Habe das Video heute früh zufälligerweise auch gesehen und beschäftige mich schon länger mit dem Thema. Wenn man Bücher wie "Eisenhans", "Susie muss sterben" oder "So wird der Mann ein Mann" liest - oder jedes beliebige Buch über PU - läuft es immer wieder auf dieselben Gründe hinaus: Es gibt immer mehr Scheidungen, weswegen viele Jungen bei ihrer Mutter aufwachsen (denen sie sich oft mehr "verpflichtet" fühlen und mit denen sie meistens auch mehr Zeit verbringen) und ihnen dann ein männliches Vorbild fehlt. Selbst in intakten Familien gibt es das aber auch nicht immer, weil Väter den Großteil ihrer Zeit arbeiten und ihre Kinder immer seltener sehen. Die Mutter übernimmt also zwangsläufig die Erziehung des Sohnes, der zum einen ein sehr eindimensionales Männer-Bild vorgesetzt bekommt ("Ich muss (nur) arbeiten, um meine Familie zu ernähren"), zum anderen hilflos der mehr oder weniger beabsichtigten Beeinflussung seiner Mutter ausgesetzt ist ("Werd ja nicht wie dein Vater!"). Robert Betz, Autor von "So wird der Mann ein Mann" führt ausserdem an, dass Jungen auch außerhalb des Elternhauses zu einem sehr, sehr hohen Grad von Frauen "erzogen" werden (in der Kinderkrippe, im Kindergarten, vor allem in der Schule), die zum einen selbst keine gereifte Persönlichkeiten besitzen, zum anderen offensichtlich kein Ersatz für ein männliches Vorbild bieten können und Mädchen und Jungen gleich erziehen - in den Entwicklungsjahren, in denen man noch sehr formbar ist.
Als weiterer Grund wird (besonders in der PU-Szene) der Einfluß der Gesellschaft genannt. Man sehe sich eine beliebige Romanze (Frauenfilm) an, der Mann wird die Frau immer mit Geschenken und durch höfliches, schüchternes, sogenanntes Betaverhalten gewinnnen. Das deckt sich mit dem, was junge Männer von ihren Müttern als Alleinerzieherinnen über Jahre hinweg indoktriniert bekommen haben: Sei höflich, nett, leise, mach keine Probleme. Sei ein Mädchen. Natürlich adaptiert man dann dieses Verhalten, sofern man sich traut, Frauen überhaupt anzusprechen, da jene ja gottgleiche Wesen sind (und schon sehr früh gelernt haben, wie man emotional manipuliert - Tu was ich dir sage, oder ich habe dich nicht mehr lieb).
Ironischerweise könnte man hier wiederum ähnliches der PU-Szene vorwerfen: Wenn man sich anders styled (aka feminim aka Peacocking, siehe Mystery oder auch Tokio Hotel) wird man durch die Aufmerksamkeit der Frauen belohnt -> also ziehen und stylen sich Männer immer feminimer, da diese Strategie offenbar funktioniert.
Was ebenfalls häufig genannt wird: Es gibt keine Initationsrituale mehr, kein Abschiednehmen von der Kindheit, kein Prozess zum Mann-werden. Das liegt - häufig - daran, dass Mütter ihre Söhne keiner noch so kleinen Gefahr aussetzen wollen und ihnen zum anderen wichtige Reifeerfahrungen vorenthalten. Ein sehr einfaches Beispiel: Wenn man als Kind damit Probleme hat, fremde Leute anzusprechen (beispielsweise wenn man an der Kasse im Supermarkt bezahlt) und die Mutter einem das von nun an immer abnimmt. Oder der Nachhilfewahn: Jede schlechte Note ist der Beweis dafür, dass das eigene Kind dringend Nachhilfe benötigt, was so wiederum die Opfermentalität verstärkt - "Alleine kann ich ja gar nichts". Ich habe keine Ahnung, wie so ein Initationsritual heutzutage in der modernen Gesellschaft aussehen kann, der Bund käme dem vielleicht noch am nächsten. 
Das führt alles dazu, dass der junge Mann kein gefestigtes Selbstbild von sich hat, oft im Konflikt mit sich steht ("Ich will X, aber das wäre schlecht") und nicht weiß, wer er ist. Deswegen boomen PU oder auch die Hiphop Industrie, weil einem dort eine wünschenswerte Identität und Werte greifbar gemacht werden. Deswegen will jeder mit seinen Zeugnissen, seinem Studium, seiner DJ-Karriere etwas sein, aber nichts werden. Deswegen hat sich (auch hier im Forum) diese zwei Klassengesellschaft aus Alpha und Beta entwickelt. Man hat ständing eingeredet bekommen, dass man soviele Schwächen und Fehler habe und man jene unbedingt ausbügeln muss, um überhaupt Chancen auf _irgendetwas_ im Leben zu haben. Und natürlich springen mehr als genug Leute auf den Zug auf, aber auch nach dem Doktortitel ist die Leere immernoch da - weil man zwar jetzt die (potentielle) Familie ernähren kann, aber ansonsten immernoch nicht so recht weiß, wer mann eigentlich ist.
Das mag vielleicht OT sein, aber ich sehe darin unter anderem auch den Grund, warum Videospiele im Laufe der letzten Jahre so unheimlich einfach geworden sind. Das ist, wie im TED Video erwähnt, eine der häufigsten Beschäftigungen für junge Männer, die aber von kleinauf von ihren Müttern verwöhnt worden sind und keine Ausdauer beim Lösen von Problemen haben. Ich las neulich, wie sich ein 19-jähriger über den Schwierigkeitsgrad von Zelda 3: A Link to the Past beschwert hat, ein Spiel das die meisten von uns mit zehn oder elf Jahren durchgespielt haben. Das ist imo auch der Grund, warum Spiele wie WoW so lächerlich erfolgreich sind, mal abgesehen davon, dass man dort als "Beta" häufig mehr Bestätigung bekommt als im realen Leben.
Letztendlich: Ja, ich sehe definitiv so einen Trend wie vom OP genannt. Eine Sache würde ich gerne noch anmerken:
Der Vater einer meiner Freunde ist mit zwölf Jahren aufs Internat geschickt worden. Er hat also sehr früh gelernt, sich um sich selbst zu kümmern, auf eigenen Beinen zu stehen und wie man sich in eine Gruppe integriert. Er hat im Sportunterricht zum Teil gefährliche Sachen wie Flickflacks oder Saltos gelernt (das mal im Kontrast zum heutigen Sportunterricht, wo oftmals "alle" gewinnen und es keine Verlierer gibt) und hatte nie Probleme damit, Mädchen anzusprechen - was vor allem daran lag, dass er ca. alle sechs Wochen eins gesehen hat und genau wusste, dass die nächste Gelegenheit vielleicht erst wieder in einen Monat kommt. Er ist nach dem Abitur erstmal für zwei Jahre durch die Welt gereist und hat unheimlich viel erlebt. Auch wenn es manchmal definitiv nicht leicht für ihn war, ist er heute das, was ich als "echten" Mann bezeichnen würde. Und ich frage mich, ob ein Junge heutzutage einen ähnlichen Weg gehen und zu einem ähnlichen Mann wie er werden kann.