Die privilegierte Position der Professoren hat sicherlich ihre Vor- und Nachteile. In meinen Augen überwiegen insgesamt die Vorteile. Aber man muss sich halt klarmachen, dass jede Freiheit auch mit der Möglichkeit einhergeht, damit Unsinn anzustellen. Anders geht es gar nicht, denn die Kontrolle, die dazu nötig wäre, würde auch die Freiheit, die sie kontrollieren soll, zunichte machen.
Optimal wäre natürlich, wenn Professoren auch gewissen Marktgesetzen unterworfen wären und den schlechten einfach die Studenten davonlaufen könnten. Das ist aufgrund der überfüllten Unis und der straffen Organisation paktisch halt kaum möglich.
Ich sehe im Übrigen gar nicht, wo die Studienreform diesem Umstand Abhilfe schafft, sondern eher, im Gegenteil, dass sie diesen Zustand noch verschärft.
Wenn ich nämlich eine Veranstaltung unbedingt in einem bestimmten Semester belegen muss, stehe ich ja noch mehr unter der Fuchtel des jeweiligen Dozenten, während ich z.B. in einem Magisterstudium vielleicht einfach warten könnte, bis ich den benötigten Schein in einer ähnlichen Veranstaltung bei jemand anderem machen dürfte.
Original geschrieben von voelkerballtier
@Shao: Argument für die Einführung von BA/Master war afaik hauptsächlich internationale Vergleichbarkeit, einfachere Anrechnung von Auslandssemester und leichterer Studiengangs/-orts wechsel nach dem BA-Abschluss. Nachteile sehe ich v.a. in der Umsetzung - ich kenne einige (Geisteswissenschaftler), die sich überschneidende Vorlesungen/Seminare in vers. Fächern haben und damit keine Chance haben in der Regelstudienzeit zu bleiben. Für die Naturwissenschaften sehe ich das Problem der "eingeschränkten Lehrfreiheit" eigentlich nicht, weil da auch jetzt die Inhalte recht klar und strikt sind. Auch so ist es in meinen Augen eher ein schwaches Argument, da sich nur die allerwenigsten außerhalb des Lehrplans fakultativ bilden. U.u. bekommt jetzt sogar Credits für Vorlesungen, die man im Diplomstudiengang hätte zusätzlich hören müssen (keine Ahnung wie das im Detail aussieht)
Das ist sicherlich wahr, aber wie schon gesagt: Studenten sollten alt und reif genug sein, um selbst zu entscheiden, was sie mit ihrem Leben anfangen. Es ist ja auch nicht so, dass jemand, der die Hälfte seines Studiums verdaddelt, dadurch keine Nachteile erleiden würde.
Naturwissenschaftler haben natürlich kein Problem mit Freiheitseinbußen, weil zumindest das Grundstudium auch vorher schon ziemlich festgelegt war. Doch auch hier stellt sich natürlich die Frage, was die neuen Abschlüsse schlussendlich bringen. Sie legen weniger Wert auf Abschlussarbeiten und ergänzen dafür um Modulprüfungen zu inhaltlichen Bereichen. Aber was genau soll z.B. ein Physiker mit einem Bachelor-Abschluss anfangen?
Dass die Vergleichbarkeit der eigentliche Hauptgrund für die Reformen ist, weiß ich schon. Aber wieviel macht das wirklich her: Von standardisiertem Arbeitsaufwand kann überhaupt keine Rede sein, von standardisierten Lerninhalten schon gar nicht - und ich wüsste auch gar nicht, was daran wünschenswert sein sollte, wenn an allen Unis in Europa in jedem Fach das gleiche unterrichtet würde.
Nur weil es überall Bachelor heißt und es irgendwie Creditpoints dafür gibt, ist es noch lange nicht gleich. Wie kann man sich eigentlich einbilden, dass man Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit erreicht, indem man überall ein identisches Etikett draufklebt? Das ist völlig absurd.
Von der Vereinfachung von Studiengangs- und ortswechseln hört man auch immer wieder und ich muss gestehen: Ich weiß gar nicht, wieviel da eigentlich dran ist.
War das früher so unmöglich oder wenigstens so schwer? Davon habe ich noch nichts gehört.
Letztendlich legt man auch unter dem Bachelor die Scheine vor, die man gemacht hat, und die Prüfungskommission beurteilt dann, ob das für das Semester, in das man einsteigen möchte, langt. Inwiefern Creditpoints da jetzt einen Unterschied machen, ist mir nicht klar.
Aber da kenn ich mich, wie gesagt, auch nicht wirklich aus.