Der Bildungsthread 2

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Muslimische Kinder werden als solche wenig als Probleme wahrgenommen, das was problematisch wahrgenommen wird ist der Einfluss der Eltern, wenn diese versuchen durch "Tochter darf kein Sport machen, der Sohn aber schon", "Tochter darf nicht mit auf Klassenfahrt…" o.ä. in den Bereich der Schule hineinregieren und die Erziehungsversuche der Schule unterminieren, wenn diese in Form engagierter Lehrer versuchen die Versäumnisse der Eltern auszugleichen.
Das größere Problem ist glaube eher noch "ihr Kind stört regelmäßig den Unterricht/hat nie die Hausaufgaben" -> "was, mir egal, Sie sind schuld"

Es ist das, was du schon gesagt hast: wenn es den Eltern egal ist, was in der Schule passiert, können die Lehrer kaum was machen. Als ob man allen Kindern in jungen Jahren gut zureden könnte und dann sehen die das schon ein. Ohne bisschen Druck von zu Hause hätte ich garantiert nicht studieren können (wobei, heutzutage schon, muss man ja nix mehr für können :troll: )
 
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Oder wie ich im anderen Thread bereits sagte: mehr Geld.
Geld allein bringt nichts, man hat ja schon in vielen Fällen (wie fast überall im ÖD) das Problem, dass man zwar Stellen ausgeschrieben hat, die aber nicht besetzt bekommt.
Vor allem wenn das Geld dann wieder mit der Gieskanne verteilt wird, damit ja niemand zu kurz kommt. Siehe die Corona-Nachholprogramme. Da wurde afaik einfach das selbe Programm mit den selben Förderungen über alle Schulformen drüber gestülpt, von der Förderschule für geistig Behinderte bis zum Gymnasium, damit sich bloß niemand benachteiligt fühlt. Die Folge ist wohl, dass man zwar Geld investiert hat, aber das ganze eigentlich keinen messbaren Nutzen hat.
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
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Wollte eher damit sagen: um die Probleme zu lösen wird man um einen kräftigen Finanzschub nicht drum rum kommen. Muss natürlich zielgerichtet und passgenau erfolgen. Aber im Moment geht die Debatte ja mehr in Richtung Kürzung.
 
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Gibt es Studien dazu, ob sich das in unbeschränkter Weise tatsächlich rechnet? Meiner Erfahrung nach erfordern sehr schwache Kinder überproportional viel Förderung bei doch sehr überschaubaren Erfolg (ich meine jetzt nicht die unteren 30%, eher die unteren 3% bis vielleicht 10%). Das ist Zeit und Energie, die man stattdessen in mehrere mittelgute Kinder hätte stecken können. Um es mal böse zu sagen: ob der Bürgergeldempfänger nun richtig lesen kann oder nicht, ist für die Gesellschaft fast egal. Dann lieber Bauarbeiter, die auch alle Vorschriften verstehen.

Ich war seit jeher der Meinung, dass es am effektivsten ist, primär die breite Mitte zu unterstützen.
Meine Formulierung ist missverständlich, weil ich vom Kind im Singular spreche. So war es aber nicht gemeint. Mir gehts hier schon um die Bevölkerungsebene, nicht um das Individuum.
Sicherlich haben auch Investitionen in Bildung einen abnehmenden Grenznutzen und das staatliche Bildungssystem kann nicht für das Bildungsoutcome jedes einzelnen Kindes verantwortlich sein. Aber afaik sieht die Bildungsforschung konkret für Deutschland ziemlich einhellig noch Potential, das durch mehr Investitionen ausgeschöpft werden kann, so dass sich das für Staat und Gesellschaft rechnet. Wer sich unsere Schulen anguckt, kann das leicht glauben: Zu viel investiert wurde da in den letzten Jahrzehnten eher nicht ...
Mir ging es bei dem Statement aber insbesondere um die Verteilung innerhalb des Systems: Imo könnte und sollte man Ressourcen von den Schülern mit besseren zu denen mit schlechteren Voraussetzungen umverteilen.

@saistaed Den Effekt der Sprache spüren wir vermutlich in Deutschland einfach besonders stark, weil unsere Immigrationspolitik letztlich (ob gewollt oder nicht) relativ stark in Richtung geringe formale Bildung (der Eltern) filtert, wodurch dieser Vorbildungseffekt sowie der Migrationshintergrund-Effekt statistisch schwerer voneinander unterscheidbar sind, bzw. miteinander verschwimmen, weil sie (quasi immer/sehr häufig) gleichzeitig und nur selten getrennt auftreten.
Wie angedeutet, gerade innerhalb der PISA-Diskussion zirkuliert seit 20 Jahren eigentlich derselbe Bullshit. Das ging ja mal damit los, dass Finnland das gelobte Land sein sollte - kräht heute noch ein Hahn danach? Gerade in den ersten PISA-Studien hat Finnland (u.a.) enorm von einer ethnisch homogenen Bevölkerung profitiert. Seit auch in Finnland bildungsferne Migranten stärker ins Gewicht fallen, zeigt sich, dass das finnische Schulsystem auch nicht besser darin ist, deren Performance gegen die der einheimischen Bevölkerung konveriegen zu lassen. Tatsächlich konnte man das bereits früh sehen: Die Performance der Einheimischen nahm sich damals schon nicht besonders viel, nur dass deren Anteil in Finnland eben deutlich größer war als bspw. bei uns. Es ist aber grundsätzlich erstmal nicht dem Bildungssystem anzulasten, welche Schüler man da reinsteckt.
Selbst die PISA-Macher waren sich für das Argument nicht zu peinlich, dass Migration per se ja gar kein Problem für die Bildungsperformance sei, wie man ja an z.B. an Kanada, Australien, Neuseeland sehe - of course Länder, die ihre Migranten stark selektieren und in denen folglich die migrantische Bevölkerung gleich oder sogar besser performt als die Einheimische. Siehe oben: Selbst in 2023 darf ein an PISA beteiligter Bildungsfoscher dasselbe Schwachsinnsargument nochmal für Estland wiederholen.

Da steckt schon bis heute viel Heuchelei drin oder sagen wir eine große Beklemmung, das Unsagbare auszusprechen. Wenigstens ist heute allen klar, dass die Art von Migration, die wir haben, eine enorme - vielleicht die größte - Herausforderung für das Bildungssystem ist. Daran werden fromme Sonntagsreden nichts ändern. Wir sollten und können nicht erwarten, dass Einwandererkinder aus bildungsfernen Elternhäusern innerhalb einer oder zwei (oder drei oder vier) Generationen das Bildungsniveau der autochtonen Bevölkerung erreichen. Aber die Menschen sind nun mal hier und kommen weiterhin. Also muss der Staat eben tun, was er kann, damit sich zumindest eine gewisse Konvergenz einstellt. Tatsächlich passiert das ja auch, aber die Fortschritte können mit der zusätzlichen Belastung augenscheinlich nicht Schritt halten.
Der negative PISA-Trend scheint allerdings ein sehr allgemeines Phänomen zu sein, das weder auf Deutschland begrenzt, noch wohl allein der Pandemie oder der Zunahme migrantischer Bevölkerung geschuldet ist. Die Differenzen zwischen Migranten und Einheimischen wirken jedenfalls relativ konstant. Allerdings muss man dabei den erwähnten Effekt berücksichtigen, dass PISA Migrationshintergrund nicht vollständig aufschlüsselt, weshalb - gerade bei "frühen" Einwanderungsländern wie uns - mittlerweile bedeutende Bevölkerungsteile mit Migrationshintergrund bei PISA gar nicht mehr als solche erkennbar sind.
 
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Gibt es Studien dazu, ob sich das in unbeschränkter Weise tatsächlich rechnet? Meiner Erfahrung nach erfordern sehr schwache Kinder überproportional viel Förderung bei doch sehr überschaubaren Erfolg (ich meine jetzt nicht die unteren 30%, eher die unteren 3% bis vielleicht 10%). Das ist Zeit und Energie, die man stattdessen in mehrere mittelgute Kinder hätte stecken können. Um es mal böse zu sagen: ob der Bürgergeldempfänger nun richtig lesen kann oder nicht, ist für die Gesellschaft fast egal. Dann lieber Bauarbeiter, die auch alle Vorschriften verstehen.

Ich war seit jeher der Meinung, dass es am effektivsten ist, primär die breite Mitte zu unterstützen.
Das kommt sehr darauf an, um welches Alter es geht. Je früher man damit anfängt, desto effektiver. Es ist weniger aufwändig, einem Kindergartenkind ein grundlegendes Verständnis von Zahlen beizubringen (um mal ein anderes Beispiel als Sprache zu nehmen), das seinem Alter entspricht, als einen 12 jährigen auf Kurs zu bringen, der Probleme mit Inhalten der Grundschule hat.
Bei rechtzeitiger Problemerkennung müssten die unteren 10% eventuell garnicht erst in dieser Gruppe landen.
 
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Da steckt schon bis heute viel Heuchelei drin oder sagen wir eine große Beklemmung, das Unsagbare auszusprechen. Wenigstens ist heute allen klar, dass die Art von Migration, die wir haben, eine enorme - vielleicht die größte - Herausforderung für das Bildungssystem ist.
Der Thread klang bisher nicht wirklich so als sei das allen klar und ich hab bisher auch noch nicht das Gefühl, dass es in der Politik wirklich groß in den Fokus geraten wäre.
 
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Der negative PISA-Trend scheint allerdings ein sehr allgemeines Phänomen zu sein, das weder auf Deutschland begrenzt, noch wohl allein der Pandemie oder der Zunahme migrantischer Bevölkerung geschuldet ist.
Da ich gerade in Japan bin, eines der wenigen Länder das sich verbessert hat, hier mein Zensus nach 5 Tagen Tokyo außerhalb der Touristenspots: keine 10 Westler, ein Schwarzer, ein (vermutlich) Araber :deliver:
 

GeckoVOD

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Geld allein bringt nichts, man hat ja schon in vielen Fällen (wie fast überall im ÖD) das Problem, dass man zwar Stellen ausgeschrieben hat, die aber nicht besetzt bekommt.
Vor allem wenn das Geld dann wieder mit der Gieskanne verteilt wird, damit ja niemand zu kurz kommt. [...]
Generell sehr viele gute Posts von dir zu dem Thema, u.a. die fünf-Punkte, danke dafür. Ein Traum wäre tatsächlich den Förderalismus deutlich einzuschränken, den Punkt würde ich in einer optimalen Welt deswegen sogar an die erste Stelle schieben. Je weniger solche Nulpen wie Piazolo zu melden haben, desto besser. Zum Punkt Geld:
Nein, aber man könnte mal damit Anfangen, Lehrer und Erzieher nicht als Generalisten für alles zu sehen, was im Bildungssystem so anfällt. Dann bleibt mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Schülern/Kindern.
Man könnte Lehrer und Erzieher wohl enorm entlasten, wenn man in ihnen nicht neben dem Lehrer noch den Verwaltungsbeamten, den Sozialarbeiter, den Psychologen für irre Eltern und den IT Spezialisten sieht.
Ist schon ein großer Teil der Antwort auf
Meiner Erfahrung nach erfordern sehr schwache Kinder überproportional viel Förderung bei doch sehr überschaubaren Erfolg (ich meine jetzt nicht die unteren 30%, eher die unteren 3% bis vielleicht 10%).
Nur am Rande, "Problem"kinder als Begriff finde ich auch furchtbar, aber da bin ich wohl der Gutmensch, den Btah so sehr hasst.

Mir misfallen dabei die aktuellen "Anreize", die in meinem Bundesland durch das Söder-Geld gesetzt werden: Da bekommt man 250€ extra, weil irgendwie allen Akteuren klar ist, dass die Kita-/Krippenproblematik nicht durch Infrastruktur gelöst wird. Gerade an Sozialarbeitern, Sonderpädagogen und psychologischen Leistungen mangelt es in dem Bereich dann noch zusätzlich, inklusive der völlig willkürlichen Verwaltung der wenigen Plätze, die es gibt. Es ist ein Alptraum zu sehen, wie viel da durch Ehrenamt, Kirche/Diakonie gerade so irgendwie abgefangen wird - und das sind Träger, die man perspektivisch besser in die öffentliche Hand transofrmieren sollte (allein wegen der Entwicklung der Dachverbände, siehe Randnotizen zu der Entwicklung der Gläubigen in der Kirche). Und das obwohl man sich im Bereich von mehr Ressourcen im Kleinkindalter hintenraus viele Probleme sparen könnte.

Unabhängig davon fände ich auch die Entwicklung um alles, was irgendwie mit KI / ChatGPT zu tun hat, in dem Bereich später sehr interessant. Das könnte auch eine sehr interessante Kiste werden, diese Werkzeuge im Lehralltag abzubilden - egal ob Chance oder Risiko. Daher auch # an Spracherwerb als extrem hohe Priorität, damit man diese Werkzeuge auch als solche benutzen kann.
 
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Nein, aber man könnte mal damit Anfangen, Lehrer und Erzieher nicht als Generalisten für alles zu sehen, was im Bildungssystem so anfällt. Dann bleibt mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Schülern/Kindern.
Man könnte Lehrer und Erzieher wohl enorm entlasten, wenn man in ihnen nicht neben dem Lehrer noch den Verwaltungsbeamten, den Sozialarbeiter, den Psychologen für irre Eltern und den IT Spezialisten sieht. Wahrscheinlich wird der Beruf dann attraktiver, das Gehalt ist im Vergleich zu anderen Ländern ja schon ziemlich ordentlich.
Man könnte natürlich auch noch viel Bürokratie abbauen, aber bevor das in Deutschland passiert, wird der FC Köln Deutscher Meister.
Very much agreed. Genau mein Punkt auch.
Geld mit der Gießkanne führt halt zu teuren iPads und anderen Spielzeugen für die es nach 3 Jahren (leicht übertrieben) keine Updates mehr gibt. Alle feiern sich für tolles Digitalisieren und am Ende ist das Ergebnis teurer und schlechter, aber alle konnten einmal schön auf den Schwanzballon.

@GeckoVOD ja ja und ja, … aber: all diese Probleme werden nie gelöst werden, wenn man sich nicht ehrlich macht bzgl. der Sachlage, sondern immer weiter so tut als ob man mit ein paar kosmetischen Änderungen, und ohne irgendwem weh zu tun, irgendetwas erreichen würde. Das dumpfbackige Hin- und Her rund um G8/G9 ist doch symptomatisch und exemplarisch.
 
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Viel Schlimmer als die IPads sind die Pandemieanschaffungen mancher Einrichtungen... Da wurden teilweise als der Markt leergekauft war 100 Euro Tablets zum doppelten Preis gekauft, die keine ausreichende Performance bieten, nie Updates bekommen werden und von Anfang an auf einem Updatestand von 2016 waren. Wenn die Dinger durch Schülerhände gegangen sind, kann man die nach maximal 2 Jahren wegwerfen. Da wurden auch munter Softwarelizenzen gekauft, die man dann nachher nicht nutzen durfte oder für die man keine Infrastruktur hatte...
IPads als Endgeräte halte ich grundsätzlich tatsächlich nicht für die schlechteste Wahl.
Nur muss der Lehrplan und die Arbeitsmaterialien dann auch hergeben, dass man die Möglichkeiten nutzt. Wenn man darauf sowieso nur die selben Arbeitsblätter anzeigt, die Mathelehrer Herbert schon Ende der 80er nutzte oder mal ein PDF liest, dann kann man sich das auch sparen.
 
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Ajo. Auf den iPads laufen dann aber gerne die tollen Apps von Cornelsen et al, die einfach nur Geld kosten und von denen niemand relevant besser lernt, so dass es im Verhältnis zu den Kosten stünde.
Allein schon die Tatsache, dass jedes Jahr für manches Thema kiloweise die neuen Lehrbücher angeschafft werden (müssen).
Das hat mich ja schon bei den Studenten (und Profs) gestört, bei denen es einfach immer das neueste Lehrbuch sein musste. Pearson, Makroökonomie von Blanchard (übersetzt von Illing, bzw. seinen Mitarbeitern, der sich nicht dafür entblödet sich selbst als Autor zu nennen). Schweineteures Bilderbuch, wo der Zusatzwert einer neuen Auflage in homöopathischen Inkrementen gemessen werden kann, und die Dinger sowieso von den meisten nur als Briefbeschwerer und Gewissensberuhiger angeschafft werden.
 
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Naja, irgendeine Quelle an Material, die auch aktualisiert werden muss, muss es ja geben. Ob das nun Bücher oder Software ist, ist einerlei. Hier wird aus meiner Sicht und ich bin Lehrer, schon recht vernünftig gehaushaltet. An sinnvollen Lerninhalten kaufen wir grundsätzlich nicht irgendwas sondern abgestimmt und eben bedarfsgemäß. Kann natürlich an anderen Schulen anders sein.
Auch die Diskussion ob iPad oder nicht ist eig. nur eine zu wenig differenzierte. Man kann gut damit unterrichten und zwar dann, wenn es um individualisiertes Lernen geht. Dass die Dinger auch für Scheiße eingesetzt werden will ich gar nicht bestreiten. Bei uns dürfen die Jugendlichen ab Klasse 8 generell digitale Geräte zum Arbeiten verwenden. Hier sprechen wir von Tablets und Laptops, nicht Smartphones wohlgemerkt. Das klappt bei denen, die sich damit auseinandersetzen hervorragend und bei den 1-2 Hanseln, die damit nur Mist bauen, wird es wieder verboten und das Gerät muss zu Hause bleiben. Klasse 5-7 arbeiten in verschiedenen Fächern mal mit den Schulipads. Das ist aber nicht der Regelfall und dieser dosierte Einsatz ist im Rahmen des Erlernens digitaler Kompetenz vertretbar und auch völlig ok. Bezüglich eines grundsätzlichen Einsatzes solcher Geräte und auch schon in der Grundschule bin ich aber extrem skeptisch. Klar, ist das nur meine Meinung, aber ich finde, dass Kinder erstmal Grundlagen ohne den Bildschirm lernen, aber später Schritt für Schritt trotzdem Digitalisierung in die Schule Einzug halten sollte.

Meine Zehntklässler entlasse ich mit profunden Office-Kenntnissen, Basiskommunikation via Mail-System und Wissen über die Cloud, hier: Schulcloud, in der sie Dokumente hinterlegen, hoch- und runterladen sowie anderes machen müssen. Das sollte zumindest für diejenigen, die dann in eine Firma zur Ausbildung gehen, genug Grundlage sein, um am dortigen Arbeitsplatz klarzukommen. Ein richtiges Firmennetzwerk mit Einwahl etc. können wir nat. nicht simulieren. Ich hatte mich da neulich mit einem Mittvierziger unterhalten, der meinte, dass o.g. ungefähr das ist, was er von einem Azubi in seinem Büro erwarten würde. Natürlich ist das Wissen meiner Schüler individuell verteilt, einige machen das in Sekunden, andere benötigen mehr Hilfe, dementsprechend suchen sie sich aber auch die Jobs mit oder ohne Computer am Arbeitsplatz aus.

--

Ich hatte mich in Bezug auf Migration an Schulen auch vor paar Wochen oder Monaten einmal hier im Forum zu Wort gemeldet und bin dann mit meinen Kolleg/innen mal auf Suche in unserer Schule gegangen. Tatsächlich ist das sprachliche Problem weiterhin das vorherrschende Thema, dass eben dazu führt, dass die Noten nicht so top sind wie bei anderen. Jetzt das große Aber: Die richtigen Problemfälle bei uns sind Kinder ohne Migrationshintergrund. Da wird gefehlt, sich herausgewunden, das Elternhaus ist selber nicht in der Lage zu helfen oder gar selber mit dem Leben klarzukommen usw. usf. Ich weiß aber, dass es an einer Brennpunktschule, und wir sind keine, wieder anders aussieht und hier das Thema schlechte Integration im Zusammenhang mit schlechtem Sprachschatz das vorherrschende ist.

Aufgrund der immer größer werdenden Desillusionierung auch an unserem Standort denke ich, dass wir eigentlich extreme Anstrengungen und eine Riesenumwälzung des Schulsystems benötigen. Ohne Schule jetzt neu zu denken, dann müsste und würde man ja komplett von Grund auf aufbauen, müssen wir entweder zurück zum dreigliedrigen Schulsystem + Förderschulen und dann geballte Power an die Haupt- und Förderschulen. Aber so richtig: Krasser Personalschlüssel (meint: Lehrkraft pro Kind möglichst klein), Sozialarbeiter, Psychologen, Berufsorientierung raufballern, ganz viel Praxisteile und große Geldtöpfe an diese Schulen. Das Gym läuft fast von selbst, wenn man dort wieder eine sehr homogene Masse beschult. Das Gleiche mit den Realschulen. Die Probleme, die wir aktuell in der 10. Klasse haben, gab es vor 20 oder mehr Jahren dort nicht oder in den seltensten Ausnahmen. Aktuell haben wir massive Probleme mit psychisch auffällig und in Behandlung stehenden Schülern und erhöhtem Absentismus in allen drei 10. Klassen. Eigentlich müssten wir diese knallhart ausschulen, damit wir unsere fachliche Arbeit leisten und den dann im Mai in der Prüfung stehenden Absolventen eine vernünftige Vorbereitung möglich machen können. Der Hauptteil meiner Arbeit derzeit ist jedoch, dass ich versuche die Eltern telefonisch oder per Mail zu erreichen, Gespräche führen mit Schülern und Hilfe der Schulsozialarbeit oder whatever anbieten, die sie dann nicht wahrnehmen und teilweise Fachstunden für Klassenorga & -gespräche draufgehen müssen, um die Klasse einigermaßen an Bord zu haben.

Oder wir machen die Einheitsschule bis 9 für alle, damit Brennpunktschulen so gar nicht erst entstehen und wir einen besseren Quotienten von schwachen und starken Schülern an einem Ort haben. Aktuell gibt es in S.-H. Gymnasien und Gemeinschaftsschulen + Zwischendinger, die aber nicht dominieren. Das führt dazu, dass Marke "Rette sich wer kann" auf die Gymnasien strebt, mit etlichen, die dort nichts zu suchen haben und an der Gem.schule sich ehemalige Haupt- und Realschüler (heißt jetzt ESA und MSA) befinden. Die Mischung ist dabei aber an fast allen dieser Schulen schlecht, weil schon bei 30-50% Hauptschulanteil es in einer Klasse nicht mehr möglich ist, Realschüler auf ihrem Niveau zu beschulen. Wir orientieren uns nat. immer am Schwächsten und oft geht das einher mit denen, die stören. Hinzu kommen noch Schüler mit Förderschwerpunkt "Lernen", bei denen man dann froh ist, wenn sie nicht laut werden und irgendwie ein paar Aufgaben schaffen bzw. wir Material haben. Denn bei 5 Stunden pro Woche Unterstützung mit einer Förderlehrkraft, was so viel ist wie 2 x Deutsch, 2 x Mathe, 1x Englisch, kannste mal wissen wie viel die dann in den restlichen 20-25h (a.k.a. 4 von 5 Tagen) lernen, wenn die Extrakraft fehlt. Letzteres bewegt mich weiterhin dazu, Inklusion auch bei der Einheitsschule nicht zu machen, sondern dafür auch hier die gesonderten Förderschulen. Ich verstehe auch weiterhin nicht, warum bei mir im Chemieunterricht Förder- und ESA-Schüler sitzen, die sich was über Atombau anhören müssen, aber Chemie ohnehin für die meisten schon ein abgefucktes Fach ist. Selbst Leute mit Abi schnacken immer gut, dass sie in Chemie nix gerallt haben. Was sollen denn dann eben genannte von dem ganzen halten. Ich bin auch da froh, wenn sie in Klasse 9 da sitzen und nicht abtilten und meinen Unterricht zerstören.

Warum ich Inklusion ablehne? Sie funktioniert nicht. Und ich hasse jede Ökozippe mit ihren Batiktüchern, die säuselnd meint: "Also bei uns funktioniert das."
Nein, tut es nicht. Es reicht mir schon, wenn ich in die traurigen Gesichter sehe, wenn die Förderschüler entweder mal eine normale Arbeit mitschreiben und dann ne glatte 6 bekommen würden (Wir benoten das dann natürlich nicht wie gewohnt, aber die sind ja nicht dumm. Sie haben einen Förderschwerpunkt!) oder eben eine andere Arbeit bekommen und sie dann sehen, dass sie nicht das gleiche leisten müssen. Die erkennen sofort, dass sie nicht das können, wozu andere in der Lage sind und das tut so einem Kinder- aber spätestens jugendlichem Herz unheimlich weh. Jeden verdammten Tag werden sie nach der Eingangsphase mit der Nase drauf gestoßen und damit meine ich, dass ca. ab Klassenstufe 6 - vorher kann noch einigermaßen kompensiert werden - die Schere zwischen Normal- und Förderbeschulung immer krasser auseinandergeht. Eines von vielen Beispielen: Wenn ich das 1x1 nicht kann und die wenigsten Förderschüler können das, werde ich 0,0 in der Lage sein, auch nur sehr einfache Bruchrechenaufgaben mit Erweitern und Kürzen erfolgreich zu lösen. D.h. sie müssen andere Aufgaben bekommen und das sehen sie sofort beim Vergleich mit dem Nachbarn.
Höhepunkt dieses Jahr war die Klassenfahrt in Stufe 10. Ein Inklusionsschüler war auf Schritt und Tritt mit uns Lehrkräften dabei, weil er aufgrund seiner Behinderung nicht in der Lage ist, mit der Klasse in der gegebenen Freizeit zu interagieren. Das war emotional extrem belastend und meiner Meinung einfach nicht hinnehm- und leistbar, da man auch als Lehrkraft auf einer Klassenfahrt mal Zeit zum Durchatmen benötigt. Mein Kollege, der auch mit seiner Klasse mit war, hatte ebenfalls eine Schülerin, die aufgrund von psychischen Problemen extreme Aufmerksamkeit vor Ort erforderte. Es ist eine Zumutung geworden und man ist dafür 0,0 ausgebildet, kann auch nicht mal eben so mit Fortbildungen nachgeschult werden und letztlich ist die Berufsdefinition der "Lehrkraft" eine vollkommen andere. Mir tun all diese Kinder leid, aber eine Normalbeschulung bzw. normale Dinge wie Klassenfahrten und bestimmte Ausflüge sind so nicht machbar. Es ist aber auch nicht einzusehen deshalb darauf zu verzichten, damit bestraft man die Mehrheit.

Ich könnte jetzt den nächsten großen Absatz über die IT führen, die ich an der Schule leite. Aber die wall of text würde immens lang werden. Ein Trauerspiel. Der externe Dienstleister, der mit dem Schulträger Hand in Hand arbeitet, bemüht sich, hat aber auch Personalnot und kommt trotz großen Fortschritten zu Zeiten der Pandemie einfach nicht hinterher, weil es über Jahrzehnte verpennt wurde, die Schulen digital fit zu machen. Leider gab es aber auch hier Defizite fachlicher Art, bei denen ich mich frage, was die Leute gelernt haben. Nach Jahren herrscht zusätzlich ein Missverständnis von "Was benötigen Schulen wirklich und in welcher Form" vs. "Was denkt der Standard-Informatiker, was eine Schule benötigt." Was ich damit meine: Passwortverteilung für die Schulcloud an 5. Klassen: xFR$&!9rI. Bis Marie und Sammy das fehlerfrei in der Tastatur haben, sind 45 Minuten um. Lerneffekt...minimal. Hauptsache das abgespeicherte Hunde- oder Katzenbild steckt hinter einem sicheren Passwort. Ist ein anderer Schnack ab oberer Mittelstufe, ich weiß und ich bin auch nicht böse deshalb, aber Schul-IT funktioniert halt nicht 1:1 wie ne Firmen-IT.

Mein Fazit overall: In den Weihnachtsferien werde ich mich beruflich umschauen. Ich bin Angestellter, aber selbst wenn ich Beamter wäre, das würde ich einfach nicht mehr weitere 25-27 Jahre aushalten. Du gehst auf Dauer kaputt und das resultiert dann in Burnout, Alkoholmissbrauch, Suizid. Gerade bei der jüngeren Truppe in meinem Kollegium ist das mit dem Alkohol derzeit sehr bedenklich, trotz Familien und Kindern. In Sachen Burnout in den nächsten 5-10 Jahren kannste auch ein paar Kandidatinnen benennen, auf die ich definitiv ein paar Euro wetten würde. Man hat aufgrund der Fehlzeiten, die bei uns echt noch niedrig sind, das Gefühl, dass sowas vernünftig vorzubereiten gehört. Echt, kein Scherz. Verübeln kann ich ihnen das auch irgendwie nicht.
Außerordentliches Engagement ist noch vorhanden, wird aber weniger, weil die Leute einfach auf sind.
Und nochmal: Unsere Schule ist unterhalb der Gymnasien die am besten aufgestellte in der Stadt, mit guter Reputation und regem Zulauf aus der bürgerlichen Mitte und im Vergleich mit niedrigstem Migrationshintergrund. Ich selbst bin vor paar Jahren dorthin gewechselt, weil es an der Brennpunktschule, an der ich zuvor 8 Jahre war, in Sachen Arbeitsgesundheit nicht mehr vertretbar war. Dort ist derzeit Ausverkauf und der Krankenstand so hoch, dass die, die noch regelmäßig kommen, aber mal so richtig im Arsch sind. Zwei gehen da regelmäßig alkoholisiert zur Arbeit und gewichtsmäßig haben die meisten da rapide zugenommen im Gegensatz zu meinem Kollegium. Zum Kollegiumdausflug kamen bei denen zuletzt von über 40 Leuten nur noch 5 und Zusammenhalt war da eigentlich mal richtig spitze.

An die mit Kindern hier:
Haut rein was geht. Zu Hause, sofern eure Kids das zulassen, ansonsten extern (Nachhilfe o.ä.). Gebt Geld für Bildung aus, investiert. Seht zu, dass eure Kids es aufs Gym schaffen und wenn nicht, supportet sie mit allem was bildungstechnisch geht. Allem übergeordnet aber: Sicheres, stabiles Elternhaus mit gutem sozialen Umfeld schaffen, damit die Kleinen gestärkt, genug Selbstbewusstsein und Mut haben, sich gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen.
Schultechnisch wird es erstmal nicht besser!
 
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Danke für die Einblicke.

Ein paar Bemerkungen dazu:
Ich kann deine negative Einstellung zur Inklusion nachvollziehen, bin allerdings sehr skeptisch bezüglich der Schlussfolgerungen:
Ohne Schule jetzt neu zu denken, dann müsste und würde man ja komplett von Grund auf aufbauen, müssen wir entweder zurück zum dreigliedrigen Schulsystem + Förderschulen und dann geballte Power an die Haupt- und Förderschulen. Aber so richtig: Krasser Personalschlüssel (meint: Lehrkraft pro Kind möglichst klein), Sozialarbeiter, Psychologen, Berufsorientierung raufballern, ganz viel Praxisteile und große Geldtöpfe an diese Schulen. Das Gym läuft fast von selbst, wenn man dort wieder eine sehr homogene Masse beschult.
Das ist ein frommer Gedanke, aber ich sehe das aus mehreren Gründen als nicht realistisch:
1. Es wird wahrscheinlich nicht gelingen, die Kompetenz in hinereichendem Maß dort zu ballen, wo man sie benötigt. Sicher gibt es begnadete Pädagogen, die ihre Berufung darin sehen, sich mit "anspruchsvollen" Schülern zu beschäftigen. Aber die Erwartung sollte sein, dass die Mehrheit der Lehrer lieber in einem bildungsnahen Umfeld mit Kindern aus entsprechenden Haushalten arbeitet. Mit noch so vielen Anreizen, Unterstützung durch Psychologen, Sozialpädagogen usw. wirst du es an Brennpunktschulen nicht so bequem machen wie auf einem Gymnasium oder einer Privatschule, auf die fast ausschließlich Mittel- und Oberschichtskinder gehen.
2. Die praktischen Hürden, sowas auch wirklich umzusetzen, sind schon beträchtlich. Ich wäre aber noch deutlich skeptischer, wo der politische Wille dafür herkommen soll. Natürlich ist on the record jeder dafür, dass man den bedürftigsten Schülern alle Mittel angedeihen lässt, die sie brauchen. Die Realität sieht aber so aus, dass Mama und Papa von Maximilian und Charlotte spätestens dann auf die Barrikaden gehen, wenn es darum geht, dass an der gentrifizierten Grundschule ihrer Kinder oder dem anvisierten Gymnasium ihrer Kinder signifikant Ressourcen gespart werden sollen. Täuschen wir uns doch nicht darüber: Eltern mit Humankapital sind politisch aktiver und einflussreicher als Eltern mit geringem Humankapital. Wenn du die Kinder erstmal nach Kompetenz trennst, wird es in aller Regel schwieriger die Mittel dort zu allozieren, wo sie am meisten benötigt werden, weil den Kindern, die sie am meisten brauchen, eben die wichtigsten Interessenvertreter fehlen, auf die Kinder, die diese Mittel viel weniger brauchen, zählen können: Eltern, die willens und fähig sind Himmel und Hölle dafür in Bewegung zu setzen, dass es ihren Kindern (und deren Schule) an möglichst wenig fehlt.
Guck dir das Hickhack ums Startchancenprogramm an: Selbst auf so abstrakter Ebene ist es politisch extrem schwer, sich darauf zu einigen, dass deutlich mehr Geld dahin fließt, wo es am meisten gebraucht wird.

Oder wir machen die Einheitsschule bis 9 für alle, damit Brennpunktschulen so gar nicht erst entstehen und wir einen besseren Quotienten von schwachen und starken Schülern an einem Ort haben.
Das Argument wird häufig gebracht und mag auch etwas für sich haben. Brennpunktschulen oder Segregation vermeiden wird man damit allerdings nicht.
Das lässt sich hier in Berlin schön beobachten: Bei den Grundschulen gilt das Einzugsgebiet und wenn die Politik mal versucht, das als Mittel der Sozialpolitik zu nutzen, dann geht das meistens so aus (Artikel schon etwas älter):

Inzwischen gibt es gemeinsame Einschulungsbereiche, in denen sich mehrere Schulen auf einmal befinden. Bei uns sind es bspw. vier, von denen eine als (für Weddinger Verhältnisse) gentrifiziert gilt. Da sammeln sich dann natürlich auch verstärkt die Mittelschichtskinder. Und selbst wenn das auf Schulebene nicht passiert, sind einzelne Brennpunktgrundschulen so froh darüber, dass sie wenigstens ein paar Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern abbekommen, dass sie die oft gemeinsam in einer Klasse bündeln.
 
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1. Es wird wahrscheinlich nicht gelingen, die Kompetenz in hinereichendem Maß dort zu ballen, wo man sie benötigt. Sicher gibt es begnadete Pädagogen, die ihre Berufung darin sehen, sich mit "anspruchsvollen" Schülern zu beschäftigen. Aber die Erwartung sollte sein, dass die Mehrheit der Lehrer lieber in einem bildungsnahen Umfeld mit Kindern aus entsprechenden Haushalten arbeitet. Mit noch so vielen Anreizen, Unterstützung durch Psychologen, Sozialpädagogen usw. wirst du es an Brennpunktschulen nicht so bequem machen wie auf einem Gymnasium oder einer Privatschule, auf die fast ausschließlich Mittel- und Oberschichtskinder gehen.
Vollkommen nachvollziehbar und deshalb müssten Hauptschulen auch deutlich kleiner sein, so dass Klassenlehrkräfte nicht von unendlich unlösbaren Problemen überrumpelt werden. Klassen mit maximal 15 Schülern, so wie es hier zum Ende der Hauptschulen war. Meine Kolleginnen, die noch aus dieser Zeit stammen, können alle belegen, dass sie in ihren Hauptschulklassen weitaus mehr Stoff geschafft haben als jetzt in den Gemeinschaftsschulklassen. Auch sind richtige Problemfälle durch die geringere Anzahl an Schülern in der Klasse viel einfacher in der Handhabe gewesen. Wie erwähnt: Wir schlagen uns derzeit im 10. Jahrgang mit Problemen bei Jugendlichen rum, die nicht-schulisch sind und die die Realschulen so früher nicht hatten. Geht alles zu Lasten der lernwilligen und -fähigen, in Klasse 10 sitzenden Schülern. Es klingt natürlich nach "Abschieberitis" aber wir haben keine Wahl. Einzelne binden derzeit so dermaßen eigentlich nicht verfügbare Ressourcen, dass dies zur allgemeinen Verschlechterung des Gesamtunterrichtes führt. Mir da noch links und rechts ne Psychologin oder weitere Schulsozialarbeiterin in irgendeinen Raum der Schule zu stecken, hilft nicht weiter, weil ich trotzdem 25 Jugendliche zu betreuen und unterrichten habe.
Man unterschätzt das übrigens mit den begnadeten Pädagogen. Es gibt sie zahlreich an eben den jetzt schon existierenden Brennpunktstandorten. Sie benötigen nur sehr viel bessere Arbeitsbedingungen, um das leisten zu können, was benötigt würde. S.o., besagte Kolleginnen hatten sich damals bewusst für die Schwächeren a.k.a. Hauptschullehramt entschieden. Selbst ich, der in dem Bereich nicht so gut klarkommt, muss feststellen, dass wenn die Möglichkeit mal da ist - Teilklassen am Ende der Coronapandemie - es deutlich machbarer ist und man eben ausgiebig Zeit hat soziale oder andere Probleme von Schülern anzugehen.
2. Die praktischen Hürden, sowas auch wirklich umzusetzen, sind schon beträchtlich. Ich wäre aber noch deutlich skeptischer, wo der politische Wille dafür herkommen soll. Natürlich ist on the record jeder dafür, dass man den bedürftigsten Schülern alle Mittel angedeihen lässt, die sie brauchen. Die Realität sieht aber so aus, dass Mama und Papa von Maximilian und Charlotte spätestens dann auf die Barrikaden gehen, wenn es darum geht, dass an der gentrifizierten Grundschule ihrer Kinder oder dem anvisierten Gymnasium ihrer Kinder signifikant Ressourcen gespart werden sollen. Täuschen wir uns doch nicht darüber: Eltern mit Humankapital sind politisch aktiver und einflussreicher als Eltern mit geringem Humankapital. Wenn du die Kinder erstmal nach Kompetenz trennst, wird es in aller Regel schwieriger die Mittel dort zu allozieren, wo sie am meisten benötigt werden, weil den Kindern, die sie am meisten brauchen, eben die wichtigsten Interessenvertreter fehlen, auf die Kinder, die diese Mittel viel weniger brauchen, zählen können: Eltern, die willens und fähig sind Himmel und Hölle dafür in Bewegung zu setzen, dass es ihren Kindern (und deren Schule) an möglichst wenig fehlt.
Guck dir das Hickhack ums Startchancenprogramm an: Selbst auf so abstrakter Ebene ist es politisch extrem schwer, sich darauf zu einigen, dass deutlich mehr Geld dahin fließt, wo es am meisten gebraucht wird.


Das Argument wird häufig gebracht und mag auch etwas für sich haben. Brennpunktschulen oder Segregation vermeiden wird man damit allerdings nicht.
Das lässt sich hier in Berlin schön beobachten: Bei den Grundschulen gilt das Einzugsgebiet und wenn die Politik mal versucht, das als Mittel der Sozialpolitik zu nutzen, dann geht das meistens so aus (Artikel schon etwas älter):

Inzwischen gibt es gemeinsame Einschulungsbereiche, in denen sich mehrere Schulen auf einmal befinden. Bei uns sind es bspw. vier, von denen eine als (für Weddinger Verhältnisse) gentrifiziert gilt. Da sammeln sich dann natürlich auch verstärkt die Mittelschichtskinder. Und selbst wenn das auf Schulebene nicht passiert, sind einzelne Brennpunktgrundschulen so froh darüber, dass sie wenigstens ein paar Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern abbekommen, dass sie die oft gemeinsam in einer Klasse bündeln.
Deshalb bin ich selbst auch nicht für die Einheitsschule bzw. flächendeckende Gesamtschule. Es wäre halt nur eine Option in diesem bereits bestehenden System ohne komplette Umwälzung und Neuausrichtung von Schule in Deutschland.
Es müsste halt sichergestellt sein, dass es für Gutbetuchte keine Vorzugsbehandlung gibt. Diese darf es ja objektiv gesehen eigentlich bei keiner Variante, egal wie Schule aufgestellt ist, geben.
Mit den Einzugsbereichen wird es ohnehin immer so bleiben, dass die allermeisten Kids in Großstädten in ihrem Kiez zur Grund- und dann zur weiterführenden Schule gehen. Dann also lieber Gym, Real- und Hauptschule + Förderschule und Ressourcenoptimierung an letzteren. Am Gym und den Realschulen kann man auch "freier" lehren und den Schulen eigenen Gestaltungsspielraum zustehen, also mind. so wie jetzt, lieber eher etwas mehr. An den Hauptschulen macht man dann aber straight forward: Klare Grenzen & Regeln. Abläufe orchestrieren und in vernünftigen Prozessen gehalten. Die Mär von freier Lehre und Freiheit des Lehrens ist eh Lötzinn dort, weil es bisher immer nur ums Überleben ging. Klare Terminplanung vorab entlastet die Lehrkräfte, ebenso feste Praxisteile, übernommen von Handwerkskammern, beruflichen Trägern, gerne Firmen usw. Das gibt es ja jetzt bereits schon, so gehen unsere Schüler im 7. Jahrgang zu "Fit für die Ausbildung" und in 8 für eine Woche zum städtischen Landschaftsbau mit richtigem Anpacken. Das Verstärken und die in meinem vorherigen Post angesprochene "Praxis" mehr einbeziehen. Vor allem Praxisteile, die vorbereitet sind und man mit der Klasse nur anlanden muss. Auch das wäre wiederum enorme Entlastung der Lehrkräfte. In der Hinsicht müsste halt noch deutlich mehr eingebaut und der Lehrplan für Hauptschulen entschlackt werden: HS werden niemals Redoxreaktionen und tieferen Atombau lernen und verstehen. Und falls doch, schaffen das Gute eben auch so, ohne das in der Schule zu haben. Ich habe Chemie nach der 10. abgegeben, stand auf fast 5 und mittlerweile hatte ich es als Studienfach und unterrichte es selber. Und das ist halt einer der ungewöhnlichsten Wege, die extrem selten sind. Die meisten werden nie wieder mit Chemie in ihren Denkprozessen zu tun haben (wollen). Das gleiche gilt für Deutsch: Lieber richtig schreiben lernen als irgendwelche hochtrabenden Texte durchziehen, die nicht einmal im Ansatz verstanden, die Aufgaben mehr als mangelhaft bearbeitet werden, was Inhalt und Ausdruck anbelangt und das Schriftbild lässt auch zu wünschen übrig. Das frustriert beide Seiten und bringt 0 Nutzen.
 

Gustavo

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Deshalb bin ich selbst auch nicht für die Einheitsschule bzw. flächendeckende Gesamtschule. Es wäre halt nur eine Option in diesem bereits bestehenden System ohne komplette Umwälzung und Neuausrichtung von Schule in Deutschland.
Es müsste halt sichergestellt sein, dass es für Gutbetuchte keine Vorzugsbehandlung gibt. Diese darf es ja objektiv gesehen eigentlich bei keiner Variante, egal wie Schule aufgestellt ist, geben.
Mit den Einzugsbereichen wird es ohnehin immer so bleiben, dass die allermeisten Kids in Großstädten in ihrem Kiez zur Grund- und dann zur weiterführenden Schule gehen. Dann also lieber Gym, Real- und Hauptschule + Förderschule und Ressourcenoptimierung an letzteren.


Ich finde deine Posts super interessant; danke, dass du dir die Mühe machst das auszuformulieren. Bei dem hier zitierten würde ich dir allerdings widersprechen: Ich glaube ohne Gesamtschulen (als einzige Schulform) wirst du das Ziel einer gleichmäßigeren Ressourcenverteilung, geschweige denn einer Fokussierung auf die leistungsschwachen Schüler, niemals erreichen. Ich weiß nicht, ob es irgendein Panel in Deutschland gibt, das sowohl Wahlbeteiligung als auch Schulform der Kinder abfragt, aber ich würde jede Wette halten, dass die Ergebnisse absolut frappierend wären.

€dit: Und von mir aus könnte man das Label Gesamtschule draufpappen und innerhalb dessen 1 zu 1 das dreigliedrige System weiterlaufen lassen, die Segmentation ist wirklich nicht mein Punkt hier.
 
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Kann man das ohne Abo lesen?

Imo ganz witzige Farce der Berliner Bildungspolitik: SPD hat in den Koalitionsvertrag verhandelt, dass das Probejahr an Gymnasien abgeschafft wird. CDU hat nun Angst, dass das Gymnasium dadurch abgewertet wird und will dafür strengere Kriterien für die Zulassung zum Gymnasium, insbesondere sollen Eltern das nicht mehr dekretieren dürfen. Dagegen laufen nun wiederum der Landeselternausschuss und die SPD Sturm, denn wo kämen wir denn hin, wenn Mama und Papa Mittelmaß für ihr hart malochtes Steuergeld kein Gymnasialabo mehr inklusive hätten.:deliver:
 
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An die mit Kindern hier:
Haut rein was geht. Zu Hause, sofern eure Kids das zulassen, ansonsten extern (Nachhilfe o.ä.). Gebt Geld für Bildung aus, investiert. Seht zu, dass eure Kids es aufs Gym schaffen und wenn nicht, supportet sie mit allem was bildungstechnisch geht. Allem übergeordnet aber: Sicheres, stabiles Elternhaus mit gutem sozialen Umfeld schaffen, damit die Kleinen gestärkt, genug Selbstbewusstsein und Mut haben, sich gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen.
Schultechnisch wird es erstmal nicht besser!

Als Vater eines ab Sommer 23 eingeschulten Kindes sehe ich bereits nach einem halben Jahr den Einfluss des Privilegs in all seiner Perversion. Da hast du die Akademikerkinder, in Berlin oft Kinder von Staatsbeamten (Richter, Ministeriumsmitarbeiter, (Hochschul)Lehrer) oder deren Eltern in großen Firmen tätig sind und auf der anderen Seite "die Anderen"™. Während erstere die teuren Daunenmäntel von hippen Akademikermarken tragen, sind letztere in glänzende Plastikjacken von H&M gehüllt, die Brotbox der ersteren ist divers gefüllt, Gemüse und Obst neben Dinkelbrot, Letztere haben ein Nutella-Toastbrot und Klebriges aus dem Lidl. Erstere sind bereits jetzt im Instrumentenkarussell, in der TheaterAG und werden früh von der, wenn überhaupt, halbtags arbeitenden Mutter abgeholt, letztere schimmeln im Hort bis 17 Uhr, werden halbwegs bespielt.
Es sind 4 Monate im ersten Schuljahr vergangen, Erstere lesen (wenn sie es ohnehin nicht schon vorher konnten) bereits Sätze, letztere können gerade so die Buchstaben zusammenziehen, erstere bewegen sich im Zahlenraum 20 bis 100, letztere im Zahlenraum 10.
Es ist Wahnsinn. Ausnahmen gibt es immer, aber du merkst sofort welche Kinder zuhause spielerisch die ein oder andere Extrameile gehen oder wo eine gewisse Vorerfahrung da war.
Schule kann das nicht ausgleichen, Eltern und Privileg sind brutale Lebensjoker.
 
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Auch mein persönlicher Eindruck, wobei es auch Lichtblicke gibt.

Ich bin positiv überrascht, dass hier z.b. der beste in der Klasse aus ner Familie kommt, die offensichtlich den Medien die Erziehung überlassen und selbst die gerade die Superbrains sind. Aber der Kleine ist einfach schlau. Angst habe ich nur, dass a) seine Eltern ihn trotzdem auf die Hauptschule schicken, weils bequemer ist und man nicht mehr "braucht" b) einfach die Schule irgendwann uncool wird und ihn dann keiner den nötigen Anstoß in die richtige Richtung gibt. Und dann wären wir im Endeffekt wieder bei deinem Punkt - außer er schlägt sich über den 3. Bildungsweg / Selbständigkeit irgendwie später noch durch.
 

GeckoVOD

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Warum ich Inklusion ablehne? Sie funktioniert nicht. Und ich hasse jede Ökozippe mit ihren Batiktüchern, die säuselnd meint: "Also bei uns funktioniert das."
Nein, tut es nicht.
Erstmal: Vielen Dank für die Einblicke auch von mir. Diesen Eindruck kann ich teilen, es ist wirklich krass, wie viele Personen es gibt, die ohne jegliche Erfahrung sowas rausblasen. "DaS sInD PeRsOnEn mIt BeHiNdErUnG", ja ne, ist klar, Brigitte, habe das Update-Schreiben aus dem Denns-Bio-Newsletter für Demeter-Pädagogik auch schon gelesen. Irgendwie verlieren die Leute das Ziel ab einem gewissen Punkt vor lauter Mitleid aus den Augen, glorifizieren die gefühlte Einzigartigkeit einer Einschränkung um sich besser zu fühlen und enden dann mit so kruden Weltansichten, dass eine erzwungene Integration irgendwem hilft. Tatsächlich ist die Konsequenz dann so was, wie du es beschreibst, eine etwas subtilere Ausgrenzung.

Andererseits kenne ich diese Personen nur als angehende Lehrkräfte in den Unis oder wahlweise, noch schlimmer, als Helikoptereltern, die gefühlt dümere Kinder brauchen, damit das eigene Blag nicht ganz so negativ erscheint. Nein, dein Kind hat keinen Autismus, es ist nicht neuro-atypisch, es bewegt sich auf keinem Spektrum, wenn das Spektrum nicht als "irgendwo zwischen Blumenkohl und Kartoffel" bedeutet. Grundgütiger, keiner kann klein-Sören helfen, wenn du 'antiautoritär' erziehst und er seine Hausaufgaben nicht macht, bißchen Förderung sollte da schon aus dem Elternhaus kommen. Wer Zeit für irgendwelche Vorträge an Elternabenden hat, der hat auch Zeit für Hausaufgabenbetreuung.
 

parats'

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Die Abschaffung der Förderschulen und Ausweitung der "Inklusion" in die Regelschulen wird für das System noch ein Brocken.
Dieses Fantasma der Inklusion kann auf so vielen Ebenen mit der Personalstärke und -ausbildung niemals funktionieren.
 

Shihatsu

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Ich kenne persönlich NIEMANDEN der das gut findet - und ich kenn schon eon paar beinharte Müslifresser und Baumkuschler.
Mein Sohnemann war auf einem "Sonderkindergarten", teilinkludiert. Das fand ich gut. Das bedeutete für ihn zwar morgens und Nachmittags ne Stunde fahrt, aber da wurde sich um ihn gekümmert wie ers braucht (Sprachstörung), er war nicht sitgmatisiert (was mit dem "Inklusion im Regelbetrieb" automatisch folgt, schenk denen doch mal jemand GEHIRN FFS) und die Einrichtung spart Geld weil nur einen Wasserkopf für beides.
Meine Jüngste ist jetzt in der ersten Klasse und hat ein geistig behindertes Kind dabei. Die halbe Stelle Inklusionsassistenz hat jetzt gekündigt weil das Kind zu hart ist. Ergebnis: Kind geht wohl weiterhin auf die Schule, Stelle ist ausgeschrieben, da nicht normale Lehrerstelle kann sie wohl auch nicht von irgendwo aufgefüllt werden und die eh schon völlig überlasteten Lehrer dürfen das mit auffangen. Und wir sind hier Kuhkaff, hier kann das noch einigermassen abgefedert werden - will nicht wissen wie sowas in einer Stadt läuft.

Ich kann bei dem Thema echt gar nicht so viel fressen wie ich kotzen will.
 
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Irgendwie verlieren die Leute das Ziel ab einem gewissen Punkt vor lauter Mitleid aus den Augen, glorifizieren die gefühlte Einzigartigkeit einer Einschränkung um sich besser zu fühlen und enden dann mit so kruden Weltansichten, dass eine erzwungene Integration irgendwem hilft.
Ich fühle mich sehr an meinen Zivildienst erinnert: "Diese Menschen sind nicht behindert sondern sind einfach ganz besonders begabt und wir verstehen sie nur nicht."

Und ich so "Yes, okay. Alles was ihr sagt :rolleyes:"
 

Gustavo

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Ich fühle mich sehr an meinen Zivildienst erinnert: "Diese Menschen sind nicht behindert sondern sind einfach ganz besonders begabt und wir verstehen sie nur nicht."

Und ich so "Yes, okay. Alles was ihr sagt :rolleyes:"

Das ist halt echt ein Volkssport unter Linken leider. Gerade alle die, deren Berufsbezeichnung irgendwas mit "sozial" im Namen haben, sollten eigentlich *locker* in der Lage sein, (häufig ja auch völlig arbiträre) Unterschiede anzuerkennen und auszuhalten, ohne dass man damit direkt Menschen am unteren Ende der jeweiligen Attributsskala implizit den Wert als Mensch abspricht. Stattdessen werden die Attribute so weit runter- und umdefiniert, dass sie überhaupt keinen Sinn mehr ergeben und im Zweifelsfall auch an jedem Test mit der Wirklichkeit scheitern. Wundert mich jedes Mal, wenn ich irgendeine "nicht normschöne" Person sehe, die fett sein als inhärenten Ausdruck von bossbitchqueenslay verkaufen muss, anstatt einfach zu fragen warum Leute glauben, an Anrecht auf die Ästhetik anderer zu haben.
 
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Die Natur ist da halt auch recht erbarmungslos, weil doch ein beträchtlicher Teil der sozial erwünschten Qualitäten miteinander korreliert. Das ist aus einer egalistischen Perspektive schwer zu akzeptieren.
Es fällt uns Menschen aufgrund libertärer Bias auch instinktiv sehr schwer zwischen Wollen und Können zu unterscheiden. Das macht das Ganze umso tragischer.
 

Celetuiw

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Das ist halt echt ein Volkssport unter Linken leider. Gerade alle die, deren Berufsbezeichnung irgendwas mit "sozial" im Namen haben, sollten eigentlich *locker* in der Lage sein, (häufig ja auch völlig arbiträre) Unterschiede anzuerkennen und auszuhalten, ohne dass man damit direkt Menschen am unteren Ende der jeweiligen Attributsskala implizit den Wert als Mensch abspricht. Stattdessen werden die Attribute so weit runter- und umdefiniert, dass sie überhaupt keinen Sinn mehr ergeben und im Zweifelsfall auch an jedem Test mit der Wirklichkeit scheitern. Wundert mich jedes Mal, wenn ich irgendeine "nicht normschöne" Person sehe, die fett sein als inhärenten Ausdruck von bossbitchqueenslay verkaufen muss, anstatt einfach zu fragen warum Leute glauben, an Anrecht auf die Ästhetik anderer zu haben.
Nee Veto euer Ehren. Ich bin Linker im besten tiefroten Sinn, möchte aber nicht mit den Mandalaausmalern in ein Topf gesteckt werden die ganzheitlich antiautoritär im Wolkenkuckucksheim leben. Es ist ein Problem *eines Teiles* der Linken die das Konzept antiautoritäre Erziehung unzureichend verstanden hat und den Unterschied zwischen Diskriminierung und "Kinder haben verschiedene Voraussetzungen" nicht kennt.

Mit denen will z.b. Ich nix gemein haben.
Ansonsten dank an @vinniesta für die gute Sachdarstellung von der Front des Bildungswesens.

Bootdiskette said:
Ich fühle mich sehr an meinen Zivildienst erinnert: "Diese Menschen sind nicht behindert sondern sind einfach ganz besonders begabt und wir verstehen sie nur nicht."

Und ich so "Yes, okay. Alles was ihr sagt :rolleyes:"

- Diesen Schwachsinn musste ich mir im Zivi nicht anhören Gottseidank. Ich verstehe es auch nicht. Man kann doch anerkennen, dass ein Mensch behindert und demnach auch benachteiligt- langsamer, -kognitiv schwächer- ist UND ihn wertschätzen?

Das ist doch kein Widerspruch, ich verstehe das Argument bis heute nicht.
 
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parats'

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Hast Du denn Details? Genau wie bei @vinniesta sind solche Einblicke immer höchst interessant.
 
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Oi. Sehe den Thread jetzt erst. Bin Bildungsforscher und arbeite recht eng mit BMBF zusammen.
Ohne den Thread gelesen zu haben, kann ich euch beruhigen: Es ist alles noch schlimmer als ihr denkt.
Eh eh eh eh eh, dann wärst du der erste deiner Zunft, der sowas öffentlich proklamiert und "zugibt". ;)

---

Es passt gerade alles noch mehr als mein Post vor paar Tagen. Zum Glück sind nur noch 7 Arbeitstage inkl. letztem Schultag mit Klasenlehrerunterricht und SV-Veranstaltung. 25% des Personals krank. Viele Kinder absent trotz 2er Elternteile zu Hause, Klassenkonferenzen wg. Fehlverhaltens auf Höchststand. Alle dodgen Leistungsnachweise und unser Kollege "freut" sich jetzt seit 3 Wochen, dass er mittwochs beim aktuellen Nachschreibtermin von der Anzahl her quasi vor einer vollen Klasse sitzt :rofl2:.
Dazu dann gestern die Ankündigung, dass Schleswig-Holstein bzw. CDU und Die Grünen bei den Schulen kürzen wollen. Kannse dir nicht ausdenken.
 
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Das ist halt echt ein Volkssport unter Linken leider. Gerade alle die, deren Berufsbezeichnung irgendwas mit "sozial" im Namen haben, sollten eigentlich *locker* in der Lage sein, (häufig ja auch völlig arbiträre) Unterschiede anzuerkennen und auszuhalten, ohne dass man damit direkt Menschen am unteren Ende der jeweiligen Attributsskala implizit den Wert als Mensch abspricht. Stattdessen werden die Attribute so weit runter- und umdefiniert, dass sie überhaupt keinen Sinn mehr ergeben und im Zweifelsfall auch an jedem Test mit der Wirklichkeit scheitern. Wundert mich jedes Mal, wenn ich irgendeine "nicht normschöne" Person sehe, die fett sein als inhärenten Ausdruck von bossbitchqueenslay verkaufen muss, anstatt einfach zu fragen warum Leute glauben, an Anrecht auf die Ästhetik anderer zu haben.
was glaubst du denn wo mein latenter linkenhass herkommt obwohl ich mich selbst never als konservativ sehen würde?
ich habe nicht nur einmal, sondern zigfach genau diese attitüde erlebt. das sind gleichzeitig auch die lautesten und anstrengendsten "linken" gewesen, die immer auch maßgeblich den ton der jeweiligen gruppen geprägt und die "überlegteren" typen verdrängt haben. gerne natürlich auch mit den üblichen totschlag-argumenten.
daran verzweifelt man halt irgendwann, weil man das gefühl hat, dass sich stets die dümmsten schreihälse durchsetzen.
Die Natur ist da halt auch recht erbarmungslos, weil doch ein beträchtlicher Teil der sozial erwünschten Qualitäten miteinander korreliert. Das ist aus einer egalistischen Perspektive schwer zu akzeptieren.
Es fällt uns Menschen aufgrund libertärer Bias auch instinktiv sehr schwer zwischen Wollen und Können zu unterscheiden. Das macht das Ganze umso tragischer.
es fällt menschen auch schwer zu unterscheiden zwischen einer gezielt abwertenden aussage sowie einer rein faktischen.
bspw. "du kannst das nicht, weil ich dich für eine fette sau halte" vs. "du kannst das nicht, weil du dich mit deiner körpermasse fiesen risiken aussetzen würdest die ich nicht vertreten oder ausbaden möchte" bei semi-sportlichen aktivitäten.
Nee Veto euer Ehren. Ich bin Linker im besten tiefroten Sinn, möchte aber nicht mit den Mandalaausmalern in ein Topf gesteckt werden die ganzheitlich antiautoritär im Wolkenkuckucksheim leben. Es ist ein Problem *eines Teiles* der Linken die das Konzept antiautoritäre Erziehung unzureichend verstanden hat und den Unterschied zwischen Diskriminierung und "Kinder haben verschiedene Voraussetzungen" nicht kennt.
[…]
Bootdiskette said:
[…]
- Diesen Schwachsinn musste ich mir im Zivi nicht anhören Gottseidank. Ich verstehe es auch nicht. Man kann doch anerkennen, dass ein Mensch behindert und demnach auch benachteiligt- langsamer, -kognitiv schwächer- ist UND ihn wertschätzen?
Das ist doch kein Widerspruch, ich verstehe das Argument bis heute nicht.
siehe oben.
quasi mein problem mit "der linken" in a nutshell: man hat ein problem mit der realität und steckt sich solange laut LALALA-singend die finger in die ohren, bis man von selbiger überholt wird. dann holt man die totschlagargumente raus und nennt die die einem nicht passen nazi oder kapitalistenschwein und schreit nach mehr steuern und support, während man sich in seiner staatlich finanzierten wohlfühlnische aalt.

klingt ausgedacht? ne, das war exakt meine zivi-experience. (zugegeben, minus nazivorwurf) der laden war 100% vom sozialstaat finanziert und die übergroße mehrheit war mandala-ausmaler-links und hat jeden tag vielleicht 2-4 stunden real gearbeitet und sich an teurem bio-futter zum nulltarif sattgefressen, während die geistig behinderten kinder und jugendlichen von der minderheit der wirklich stark engagierten leute betreut wurden. achja, und von den zivis. die zivis haben 6 tage à 12h gearbeitet. so aufstehen, dass man die kinder beim aufstehen betreuen kann, dann den tag über betreuen, mittagessen mit den kindern wurde als pause gewertet, dann weiterbetreuen bis die kinder grob um 20 uhr endlich im bett waren. wir sind eine große glückliche familie in der alle gleich sind, aber manche sind halt auch wichtig und müssen daher ganz viel zeit zum überlegen haben.

es hat sich keiner die taschen vollgemacht, nein. sie haben einfach nur alles dafür getan, dass die staatskohle weiter fließt und sie ihr chilliges leben auf kosten der engagierten und der zivis weiterführen können. natürlich alle "links" mit all den klischeehaften ansichten die man als maßlos übertrieben bezeichnen würde, wenn sie in der Welt beschrieben würden.

ich würde lügen wenn ich behauptete, dass mich das nicht geprägt hätte. wurde im studium mit asta etc. aber halt auch nicht besser.

@Smarty du bist also schuld an der misere? :mond:


# zu @saistaed --> geschichtenzeit plox
 

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dass die staatskohle weiter fließt und sie ihr chilliges leben auf kosten der engagierten und der zivis weiterführen können. natürlich alle "links" mit all den klischeehaften ansichten die man als maßlos übertrieben bezeichnen würde, wenn sie in der Welt beschrieben würden
Ja ich kenne solche Leute auch im linken Spektrum. Aber lehrt uns das nicht lediglich, dass der Mensch im Zweifelsfall ein Egoist ist, unabhängig davon welches Fähnchen er vor sich her trägt?
 
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es fällt menschen auch schwer zu unterscheiden zwischen einer gezielt abwertenden aussage sowie einer rein faktischen.
bspw. "du kannst das nicht, weil ich dich für eine fette sau halte" vs. "du kannst das nicht, weil du dich mit deiner körpermasse fiesen risiken aussetzen würdest die ich nicht vertreten oder ausbaden möchte" bei semi-sportlichen aktivitäten.
Naja, gibt es sicher alles. Ich würde es positiver framen: Menschen haben auch ein Gespür für nützliche Fiktion. Es ergibt in vielen Bereichen, grad wenn wir von Bildung reden oder auch Integration, schlicht Sinn, erstmal daran zu glauben, dass jeder Mensch mehr selbst in der Hand hat, als er tatsächlich hat. Selbst wahre Einwände können sich kontraproduktiv auswirken. Deshalb ist Feingefühl durchaus angebracht und die Balance nicht immer leicht zu finden. Der Kontext ist wichtig.
Letztlich ist es in vielen Situationen auch gänzlich überflüssig Menschen miteinander zu vergleichen, obwohl wir es so gern tun. Der Kernauftrag von Bildung und Erziehung ist ja, jedem dabei zu helfen, die beste Version seiner selbst zu werden. Bei manchen hat die halt Bauchspeck, whatever.
 
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Ja ich kenne solche Leute auch im linken Spektrum. Aber lehrt uns das nicht lediglich, dass der Mensch im Zweifelsfall ein Egoist ist, unabhängig davon welches Fähnchen er vor sich her trägt?
Natürlich. Das lehrt auch, dass der Mensch, egal wie dumm er ist, gerne einfach nur lauter schreit wenn er nicht seinen Willen bekommt.

@saistaed klar muss man Menschen nicht alles vor den Latz knallen und sollte versuchen Menschen positiv aufzubauen. Allerdings gibt es immer wieder Punkte an denen man sich ehrlich machen muss. Das vermeiden viele Menschen gerne. Gerade auch … back zum topic … in der Bildung, wo z.B. mit der freien Schulwahl Eltern suggeriert wird, dass sie durch diese bewusste Wahl ihrem Kind notwendigerweise aktiv etwas gutes tun könnten, egal wie dum es ist. Klar ist die Selektion durch die Lehrer auch nicht immer perfekt oder richtig, aber aus einem Truthahn wird halt auch am Gymnasium kein Adler. Solche Dinge sind tatsächlich mE Faktoren mit denen Eltern sich einreden können, dass sie––durch diese Aktion bzw. vergleichbare––ihrer Verantwortung gerecht geworden sind und sich (mehr oder weniger) zurücklehnen können. Und das sind dann genau die falschen Eltern die sich genau das denken. Genau die selben, die im Zweifel auch ein Problem mit Wahrheiten haben.
 

Gustavo

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Nee Veto euer Ehren. Ich bin Linker im besten tiefroten Sinn, möchte aber nicht mit den Mandalaausmalern in ein Topf gesteckt werden die ganzheitlich antiautoritär im Wolkenkuckucksheim leben. Es ist ein Problem *eines Teiles* der Linken die das Konzept antiautoritäre Erziehung unzureichend verstanden hat und den Unterschied zwischen Diskriminierung und "Kinder haben verschiedene Voraussetzungen" nicht kennt.


Klar, würde ich nicht abstreiten. Man merkt halt auch, dass die Linke in der westlichen Welt weniger stark als früher über die Klammer "Einkommen/Erwerbsarbeit" zusammen gehalten wird. In dem Maß, in dem die Quote an "Postmaterialisten" in der Linken steigt, siehst du solches Denken immer öfter. Solltest allerdings auch mal dein Privilege checken (:troll:): Diese Denkweise ist halt auch besonders attraktiv für viele Leute, die selbst in irgendeiner Weise der Norm nicht entsprechen. Wenn man jetzt intellektuelle Defizite hat nicht unbedingt, wobei ich auch durchaus schon in den USA in DEI-Seminaren saß, wo uns allen Ernstes erklärt wurde, sowas wie "Pünktlichkeit" und "Faktenwissen" seien alle irgendwie vage inhärent weiße Eigenschaften, das könne man von Nichtweißen nun wirklich nicht im selben Maße verlangen. Diese Welle bricht langsam, aber gibt einige amerikanische Schulsysteme (sind dort auf der lokalen Ebene organisiert), wo teilweise Mathekurse gestrichen wurden, entweder weil in den weiterführenden Versionen fast nur Weiße und Asiaten sitzen oder weil in der regulären Version Schwarze und Latinos deutlich schlechtere Ergebnisse produzieren. Wenn man allerdings selbst zufällig Teil der Mehrheitsgesellschaft auf jede erdenkliche Art (autochthon, männlich, hetero, hoher Bildungsabschluss, Mittelschicht oder besser etc.) ist, ist die Denkweise halt auch nicht wahnsinnig attraktiv für einen selbst.
 
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wo teilweise Mathekurse gestrichen wurden, entweder weil in den weiterführenden Versionen fast nur Weiße und Asiaten sitzen oder weil in der regulären Version Schwarze und Latinos deutlich schlechtere Ergebnisse produzieren.
Mir geht es nicht in den Kopf wie so viele Menschen nicht raffen, dass das v.a. Artefakte sind, die sich durch das Zusammenfallen mehrerer Faktoren bei diesen benachteiligten Gruppen zeigen, die häufig nahezu die gesamte Gruppe betreffen. Vulgo: Identifikationsproblem plus Pfadabhängigkeit.
Da kann man doch von allein drauf kommen, dass Förderung und gute Rahmenbedingungen die Antwort sind, und nicht "was ich nicht sehen kann gibt es nicht."
 
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[x] Weiß
[x] männlich
[x] Akademiker
[x] potentieller Alleinerbe zweier Boomer.
I feel you, Spiegelseele. (Abgesehen von dem kleinen Schönheitsfehler, dass ich das ansehliche Erbe meines Vaters mit den Bastarden werde teilen müssen, die er im Konkubinat gezeugt hat. :troll: Dafür spendiert meine Frau noch eine Doppelhaushälfte im Berliner Norden. :deliver:)
 
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Ich bekomme vielleicht ein Fahrrad vererbt (ohne Motor natürlich) :mad:

Macht mich zum Diktator, dann gibts ne Erbschaftssteuer von 100% :deliver:
 
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