Es bringt überhaupt nichts, Hunde mit Katzen zu vergleichen. Aus einer in "Freiheit" geborenen Katze, deren Mutter Freigängerin oder sogar verwildert war und die selbst Freigängerin ist, kann/sollte man keine Wohnungskatze mehr machen. Das wäre erstens Tierquälerei und zweitens würde es einem die Katze vermutlich mit massiven Verhaltensstörungen (Markieren, Kratzen, Aggressivität usw.) danken. Ich habe lange mit der Tierheimleiterin darüber gesprochen, eine Tierheimkatze dazu zu holen, die Auswahl war riesig und ich hätte auf Anhieb 3-4 Tiere gefunden, die ich mitgenommen hätte. Aber auch die Tierheimleiterin hat mir abgeraten.
Zudem sind Katzen nicht so "trainierbar" wie Hunde. Eine Katze, die nicht/schlecht sozialisiert ist, entwickelt nie das Vertrauen in den Menschen, wie es eine Katze tut, die geborgen 12-16 Wochen bei der Mutter aufgewachsen ist und die den Umgang mit Artgenossen kennt. Katzen von einem guten Züchter haben in ihrem jungen Leben keine einzige negative Erfahrung mit Menschen gemacht. Nur deshalb verhält sich mein Kater auch eher wie ein Hund. Die Familie meiner Verlobten hat auch 3 Freigänger, die kann man mit unseren Katzen nicht einmal ansatzweise vergleichen. Das ist keine Bewertung im Sinne von "besser/schlechter", es ist nur einfach nicht angebracht, eine Katze mit Freiheitsdrang einzusperren.
Ich gebe dir völlig Recht, die meisten Menschen konsumieren Tiere wie Lifestyleartikel. Ich aber nicht. Als Reptilienhalter und -Züchter habe ich Interessenten immer auf Herz und Niere geprüft, ob sie die Fachkunde besitzen, um eine z.B. meiner extrem seltenen Grasnatter-Nachzuchten ordentlich zu halten. Da werden Schlangen in winzige Behältnisse gestopft, billige Baumarktspotlampe drüber, Wasserschale rein, fertig ist das Terrarium. Mein Königspython Terrarium sah dagegen so aus:
Katzen werden in Einzelhaltung in kleinen Wohnungen gehalten ("ich dachte die sind Einzelgänger"), Hunde sollen sich selbst erziehen usw. Ich bin seit langem für einen "Führerschein" für Haltung von Tieren. Wer Reptilien halten will, soll gefälligst einen Sachkundenachweis erbringen. Wer Katzen/Hunde halten will, sollte wenigstens minimale Kenntnisse über die Haltung, Ernährung und die zu erwartenden Kosten vorweisen können.